Radio in Berlin seit 1945

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Benutzer 49670

"Achtung, Achtung. Hier spricht Berlin auf Wellenlänge 356 Meter", verkündete eine Stimme am 13. Mai 1945 um 20 Uhr, bevor die Hymnen der Siegermächte Sowjetunion, USA, Großbritannien und Frankreich erklangen.

Wer war denn offiziel für den französischen Sektor (und dem amerikanischen) in West-Berlin bis zur Gründung des SFB zuständig. Auch der NWDR?
Hat jetzt mit dem Thema "Antiradio" DAB+ aus Leipzig & Co. nicht soviel zu tun. Eigener Thread in der Nostalgie-Rubrik?

Ich greife das mal auf und erstelle hier einen Thread dazu. Das Thema ist in der Tat spannend, weil die Alliierten zunächst in Berlin gemeinsame Sache machen wollten.

Amerikanische Klänge aus dem sowjetischen Sender - noch dominierte die antifaschistische Waffenbruderschaft das Verhältnis zwischen den bald verfeindeten Supermächten.
Quelle: Spiegel.de

Aus dem Haus des Rundfunks in Berlin, dort, wo Tage zuvor noch das nationalsozialistische Radio Joseph Goebbels Propaganda verbreitet hat, gründet die sowjetische Militärregierung den "Berliner Rundfunk". Die Amerikaner gehen ein Jahr später mit dem RIAS auf Sendung, dem "Rundfunk im Amerikanischen Sektor": "Hier ist RIAS Berlin. 1954 wird in West-Berlin ein zweiter Sender gegründet - der "Sender Freies Berlin" (SFB).
Quelle: rbb24.de

Weiter schreibt der Spiegel:

US-Truppen rückten im Juli mit Briten und Franzosen in Berlin ein und übernahmen die Stadtteile, die ihnen bei der Konferenz von Jalta zugesprochen worden waren. Die Sowjets besetzten den im britischen Sektor gelegenen früheren staatlichen Radiosender. Vorgesehen war das nicht, aber die Westalliierten schluckten die Kröte zunächst. Die Amerikaner gründeten in ihrem Sektor den Rias, die Briten etablierten in West-Berlin eine Filiale des Kölner/Hamburger NWDR.

Wie die Franzosen, die ja den Südwestfunk zu verantworten hatten, sich in Berlin positionierten, ist nicht überliefert, oder vielleicht doch?
 
Auszug aus dem Wikipediaartikel:

In den 1980er Jahren wurde im Quartier Napoléon ein TV-Sender zur Versorgung der französischen Militärangehörigen installiert. (...) Das Programm wurde, anders als die übrigen in der Stadt empfangbaren alliierten TV-Sender AFN, SSVC sowie der sowjetische TV-Sender, ins West-Berliner Kabelnetz eingespeist. Die technische Ausstrahlung erfolgte in SECAM, jedoch nicht in der französischen Variante (SECAM-L), sondern in der DDR-Norm SECAM-G, so dass der Empfang mit west- und ostdeutschen Geräten problemlos möglich war.

Wie ist das zu verstehen? Wenn es nicht terrestrisch ausgestrahlt wurde, müsste entweder jemand Kabel unter der Mauer durchgeschoben haben oder die Franzosen haben SECAM-G Geräte gehabt, mit denen man aber meines Wissens West-TV nicht sehen konnte.
 
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Das Programm der französischen Streitkräfte (FFB) wurde auf E31 terrestrisch ausgestrahlt und hatte die höchste Sendeleistung (über 30 KW!) aller allierten TV und Radioprogramme, welche in Berlin ausgestrahlt wurden, damit wurde das Signal 1:1 ins Berliner Kabelnetz übernommen. Der terrestrische Antennen-Empfang war bestimmt in allen Stadtteilen gewährleistet. Ich konnte diesen von 1984 mit einer drehbaren Ankaro-Zimmerantenne und integrierten Verstärker bis 1992 (als bei uns der Kabelanschluss in der alten Wohnung in Betrieb genommen wurde) im Alt-Bezirk Wedding empfangen. Mein Cousin, welcher damals in der Neuköllner Sonnenallee wohnte, konnte die Franzosen mit der Dachantenne auch sehr gut empfangen.
 
