PSR wird Olympiaradio

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...noch ein NAchtrag: Ich spreche nicht jedem, der nicht aus der DDR kam, das Recht ab, über DDR-Vorgänge zu urteilen. Es gibt da durchaus Ausnahmen. Jan Hofer ist ein gutes Beispiel. Wenn er mdr-Riverboat moderiert, könnte man meinen, er wäre in der DDR aufgewachsen.
Makeitso: ich weiß nicht, in wieweit du dich mit der DDR-Historie auskennst, aber der von mir zitierte Satz ist zwar formal richtig, praktisch gesehen aber schlicht Blödsinn.
 
Aus zeitgeschichtlicher Sicht eine wunderschöne Diskussion.
Eines bitte ich alle Seiten, dabei zu bedenken: Die Sicht auf die DDR, ihre Wirkungsweisen und Mechanismen ist heute eine ganz andere, als für die der DDR-Bürger vor 20 oder 15 Jahren. Wir wissen heute eine ganze Menge mehr, als meine Eltern und Großeltern damals.
Im übrigen hat es viele Versuche gegeben, die Aufarbeitung der DDR mit der Aufarbeitung der Nazizeit zu vergleichen (nicht gleichzusetzen!). Ein wesentlicher Unterschied besteht demnach darin, dass nach 1945 Menschen dann "gesellschaftlich ausgestoßen" wurden, wenn sie ihre Mitmenschen bespitzelt hatten. Ansonsten war man geneigt, dem Nachbarn die Mitgliedschaft bei der SA, SS, NSDAP.... zu verzeihen. Bei der DDR findet diese Differenzierung nicht statt. Sehr spannendes Thema.
 
Die Deutsche Welle ist jetzt auch Olympia-Radio (Quelle: DW):
Die Deutsche Welle hat einen Kooperationsvertrag mit der Leipziger Marketing GmbH unterzeichnet. Darin sichert die DW zu, die Olympia-Bewerbung Leipzigs für das Jahr 2012 weltweit bekannt zu machen. Dazu soll der Sender über seine Radio- und Fernsehprogramme und im Internet den Leipzig-Spot in Deutsch, Englisch und Spanisch ausstrahlen, sowie umfassend und aktuell über den jeweiligen Entwicklungsstand der Bewerbung Leipzigs berichten. Indentant Erik Bettermann sprach von einer natürlichen Partnerschaft zwischen Leipzig und dem deutschen Auslandssender.
 
Wachregiment

@ Makesito & Sachsenradio

Offensichtlich interessante Sache das alles und ich finds gut, das wir sachlich streiten.
Ich denke, das, was radiohexe sagt, ist wohl ein entscheidender Punkt. Wir können nicht aus unserer Sicht von heute darüber urteilen, wie sich Menschen vor 15 oder 20 Jahren unter den damaligen Gegebenheiten verhalten haben. Das ist nicht unbedingt etwas, was mit diesem Ossi-Wessi Gedöhns zu tun hat, sondern mit persönlicher Sozialisation. Ich erlaube mir auch nicht, darüber zu urteilen, warum Menschen in den 70igern in der Bundesrepublik zur RAF gingen und Leute umbrachten. Sicher ist es leicht, aus jetziger Sicht, zu sagen, das waren Verbrecher und Terroristen und es ist zu verurteilen. Andererseits sind Menschen wie Gudrun Enzlin oder gar Ulrike Meinhoff (TV Journalistin!)intelligente Menschen gewesen und haben sich resultierend aus der damaligen Situation entschieden, zu tun, was sie taten. Also nochmal, vorsicht mit dieser Zeigefingernummer. Immer die andere Seite der Medaille betrachten und dann auseinandersetzen.
Bezogen auf die Wachregiment - Disskusion und den "derzeitigen Forschungsstand der `Welt ´":
Die Absurdität beginnt schon im ersten Absatz. 1953 finden wir ne ganz andere Situation als 1989. ´53 gab es noch keinen Wehrdienst, keine NVA und keine "Grenztruppen der DDR". Die Leute, die seinerzeit beim MFS waren und beim Wachregiment dienten, waren tatsächlich Freiwillige und Büttel von Mielke, keine Frage.
´89 herrschte bis mindestens September tiefste DDR. Es war nicht klar, wohin die Reise geht (sonst wären ja nicht tausende abgehauen). Und zur DDR gehörte auch, dass man sich bitteschön an die Spielregeln hielt, wenn man ein Mindestmaß an persönlicher Selbstverwirklichung anstrebte. Dazu gehören auch solch entscheidende Dinge, wie einen Berufswunsch zu erfüllen. Nicht ganz so unerheblich für einen 18 jährigen. Und wenn ich in diesem Alter vor der vierköpfigen Musterungskommision im Wehrkreiskommando stehe (mit freiem Oberkörper übrigens, und vier Minuten vorher hat dir noch ein fieser Militärarzt auf den Schwanz gestarrt), also wenn du da stehst und der Major XY sagt, "tja Herr... sie wollen also Veterinärmedizin studieren und nur 18 Monate für unser Vaterland dienen...tststst. (BRÜLLT): Mensch Kerl, was bildetst Du Dir eigentlich ein, bist in der "Jungen Gemeinde" von der XY Kirche, hast wohl ein Problem mit dem Arbeiter und Bauernstaat, bist wohl Pazifist was, Kannst gerne bei den Bausoldaten dienen und wenn´s dort nicht läuft, dann gehts ganz schnell mal für 3 Monate nach Schwedt (war der Militärknast)".
Dann jedenfalls musstest Du schon sehr sehr sehr mutig und ein sehr gefestigter 18jähriger sein, um da gegenzuhalten und persönliche Träume begraben und nicht Tierarzt werden. (So wurde ich übrigens auch dank der Wende Journalist).
Kurzum, ich kann gut verstehen, wenn viele sich diesem Druck so oder so beugten und ja sagten, wenn es hieß: "Nun Herr ..., sie können gern dies und jenes studieren, aber dafür müssen Sie auch etwas für unser Land tun. Wir denken, dass sie beim Wachregiment beweisen können, dass sie eine sozialistische Persönlichkeit sind und würdig dies oder das zu werden.
Wie gesagt, Makesito, ich glaube nicht, dass das ein im Westen aufgewachsener wirklich, wirklich versteht.
 
