Radiometer (Radio-Watch)

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

Patrick Hacker

Gesperrter Benutzer
Weiß ein geneigter Kollege, bzw. eine geneigte Kollegin in diesem Forum, wer (welche(s) Institut(e)) die Reichweiten-Untersuchungen mittels Radiometer durchführt?

Zweite Frage: In welchen Ländern wird das System genutzt? Mir ist nur die Schweiz bekannt.

Und die große Diskussions-Frage: Welche Vor- und Nachteile seht Ihr in den unterschiedlichen Methoden (CATI, Tagebuch, Radiowatch)?
 
AW: Radiometer (Radio-Watch)

Ich kenne das System nur in der Schweiz. In den USA wird von arbitron an einem ähnlichen System gearbeitet, dass ein ausgestahltes Funksignal (nicht hörbar) registriert. Dort sieht das System wie ein alter Pager aus und wird Nachts über das Telefon angezapft, damit die Daten abgerufen werden.

Damit sind wir auch gleich bei einem Nachteil von Radiowatch: Es ist nicht aktuell, da es nur eine beschränkte Zahl von Uhren gibt und die in der Grundgesamtheit umlágig getauscht werden, so dass es keine validen Zahlen für einzelne Tage gibt und der Vorteil eines tagesaktuellen Meßsystems verschenkt wird.

Außerdem ist eine Uhr ein Modeartikel und ich weiß nicht, wer sich eine relativ dickes Meßuhr über Wochen anzieht, um bei einer Radiomessung mitzumachen.

Radiowatch mißt das, was in der Umgebung des Hörers hörbar ist. Es mißt damit aber nicht, ob der Hörer das Hörbare auch wirklich wahrnimmt. (Beispiel im Fitnesscenter: Im Hintergrund läuft das Radioprogramm, die Uhr mißt es, aber der Träger unterhält sich intensiv mit seiner Nachbarin und nimmt das Programm eigentlich garnicht wahr.)
Die MA mißt dagegen dass, was bewußt wahr genommen und erinnert wird.
In der Schweiz wurde durch Radiowatch ein stärkeres Zapping besonders rund um die Nachrichten gemessen. Das kommt der Wahrheit des Radiohörens wahrscheinlich näher als die von der MA gemessene hohe Sendertreue. Aber die technsichen und messysthematischen Fragen sind wohl noch so groß, dass es noch keine Alternative zur MA ist. Ich setze da mehr auf das Arbitron-System.

PS: Zur Frage, wer das in der Schweiz macht: Das ist eine Firma, die wohl vom ehemaligen SRG-Chefstatistiker gegründet wurde. Und, oh Wunder: RAdiowatch mißt höhere Werte für die Programme des SRG.
 
AW: Radiometer (Radio-Watch)

Achtung! Nicht "radiowatch" und "radiocontrol" durcheinander bringen. "Radiocontrol" ist die Schweizer Geschichte, betrieben von der Telecontrol AG, die wiederum zur detschen GfK-Gruppe gehört.

Der Reihe nach:

Das Arbitron-System nennt sich PPM (portable people meter) - wie dudelhuber richtig schrieb, wird dabei eine Kennung in das Audiosignal eingearbeitet, die von dem Pager ähnlichen Gerät wahrgenommen wird. Das Problem: Die Kennungen der teilnehmenden Sender müssen dabei koordiniert werden ähnlich wie UKW-Frequenzen - schwierig wird das besonders durch die Auseinanderschaltung von Lokalfenstern bzw. umgekehrt durch die Übernahme von Mantelprogrammen. Guckst Du hier: http://www.arbitron.com/portable_people_meters/home.htm

Genau das Problem mit Mantelprogrammen kann z.B. die Schweizer Radiouhr ("radiocontrol") nicht lösen - auf Deutschland bezogen natürlich im Hinblick auf u.a. BLR, Radio NRW, ARD und weitere Syndications eine schwierige Aufgabe. Siehe www.radiocontrol.ch

Darüber hinaus bastelt u.a. Infratest Burke an "radiowatch", basierend auf dem Schweizer "radiocontrol"-Prinzip, aber mit kontinuierlicher Messung, und nicht wie bei den Schweizern mit 4 Sekunden pro Minute.
Und zu guter Letzt wollte Nielsen noch einen draufsetzen und hat ein Gerät in Auftrag gegeben, das die vom Mikrofon aufgezeichneten Signale in Echtzeit mit einem eingebauten UKW-Tuner abgleicht und damit sofort einer bestimmten Frequenz zuordnen kann. Habe aber in den letzten zwei Jahren nicht mitbekommen, ob das Projekt noch weiter verfolgt wird - Infratest hat damit wohl auch experimentiert, die Geschichte aber mittlerweile verworfen.
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben