Leider nur hinter der Paywall, aber was die rbb-RundfunkrĂ€tin Kathrin Röggla in der SZ ausfĂŒhrt, ist sehr nachdenkenswert. Selbst wenn es, ungelesen oder nur schnell ĂŒberflogen, in den Pressemappen der Intendanten versauern sollte, wenigstens hat sie das Offensichtliche ausgesprochen. Ihre Kernthesen:
"Man könnte nach MaĂgabe der Medienberatungsfirmen und Entscheidern in den Sendern sagen: Niemand soll verstört, niemand belehrt werden, ĂŒberrascht werden ohnehin nicht mehr, man folgt magnetisch den BedĂŒrfnissen eines zu errechnenden Publikums.
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Was mich zudem beunruhigt, sind die Argumentationsmuster, die sich seit Jahren wiederholen: Quotenfixierung und Instrumentalisierung der Jugend fĂŒr die Abschaffung vermeintlich zu komplexer Formate. Inklusion als Argument, dass gerade in der Kunst nichts mehr den "Experten" ĂŒberlassen werden kann, wĂ€hrend man dies im FuĂball selbstverstĂ€ndlich ganz anders sieht. Kunst darf nichts mehr mit Können und mit Wissen zu tun haben, sondern muss jeden gleichermaĂen jederzeit "abholen" können. Nie werde ich den Satz aus einem HintergrundgesprĂ€ch einer Intendantin vergessen: "Um das lange Wort zu retten, mĂŒssen wir es kĂŒrzen."
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Aber mit dem Begriff der Digitalisierung geht in der ARD eine Mainstreamisierung einher. Und ein gemeinsames Einschwingen auf das, was zukunftsfÀhig ist und was nicht.
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Der Gedanke, dass die Schwellen fĂŒr Kultur zu senken seien, war ein wertvoller, aber er hat sich nun vollkommen verdreht, er bedeutet nun, Kunst zu dem zu machen, was alle wollen. Die fiktive Quote und der vorauseilende Wille zur Akzeptanz ist dabei entscheidend. Und wie kann diese entwickelt werden? An der reinen Themenförmigkeit, die Einzug gehalten hat in die Kulturredaktionen.
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Das Hörspiel soll hier nur ein Beispiel dafĂŒr sein, dass die akustische Welt flacher wird. Das Radio verlabert sich in reiner GegenwĂ€rtigkeit, die PrĂ€senz öffentlich-rechtlicher Formate auf Twitch, einer Livegaming-Plattform, gilt als Ausweis fĂŒr die neue GegenwĂ€rtigkeit. Was also tun? Ich bin fest davon ĂŒberzeugt, dass es sehr viele fantasievolle Mitarbeitende gibt, dass die KreativitĂ€t in den HĂ€usern sitzt. Es wĂ€re manchmal mehr Selbstbewusstsein fĂŒr diese Expertisen nötig, aber vermutlich scheitert dieser Wunsch an den immer steileren Hierarchien in den Sendern. Mir erscheinen die neuen zentralisierenden Strukturen als gröĂte Gefahr neben den Populismen in den Landesregierungen, die immer dann den Geldhahn abdrehen wollen, wenn wieder Wahlen anstehen, und den BudgetkĂŒrzungen, die immer einschneidender werden."