RadioBOSS Automationssystem

ollybollydel

Benutzer
Hallo.


Da ich hier sehr wenig über die Software RadioBOSS finde, wollte ich mal so meine persönlichen Erfahrungen damit mitteilen. Ich bin Anfänger in Sachen Radiostreaming und habe in den letzten Wochen eine Menge gelernt. Und noch mehr ausprobiert. Wie das so ist, wenn man auf der Suche nach "seiner" Lösung ist.

Alles mal ausprobieren:
Ich habe also zunächst eine leicht bedienbare Radioautomationssoftware gesucht. Also wo ich nicht erst tagelang Handbücher wälzen muss sondern mit Try & Error herumspielen kann. Ich habe so ziemlich alles an Demos und Freeware heruntergeladen was man so allgemein kennt: Sam, mAirlist, ProppFrexx, DRS 2006, Zara, RadioBattler usw. usw.

Anfangs habe ich bei den meisten Lösungen nicht einmal das Grundprinzip verstanden. Wenn man nur DJ Software gewöhnt ist, muss man doch kräftig umdenken. Nach und nach kam ich aber hinter die Bedienkonzepte. Und kennt man eine Radiosoftware, dann fällt es mit anderen schon leichter. Soviel zu meinen fundamentalen Wissen vor ein paar Wochen: nämlich schlicht nix :-)

Die erste Software mit der ich intuitiv sofort klar kam war ZaraRadio aus Spanien. Freewareversion. Hätte eigentlich für meine Zwecke auch ausgereicht. Leider scheint die Weiterentwicklung hier zu stocken. Das KO Kriterium war aber schliesslich, dass Zara einige Male abstürzte. Und das ist bei Radio ja denkbar schlecht.
Also weiter gesucht....
mAirList fand ich zunächst auch ganz gut. Bis es abstürzte und auch immer noch nicht wieder zur Aufnahme seiner Arbeit zu bewegen ist. Wie gesagt: Ich habe bei den Tests den Rechner schon ordentlich belastet um zu sehen wie die Radiosoft drauf reagiert. mAirList hat's mir heute übel genommen ;-)

RadioBOSS:
Irgendwann kam dann auch mal RadioBOSS an die Reihe. Schlichtes Design im WinXP Style. Aber das Ding hat's in sich. Kam sofort damit zurecht, fand alle Funktionen ohne auch nur einmal ins Handbuch oder die Hilfe zu schauen.
Ich ging sofort auf unseren Teststream mit dem Teil und seitdem läuft es dort auch immer noch. Ohne Unterbrechung, ohne die geringste Störung oder Ausfälle.

Ich musste es nur einmal unterbrechen. Nämlich um den Lizenzcode einzugeben. Ich habe es nach über 4 stündigen Quältests dann gekauft. Das Ding habe ich nicht einmal in die Knie zwingen können, egal was auch immer ich mit dem Rechner versucht habe um ihn auszulasten. Einmal kam eine Fehlermeldung von RadioBOSS aber das Ding lief stumpf weiter... Das hat mich endgültig überzeugt. Stabil wie ein Felsen diese Software. Russisches Progammierdesign im Code ;-)

Das Bedienkonzept ist simpel und sofort zu verstehen. Und es ist so ziemlich alles an Bord was man so braucht. Vom Playlist Generator bis zum integrierten Encoder usw. Ich habe die Standard Version und die reicht mir vollkommen. Die nächsthöhere kann eigentlich nur noch Videos streamen. Die darunter hat kein Broadcastmodul zum streamen an Bord. Die Standard kostet 140 Euro. Kauft man erst die Express und dann ein Upgrade auf die Standard kostet der Spaß lustigerweise nur 130 Euro ;-) Und da es im Paket für ca. 5 Euro noch die Recording Software RadioLOGGER dazu gab, nahm ich das ganze Paket.


Überzeugt
Mich hat RadioBOSS vollkommen überzeugt. Ich habe kein Verwandschaftsverhältnis mit dem Autor und auch sonst keinerlei Verbindungen dahin. Bin einfach nur begeistert und muss das mal los werden.
Sicher werden Profis unter euch dies und das vermissen an dem Teil oder kritisieren. Aber für einen Newbie wie mich der trotzdem etwas Ansprüche an Software stellt, ist diese Lösung wirklich nicht schlecht. Und der Preis fair.

So.
Nun hoffe ich mal, daß sich hier noch einige RadioBOSS User melden und man mal ein wenig darüber quatschen kann.


Happy Broadcasting an alle!
 
Hallo Ollybollydel,

ich verwende ebenfalls dieses tolle Programm und bin genauso begeistert ob der Konfigurationsmöglichkeiten. Alles sehr übersichtlich, funktionell und effektiv gegliedert.
Allerdings nutze ich die Express-Version (in Vollversion, gekauft) und sende über ein fremdes Icecast-Servermodul, da ja nicht vorhanden.

