Radio- oder Print-Volo?

Markus K

Benutzer
Hallo ihr Lieben,

ich hätte eine journalistische, sagen wir mal, "Karrierefrage". Ich bin seit Beginn meines Studiums redaktionell aktiv, habe in allen Medienformen mehrere Praktika und freie Mitarbeiten absolviert und komme auch bei Bewerbungsgesprächen für neue Jobs gut an. Meine ehemalige Chefredakteurin von den Öffentlich-Rechtlichen meinte zum Beispiel auch, dass ich mich ja später wieder melden könnte. Also ich bekomme oft das Feedback, wie vielseitig einsetzbar ich sei. Ich sehe mich selbst jetzt eigentlich nicht auf eine bestimmte Medienform fokussiert, sondern könnte mich in den berühmtberüchtigten "5 Jahren" überall eigentlich sehen, was meine Interessen angeht. Es gibt für jede Medienform gewisse Redaktionen, bei denen ich gerne arbeiten würde, aber grundsätzlich habe ich kein festes Karriereziel.

Jetzt sieht es so aus, dass mir zwei Volontariate angeboten wurden. Ein Print und ein Radio-Volo:

Die eine Redaktion ist ein kleineres Lokalradio in einer eher "kleineren Großstadt", das aber trotzdem bekannt ist. Die Stadt genießt jetzt keinen besonders guten Ruf, was ich allerdings interessant finde, weil ich einfach glaube, dass ich hier sehr am Zahn der Zeit bin. Die Redaktion ist konstant unterbesetzt, sodass ich im Vergleich wohl schon recht früh ins kalte Wasser geschmissen werde. Die Redaktion ist auch sehr nah an meiner Wohnung dran, an die ich leider vertraglich gebunden bin.

Das andere ist ein Programmvolontariat bei einer der größten Tageszeitungen Deutschlands. Es ist halt das typische zweijährige Programm-Volontariat im Bereich Print/Online mit verschiedenen Bereichen. Hierfür müsste ich länger (mit Zug/Bahn da ich keinen Führerschein habe) pendeln.

Ich merke für mich selbst, dass mir die Entscheidung, welches Volontariat ich nehmen soll, mir echt sehr schwerfällt. Gerade da ich mir zukünftig weiterhin beide Richtungen vorstellen könnte.

Ich kriege mit, dass viele hier auch journalistische Ambitionen und Berufserfahrungen haben. Ich wollte deswegen mal fragen, welches Volontariat ihr mir eher empfehlen würdet, in Bezug auf meine Situation.

Mich wurde vielleicht auch vor allem interessieren, mit welchem Volontariat man am einfachsten den „Schritt“ zu anderen Medienformen für größere Berufsverhältnisse schafft - ohne dass ich jetzt groß ein zweites Volontariat dann machen muss.

Ich freue mich auf eure Antworten!

Liebe Grüße

Markus
 
Ich würde an Deiner Stelle das Volontariat bei der Tageszeitung machen. Bei Zeitungen erlernst Du das journalistische Handwerk immer noch am gründlichsten. Die Volontariate sind überall sehr angesehen, weil es Journalismus pur ist. Wenn Du das erfolgreich durchgezogen hast, kannst Du bei Eignung problemlos in andere Mediengattungen wechseln.

Mit einem Radio-Volontariat legst Du Dich stärker fest. Das geht dann mehr Richtung Moderation und Nachrichten-Präsentation. Vielleicht sind auch Beitragsstücke als Reporter möglich, je nach Format.

Hierfür müsste ich länger (mit Zug/Bahn da ich keinen Führerschein habe) pendeln.
Das ist ganz schlecht. Wie willst Du für Recherchen vor Ort zu Deinen Terminen kommen? Mit dem Taxi? Mit dem Bus? Normalerweise stellt der Arbeitgeber dafür ein Auto zur Verfügung oder Du kannst Kilometer abrechnen, wenn Du selbst motorisiert bist. Aber keinen Führerschein zu haben ... :rolleyes:
 
Zeitung!

Wenn das Blatt einen guten Namen hat, wertet dieser die journalistische Qualität des Volontariats weiter auf. Zumal dann dort sicherlich auch tri-medial produziert wird und das auf einem Niveau, das Dir ein Lokalradio gewiss nicht bieten kann.

Ob einsteigen.

