• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

Reformen und Einsparungen beim ARD-Hörfunk: das "Henne-Ei-Problem"

Einen solchen Auftrag gibt es nicht. Ich wundere mich auch immer ein wenig über entsprechende Diskussionen hier. Radio ist nicht dafür da, auch noch den ungewöhnlichsten Musikgeschmack zu befriedigen. Schon gar nicht ist es eine einzige Musikbox, und nur über die Art der Musik wird gestritten - - auch wenn es zum großen Teil genau das geworden ist. Was wohl auch das Streichen von Programmen jetzt so einfach macht.

Egal, wie unterhaltsam Reinke, die Song Connection im HR, der Kopfhörer im SWR oder sonstwas sind - sie sind im Grund überflüssig.

Denn - eigentlich leitet sich das Programm aus dem Auftrag ab: Demzufolge soll der Rundfunk

"durch die Auswahl von Programmen und Themen die freie Meinungsbildung und kulturelle Vielfalt gewährleisten. Ferner soll er mit seinem Angebot der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung den Rezipienten dienen." (Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks leitet sich aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes ab. Quelle: BPB)
Oxymoron?

Auch der "ungewöhnlichste" Musikgeschmack ist letztlich Teil der kulturellen Vielfalt und damit Teil der freien Meinungsbildung.
 
Ich bin gespannt, was rauskommt. Da machen es sich die Länder natürlich auch wieder einfach: Ihr müsst sparen und zusammenlegen, aber sagen nicht wo. Damit man sich hinterher auch aufregen kann, wenn das eigene Bundesland betroffen ist... (Ist ja immer so. Möglichst geringere Rundfunkbeitrag, aber jedes Bundesland soll doch bitte einen eigenen Tatort haben...)
Das ist ja genau die Krux. Kein Bundeslang hat in den letzten Jahren eine Beschneidung der eigenen Landesrundfunkanstalt unternommen. Sparen ja, aber nicht bei mir.

Im Saarland unterstützen alle Parteien (sogar die AfD) die Eigenständigkeit des SR. Unter den Großanstalten, deren Ministerpräsidenten am lautesten über den Rundfunkbeitrag mäkelten, gibt es die meisten DAB+-Radiokanäle, ohne dass die Landespolitik deren Einstellung gefordert hätte: BR (Heimat/Schlager/Puls/Verkehr/24live), MDR (Sputnik/Klassik/Schlagerwelt/Twens) und NDR (Infospezial/Blue/Schlager), die alle staatsvertraglich bzw. rundfunkgesetzlich beauftragt sind.
 
In der Tat, die meisten Programme sind ja von den Landesrundfunkgesetzen explizit bebeauftragt.
Mich wundert auch, dass das aus einer Rundfunkkommision kommt, die - auch wenn da viele wichtige Leute sind - bisher für kein Gesetz zuständig ist, dass ein regionales Hörfunkprogramm bestimmt. Vielleicht ist da doch noch sowas wie "ARD Jugend" oder "ARD Kultur" als bundesweites Programm im Gespräch...
 
Alle Anstalten, die mehr wie 8 Sender haben, sollten mal überlegen, welches Programm sie einsparen könnten.
Die wenigen, die über 8 Radioprogramme haben, senden auch für mehrere Bundesländer, wo die Länder meist bisher auch wollen, das doch auch was eigenes aus ihrem Bundesland kommt. Da kann man nicht so einfach mit dem Rasenmäher drüber gehen und muß schon genau hinschauen und auch auf den Inhalt, was dort überhaupt gesendet wird.
Das SWR4-Modell könnte noch öfters drohen, nur weniger Radioprogramme gibt es dadurch nicht, außer das zählt schon als ein Programm weniger.
 
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wie "ARD Jugend" oder "ARD Kultur" als bundesweites Programm im Gespräch...
Ich bekomme zwar jedesmal auf den Deckel, wenn ich darauf hinweise, aber: die gleiche Lobby, die sich - nun erfolgreich - für eine Beschneidung der ARD-Angebote einsetzt, hat durchgesetzt, dass der ARD in §29, Abs. 1 des Medienstaatsvertrages bundesweiter Hörfunk verboten wurde. Ohne diesen Passus könnte die ARD viel leichter eine Anstalt mit der Veranstaltung eines Formates beauftragen, das dann von den anderen Anstalten übernommen wird.
 