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ie ist das zu verstehen? Wenn es nicht terrestrisch ausgestrahlt wurde, müsste entweder jemand Kabel unter der Mauer durchgeschoben haben oder die Franzosen haben SECAM-G Geräte gehabt, mit denen man aber meines Wissens West-TV nicht sehen konnte.
Nein, da westdeutsche TV-Geräte in der Regel auch mit einem Decoder für die Secam B/G-Norm des Ostblocks ausgestattet waren, konnten diese das Signal problemlos verarbeiten. Und da wo das Signal auch über die Mauer schwappte, konnten es DDR-Fernseher ebenso.

Ein seht aufschlußreicher und vor allem detailierter Abriß über die Berliner Rundfunkgeschichte von 1945 bis '61 bezüglich Rias, NWDR und Berliner Rundfunk findet sich hier.
 
Sehr guter Artikel.

Die Franzosen hielten sich an ihre allgemeine deutschlandpolitische Linie, gesamtdeutsche Institutionen nach Möglichkeit zu verhindern. (...) Obwohl es während der Potsdamer Konferenz und unmittelbar danach nicht an Lippenbekenntnissen zur alliierten Verantwortung für Deutschland als Ganzes fehlte, ging jede Siegermacht in ihrer Zone doch unmittelbar nach der Eroberung daran, das Leben der Deutschen nach ihren eigenen Vorstellungen zu organisieren.

Das macht vieles verständlicher.
 
Ich ergänze klugscheißerisch, dass der RIAS anfangs DIAS hieß - Drahtfunk im amerikanischen Sektor. Man sendete zuerst im Telefonnetz und mit den berühmten Lautsprecher-Wagen.
 
da westdeutsche TV-Geräte in der Regel auch mit einem Decoder für die Secam B/G-Norm des Ostblocks ausgestattet waren
Dies ist nicht zutreffend. Secam-Geräte waren im Westen die große Ausnahme. Umgekehrt jedoch waren Fernseher ostdeutscher Herkunft („Bruns“) stets mit Pal-Decodern versehen, um die Möglichkeit des Exportes in die Bundesrepublik zu schaffen.
 
Na doch, in den 80ern dann schon soweit ich mich erinnern kann. Es gab ja auch im Westen nicht wenige, die das Ost-Fernsehen zumindest empfangen konnten. Bis Hamburg soll das damals zum Beispiel relativ problemlos möglich gewesen sein. Andersrum standen auch nicht wenige im Osten produzierte TV-Geräte in westdeutschen Wohnzimmern. Quelle, Neckermann und Co. waren voll mit Geräten aus Staßfurt. Da will sich nur keiner mehr so recht dran erinnern. Und die konnten von Haus aus auch das Ost-Secam umsetzen. Es wurde sogar vielfach explizit geworben mit dem "DDR-Secam-Empfangsteil".
 
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Das ist total interessant, was man da so alles findet.



Schade, von dem Radio konnte ich nix finden.
 
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@Radiokult: Ja, da hast Du recht, in den mittleren bis späten 80ern, als die Fernseher mehr und mehr prozessorgesteuert waren, da war Secam-Empfang dann praktisch Nebenprodukt. (Ich erinnere mich an unseren schönen Grundig-„Monolith“.) Davor aber, in den 60ern und 70ern, mit diskret aufgebauten Schaltungen, war das eine absolute Seltenheit, weil praktisch ein zweiter, völlig anders arbeitender Demodulationsteil in den Geräten hätte vorhanden sein müssen.
 
