Radio und Coronavirus: Wirtschaftliche Auswirkungen

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Düstere Zeiten für viele kleine Lokalradios. Nach den neuerlichen Beschlüssen von gestern in Sachen Corona ist eine Beendigung des Lockdowns wohl in den nächsten Wochen / Monaten nicht in Sicht. Heisst also, dass der Werbemarkt weiterhin schwierig bleibt. Buchungen von kleineren, lokalen Firmen kann man sich damit wohl kurz- und vermutlich auch mittelfristig abschminken.
Friseure könnten da jetzt buchen. Wobei die ab 1. März wohl am allerwenigsten Werbung brauchen. Eher Security vor den Eingängen wegen dem Andrang.
 
Ich glaube auch, dass Friseure keine Werbung brauchen für die nächsten Monate. Habe bisher im Radio auch vor Corona keine Spots für Friseure gehört. Dafür braucht man auch eigentlich auch nicht werben. Haare wachsen nicht schneller, nur weil man Werbung für den örtlichen Friseur gehört hat.;)
 
Da die ganzen, kleinen Lokalradios bis auf zwei oder drei Ausnahmen ohnehin nur die gleiche Grütze spielen wie die großen, nur mit noch weniger moderierter Zeit: who cares?

RT1 sendet immerhin bis 22 Uhr mit Moderator/in. Möglicherweise sogar live. Grüße an den angeblich härtesten Radiomarkt, nach Berlin. Mit all ihren riesengroßen Privatradiostationen. Dort ist spätestens um 19 Uhr der Ofen aus.
 
Helmut Poppe hat dankenswerter Weise eine Schätzung hier abgegeben. https://www.radioszene.de/152269/privatradios-provisionen-vertrieb.html

Ein nationales Umsatzminus von 4% ist schon ein optimistischer Wert, denn die Frage ist, zu welchen Nettopreisen verkauft wurde.

Das 25%ige Minus in der Lokalvermarktung ist nicht unplausibel. Tja und wenn GFs dann glauben, ihre Verkäufer bleiben mittelfristig bei der Stange, wenn nur ein Mini-Fixum dabei herausspringt, haben sie sich getäuscht. Zwei - drei Monate wird das schon mal weggesteckt. Aber, wer unter seinen Fixkosten verdient, ist gezwungen sich einen neuen Job zu suchen.

Nicht unrealistisch ist es, dass die Verkaufsabteilungen verkleinert werden. Die Frage ist auch, wie viele Unternehmen werden vom lokalen Markt verschwinden?
 
Und das ganze Problem ist insofern noch größer, weil es nicht nur Radio, sondern den gesamten werbefinanzierten Bereich betrifft, sprich Print und TV genauso. Der Kunde der noch ein paar Euro über hat für Werbung, überlegt sich jetzt drei mal wo er die schaltet, Print, TV oder Radio. Und ein Ende dieser schärfer werdenden Spirale ist noch lange nicht in Sicht.
 
Radio boomt in der Pandemie. Das ist die Titelstory im aktuellen DJ MAG (UK), Ausgabe 615 vom März 2021.

Google zitiert das Vorwort (Original in englisch):
Eine Umfrage der Industrieverbände RAJAR Ende 2020 ergab, dass die Zahl der britischen Radiohörer gegenüber dem Vorjahr um ein Drittel gestiegen ist, was bestätigt, dass viele von uns vermutet hatten, dass das Radio während der Pandemie eine große Renaissance erlebt hat. Es ging natürlich nie weg, aber bei geschlossenen Clubs scheint das Medium wichtiger denn je.