Hab ich Nachteile dadurch?

Gruß,

Marris
 
Zuletzt bearbeitet:
*entstaub* *hust*

Gleich vorab: Es gibt zu dem Programm mittlerweile einige andere Threads in den radioforen; die Suchfunktion hilft. Allerdings bin ich über die Google Suche auf dieses Thema gestoßen, denn es ist zentral und kann auch anderen Nutzern helfen.

Natürlich gibt es mittlerweile Updates, Verbesserungen und Bugfixes. Doch genau da setze ich an, also auf dem Stand von 2024.

Zum Hintergrund: Ich sende schon seit Jahren mit mAirList. Vielleicht hat das meine Perspektive verändert, das mag sein. Aber seit kurzer Zeit habe ich es mit Anwendern von RadioBOSS zu tun, da schaue ich remote auf deren Rechnern nach und nutze derzeit auch die Demo-Version, um selber mal was zu testen.

Der uneingeschränkten Begeisterung kann ich mich so nicht anschließen. Das hat verschiedene Gründe.

Zunächst einmal spreche ich dem Programm die - sinnhafte - Nutzung mit einem Mischpult ab.
Natürlich kann man das Signal aus dem Programm herausführen, in einem Mischpult als Quelle nutzen und die Mischpultsumme wieder in das Programm hineinführen.
Aber das kann doch, vom Encoder abgesehen, Winamp, iTunes & Co. auch?

Genau da setze ich an: RadioBOSS kennt keine verschiedenen Player, die über eine Mehrkanalsoundkarte auf verschiedene Mischpultkanäle geroutet werden könnten. Aber ist nicht genau das der Sinn eines Mischpultes im digitalisierten Radiobetrieb?
Dementsprechend könnte es auch nicht mit den gängigen Consumer-Pulten von D&R zusammenarbeiten.
:(
Für den einfachen Anwender mit USB-Mikrofon oder Headset ist es hervorragend vorkonfiguriert, das muss ich dem Programm lassen.
Wer sich jedoch weiterentwickeln möchte oder ambitioniert ist, könnte (!) hier nach gewisser Zeit an Grenzen stoßen.

Mein zweiter größerer Kritikpunkt ist die Sache mit der Normalisierung. Immerhin: ReplayGain kann ausgelesen werden. Man muss das Programm aber darauf vorbereiten. Nun, das ist wohl in jedem Sendeprogramm so.
Es kann sogar nach R 128 analysieren, aber schon wird's schwierig: Dazu muss man eine Datenbank nutzen - oder, alternativ, jede Datei einzeln analysieren. Eine automatische Normalisierung beim drag&drop in die Playlist ist nicht vorgesehen.

Noch ein Wermutstropfen:
Maximum True Peak? Kennen wir nicht, was ist das? Machen wir nicht.
Sorry, aber: Dann ist es auch kein echtes R 128.

Glaubt ihr nicht? djsoft beantwortet es selber im Support-Forum:
It does not check for the maximum level during normalization.
Quelle: https://www.djsoft.net/community/threads/loudness-normalization-newbie-questions.12149/post-51391

Da staunt der Laie, und der Fachmann wundert sich.
Immerhin, man verspricht Besserung:

Yes the level may go above 0dB and cause clipping. We'll add an option to control this (that is to ensure the resulting normalized level does not go above 0dB), I also think it should be on by default as most radios will not want clipping to occur.
Quelle: https://www.djsoft.net/community/threads/loudness-normalization-newbie-questions.12149/post-51421

Eine Option? :oops:

Bei aller Höflichkeit: Unter professioneller Radiosoftware stelle ich mir da was anderes vor.
Andererseits: Das integrierte Soundprocessing macht es besonders leicht. Kompressor, AutoAmp... dann braucht man die Normalisierung mit Clipping-Berücksichtigung auch wieder nicht so dringend.

Da ist jetzt die Frage, wie ernst man seinen Sender oder seine Sendungen gestalten möchte. Sagen wir mal: Ja, es geht, und es kann auch gut sein, aber so wirklich...

Damit zu was positivem.
Als Radioautomation kann man das Programm sicher gut nutzen. Da braucht man keine verschiedenen Player, kein Mischpult, kein Schnickschnack. Dafür sollte es problemlos funktionieren.
Werbeplanung, Reporting etc., das kommt schon gut.

Aber die Livesendung, gar mit Pult, in einem guten Flow, da sehe (und höre) ich gewisse Probleme.

Zum Schluss noch ein Seitenhieb, weil mir das sauer aufgestoßen ist.
Das Handbuch gaukelt vor, man könne Anrufe, zum Beispiel via Skype (PhonerLite war scheinbar nicht bekannt) in RadioBOSS einbinden. Liest man aber genauer nach, dann ist das eine Beschreibung zur Nutzung von virtuellen Soundkarten am Beispiel von VB Audio Software.
Na und?
Verzeihung, gilt das nicht für jedes Programm?