Und in unserer ökologisch-woken Zeiten kann sicherlich kein Arbeitgeber mehr einen Führerschein für sowas schreckliches wie ein Auto verlangen. ;)
 
Zeitung. Ist auf jeden Fall vielfältiger und zumindest bei uns ist es so, dass auch für Tageszeitungen die Podcast-Schiene und Online-Video-Journalismus eine immer größere Rolle spielt.
 
Chronisch unterbesetztes Lokalradio oder landesweit bekannte Zeitung: Ist diese Frage ernst gemeint? Ist es wenigstens ein NRW-Lokalradio?

Nun, wenn du schon in allen Medienformen mehrere! Praktika absolviert hast, dann hast du offenbar kein Problem damit kostenlos Arbeit zu machen, für die andere gerne bezahlt würden und dich auch in Zukunft für wenig Geld ausbeuten zu lassen.
Von daher würde das Lokalradio wohl bestens passen!
 
Radio ist tot, aber Print ist toter? Anders gefragt: Kann man bei den zusammengesparten Redaktionen der Zeitungen überhaupt noch ein Volontariat machen, dass diesen Namen verdient?
 
Zeitung! Bei einem überregionalen Printprodukt lernt man wirklich mehr als bei einem Lokaldudler. Und das beste: Zu Letzterem kann man mit Zeitungsvolo immer noch wechseln! Hinzu kommt: Die Printredaktionen sind i. d. R. nicht "zusammengespart" sondern zusammengelegt! Kein FS - das kenne ich - aber ein Zimmerchen vor Ort wirkt Wunder!
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich kanns trotzdem beweisen. Crossmedial ist das Schlagwort der Zukunft! Interessant dazu:

 
Zuletzt bearbeitet:
Ob man jetzt von einem Tag Austausch darauf schließen kann, dass man zukünftig mit Zeitungsvolo auch Radio machen kann? Ich bezweifle es. Unbestritten hat man bei der Zeitung die bessere journalistische Ausbildung. Beim Radio gehts mittlerweile einfach in erster Linie um Unterhaltung und Strategie.
Ich sage trotzdem, den größeren Erfolg wird man im kleineren Laden haben. Man ist was die Praxis angeht einfach viel schneller viel weiter als in den großen Läden.
 
Lokalradio-Volo ist eigentlich nur ein besseres Praktikum und davon hatte der Themeneröffner nach eigener Aussage schon genug.
Wer als Volontär noch nicht halbwegs moderieren kann, wird kein Moderator mehr. Und dann bleibt beim Lokalradio eigentlich nur noch DPA-Meldungen umschreiben, Musikplanung und Promos und Teaser zusammenschneiden.
Macht in ein paar Jahren wahrscheinlich alles die KI.
 
Danke für eure vielen Rückmeldungen! :) Ich bin ein sehr verkopfter Mensch, weswegen ich mich mit dieser Entscheidung echt schwertue.

Chronisch unterbesetztes Lokalradio oder landesweit bekannte Zeitung: Ist diese Frage ernst gemeint? Ist es wenigstens ein NRW-Lokalradio?
Okay, ein Fehler meinerseits: Es ist eine der größten REGIONALEN Tageszeitungen Deutschlands. Wenn jetzt "DER SPIEGEL" oder die "Süddeutsche Zeitung" angeklopft hätten, wäre die Wahl natürlich nicht schwer gewesen. Tut mir leid, hätte ich wirklich besser kommunizieren sollen. :wall:

Und ja: Es ist tatsächlich ein Lokalradio aus NRW.
 
Bei den NRW-Lokalradios kannst du tatsächlich ein Volontariat in Betracht ziehen. Die haben eine Sonderstellung und sind vom Niveau her eher mit den Regionalradios zu vergleichen. Aber natürlich ist es ein Unterschied ob du zu Radio Köln gehst oder einem der ganz kleinen, die nur Lokalnews und vier Stunden eigenes Programm machen.
In Sachen Bezahlung und Netzwerk sind die NRW-Lokalradios aber tatsächlich eine vernünftige Wahl.