Ich habe mir meinen damaligen Fernseher 1984 für DDR-Farbe und BFBS-Ton nachrüsten lassen. Der Empfang in der Region Hannover war mit einer Zimmerantenne problemlos möglich. Allerdings mußte jedes Programm anders justiert werden.
 
Unser allererster Farbfernseher war ein Telefunken PAL Color mit einer 56 cm Bildröhre (gekauft im Dez. 1979) für 1698 DM (die Rechnung müsste ich irgendwo noch haben) und dieser hatte einen integrierten SECAM Decoder für das DDR Fernsehen. Als wir das letzte Mal im Jahr 1997 in unserem ital. Haus gewesen sind (den Fernseher hat mein Vater 1983 nach Italien mit dem Auto gebracht, da wir damals dort lebten), funktionierte dieser noch immer (fast) einwandfrei.

Nur der eigenartige "Grünstich" und eine Art "Aus- und Einschalten" beim fernsehen machten öfters mal Probleme...ansonsten war der Fernseher wirklich gut, dieser konnte im UHF Bereich einige Kanäle höher von E69 empfangen, zwar musste ich die Drehrädchen bei den 8 Programmen im VHF und UHF Bereich immer wieder drehen, wenn ich eines der vielen Programme gesucht und anschauen wollte. Das war echt die Qual der Wahl damals dort...trotzdem war das eine echt spannende Zeit. Dagegen war das Fernsehen hier in Berlin mehr als beschaulich bis 1982-83 mit den paar Programmen und der Antenne auf dem Balkon, welche wir in Kreuzberg damals empfangen konnten.
 
Aha?! Interessant, die Koexistenz von BFBS und BBC, auch und gerade zu jener Zeit. Wußte ich bisher auch nicht.
 
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Bis zu deren Abzug 1994 konnten alle allierten Programme über UKW in Berlin gehört werden:

87,9 AFN Berlin (Z-FM)
90,2 BBC (inkl. BBC auf Deutsch)
93,6 FFB (abends ab 18 Uhr eine Stunde Übernahme von RFI in deutscher Sprache)
98,8 BFBS

Ausserden speiste die Telekom in deren Kabelnetz alle von mir genannten Programme sowie das Programm von VoA Europe ein.

Eine Vielfalt, welche meiner Meinung nach unerreicht geblieben ist in Berlin.
 
Ja, nur Radio Wolga auf LW, was dann nach der Wende von Radioropa übernommen wurde. Im Nahbereich von Russenkasernen gab es ausserdem TV-Kleinstsender, welche wohl per Sat zugeführt wurden.
 
Der Slogan von AFN in den 70er / 80er hieß 88 FM the best of Berlin
Konnte ich damals im Raum Hamburg hin und wieder mal empfangen
 
Ja, nur Radio Wolga auf LW, was dann nach der Wende von Radioropa übernommen wurde. Im Nahbereich von Russenkasernen gab es ausserdem TV-Kleinstsender, welche wohl per Sat zugeführt wurden.
Es gab mal einen Sender hier im Rheinland, der nannte sich Radioropa Info aus Daun in der Eifel mit Nachrichten alle 15 Minuten, Weltnachrichten und Deutschlandnachrichten im Wechsel. Daun war (ist?) der Sitz von Technisat, und so war auch die einzige Werbung.

Zufällige oder absichtliche Namensgleichheit?
 
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Es gab mal einen Sender hier im Rheinland, der nannte sich Radioropa Info aus Daun in der Eifel mit Nachrichten alle 15 Minuten, Weltnachrichten und Deutschlandnachrichten im Wechsel. Daun war (ist?) der Sitz von Technisat, und so war auch die einzige Werbung.

Zufällige oder absichtliche Namensgleichheit?

Kein Zufall und vollkommen beabsichtigt: Radioropa Info und Radioropa 261 auf der Langwelle waren ein- und dasselbe Programm und dementsprechend gehörten diese zur Technisat Gruppe mit Sitz in Daun/Vulkaneifel.
 
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