So habe jetzt nochmal genau hingehört also jetzt konnte ich keine Knacker mehr vernehmen und auch kein Prasseln mehr.
Kaum ist man mal außer Haus, passiert was. Heute früh hatte ich noch dokumentiert, dass in den neuen ORF-Radioprogrammen die PCR-Daten fehlen in den Adaptation Fields des Audiodatenstromes. Das PCR-Flag war auch auf 0 gesetzt, obwohl in der PMT auf PCR-Daten im Audiodatenstrom verwiesen wurde. Einzig PTS-Daten waren im PES-Header vorhanden. Da fehlten eindeutig die PCR-Werte.
Jetzt ist bei allen (hoffe ich doch, habe nicht alle geprüft) Programmen in den Adaptation Fields korrekt die PCR eingetragen:
Formal ist fürs Timing hinsichtlich Signalisierung jetzt wohl alles ok. Prompt macht mein Bemondis-Receiver beim Zappen zwischen diesen Programmen keine unschönen "Rülpslaute" mehr und hängt sich offenbar auch nicht mehr sporadisch beim Zappen auf. Dank LC-AAC kommt jetzt auch formal korrektes Audio raus aus diesem Gerät (und aus den Vistron-Kabelradios auch).
Das ist doch sehr erfreulich.
Die PCR/PTS-Werte sehen bei mir etwas obskur aus, aber das kann an meinem Receiver liegen, der nicht den gesamten Transportstrom, sondern nur das jeweils gewählte Programm zzgl. etlicher Tabellen mitschneidet und dabei die Zeitstempel nicht neu berechnet. Da sind auch bei der ARD komische "Beulen" in den Daten. Jetzt müsste jemand ran, der den kompletten TS mitschneiden kann, dann müsste man das mit einem professionellen PCR-Test-Tool (DekTec oder ähnliches) anschauen auf Einhaltung der durchaus sehr engen Spezifikation (PCR-Jitter etc.). Das kann ich nicht leisten.
Zum Trost: die ARD hat sich anfangs mit viel heftigeren Fehlern herumgeschlagen und auch lange nach Aufnahme des Regelbetriebes noch ganz grobe Dinger gehabt wie PCR-Sprung um mehrere Stunden oder sowas. Bin 2 mal zufällig damals genau in sowas gekommen mit Testmitschnitten, konnte das also gut dokumentieren.
Die QAM-Box hat nun offenbar alles zusammen für korrektes Decoding. Meine Receiver möglicherweise auch. Ich müsste den Aufwand einer langen Aufnahme machen, einmal als Transportstrom und später extern in FFmpeg decodieren, einmal am S/PDIF des Receivers, also im Gerät mit dessen aus dem Datenstrom abgeleiteten Timing decodieren und dann beides auf PCM-Ebene samplegenau synchronisieren und voneinander subtrahieren. Wenn da Pufferprobleme bestünden, würde man bei meinen Geräten Sprünge im geräteeigenen Decoding finden, so dass sich keine Differenz nahe absoluter Stille über längere Zeit ergeben würde.
Bei der ARD gab es diese Sprünge / Knackser einmal pro Minute mit meinen Geräten bei BR, NDR und Radio Bremen bis Mitte Januar 2022. Dann behob man das "kosmetisch" durch Erhöhen des Pufferfüllstandes in den Geräten (dazu wird der Abstand PCR-PTS vergrößert). Das sind dort jetzt soweit ich mich erinnere ca. 120 ms, vorher waren es wohl um die 40 ms, die aber bei MDR und RBB, die die gleiche Encodersoftware verwenden, unfallfrei lief, nur bei BR, NDR und Radio Bremen nicht (ich ahne eine Ursache, kann der aber nicht nachgehen).
Bei den neuen ORF-Programmen sinds offenbar um die 62 Millisekunden Abstand PCR-PTS. Wenn alles andere gut läuft, reicht das. Mal schauen, ob ich am Wochenende zu einer Messung komme. Ist da, wo ich gerade bin, eher aufwendig, muss dafür optische Strippen hinter dem Schrank umverkabeln.
Die Klanqulität bei den Landeswellen ist sogar noch besser wie auf den alten Transponter
Gut encodierte 128 kBit/s LC-AAC sind nunmal deutlichst besser als 160 kBit/s MPEG 1 Layer II. Da muss man schon 224 kBit/s MPEG 1 Layer II auffahren, um etwas besser dazustehen, bei rein mittigen (Mono-)Inhalten vermutlich noch mehr, weil AAC da konsequent mid-side-Encoding macht, also richtig effizient ist. Die Landeswellen haben durch diese Umstellung massiv gewonnen, möglicherweise gewinnt auch FM4 dadurch (derzeit ists kaputt, irgendwas ist völlig verklirrt).
Bei OE1 müsste ich mal genauer reinhören, da wage ich keine Vorab-Aussage.
OE3 sieht erstmal richtig alt aus dagegen mit seinen weiterhin 160 kBit/s Layer II.
Meine weiter oben gesponnene Idee von Zweitverwendung des APID von OE3 visual (TV-Service) als Radio-APID geht so übrigens nicht. Die PCR steckt da im Videostream und wenn man den Radioservice abspeichern würde, müsste man den fetten Videostream mit abspeichern nur für die PCR-Werte. Wäre bissl unpraktisch, falls es überhaupt technisch zulässig sein sollte.
Der Audio Service AAC Radio passt noch nicht
Steht immer noch service_type 0x2 statt 0xA drin in der SDT:
service_descriptors: 1 entries
+-Descriptor: service_descriptor: 0x48 (72)
+-descriptor_tag: 0x48 (72) => service_descriptor
+-descriptor_length: 0x11 (17)
+-descriptor_data: 0x02034F52460B4F524620524144494F2042 "..ORF.ORF RADIO B"
+-service_type: 0x2 (2) => digital radio sound service
+-service_provider_name_encoding: default (ISO 6937, latin)
+-service_provider_name_length: 0x3 (3)
+-service_provider_name: ORF
+-service_name_encoding: default (ISO 6937, latin)
+-service_name_length: 0xB (11)
+-service_name: ORF RADIO B
In der EIT steht in der event_information_section auch weiterhin
Descriptor: component_descriptor: 0x50 (80)
+-descriptor_tag: 0x50 (80) => component_descriptor
+-descriptor_length: 0x6 (6)
+-descriptor_data: 0xF20301646575 "...deu"
+-stream_content_ext: 0xF (15)
+-stream_content: 0x2 (2)
+-component_type: 0x3 (3) => MPEG-1 Layer 2 audio, stereo (2 channel)
+-component_tag: 0x1 (1)
+-ISO_639_language_code: deu
+-text:
Mal sehen, ob sie noch die unpraktischen Servicelabel sinnvoll einkürzen, damit die Programme unterscheidbar werden in kürzeren Receiverdisplays (vor allem auf den Vistron-Kabelradios). Und RDS wäre ja auch noch so ein Thema... gabs aber beim ORF-Radio nie auf Satellit. Und ist eigentlich in den ancillary data übertragen bei AAC auch eine "Sauerei" mit Potential zu Gerätefehlsteuerungen.
Der Kontakt mit dem ORF war/ist in dieser Angelegenheit absolut angenehm. Kommunikation auf Augenhöhe. Danke dafür!