Hör dir das Programm vorher genau an. Würde dich das als Hörer ansprechen. Hättest du tatsächlich Lust, das viele Jahre selber zu machen?
Wenn es blöd läuft und du den Aufstieg zu einem größeren Sender nicht schaffst, sitzt du dort in zwanzig Jahren noch und schreibst alleine im Studio Lokalnachrichten. Falls es so etwas dann überhaupt noch gibt.
Wenns gut läuft, schaffst du es später zu Radio Bonn oder dergleichen. Die übernehmen gerne mal Mitarbeiter von anderen Sendern des Dachverbandes.
 
Meine Meinung: die Frage ist, wo willst du hin? Soll das Volontariat dazu dienen, journalistische Arbeitsweisen und Darstellungsformen zu lernen und vertiefende Einblicke in sehr unterschiedliche Themenbereiche zu liefern? Dann auf jeden Fall Tageszeitung. Weißt du hingegen, dass du eher der ‚Präsentationstyp‘ bist, dem es in der Berichterstattung zwar auf Schnelligkeit und Kürze, aber nicht auf erweiterte Tiefe ankommt, dann geh eher zum Lokalradio. Ein 2‘30-BmE kann halt im Umfang niemals das liefern, was ein halbseitiger Zeitungsartikel kann. Und selbst diese BmEs sind ja bei vielen Lokalradios inzwischen gestrichen. Von Reportagen und (echten) Kommentaren will ich gar nicht reden.
 
Und organisiere Dir bitte einen Führerschein. Sonst machst Du vielleicht wirklich Deine Entscheidung davon abhängig, welche Redaktion schneller von zu Hause aus erreichbar ist. Oder welche denkbaren Außentermine innerhalb der Reichweite des gut getakteten ÖPNV sind.

Wenn Dich die große Regionalzeitung mehr reizt, wirst Du Dich schnell in irgendeiner Lokalredaktion einer Unterausgabe wiederfinden. Das kann auch mal weiter draußen sein. Dafür lernst Du aber "echten" Journalismus.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn wir über NRW sprechen, stehen doch die Tageszeitungen hinter den Lokalradios. Dann ist der Einstieg bei der Zeitung der noch empfehlenswertere Weg.

Das mit der Glaskugel ist zwar so eine Sache, aber für die Zukunft werden Lokalradios noch mehr an die Zeitungsredaktionen - auch räumlich wie bspw. in Dortmund - herangeführt werden. Von der Schreibmaschine zum Mikrophon sind es dann womöglich nur ein paar Türen.

Weißt du hingegen, dass du eher der ‚Präsentationstyp‘ bist, dem es in der Berichterstattung zwar auf Schnelligkeit und Kürze, aber nicht auf erweiterte Tiefe ankommt, dann geh eher zum Lokalradio.

Ganz wichtiger Punkt!

Umgekehrt muß man auch langfristig zur Karriereplanung überlegen, wie viele Redakteure oder Moderatoren haben es in den zurückliegenden 30 Jahren aus dem "Kosmos" NRW-Lokalradio hinaus woanders hin geschafft? In NRW ist Stallgeruch ein Thema für sich.
 
Lokalradio-Volo ist eigentlich nur ein besseres Praktikum und davon hatte der Themeneröffner nach eigener Aussage schon genug.
Wer als Volontär noch nicht halbwegs moderieren kann, wird kein Moderator mehr. Und dann bleibt beim Lokalradio eigentlich nur noch DPA-Meldungen umschreiben, Musikplanung und Promos und Teaser zusammenschneiden.
Macht in ein paar Jahren wahrscheinlich alles die KI.
Ich bin wahrlich sehr kritisch dem Thema Lokalradio gegenüber, die Entwicklungen der letzten Jahre haben auch dazu geführt, dass ich das nicht mehr uneingeschränkt empfehlen würde. Dennoch ist mir das viel zu generalisiert, was du hier schreibst. Die Qualität der Volontariate ist von vielen Faktoren abhängig. Definitiv ist sie bei 45 Lokalstationen nicht über einen Kamm zu scheren. Und die Musikplanung macht ohnehin Oberhausen.

Moderieren im Volo? War bei uns aufgrund der Kürze (1 Jahr) nicht vorgesehen, später unter anderer Chefredaktion dann durchaus für Nachfolger mal möglich. Ich selbst habe erst 4 Jahre nach dem Volo zu moderieren begonnen. Hatte das zwar lange vorher schonmal bei einem Bürgerradio gemacht, aber während des Studiums aufgrund Bafög-Bezugs mich eben auf die Bereiche konzentriert, für die ich anfangs besetzt wurde.