Viele schalten nationale oder unabhängige Sender ein, um anspruchsvolle Musik zu erhalten, die von erfahrenen Radio-DJs ausgewählt wurde und in diesen schwierigen, isolierten Zeiten eine menschliche Note und ein Gefühl der Gemeinschaft vermittelt - anstatt nur eine algorithmische Wiedergabeliste. Einige Club-DJs mit ihren Live-Streams haben festgestellt, dass es eine bessere Interaktion gibt, wenn sie sich direkt - und stimmlich - über ihre sozialen Kontakte mit Fans engagieren. Club-DJs, die sich ans Mikrofon setzen, sind fast ein Moment, in dem sich der Kreis der 80er Jahre schließt, obwohl Radio-Jocks dies seit einiger Zeit in ihren Studios oder in letzter Zeit bei Heimaufnahmen tun.

Einige Radio-DJs schneiden im Club im Allgemeinen nicht so gut ab und umgekehrt, aber Jamz Supernova ist gleichermaßen zu Hause und macht beides. Jamz ist ein bescheidener Star, egal ob er sich auf 1Xtra stürzt, Gilles Peterson auf BBC 6Music fachmännisch vertritt oder ein Firin-Club-Set spielt. Es ist uns eine Ehre, sie diesen Monat auf dem DJ Mag-Cover begrüßen zu dürfen.

An anderer Stelle in dieser Ausgabe wird in unserer Funktion auf Seite 31 erläutert, wie das Radio in letzter Zeit boomt. Wir zeigen Ihnen, wie Sie Ihre eigene Show bekommen und wie Sie gespielt werden (ab S. 38). und Mistajam sitzt auf dem Hot Seat auf Seite 11 und spricht über den neuen nationalen Tanzmusik-Radiosender, dem er gegenübersteht. Ob es darum geht, Annie, Danny und Pete oder Tiffany, Target und Kenny am Wochenende zu hören oder eine der zahlreichen unabhängigen Sender, die zu jeder Zeit der Woche überall auftauchen (S. 46), das Radio hat uns alle zu unterschiedlichen Zeiten während der COVID emporgehoben . Festhalten.
 
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@RadioHead
Es geht aber nicht um die Nutzung oder Hörer-Sendungakzeptanz, es geht schlichtweg um die Einnahmen. Da liegt der Rückgang in kumuliert für Jan/Feb bei 39%. Was ein reiner Bruttowert ist, denn über die Rabatthöhe kann nur spekuliert werden. Das ist alles andere als rosig und die Verlängerung des Lockdowns wird sich in den Buchungen niederschlagen. De facto wird sind jetzt schon 1/3 der Zeitvolumens kräftig im Minus. Denn im März wird es nicht wesentlich besser gewesen sein und der Lockdown geht bis nach Mitte April.
 
Jetzt gibt es die Nielsen Brutto Werbeerlöse für das erste Quartal 2021
  • Der Gesamtmarkt liegt 10,4% unter Vorjahr
  • Radio hat mit einem Minus von 23,7% deutlich mehr verloren
  • Nur Direct Marketing hat noch höhere Rückgänge mit 26,1% zu verzeichnen
Vielleicht eine Schwalbe, Januar und Februar hatten ein Minus von 44,9% + 33%, im März gab es ein Plus von 13,4%
 
Versicherungen schließt schon lange keiner mehr ab - zu teuer.

Bei solchen Spielen mit "Mehrwertelefonie" geht der Sender eine Wette ein: Es müssen mehr Hörer anrufen als Gewinne verteilt werden. Der Sender verdient also an den Provisionen, die er von den Netzbetreibern bzw. Dienstleistern bekommt. Anders ausgedrückt: Er zockt erst seine Hörer ab, um dann einen Teil davon zurückzugeben. Den Rest steckt er als Erlös ein.
 