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Oxymoron?

Auch der "ungewöhnlichste" Musikgeschmack ist letztlich Teil der kulturellen Vielfalt und damit Teil der freien Meinungsbildung.
Klar. Aber wenn man alle ungewöhnlichen Musikgeschmäcker im Programm abbilden wollen würde, bräuchte man extrem viel mehr Geld.
Daher wird es immer eine Abwägung geben, wie viel Programm für eine ganz spitze Zielgruppe (einen ganz besonders ungewöhnlichen Musikgeschmack) man sich leisten kann und wie viele Hörer man erreichen würde, wenn man stattdessen das Geld in ein mainstreamigeres Programm stecken würde.

Also ist es im Endeffekt immer die Quadratur des Kreises:
Möglichst viel Vielfalt und möglichst viele Menschen erreichen unter einem begrenzten, inflationsbereinigt sinkenden Budget.
 
Eine Einsparung könnte auch „Antenne Brandenburg“, oder „Berlin 88,8“ vom RBB sein. Dann würde sich auch erschließen, warum es noch kein „Radio 2“ gibt, sondern nur „Radio 1“ und neuerdings „Radio 3“.
 
Auch der "ungewöhnlichste" Musikgeschmack ist letztlich Teil der kulturellen Vielfalt und damit Teil der freien Meinungsbildung.

Ach ja? Zunächst finde ich es seltsam, dass sich die geplante Rotstiftaktion für manche schon wieder nur darauf beschränkt, welche Musik wann und wo zukünftig läuft, oder eben nicht. Und dass manche unter kultureller Vielfalt offensichtlich primär einige weniger oft gespielte Musikstücke verstehen wollen. Ich nehme mal an, wer das in den Vordergrund stellt, kennt Radio nur als Ort, wo ständig Musik läuft, die größten Hits oder was auch immer, vielleicht am Abend ergänzt durch etwas weniger häufig gespielte Stücke.

Um es klar zu sagen: Ein zusammengestrichenes Programmangebot muss und wird auch viel weniger Musik anbieten. Wenn es dabei noch zu möglichst viel Abwechslung kommt, ist das natürlich zu begrüßen.

Aber genau jenes Konzept, das sich überall durchgesetzt hat, nämlich aus Vollprogrammen kommentierte Playlisten zu machen, erleichtert den Gegnern des ÖRs ihr Vorhaben ungemein. Es ist schlicht nicht begründbar, dafür Gebühren zu verlangen, dass irgendwo nur noch tagein, tagaus, Musik läuft, höchstens von ein paar völlig überflüssigen Plaudereien über eben diese Musik ergänzt.

Das ist sicher nicht, was gutes Radio ausmacht, das seinem ursprünglichen Auftrag entspricht. Das ist nur noch Unterhaltung für Musikfans.
 
Ich bekomme zwar jedesmal auf den Deckel, wenn ich darauf hinweise, aber: die gleiche Lobby, die sich - nun erfolgreich - für eine Beschneidung der ARD-Angebote einsetzt, hat durchgesetzt, dass der ARD in §29, Abs. 1 des Medienstaatsvertrages bundesweiter Hörfunk verboten wurde.
Auch darüber könnte man streiten. Letztendlich würde eine sinnvolle Aufgabenteilung so aussehen: Der DLF veranstaltet bundesweiten Rundfunk, in drei Programmen: Information, Kultur, Jugendradio. Daneben betreiben die ARD-Anstalten für jedes Bundesland ein Vollprogramm - also ein Informations- und Kulturprogramm (z.B. nach dem Muster von WDR 5), in dem das Geschehen im Land im Mittelpunkt steht.

Der ganze Musikkram kann als digitales Zusatzangebot, nach Musiksparten sortiert, weiterexistieren, aber eben bundesweit. Also eine Popwelle für ganz Deutschland, usw.

Im Saarland unterstützen alle Parteien (sogar die AfD) die Eigenständigkeit des SR. Unter den Großanstalten, deren Ministerpräsidenten am lautesten über den Rundfunkbeitrag mäkelten, gibt es die meisten DAB+-Radiokanäle, ohne dass die Landespolitik deren Einstellung gefordert hätte: BR (Heimat/Schlager/Puls/Verkehr/24live), MDR (Sputnik/Klassik/Schlagerwelt/Twens) und NDR (Infospezial/Blue/Schlager), die alle staatsvertraglich bzw. rundfunkgesetzlich beauftragt sind.
Denkfehler: Die Forderung nach Erhalt des SRs sagt nichts aus über Art und Anzahl der Programme, die der SR anbieten sollte. Einzige Einschränkung: Die Frankreich-Orientierung sollte auch im SR-Radio stattfinden. Der Rest ist beliebig.

