[Raumakustik] Fadenvorhang (und mehr) als Diffusor?

Wenn es darum geht, eine akustisch ungünstige Moderationsumgebung im Heimstudio mikrofontauglich zu gestalten, gibt es viele verschiedene Möglichkeiten - wobei die wenigsten davon als wohnraumtauglich gelten dürften.

Neulich bin ich auf die vergleichsweise niedrigen Preise für Fadenvorhänge aufmerksam geworden, die es in verschiedenen Breiten und Farben sowie Aufhängmöglichkeiten gibt.
Optisch sicher ein reizvoller Raumteiler (für die "Wohnzimmer-Radios"), vor Fenstern zugleich ein Gardinen-Ersatz und ... ein günstiger Diffusor?

Mal ganz ehrlich: Wollen wir bei der Raumakustik die Absorption oder die Diffusion?
Ich schreibe hier bewusst im Heimstudio- und (Hobby-)Webradiobereich.

Könntet ihr euch vorstellen, mittels eines Fadenvorhanges direkte Reflektionen zu mindern; ggf. auch durch zwei hintereinander hängende Lagen?
 
Es wird Zeit, das Thema zu entstauben und an die Oberfläche zu holen.

Nachdem meine Frage von vor knapp fünf Jahren keine Antworten nach sich zog - noch nicht einmal warnende oder negative -, möchte ich das aufwärmen und erweitern.
Die Idee mit einem Fadenvorhang ist immer noch präsent. Aber es kommt eine weitere Idee hinzu: Eine Jalousie aus Bambus, bei der die Lamellen in einer zweigeteilten Ausformung zur Hälfte leicht nach oben und zur anderen Hälfte leicht nach unten geneigt sind.

Dieses Konstrukt soll einen an der Stelle bisher hängenden Molton ersetzen. Da ich einen guten Dynamiker einsetze, ist die Diffusion für mich wichtiger als den Schall mit teils fragwürdigen (und wenig ansehnlichen) Schaumstoffen schlucken zu lassen.

Wo liegt das akustische Problem?
Hinter meinem Sprechplatz ist in direkter Nähe ein Fenster und damit eine 1a Reflexionsfläche aus 0° Einsprechrichtung. Den auf das Fenster eintreffenden Schall möchte ich schön diffus vom Mikrofon fernhalten.

Ein Profi sagte mal "Ein Raum muss klingen" - und damit meinte er keinen Raumhall.

Könnte die Idee mit der teils geöffneten Holzjalousie (bzw. Bambus) funktionieren oder bin ich damit, im wahrsten Sinne des Wortes, auf dem Holzweg?
 
Update:
Könnte die Idee mit der teils geöffneten Holzjalousie (bzw. Bambus) funktionieren oder bin ich damit, im wahrsten Sinne des Wortes, auf dem Holzweg?
Diese Idee habe ich mittlerweile verworfen, auch wenn ich an der Faszination für Bambusjalousien nach wie vor festhalte - nur eben nicht an dieser Stelle für die Raumakustik. Ein Gespräch im Fachgeschäft klärt halt sehr viel mehr als Onlineshops oder Möbelhausketten mit schwacher Beratung.
Das "Look & Feel" macht viel aus.

Nach wir vor denke ich: Der schwere Molton hinter mir (und vor dem Fenster) muss weg. Ja, er schluckt gut, aber so wirklich gefällt mir das nicht (mehr).
Also weiter ran an die Diffusion. Nur wie?

Ich werde jetzt mal mit dem Fadenvorhang zwischen meinem Sprechplatz und dem Fenster experimentieren. Für schlanke zehn Euro kann man da nicht allzu viel falsch machen.
Die Vision: Der Schall muss auf dem Weg zum Fenster durch den Fadenvorhang und nach der Reflexion auch wieder zurück. Was davon dann noch in meinem (dynamischen, wenn auch hochwertigen) Mikrofon als gleichmäßige, direkte Reflexion ankommt? Hoffentlich wenig bis gar nichts.

Nachteil von dem Billigteil: Es ist purer Kunststoff und alles andere als B1. Aber für ein Experiment ist es okay.
Bleiben Sie dran, es bleibt spannend...
 
Ich werde jetzt mal mit dem Fadenvorhang zwischen meinem Sprechplatz und dem Fenster experimentieren. Für schlanke zehn Euro kann man da nicht allzu viel falsch machen.
Nun, wenn es denn eine Wirkung hat, sicher nicht. Aber ganz so einfach ist es nicht.

Die Vision: Der Schall muss auf dem Weg zum Fenster durch den Fadenvorhang und nach der Reflexion auch wieder zurück. Was davon dann noch in meinem (dynamischen, wenn auch hochwertigen) Mikrofon als gleichmäßige, direkte Reflexion ankommt? Hoffentlich wenig bis gar nichts.
Erkenntnis: Die Billig-Dinger allein reißen es nicht. Zu wenig Fäden pro Längeneinheit = zu geringe Dichte.
Lösung: Zwei Billig-Dinger übereinander. Immer noch günstig und besser.

Tatsächlich verschwindet der Raumanteil damit größtenteils (der hörbare Rest ist was für Goldohren, aber authentisch). ABER: Der Höhenanteil ist besser. Ich meine, das mit dem Molton war jetzt nicht wirklich mupfig, aber mit doppeltem Fadenvorhang ist es einen Ticken transparenter und klarer.
Man merkt es eigentlich nur im direkten Vergleich und das dürfte dem Webradio-Durchschnittshörer herzlich egal sein.

Ist die für mich gefundene Lösung jetzt als Billig-Alternative universell empfehlenswert?
Nein.
Jede Raumsituation und jedes Mikrofon ist anders. Der individuelle Bedarf muss berücksichtigt werden.

Meine Erkenntnis: Schallschluckende Elemente, sei es nun Schaumstoff oder Akustk-Molton, haben ihren Reiz und gewisse Vorteile. Sie können allerdings auch den Klang verändern, wie es vielleicht nicht so erwünscht ist. Schaumstoff an jeder Ecke ist nicht immer empfehlenswert.
Hey, bei Mikrofon-Popschutzen ist es nicht anders: Ob der Billig-Schaumstoff für zwoffuffzich oder ein Pauly für das sechzigfache - jeder muss seinen eigenen Weg finden, inklusive allem dazwischen.
Für mich als Anhänger von Transparenz, Klarheit und Brillanz des aufzunehmenden Signals bevorzuge ich Diffusion. Da ist Kreativität gefragt.

Ein weiteres Zwischenziel ist erreicht. Mal sehen, wie es weitergeht.
 
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