Gut, Corona ist jetzt immer noch da und die Wirtschaft ächzt weiter unter den Maßnahmen bzw. Ausfällen. Jetzt wird es vermutlich aber schlimmer kommen.
Was was meint Ihr, wie sich der Krieg in der Ukraine und die insgesamt sehr hohe Inflationsrate auf den Werbemarkt auswirken wird? Ich vermute mal, dass die Auswirkungen noch weitaus größer sein könnten, als bei Corona. Die Lebensmittelläden brauchen doch gar keine Werbung mehr schalten. Viele Regale sind eh schon leer und die Leuten reissen denen das Zeugs auch ohne Werbung aus den Händen. Autowirtschaft ist auch komplett am Boden. Wartezeiten für Neuwagen derzeit ab 6 Monate aufwärts. In anderen Branchen sieht es auch nicht besser aus.
 
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Was meint Ihr, wie sich der Krieg in der Ukraine und die insgesamt sehr hohe Inflationsrate auf den Werbemarkt auswirken wird? Ich vermute mal, dass die Auswirkungen noch weitaus größer sein könnten, als bei Corona.
Das kann man schlecht getrennt voneinander sehen. In den letzten Monaten ist die komplette wirtschaftliche Infrastruktur im Hintergrund durcheinander gewirbelt worden, Produktionsausfälle wegen mangelhafter Versorgung tragen ebenso zu der aktuellen (und zukünftigen) SItuation bei wie turbulente Energiekosten sowie Personalausfälle/-engpässe ...
Sagen wir mal: Corona hat den Flächenbrand mehr oder weniger in Gang gesetzt bzw. hat einige ziemlich unschöne Entwicklungen der vergangenen Jahrzehnte aufgedeckt und verschlimmert, in der Ukraine wird aktuell der Brandbeschleuniger zur aktuellen Situation hergestellt.

Der "Werbemarkt" hat im Augenblick das Problem, daß in sehr vielen Branchen im Grunde keine belastbaren Aussagen über die mittlere bis etwas entferntere Zukunft von Produkten und Dienstleistungen getroffen werden können. Womit will man also werben außer mit einigen schönen Bildern und dazugehörigen Floskeln? Insofern - ja, der Markt hat's ganz bestimmt im Augenblick nicht leicht. Und das Ende der Fahnenstange ist noch nicht erreicht.

Gruß
Skywise
 
Corona nehme ich aus politischer Sicht nicht mehr ernst. Seit fast einem Jahr reden wir über Impfllicht und es passiert nix. Dafür wird gelockert und es steigen die Zahlen. Auf die Politik ist kein Verlass mehr.
 
Die Umsatz für Konsumpridukte hängt relativ direkt von der ausgezahlten Lohnsumme (+ Lohnersatz) ab. Da wird nicht viel Änderung gemeldet. Die Summe, die durch höhere Energiepreise gebunden wird, ist unterm Strich (bisher) volkswirtschaftlich erstaunlich klein. Insofern gibt es auch keinen Grund Werbeetats zu senken. Lediglich für Produkte, die eh knapp sind, muss nicht geworben werden. Dafür wird vielleicht versucht den Umsatz zu anderen Produkten umzulenken - durch Werbung. :)
 
Bye bye FluxFM in Hamburg. FluxFM gibt die 104.0 zum 31. Juli 2022 auf. In einer Mitteilung schreibt der Sender:
"Allerdings müssen auch wir den Gürtel angesichts der sich abzeichnenden wirtschaftlichen Entwicklung etwas enger schnallen."
Erst Corona und dann der Ukraine-Konflikt haben offenbar dazu geführt, dass die Werbeerlöse für das Hamburger Programm nicht ausreichten. Dazu die erfolgreiche Klage von Energy gegen die Frequenz-Zuteilung. FluxFM hofft irgendwann später nochmal in Hamburg durchstarten zu können:
"Wir hoffen auf eine Zulassung der Berufung gegen die gerichtliche Entscheidung, um den Programm-Aufbau in Hamburg gemeinsam mit euch fortsetzen zu können!"
 
Wie man in der verlinkten Mitteilung lesen kann wurde nach dem Ende der 104,0 das Hamburgprogramm von Flux im Internet fortgeführt. Dieses wird zum 31.7. eingestellt.
 
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