Die lautesten Forderungen nach Einsparungen kommen übrigens gar nicht aus Bayern oder NRW, sondern regelmäßig aus dem Osten Deutschlands. Allerdings vermischt man dort nach meinem Gefühl oft fälschlicherweise Meinungsvielfalt und Programmangebot.

Und noch mal: Reine Dudelprogramme mit den schönsten oder größten Hits sind schlicht nicht mehr zu begründen. Verständlich, dass immer mehr Menschen für solche Langeweile nicht mehr zahlen wollen. Das wird auch durch irgendeine Spezialsendung am Abend nicht besser.
 
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Die lautesten Forderungen nach Einsparungen kommen übrigens gar nicht aus Bayern oder NRW, sondern regelmäßig aus dem Osten Deutschlands. Allerdings vermischt man dort nach meinem Gefühl oft fälschlicherweise Meinungsvielfalt und Programmangebot.

Und noch mal: Reine Dudelprogramme mit den schönsten oder größten Hits sind schlicht nicht mehr zu begründen. Verständlich, dass immer mehr Menschen für solche Langeweile nicht mehr zahlen wollen. Das wird auch durch irgendeine Spezialsendung am Abend nicht besser.
Von NRW hat keiner gesprochen, aber Niedersachsens SPD-Ministerpräsident Weil hatte sich zumindest kritisch positioniert; und jene Partei, die das "Rules for thee and not for me" zum Grundsatzprinzip erhoben hat, die CSU, sowieso. Am lautesten kommen sie aber natürlich aus Sachsen/Sachsen-Anhalt/Brandenburg.
 
Denn - eigentlich leitet sich das Programm aus dem Auftrag ab: Demzufolge soll der Rundfunk

"durch die Auswahl von Programmen und Themen die freie Meinungsbildung und kulturelle Vielfalt gewährleisten. Ferner soll er mit seinem Angebot der Bildung, Information, Beratung und Unterhaltung den Rezipienten dienen." (Der Auftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunks leitet sich aus Art. 5 Abs. 1 Satz 2 des Grundgesetzes ab. Quelle: BPB)

Übrigens ausdrücklich OHNE Rücksicht auf Einschaltquoten.

Da steht nichts von Nischenmusik. Auch wenn es schön wäre, mal andere Musik zu hören. Neben viel viel mehr Wort, von dem fast nichts mehr übrig geblieben ist. Und natürlich kann man den "Programmteil" Musik interpretieren. Aber er sollte eben nicht mehr sein, als nur ein Teil des Programms, und dieses nicht ersetzen.
Auf den Mainstream-Wellen dürfte der Musikanteil aber bereits 90% und mehr ausmachen. Und dann kommt eben doch das Argument mit der kulturellen Vielfalt zum Tragen, und die ist auf den Mainstream-Wellen, die >90% der Hörer bedienen, definitiv nicht mehr gegeben.
 
Und dann kommt eben doch das Argument mit der kulturellen Vielfalt zum Tragen...
Nach meinem Verständnis ist kulturelle Vielfalt etwas völlig anderes als nur etwas mehr Abwechslung in der Musik. Ich verstehe z.B. darunter Berichte über Menschen in verschiedenen Lebenssituationen, mit unterschiedlichem Hintergrund, Lebensläufen, Perspektiven usw.

Und nicht nur die B-Seite eines alten Albums anstatt des Chart-Hits irgendeines Künstlers, den man bis zum Erbrechen vorgespielt bekommt.
 
wenn man alle ungewöhnlichen Musikgeschmäcker im Programm abbilden wollen würde, bräuchte man extrem viel mehr Geld.
Das ist ein Irrtum, der darauf besteht, dass es für jeden Musikgeschmack dann einen eigenen Kanal oder mindestens eine eigene Sendung geben müsste. Es würde aber vollkommen ausreichen, die gängigen formatierten Playlists für alle Genres und Jahrzehnte zu öffnen und geschickt zu mischen. Das kostet nicht "extrem viel mehr Geld", sondern nur extrem viel mehr Know-how und jemanden, der die Freiheit bekommt, dieses Know-how in ein Musikprogramm einfließen zu lassen, das diesen Namen dann auch verdient.
 
