Ich bin froh, daß es in Hamburg als Bereicherung zum öffentlich-rechtlichen Angebot und dem der privaten Sender ganz unkompliziert auf UKW "TIDE" zu hören ist (und schon früher den "Offenen Kanal"). Der Sender hat ein breit aufgestelltes Angebot unterschiedlicher Sendungen. Obwohl mich die meisten inhaltlich nicht interessieren, bleiben noch reichlich (!) Sendungen übrig, die mindestens gut hörbar sind und oft einfach sogar richtig gut:
https://www.tidenet.de/radio
Viele Sendungen sind seit sehr langer Zeit im Sortiment, so daß eine Stabilität und Vertrautheit zu bestimmten Zeiten vorhanden ist. Es gibt sogar mindestens eine Sendung aus Zeiten des Offenen Kanals: Pink Channel.
Alles findet sein kleines Publikum: Zwar haben mindestens zwei davon erstaunlicherweise seit Jahren den Charme eines Amateur-DJ-Radios, mindestens eine dient tatsächlich eher der Ausbildung und / oder Erfahrung der Schaffenden, manche haben aber auch mittlerweile "Nachtclub"- oder "Byte-FM"-Niveau und man kann viel über die (natürlich auch in Hamburg derzeit coronabedingt arg darbende) Kultur-Szene erfahren. (Eine immer frisch klingende NDR-Radio-Nachrichten-Sprecherin verbinde ich immer noch mit einer jahrelang gesendeten und leider seit Jahren nicht mehr vorhandenen, phantastischen Sendung namens "Neue Helden").
Live-Interviews, Live-Musik im Studio, Cross-Medialität, die sich anderswo Visual Radio nennt, also die simultane Live-Übertragung von "urbanissimo" in Radio, TV- und deren Stream auf der eigenen Seite
(
https://www.tidenet.de/tv ) ist nicht ungewöhnlich. Alles ohne großes "Tam-Tam", einfach hörerfreundlich umgesetzt.
Supereinfach sind in der Programmübersicht der vergangenen Tage direkt Sendungen komplett nachzuhören - ein netter Service, den ich bei professionellen Sendern in dem Umfang nicht kenne.
Ich weiß natürlich nicht, wie der Bürgerfunk in Hannover war, aber meiner Meinung nach verschenken wirklich-Radio-Interessierte Radio-Erlebnisse, wenn Radio von Nicht-Profis aufgrund von verkrusteten Bildern im Kopf grundsätzlich ignoriert werden. Auch Nicht-Profis können Radio manchmal semiprofessionell gestalten und aufgrund der besonderen Rahmenbedingungen (zumindest in Hamburg) freier und hörenswerter als einige der öRAs und Privaten.
TIDE braucht sich seinen Marktanteil sicher nicht durch Gewinnspiele sichern oder vielleicht "lederne Preise" verleihen (was sieht eigentlich so ein oben erwähntes Lederohr in Bronze aus?), sondern macht Pressearbeit in Tageszeitungen und ist (oder derzeit muß man leider sagen war) bei lokalen Events präsent und mancher, der zuhört, hat sicher seine Empfehlung schon einmal im Bekanntenkreis gegeben.
Ich höre dort gelegentlich Sendungen zu, zu deren "offizieller Zielgruppe" ich nicht gehöre (wie "Pink Channel"), weil die Sicht auf Gesellschaft, Politik und Kultur aus "homosexueller Sicht" einfach interessant ist.
Wenn die Sendung gerade bedarfsgerecht rechiert, gut vorbereitet und zusammen gestellt wird, mit Herzblut und ohne Stottern o.ä. angenehm moderiert wird - dann habe ich ein offenes Ohr...
Originelles, Überraschendes und Authenzität - damit kann man mich immer wieder mal einfangen...
Wenn mir jemand ein Ohr abkaut ohne etwas zu sagen zu haben oder mich mit einer 3-Hits-Rotation quält, dann bin ich recht bald weg...