Eine logische Konsequenz wäre dann, dass die REWE Group ein Programm wie "Penny live" auf einem Bundesmux platziert – das würde den Wettbewerb im Lebensmitteldiscounter-Bereich sicherlich intensivieren.
Die technischen Möglichkeiten von DAB+ für mehr Programmvielfalt werden leider häufig nicht für segmentierte Nischenprogramme genutzt, sondern mit automatisierten Platzhalter-Programmen gefüllt. Diese unterscheiden sich oft nur in Namen und Jingles, bieten aber keine echten Alleinstellungsmerkmale.
Diese Entwicklung kennen wir bereits vom Internet: Hörfunkveranstalter bieten neben ihrem Hauptprogramm automatisierte Genre-Streams an, um möglichst viele Senderlisten zu besetzen. Letztendlich handelt es sich um einen Wettbewerb um digitale Präsenz, bei dem es primär um Werbeflächen und weniger um inhaltlichen Mehrwert geht.
Diese Tendenz ist nicht neu – nach der Wiedervereinigung passierte Ähnliches mit UKW-Sendern im Osten, und auch Antenne Bayern etablierte noch in den 2020ern "NRW1" auf einer UKW-Frequenzkette in NRW.
Regiocast und RTL nutzen diese Strategie ebenfalls: Viele Webchannels sind inhaltsgleich, suggerieren aber durch regionale Namen und Werbung lokale Vielfalt. Das Aus für Sender wie egoFM verstärkt diese Entwicklung zur Scheinvielfalt.
Paradoxerweise wird der ARD vorgeworfen, zu viele Radioprogramme zu haben, obwohl sich diese inhaltlich deutlicher voneinander unterscheiden als viele private Angebote. Selbst nicht-kommerzielle Radios senden durch Austausch- und Gemeinschaftsprogramme oft dieselben Inhalte.
Das aktuelle Mediensystem mit seinen verschiedenen Problemen – von Führungsdefiziten bei öffentlich-rechtlichen Sendern über inhaltlich ausgedünnte private Angebote bis hin zu einseitig ausgerichteten nicht-kommerziellen Medien – scheint grundsätzlich reformbedürftig. Auch die Neutralität der Medienanstalten ist fraglich.
Letztendlich steht oft die wirtschaftliche Tragfähigkeit vor dem inhaltlichen Mehrwert.