Das ist ein Irrtum, der darauf besteht, dass es für jeden Musikgeschmack dann einen eigenen Kanal oder mindestens eine eigene Sendung geben müsste. Es würde aber vollkommen ausreichen, die gängigen formatierten Playlists für alle Genres und Jahrzehnte zu öffnen und geschickt zu mischen. Das kostet nicht "extrem viel mehr Geld", sondern nur extrem viel mehr Know-how und jemanden, der die Freiheit bekommt, dieses Know-how in ein Musikprogramm einfließen zu lassen, das diesen Namen dann auch verdient.
Das wäre eigentlich genau die Stellenbeschreibung eines Musikredakteurs...
 
Auf den Mainstream-Wellen dürfte der Musikanteil aber bereits 90% und mehr ausmachen. Und dann kommt eben doch das Argument mit der kulturellen Vielfalt zum Tragen, und die ist auf den Mainstream-Wellen, die >90% der Hörer bedienen, definitiv nicht mehr gegeben.

Deutsche Rundfunkanstalten öffentlichen Rechts, die die deutsche Musikszene wegen banaler Anliegen (Vorgaben von Werbemanagern fragwürdigster Couleur) verwahrlosen lassen statt sie zu fördern sollten von den Rundfunkräten zur Verantwortung gezogen werden, weil sie mit diser exzessiven Hot-AC-Schwemme auf zig Frequenzen Gebührengelder veruntreuen. Doch nichts passiert.

Am Ende wird es der Markt regeln, weil der Werbekuchen immer kleiner wird und Gebührenerhöhungen an der Länderkammer scheitern.
 
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Klar. Aber wenn man alle ungewöhnlichen Musikgeschmäcker im Programm abbilden wollen würde, bräuchte man extrem viel mehr Geld.
Komisch, wie ByteFM, das inzwischen nicht-mehr-nur-Online-Radio mit dem extrem vielfältigen Musik- / musikjournalistischen Popkultur-Programm die Finanzierung hinbekommt ausschließlich aus dem, was über den Förderverein "Freunde von ByteFM" und ggf. mal irgendwelche öffentlichen Kulturfördertöpfe reinkommt:


Ruben Jonas Schnell: ByteFM finanziert sich im Wesentlichen durch den Förderverein „Freunde von ByteFM“ mit aktuell rund 9.500 Mitgliedern, die den Sender mit 60 € pro Jahr unterstützen. Diese „Freunde von ByteFM“ sorgen dafür, dass der Sender unabhängig bleibt und der Verein wächst stetig, jedes Jahr um rund 800 neue Mitglieder. Für diese Unterstützer*innen von ByteFM, aber auch für uns Programm-Macher ist wichtig, dass es bei uns keine Werbespots gibt. Das wird sich nicht ändern.

Klar, abgesehen von einem Kernteam, das den Tagesbetrieb und die Administration am Laufen hält, bekommt da soweit mir bekannt niemand Geld für die musikjournalistische Arbeit. Dafür zahlt man inzwischen sogar für lokale terrestrische Verbreitung.

Wenn jetzt jemand (möglicherweise sogar noch aus nem Gremium) kommt und was von "extrem viel mehr Geld" erzählt, das man bräuchte, um in der ARD das zu machen, was ByteFM in Extremform ohne Rundfunkbeitrag stemmt, was vor 30 Jahren noch zumindest im Abendprogramm selbstverständlich in der ARD war und heute für viele Anstalten nicht mehr gilt, nämlich Musikjournalismus auf der Popwelle, wirkt das auf mich einfach nur peinlich. Das ist eine Bankrotterklärung - aber keine finanzielle, sondern eine kulturelle und eine ethische. Das ist einfach nur noch Ausdruck von absoluter Verwahrlosung der ARD und eines es-gar-nicht-mehr-anders-Kennens. Wer so argumentiert, kennt kein Radio. Wer so argumentiert, kennt nur akustische Umweltverschmutzung, kennt nur Massenideologie als Programmplanungskriterium.