Einspruch, Franzose! Wenn ein "Wessi" es so geschildert bekommt, wie du es hier beschreibst, wird auch er das "wirklich, wirklich verstehen".
Ansonsten ist der ganze Ost-West-Kram immer noch schön aktuell. So'n bisschen DDR/BRD-Feeling ist nämlich so ungemein identitätstiftend.
Ich will übrigens auch Olympiaradio werden. Dann darf ich fünf Ringe tragen und nicht nur einen! :D
db
 
Na, ne Deutsche Welle hast Du ja schon in Deinem Logo - Du bist also auf einem guten Weg. Pass nur auf, dass die Olympischen Ringe nicht unter den Augen auftauchen....:D
 
@berlinreporter:
Und die Welle knallt gerade gut!!! :D
Dass die Ringe nicht unter den Augen auftauchen, ist leider eine vergebliche Hoffnung. Die Dame, die für den einen Ring mitverantwortlich ist, hält die Dinger längst für Dauerschminke. :D:D:D
db
 
@ Franzose:
Wir können nicht aus unserer Sicht von heute darüber urteilen, wie sich Menschen vor 15 oder 20 Jahren unter den damaligen Gegebenheiten verhalten haben.
Gewagte These angesichts der Tatsache, daß wir auch immer noch fleißig darüber urteilen, wie sich Menschen in der Zeit von 1993 bis 1945 "unter den damaligen Gegebenheiten verhalten haben".

Andererseits sind Menschen wie Gudrun Enzlin oder gar Ulrike Meinhoff (TV Journalistin!)intelligente Menschen gewesen
Eine weitere gewagte These, weil sie erstens impliziert, TV-Journalisten seien automatisch intelligent, eine Kausalität, die ich nicht bestätigen kann, und zweitens erst recht angesichts der Tatsache, daß Ulrike Meinhoff, wie man heute weiß, aufgrund einer schweren neurologischen Operation vermutlich an einem persönlichkeitsverändernden Gehirnschaden gelitten hat.

Daß schließlich das Leben in einem totalitären System besondere Anforderungen an die persönliche Integrität stellt, ist nichts Neues - das war es, was Helmut Kohl meinte, als er davon sprach, die "Gnade der späten Geburt" habe ihn davor bewahrt, in der NS-Zeit Entscheidungen für oder gegen Mitläufertum oder gar Teilnahme treffen zu müssen. Das macht die Entscheidung derjenigen, die sich fürs Mitmachen entschieden haben, aber noch lange nicht ehrenwert. Und es qualifiziert diejenigen nicht gerade für ein öffentliches Amt.
 
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