Ruhe er in Frieden.
Und wieder war es die Inquisition die in Form der CDU, "Ad Libitum" auf dem Scheiterhaufen verbrannte.
Ich bin sicherlich kein allzu großer Freund der CDU, aber doch für eine faire und den Fakten gerecht werdende Wiedergabe von Entwicklungen bzw. Interpretationen.
Die "Totengräber" von Radio Brandenburg und damit insbesondere von solchen einzigartigen Sendungen wie "Ad Libitum" waren, die
eher SPD-nahen oder vergleichweise politisch linken, Herren Rosenbauer (damaliger ORB-Intendant) und sein Hörfunkdirektor Hirschfeld.
Siehe Berliner Zeitung, 12.12.1996 (Quelle:
http://www.berliner-zeitung.de/16656568 ©2016):
Darin: "Nach den Plänen von ORB Intendant Hansjürgen Rosenbauer sollen SFB 3, Radio Brandenburg und Radio B Zwei zu einer gemeinsamen klassischen Kulturwelle und einem schnellen Szene-Kulturradio (Arbeitstitel: "Fritz für Erwachsene") verschmelzen und - wenn dann noch "Kraft, Geld und Frequenzen" da sind -, sei noch ein Klassikradio denkbar."
Die Aufgabe von Radio Brandenburg war klares ORB-Kalkül, weniger das des SFB oder gar der West-Berliner CDU.
Interessant in diesem Zusammenhang dürfte auch der Umstand sein, dass der SFB-Rundfunkrat im März 1997 genau diesen Vorschlag, nämlich das Rosenbauersche "Hörfunkreformpaket", pikanterweise dann dem Gremium vorgelegt durch SFB-Intendant von Lojewski und SFB-Hörfunkchef Wendland, ablehnte. Auch wenn dabei sicher nicht die Rettung von Radio Brandenburg erste Intention war (sondern eher die eines SFB 3 und der Machterhaltung des "alten West-Berliner SFB"), so hätte diese Entscheidung, wenn sie endgültig geblieben wäre, zunächst (auch) den weiteren Fortbestand des einzigartigen alternativen Kulturradios impliziert.
Insidergetratsche nach standen einem gewissen Helmut Lehnert (und den ORB-Oberen) angesichts dieser Entscheidung die "Schweißperlen auf der Stirn": Lehnert war wenige Tage zuvor zum pro-forma-Chef von Radio Brandenburg erkoren (und hatte dazu Radio Fritz in selbiger Funktion verlassen), um in Ruhe und vor allem in "richtiger Position" das "Fritz für Erwachsene" vorbereiten zu können. Der Deal war der Gleiche wie gute 4 Jahre davor: die ostdeutschen Hansels können noch - solange die Gnadenfrist läuft - "ihr Ding" machen; danach kommt dann "richtiges Radio", zumindest nach Lehnert'scher Interpretation...
Helmut Lehnert konnte mit Programmen wie Radio Brandenburg nix, aber auch gar nix anfangen. Das war bekannt und daher "beste Voraussetzung" für den Job...
Landowskys Ausfälle gegen den Osten im allgemeinen und gegen Brandenburg im speziellen ("sozialistische Wärmestube") waren in diesem (traurigen) medien-politischen Spiel eigentlich nur Beiwerk, ohne echte Relevanz auf das was passiert ist.
Es muß also noch was anderes gewesen sein, das auch ihn an RaBra fesselte und heute Radio (Eins) ignorieren läßt. Klar, wir wissen es...
Sicher ganz vieles (und einiges berichtest Du ja dankenswerterweise auch selbst immer wieder...). Eines wäre mir aber im Nachgang noch besonders wichtig: die Toleranz (der HörerInnen) für ein Programm mit derartiger Diversität und der Respekt vor der durchgängig hohen journalistischen Qualität.
Ich z.B. habe Knörich nie gehört, ich habe erst ganz zum Schluss mehr oder weniger zufällig davon erfahren und mich dann geärgert, es selbst nicht gehört zu haben, viel mehr aber darüber, mit welcher Arroganz (oder besser Ignoranz) diese Sendung "gekippt" wurde.
Genauso verärgert war ich über die Borniertheit, die großartige Kindersendung "Zappelnduster" einfach mal so über Bord zu werfen (passte eben nicht zum o.g. "richtigen Radio"..., die Übernahme durch Antenne Brandenburg war eine ganz kurzfristige, spontane Entscheidung von Singelnstein).
Dann der Eiertanz mit "Freistil" und "Zwischen Himmel und Erde (heute: Electro Beats)"... usw. usf. - was damals zerstört wurde (sowohl an Radiokultur als auch zwischenmenschlichen Dingen), hallt zumindest bei mir bis heute nach. Ich habe zwar mit Radio Eins meinen Frieden geschlossen, aber so richtig große Sympathie wird sich da wohl nie einstellen...