Im "echten Norden" haben sich schon ganz andere Leute die Finger verbrannt. Man denke mal an
RadioAntenneHolsteinMoinAhoiLiveLive, da werkelten im Hintergrund Macher mit langjähriger Erfahrung und Expertise, aus dem Dunstkreis früherer (bekannter und erfolgreicher!) Sender, denen man als Beobachter mehr Atem zugetraut (und mehr Glück und Gelingen gewünscht) hatte.
Das gleiche bei der alten
Antenne Sylt (heute Radio21/Rockland-Beiboot), ein wirklich ambitioniertes und leidenschaftliches Radio, welches aber auch von der Politik und dem 2 Säulen-Duopol
indirekt ausgehungert wurde. Sogar über den Umweg Dänemark aus hatte man zeitweise versucht, seine Hörer zu erreichen. Die "neue" Antenne Sylt ist ja ein Trauerspiel für ein Inselradio! Ich will gar nicht wissen was Syltgäste denken, wenn die sich mal auf die 88,1 MHz verirren und an einem der wenigen Tage, wo das Signal nicht von Danmarks Radio bis zur Unkenntlichkeit verzischelt wird, in den Genuss dieser wenig urlaubertauglichen Gitarrenmusik und des Verkehrsservice kommen. Mit einem Touri-Programm hat das jedenfalls nichts zu tun.
Genau wie man
Power Radio damals klein halten wollte. Die wären nämlich auf UKW dem damaligen Langweilersender Delta (2.Privatkette) und dem Öffischnarchfunk Njoy, was zu der Zeit nur öden RNB gespielt hat, mächtig gefährlich geworden. Und das wusste man sehr genau! Stattdessen hat man KlassikRadio auf die 4. Frequenzkette gepackt, was nun wirklich keine Konkurrenz fürs Wittland war. Inzwischen übrigens schon einige deren Sender abgeschaltet, hat es jemand gemerkt? Dass Power Radio damals keine UKW-Kette bekommen hat, sondern sich mit dem Katzentisch Kabel+Mittelwelle (aber letzteres nur tagsüber mit Sendeschluss um Punkt 19 Uhr gemäß internationaler Abkommen - als DJ Sender!) zufrieden geben musste, war der Todesstoß für dieses wirklich gute Danceprogramm, was als einziges im Norden den Namen "Jugendradio" verdient hatte.
Der
Syltfunk war auch so ein merkwürdiges Konstrukt, das man plötzlich aus dem Hut gezaubert hat, nachdem man Antenne Sylt die Vorarbeit für die UKW-Frequenz hat machen lassen (erinnert an Norderney). Von der Politik geliebt, da kaum gefährlich für die etablierten Werbefunker-Platzhirsche. Andere, wesentlich erfolgsversprechendere Projekte wie
RZ1 hat man aufs Abstellgleis geschickt und ewig hingehalten, so lange bis sich das von selbst erledigt hatte. Und dann ist (oder war?) da ja auch noch der
Sundfunk mit ganz großen Plänen und ebenso großen Erwartungen. Ebenso hoch hingen die Vorschusslorbären beim
Helgolander Webradio vom Laufenberg-Junior, welches, wie hier kürzlich zu lesen war, mittlerweile wiederbelebt wurde und nur noch mit synthetischen Stimmen auskommt.
Ich nenne nur mal einen Namen H.M., ein alter Hase im Geschäft, der weiß wie es läuft. Fakt ist: In SH tickt der Markt anders, die Regiocast ist übermächtig mit drei UKW-Ketten. An deren marktbeherrschender Position sind schon Macher gescheitert, die sowohl den finanziellen Background als auch das Knowhow mitgebracht hatten.
Auch Radio POS, die ja auch
mit einem eigenen Heimwerkerkanal im 2BUmux (sehr lesenswerter Artikel übrigens!) im Gespräch waren, sind lang genug in ihrer Branche tätig. Dennoch kamen
die drei geplanten DAB-Radios nie über eine Ankündigung des Sendestarts hinaus. Passiert ist bis heute nichts - die Vorhaben liegen eiskalt auf Halde. Nun geht der Pilotprojekt, für das man sich eigentlich seinerzeit um eine Sendezulassung beworben hatte, in wenigen Tagen zuende, ohne dass je ein einziger Ton von einem dieser Programme über den Sender gegangen wäre. Es ist einfach tragisch.
Die Umsetzung der
digitalen Ostseewelle für HH/SH wiederum muted alles andere als professionell an, wenn der SH-Wetterbericht mitten im Satz durch den MV-Verkehrsservice abgeschnitten wird oder sekundenlang nur das trockene Bett läuft. Und dann war da ja noch
das Debakel um Antenne Lübeck, manch einer wird sich erinnern.
Radio Lübeck ist im übrigen auch alles andere als ein Hörerlebnis: Steril, langweilig und vorhersehbar.
Auf dem Hamburger Markt sieht es doch kaum besser aus:
Alsterradio vom mega-erfolgreichen Schlagersender kaputtformatiert und hineinmanövriert in die Nische, die so nischig war, dass man selbst die Nerds nicht erreicht hat, heute verkommen zum Ismaninger Ableger,
UKW 95.0 wie-auch-immer-die-gerade-heißen-mit was-auch-immer-das-sein-soll, zig Formatwechsel, Sparprogramm und seit Jahren die selben Best of Sampler,
OK Radio vom NDR zerstört der ohne Not sein inhaltsfreies Jugendradio starten musste, fristet heute noch immer als Landingpage für ein nie fertig gestelltes Revival sein trauriges Dasein.
917XFM, die große Hoffnung für die Hamburger Musikszene oder das alternative
FluxFM zogen es beide gleich ganz vor, den HHExit zu machen, nachdem man ohne UKW-Frequenz da stand. DAB only wollte man da nicht - und wusste auch sehr genau, warum!!!
Weil man damit nämlich in SH nur Geld verbrennt, wie
KrixFM. Digitalradio im Norden ist und bleibt ein Jammertal.