Wachregiment
@ Makesito & Sachsenradio
Offensichtlich interessante Sache das alles und ich finds gut, das wir sachlich streiten.
Ich denke, das, was radiohexe sagt, ist wohl ein entscheidender Punkt. Wir können nicht aus unserer Sicht von heute darüber urteilen, wie sich Menschen vor 15 oder 20 Jahren unter den damaligen Gegebenheiten verhalten haben. Das ist nicht unbedingt etwas, was mit diesem Ossi-Wessi Gedöhns zu tun hat, sondern mit persönlicher Sozialisation. Ich erlaube mir auch nicht, darüber zu urteilen, warum Menschen in den 70igern in der Bundesrepublik zur RAF gingen und Leute umbrachten. Sicher ist es leicht, aus jetziger Sicht, zu sagen, das waren Verbrecher und Terroristen und es ist zu verurteilen. Andererseits sind Menschen wie Gudrun Enzlin oder gar Ulrike Meinhoff (TV Journalistin!)intelligente Menschen gewesen und haben sich resultierend aus der damaligen Situation entschieden, zu tun, was sie taten. Also nochmal, vorsicht mit dieser Zeigefingernummer. Immer die andere Seite der Medaille betrachten und dann auseinandersetzen.
Bezogen auf die Wachregiment - Disskusion und den "derzeitigen Forschungsstand der `Welt ´":
Die Absurdität beginnt schon im ersten Absatz. 1953 finden wir ne ganz andere Situation als 1989. ´53 gab es noch keinen Wehrdienst, keine NVA und keine "Grenztruppen der DDR". Die Leute, die seinerzeit beim MFS waren und beim Wachregiment dienten, waren tatsächlich Freiwillige und Büttel von Mielke, keine Frage.
´89 herrschte bis mindestens September tiefste DDR. Es war nicht klar, wohin die Reise geht (sonst wären ja nicht tausende abgehauen). Und zur DDR gehörte auch, dass man sich bitteschön an die Spielregeln hielt, wenn man ein Mindestmaß an persönlicher Selbstverwirklichung anstrebte. Dazu gehören auch solch entscheidende Dinge, wie einen Berufswunsch zu erfüllen. Nicht ganz so unerheblich für einen 18 jährigen. Und wenn ich in diesem Alter vor der vierköpfigen Musterungskommision im Wehrkreiskommando stehe (mit freiem Oberkörper übrigens, und vier Minuten vorher hat dir noch ein fieser Militärarzt auf den Schwanz gestarrt), also wenn du da stehst und der Major XY sagt, "tja Herr... sie wollen also Veterinärmedizin studieren und nur 18 Monate für unser Vaterland dienen...tststst. (BRÜLLT): Mensch Kerl, was bildetst Du Dir eigentlich ein, bist in der "Jungen Gemeinde" von der XY Kirche, hast wohl ein Problem mit dem Arbeiter und Bauernstaat, bist wohl Pazifist was, Kannst gerne bei den Bausoldaten dienen und wenn´s dort nicht läuft, dann gehts ganz schnell mal für 3 Monate nach Schwedt (war der Militärknast)".
Dann jedenfalls musstest Du schon sehr sehr sehr mutig und ein sehr gefestigter 18jähriger sein, um da gegenzuhalten und persönliche Träume begraben und nicht Tierarzt werden. (So wurde ich übrigens auch dank der Wende Journalist).
Kurzum, ich kann gut verstehen, wenn viele sich diesem Druck so oder so beugten und ja sagten, wenn es hieß: "Nun Herr ..., sie können gern dies und jenes studieren, aber dafür müssen Sie auch etwas für unser Land tun. Wir denken, dass sie beim Wachregiment beweisen können, dass sie eine sozialistische Persönlichkeit sind und würdig dies oder das zu werden.
Wie gesagt, Makesito, ich glaube nicht, dass das ein im Westen aufgewachsener wirklich, wirklich versteht.