Psychoexperimente im Radio

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Wenn es um quotenträchtige Hörer-Aktionen geht, wandeln Radiosender des Öfteren auf schmalen Pfaden. Nun sollen vier Hörer der Jugendwelle Energy Sachsen in einen dunklen Keller gesperrt werden. Leben bei absoluter Finsternis – so wollen es die Radiomacher. Experten warnen vor möglichen Langzeitschäden bei den Versuchskaninchen, die Sächsische Landesmedienanstalt schaut kritisch auf das Projekt. „Lebendig begraben“, lautet der offizielle Titel der Radio-Aktion.

In einem Raum unter der Erde muss jeder der Kandidaten für sich allein in der absoluten Dunkelheit ausharren. „Es geht darum, die Situation auszusitzen“, erklärt Sprecher Alex Meister das Projekt. Zudem sei es der Fantasie der Teilnehmer überlassen, wie sie die restlichen Kandidaten aus dem Rennen werfen. „Wir hatten zum Beispiel eine Bewerberin, die andauernd singen wollte“, berichtet Meister.

Leben im Dunkel zwischen Spinnen und Käfern

Als „vor allem kalt und ungemütlich“, beschreibt der Sprecher die Atmosphäre der kellerähnlichen Räumlichkeit. Auch kann er nicht ausschließen, dass Spinnen und Käfer in dem Loch leben. Doch wolle der nicht „gegen gute Sitten verstoßen“. Eine Toilette und eine Waschgelegenheit stehen den Kandidaten zur Verfügung. Dazu kommen jederzeit Essen und Trinken.

Zum Leben unter der Erde stellt der Sender den Teilnehmern verschiedene Tagesaufgaben. Welche das sein werden, verrät der Pressesprecher noch nicht. „Ich glaube sowieso, dass die Kandidaten viel mehr mit sich selbst zu tun haben werden“, vermutet er. Denn spätestens nach zwei Tagen würde das Gefühl für Raum und Zeit gänzlich verloren gehen.

„Unverantwortlich“, nennt Igor Meridonov das Projekt. Der Leipziger Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie befürchtet schwere Depressionen, wenn der Tag-Nacht-Rhythmus der Kandidaten aus dem Gleichgewicht gebracht werde. „Die nach einer solchen Krankheit notwendige Therapie kann bis zu einem halben Jahr dauern“, so Meridonov. Unternehmenssprecher Alex Meister hält diese Befürchtung für übertrieben. „Den Mitspielern stehen 24 Stunden am Tag Ärzte und Psychologen zur Seite“, erklärt er. Mindestens einmal am Tag würden alle Kandidaten auf ihre Gesundheit untersucht. Ungewöhnlich: Auch dies soll in düsteren Verhältnissen stattfinden. „Wir werden den Teilnehmern dunkle Brillen aufsetzen oder die Augen verbinden.“

Die Keller-Aktion als großer Selbsttest

Wer aus diesem grabesähnlichen Zustand erlöst werden will, kann laut Meister jederzeit aufhören. Der Hauptpreis – eine lange Reise – wäre dann allerdings verloren.

Über Kandidatenmangel kann „Energy“ nicht klagen: In den letzten Wochen sind laut Senderangaben über 250 Bewerbungen eingegangen. Zwei Castings haben diese Zahl dann auf vier verkleinert. Ein Erwählter ist der Chemnitzer Steve Funke. Für ihn ist die Aktion vor allem ein großer Selbsttest: „Ich will sehen, wie weit ich gehen kann“, erklärt der 20-jährige Sportstudent.

Das habe ich gerade im Chip-Forum gefunden, Quelle unbekannt...

Wo sind die Grenzen solcher dummen Aktionen??

Gruss KH
 
@kritischerhörer, ich gebe dir recht, die grenze der geschmacklosigkeiten scheint immer noch nicht erreicht zu sein...dieses projekt von nrj sachsen ist absolut geschmacklos und erniedrigend - ABER, die hörer die sich dieses 'experiment' mit machen, die Hörer (sowohl auf der einen, wie auch der anderen seite) sind selber schuld...hierbei kommt wieder der weltberühmte 'big brother effekt', KEINER MUSS!!!

für geld tun die menschen nun mal alles, das ist keine erfindung von radiosendern...ebneso machen die radiosender auch alles - und zwar für die QUOTE...davon leben sie...gefühle sind dabei nebensache
 
Wo sind die Grenzen?
Bin kein Jurist, aber solange sich der Sender weder Freiheitsberaubung noch Körperverletzung schuldig macht, ist sicher eine ganze Menge möglich. Erschreckend für mich ist, daß sich zu solchen Aktionen immer wieder viele Leute FREIWILLIG melden.

Man kann das ganze auch ohne Gruseleffekte und durchaus liebenswert inszenieren. Und viel interessanter und lehrreicher obendrein.

Schaut mal:
http://www.fritz.de/waldlaender/index.html

Das war im Herbst 2000, also schon eine ganze Weile her. Und auch damals gab es verhaltene Kritik, nachzulesen unter
http://www.heise.de/newsticker/data/fr-30.09.00-001/
ganz unten im Forum.


[Dieser Beitrag wurde von Radiowaves am 25.04.2002 editiert.]
 
Also wenn Ihr die Aktion als geschmacklos bezeichnet, dann bezeichnet Ihr vielmehr die Kandidaten als geschmacklos. Wer`s machen will, bitte. Wir leben in einem Staat, in dem so etwas möglich ist. Und wenn es noch der Quote zugute kommt - why not?

Seid doch mal bitte nicht so verbohrt, Jungs...! Schließlich profitiert Ihr als Radioangestellte von solchen Aktionen.
 
@radioactiv:

Ja leider scheint es zu stimmen, das mittlerweile Menschenexperimente nicht nur wissenschaftlichen, sondern immer mehr kommerziellen Zwecken dienen. Wer haftet den eigentlich für eventuell spätere Folgeschäden? Ich selber bin kein Psychologe der so etwas beurteilen kann, aber ich finde es unverständlich, dass Talibankämpfer mit zugebundenen Augen in Haft sitzen und ein Aufschrei (zurecht) durch die Gesellschaft geht und auf der anderen Seite scheinbar (!!) freiwillig (da mit Geldprämien unter Druck gesetzt) Menschen in Extremsituationen versetzt werden, ohne das Folgeschäden ausgeschlossen werden können...

Gruß
KH
 
Talibankämpfer? Soviel zum Thema Vergleiche! In Sachen Energy Sachsen gehen die Kandidaten freiwillig ins Dunkle. Sie entscheiden selbst. Willst Du Ihnen allen Ernstes die Entscheidungsfreiheit nehmen?

Und was glaubst Du, welche Folgeschäden extremes Achterbahnfahren auf dem Jahrmarkt, Bühnenhypnose und McDonalds-Essen hat?

Also bitte: lasst die Kandidaten machen, lasst Energy machen - und freut Euch, dass den Radiomachern in Sachsen endlich mal wieder was interessantes eingefallen ist.

Und zu r@adioworld: die Landesmedienanstalt kann da gar nix tun. Wieso auch?
 
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