Es geht dabei nicht darum, irgendwas zu vergolden. Es geht dabei nur darum, Menschen mit Erfahrung, Authentizität, Szene- und Branchenkenntnissen, persönlichen Kontakten zu KünstlerInnen, Neugier, Lust und Leidenschaft für "ihre" musikkulturelle Nische und einer Persönlichkeit, die einem entweder als "musikkulturelle Instanz" oder als "vertrauter ferner Freund" (oder idealerweise beides) ans Herz wächst, ans Mikrofon zu lassen - an Stelle des Automaten, der die aktuelle Hit-Grütze dudelt.

Man hat solche Inhalte teils bei der ARD komplett entsorgt (das Jugendradio des hr, hr-XXL, hatte da z.B. etliches im Angebot, auch die Abendschiene auf hr1 war einst so bestückt, wenn auch entsprechend "reifer") oder aus den Programmen mit UKW-Verbreitung abgeschoben in neue Digitalwellen, z.B. in Form von NDR Blue, wohin der NDR Nachtclub gehen musste (und dabei auch ca. 50% der AutorInnensendungszeit einbüßte).

Das kostet Geld: neue Welle, weitere Studio- oder wenigstens Ausspielsysteme, weitere Capacity Units im DAB+ (oder halt "kostenneutral" dafür allen Wellen schlechtere Übertragungsqualität geben), weitere Livestreams. Und das nur, um auf den vorhandenen Wellen durchgehend Einheitsbrei dudeln zu können (oder im Falle des NDR halt die 24-Stunden-Inforadioversorgung zu machen).

So hat sich das System der ARD-Hörfunkwellen auch aufgebläht: Popkultur raus aus den vorhandenen Wellen, dafür günstigstenfalls eine neue Musikwelle, die als "digitale Resterampe" relevanten Inhalts unter beinahe Ausschluss der Öffentlichkeit fungiert. Schlager raus aus den älteren "Heimatwellen" (das "polarisiert" ja), dafür eine neue seelenlose automatisierte Schlagerwelle (und bitte dafür neue Radios kaufen). Kinderprogramm raus aus der UKW-Welle (fragen Sie "die Füchsin", Sie finden sie im "Geschäftsbereich I"), dafür und für andere auf der UKW-Welle als "störend" empfundene Inhalte noch eine "Spezialwelle". Undsoweiter.

Das geht ja soweit, dass eine ARD-Anstalt 3 musikalisch weitgehend identische belanglose Kiddie-/Jugendwellen veranstaltet, aber kein wertvolles Jugendkulturprogramm mehr (das hatten sie von 2006-2010, das kostete tatsächlich Geld, da ging es nicht nur um Musikjournalismus, da ging es auch um intensiven, journalistisch fundierten Wortanteil).

Eine hübsche Blähung, die man jetzt abschneiden kann, womit man die letzten störenden Inhalte auch noch entsorgt bekommt. Übrig bleiben die entkernten Massenwellen. Ich könnte mir fast vorstellen, dass Politik und ARD da beide recht glücklich mit sind: endlich nur noch allerbilligsten inhaltefreien Massenfunk, der auch frei von jeglichen menschlichen Regungen ist (außer dass mal eine Whatsapp vorgelesen wird von Susi, die gerade auf der A4 unterwegs ist und nen Blitzer gesehen hat - danke Susi).

Ich behaupte: wir hätten nicht dieses Ausmaß an gesellschaftlichen Verwerfungen und Perversionen, wenn der öffentlich-rechtliche Rundfunk nicht schon seit Jahren genau mit den Methoden Programmgestaltung machen würde, die die zunehmend nach der Macht greifenden politischen Kräfte auf ihren "Spezialgebieten" auch anwenden: Minderheiten diskriminieren, entwürdigen, "entmenschen" und als "Kostenfaktoren" abstempeln, ausschließliche Orientierung an einem "Massengedanken", Vielfalt vernichten, Kultur zurückdrängen - und damit Menschsein erschweren.

Ich habe das zu den Zeiten, in denen ich noch ARD-Radio hörte, bei jeder "Programmreform" (außer einer) direkt gefühlt: diese Verachtung, die denen entgegengebracht wurde, die man als "unwert" für eine Berücksichtigung im auch von ihnen bezahlten ARD-Hörfunk betrachtet hat. Diese Verachtung, die denen, die da hochwertiges, menschliches Programm veranstaltet haben, entgegengebracht wurde. Und diese unendliche geistige Dumpfheit, mit der man dem Hörfunk die Seele ausgetrieben hat. Die Ausnahme: der Neustart von MDR Sputnik 2006 unter Eric Markuse. Das ging in genau die entgegengesetzte Richtung und war für 4 Jahre richtig gut in vielerlei Hinsicht. Danach wurde es handstreichartig wieder beendet.
 