Ich finde diese Wichtigtuerei vom Typ "wir können was ganz tolles", was im Vergleich gar kein Alleinstellungsmerkmal ist, unangemessen.

In dem Programm sind ein paar nette Funktionen, auf die ich mit gewissem Neid blicke, ja. Aber ich resümiere, dass der ambitionierte Anwender auf Dauer mit dem Programm nicht glücklich werden kann.

Ja, die anderen Programme mögen etwas komplexer zu konfigurieren sein.
Aber genau da fängt Radio an:, selbst für Webcaster: Die Software soll dich in deinem Arbeitsablauf, den du definierst, unterstützen.

In dieser Beziehung ist mir RadioBOSS, auch im Hinblick auf die Preispolitik, einfach zu dünn.
Daher habe ich hier die Relativierung geschrieben und hoffe, sachlich und fair geblieben zu sein.
 
Vorbemerkung: Ich kenne RadioBoss nicht.


Noch ein Wermutstropfen:
Maximum True Peak? Kennen wir nicht, was ist das? Machen wir nicht.
Sorry, aber: Dann ist es auch kein echtes R 128.

Definiere "echtes R128" bzw. die Bestimmung von "TruePeak-Max" als Grundlage. Bist Du gerade nicht "päpstlicher wie der Pabst", wie man so schön sagt? Wie groß darf denn der Fehler bei der Approximation von TruePeak-Max sein, um als "echt" durchzugehen?

Üblicherweise (sprich: ausreichend genau angenähert) verwendet man 4-fach Oversampling, also bei 48kHz Material auf 192kHz, dafür. Man füllt also ein float-Array mit einem Originalsample, dann folgen drei Nullen, dann das nächste Sample, wieder drei Nullen usw. Dann kommt ein Tiefpass bei 24 kHz für fs = 192 kHz drüber. Die Nullen in der künstlich aufgeblasenen realen Folge "schnippsen" dann irgendwo hin (auch über die originalen Samplewerte). Danach sucht man das Sample mit dem höchsten Wert - und erhält "TruePeak-Max" mit hinreichender Genauigkeit, letztendlich also also einen Faktor, mit dem alle Samples in der 48kHz-Folge (Originaldatei) multipliziert werden. Das wäre grob dargestellt eine Normalisierung auf 0 dBTP. Eine Anpassung dieses Faktors für jeden anderen Zielwert ist trivial. Was bleibt, ist zunächst eine wüste Rechnerei mit FFT, Faltung (Tiefpass) und IFFT, um diesen Faktor zu bestimmen.

Die Frage ist, wie falsch die Bestimmung von "True Peak Max" ist, wenn man anstatt Oversampling eine Splinekurve nimmt, um den Verlauf der Amplitude zwischen den originalen Samples zu berechnen? Diese (elegante) Art der Darstellung des (analogen) Kurvenverlaufs zwischen den Samples kennt man evt. von "CoolEdit" oder "Ocenaudio".



 
Nur kurz, da eigentlich [OT] und in einem anderen Thread besser aufgehoben: Nein, ich denke nicht, dass ich da "zu streng" bin. Empfehlungen, Richtlinien oder gar Vorschriften sind ja dazu da, um etwas zu haben, an dem man sich orienteren kann.
Spezifikationen sind genau zu diesem Zweck da, und wer das reißt (oder ignoriert), verfehlt die Spezifikation. So einfach ist das.

True Peak ermittelt im Rahmen des vierfachen Oversamplings ja eben genau jene Intersample Peaks (ISP), die bei der sampleweisen dBfs-Messung durchaus mal "durchrutschen". Ich kann dir gerne mal Beispiele in Form eines Screenshots bereitstellen.

Abgesehen davon haben verschiedene Anbieter sehr klare Vorgaben, die die R 128 gar noch unterbieten, insbesondere im Bereich Werbung. Details findest du hier:

Nur ein Beispiel:
Auch wenn alle zur Wahl zugelassenen Parteien ein Recht auf Wahlwerbung im ö-r TV und Hörfunk haben, können die Sender Spots zurückweisen, wenn du die technischen Spezifikationen nicht triffst.
Selber schon erlebt.

Wenn nun ein Sendeprogramm mit R 128 wirbt, die öffentlich nachlesbaren Spezifikationen aber gar nicht einhalten kann oder will, dann halte ich das für kritikwürdig.
Und vielleicht sieht das ja Radio Vatikan auch so, mit besten Grüßen an den Papst. :p

Lesetipp: https://tech.ebu.ch/docs/r/r128_2011_DE.pdf, Seite 4, Absatz "n)"
 
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