Heute bin ich Allrounder. Moderation, News, Reporter, Podcast-Produzent, Videojournalist. Der Lokalfunk KANN eine Spielwiese sein, die viele Möglichkeiten eröffnet. Klingt mir für den Threaderöffner nicht ganz so verkehrt.

Dass ich nach bald 2 Jahrzehnten das System dennoch sehr kritisch sehe, hat unter anderem mit der Verflachung des Programms bis hin zur Lächerlichkeit sowie mit dem Anspruch der Chefredakteure zu tun, für sie eierlegende Wollmilchsau zu sein, dabei aber immer noch mit 20 € brutto die Stunde abgespeist zu werden, ohne jegliche Benefits eines Angestellten wie Urlaub, Weihnachtsgeld etc. Und das mit Studienabschluss und 2 Jahrzehnten Erfahrung. Ich bin so weit, mit einer gewissen "selbst schuld"-Haltung dem ganzen den Rücken zu kehren. Und es freut mich zu hören, dass es mittlerweile immer schwieriger wird, Freie zu gewinnen.

Umso erstaunter bin ich dennoch, was mittlerweile für Piepsstimmen Nachrichten runterstoffeln dürfen. Wir haben alle mal angefangen, ich klang anfangs auch noch lange nicht gut. Aber das, was da heute on air geht, ist manchmal schon erschütternd, weil grundsätzlich fehlbesetzt. Aber halt billig und willig, anders ist das nicht mehr am Laufen zu halten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wenn Du Journalist werden möchtest, dann geh zur Zeitung.
Lass dich nicht von dieser Einschätzung abschrecken:

Kann man bei den zusammengesparten Redaktionen der Zeitungen überhaupt noch ein Volontariat machen, dass diesen Namen verdient?

Dahinter steckt zwar Wahrheit, aber wie immer nur eine halbe. Denn im Unterschied zu den Zeitungen kann man bei den meisten Radiostationen überhaupt keine Redaktionen zusammensparen, weil es so etwas nie ernsthaft dort gegeben hat.
Vergleiche einfach nur den redaktionellen/journalistischen Output von Rundfunk und Zeitung. Und verwechsle dabei Wetteransagen, Verkehrsdurchsagen, Gewinnspiele und Grüßaugustmoderationen nicht mit Journalismus.
 
Denn im Unterschied zu den Zeitungen kann man bei den meisten Radiostationen überhaupt keine Redaktionen zusammensparen, weil es so etwas nie ernsthaft dort gegeben hat.
Vergleiche einfach nur den redaktionellen/journalistischen Output von Rundfunk und Zeitung. Und verwechsle dabei Wetteransagen, Verkehrsdurchsagen, Gewinnspiele und Grüßaugustmoderationen nicht mit Journalismus.
Gut, da habe ich eben anderes erlebt. Ich kenne noch gebaute Beiträge, Live-Reportagen, Kritiken, die sich mit einem Produkt intensiv auseinandersetzen.
Nachrichten beim Lokalradio, so verdichtet sie sein mögen, so (häufig schnell) abgeschrieben aus DPA-Meldungen oder anderen Quellen, fordern dich trotzdem. Gerade als junge Person, die sich erstmal einen Überblick über die komplexe Welt verschaffen muss. Es ist eine Herausforderung, Themen zu gewichten, sie glaubhaft zu präsentieren, in einem Kollegengespräch das Wichtigste auf den Punkt zu bringen, mal eben schnell über Themen zu reden, die an sich nicht DEIN Thema sind...das sind auch Fertigkeiten, die es im Journalismus braucht. Sich aufs Wesentliche zu fokussieren, hörernah zu formulieren, den richtigen Ton zu finden. Dieses abschätzige "die können alle nix", was bei dir durchklingt, macht mich sauer. Beim Radio können viele einiges sehr gut, auch wenn viel davon nicht mehr gebraucht wird, weil es das Format nicht (mehr) hergibt.
 
Denn im Unterschied zu den Zeitungen kann man bei den meisten Radiostationen überhaupt keine Redaktionen zusammensparen, weil es so etwas nie ernsthaft dort gegeben hat.
Du hast noch nie einen der NRW-Locals von innen gesehen, daher wäre es höflich, auf derartige Ratschläge vom Rücken des hohen Rosses zu verzichten. Sie helfen dem Fragesteller nicht weiter.
 
Denn im Unterschied zu den Zeitungen kann man bei den meisten Radiostationen überhaupt keine Redaktionen zusammensparen, weil es so etwas nie ernsthaft dort gegeben hat.
Da möchte ich auch widersprechen. So was gab es durchaus. Mein Volontariat beim landesweiten Privaten bestand überwiegend aus Themenfindung, Recherchen, O-Töne einholen und schneiden, Texte dazu schreiben und einsprechen bis zum sendefertigen Bobby mit Anmoderation für den CvD zur Abnahme. Die Themenpalette ging von bunt bis Politik. Da war alles dabei. Nur leider sind diese "gebauten Beiträge" aus der Zeit gefallen. Aus magazinartigen Sendungen sind "Shows" geworden. Heute sollte man als Berufseinsteiger bei den Privaten schon den großen Drang verspüren, in der Moderation eine steile Karriere hinzulegen. Reine Redaktion würde ich nicht mehr empfehlen.
Wenn jetzt "DER SPIEGEL" oder die "Süddeutsche Zeitung" angeklopft hätten, wäre die Wahl natürlich nicht schwer gewesen.
Du lebst in Essen? Ich vermute mal, dass die WAZ bei Dir angeklopft hat. Die Funke Mediengruppe macht sich im Lebenslauf nicht schlechter als die SZ. Funke fährt zweigleising. Einerseits hält man an bedrucktem Papier fest und kauft sogar zu, wie das Hamburger Abendblatt oder die Berliner Morgenpost. Parallel baut man den Digital-Journalismus der Print-Marken stark aus und kreiert auch neue Websites wie z.B. moin.de, ohne die Brücken in die Vergangenheit, wie bei Springer geschehen, abzureißen. Mir gefällt deren Strategie. Also, Du machst da definitiv nichts verkehrt!
 
Dieses abschätzige "die können alle nix", was bei dir durchklingt, macht mich sauer.
Weder habe ich das gesagt, noch so durchklingen lassen. Ich war selbst 13 Jahre lang Leiter einer Wort- und Nachrichtenredaktion im Lokalfunk, und habe dort viele junge, kompetente und engagierte Journalisten kennengelernt und ausgebildet - viele von ihnen heute in verantwortlichen Positionen in Redaktionen bundesweit. Leider habe ich aber auch erleben müssen, wie aus einer einstmals ambitionierten Redaktion mit einem Eigentümer- und Strategiewechsel zum Werbedudler nichts mehr übrig blieb, außer ein bisschen Wetter- und Verkehrsalibi, hin und wieder eine Straßenumfrage und ansonsten die schon weiter oben von anderen Usern zitierte DPA- und Bildzeitungs-Abschreiberei. Wer nie etwas anderes gelernt hat, der kann auch den Unterschied zu echtem Journalismus nicht erkennen.
Ich bilde mir auch ein, dass ich den Unterschied zur Zeitungsredaktion kenne, da ich nach einem Tageszeitungsvolontariat und etlichen Jahren in Lokal- und Mantelredaktionen bei Tages- und Wochenzeitungen auch diese Seite der Medaille kenne. Auch dort wird gespart, geschrumpft und Vieles immer oberflächlicher, aber immerhin ist das am Ende stehende Produkt immer noch ein Journalistisches.
 
Ich habe in meiner Kritik ja ganz bewusst die NRW-Lokalradios ausgespart. Ich kenne da freilich nicht jedes einzelne von und viele meiner Punkte werden auch dort eine gewisse Rolle spielen, aber in Sachen Bezahlung und Berufschancen sind sie vergleichbar mit Reigionalsendern. Da ist das Niveau in der Regel noch ein klein wenig höher als beim Lokalradio.
Eine vernünftige Rente und ein spannendes Berufsleben stehen einem aber eigentlich bei keinem Radio mehr bevor.
Auch bei den Öffis wird am Inhalt gespart und die guten Stellen sind rar.
Der Vorteil bei der Zeitung ist, dass sie nicht mit Musik gefüllt werden kann.
So lange Chat GPT noch keine vernünftigen Artikel schreibt, wird es für die Zeitung also immer Leute brauchen, die texten können.
 
Zurück
Oben