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Und noch mal: Reine Dudelprogramme mit den schönsten oder größten Hits sind schlicht nicht mehr zu begründen. Verständlich, dass immer mehr Menschen für solche Langeweile nicht mehr zahlen wollen
Ähm, wer ist z. B. in Bayern seit Jahren Marktführer? Ich Frage für einen Freund...

Deutsche Rundfunkanstalten öffentlichen Rechts, die die deutsche Musikszene wegen banaler Anliegen (Vorgaben von Werbemanagern fragwürdigster Couleur) verwahrlosen lassen statt sie zu fördern sollten von den Rundfunkräten zur Verantwortung gezogen werden, weil sie mit diser exzessiven Hot-AC-Schwemme auf zig Frequenzen Gebührengelder veruntreuen. Doch nichts passiert.
Dein Einsatz für deutschsprachige Musik im deutschen Radio in aller Ehre.
Aber du schreibst dir da ja schon deine Antwort
Am Ende wird es der Markt regeln
Und das gefühlt ohne Deutschpop und Schlager.
 
Das ist eine Bankrotterklärung
Na ja. Die Finanzausstattung (Einnahmeseite) und die Haushaltsführung (Ausgabenseite) der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten ist skandalös, weil sie jahrzehntelang geduldet wurde und man den Rundfunk, den wir jetzt umso dringender brauchen würden, vorsätzlich gegen die Wand gefahren hat.

Üppige Pensionen für die Baby Boomer ohne entsprechende Rückstellungen, immer weiter explodierende Kosten für Sportlizenzen und gleichzeitig dramatisch sinkende Werbeeinnahmen und ein politisches Umfeld, das nicht gewillt ist, den Verlust durch ausreichende Beitragserhöhungen aufzufangen, verhindern einen handlungsfähigen Rundfunk. Den Anstalten fehlt faktisch die Bestandsgarantie, die ihnen von Verfassungs wegen zusteht. Das ist eine kalte Abschaffung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks durch schlüssiges Tun, ohne gesellschaftliche Diskussion, die sich wahrscheinlich derzeit schon keiner mehr zutraut.

Die "Reformen", die wir derzeit sehen, sind ein übereilter, kopfloser und konzeptloser Verzweiflungsakt. Ein Kahlschlag, der gar nicht nötig wäre, weil er nicht zu den Ersparnissen führen kann, die es bräuchte. Wenn man wirklich etwas einsparen wollte, müsste man schon die Axt an die ausufernde Sportberichterstattung legen und, wie es die Bibliotheken weltweit mit den völlig überteuerten Lizenzen für die Zeitschriften der Wissenschaftsverlage machen, einen Boykott erklären – auf einmal wurde es billiger, und ein Ende ist nicht absehbar.

Aber so, wie es derzeit läuft, kann sich keine Lösung ergeben, die langfristig zweckmäßig und tragbar wäre.
 
Wenn man wirklich etwas einsparen wollte, müsste man schon die Axt an die ausufernde Sportberichterstattung legen
Da wurde aber schon seit Jahren eingespart.

Beispiel Fußball: In ARD und ZDF gibt es nur (ausgewählte) Länderspiele und vielleicht noch DFB-Pokalspiele, wenn Top-Clubs der Bundesliga beteiligt sind, für die diversen Europacup-Wettbewerbe ist ein Abo fällig bei Sky und etc.

Wenn man z. B. die Euro- oder Champpions-League immer live verfolgen will, ist das nur noch über die ARD-Audiothek möglich, und dann auch nur die deutschen Vertreter.
 
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Da wurde aber schon seit Jahren eingespart.
Stimmt, tragische Schicksale sind die Folge, z.b "nur"

Vergütungen nach dem Marktwert
Der hohe Wert für Publikum wie Programm spiegelt sich in den Vergütungen wider und richtet sich nach dem Marktwert der beschäftigten Moderatoren/innen oder Experten/innen: Die 13 Moderatoren/innen von Sportsendungen im Ersten erhielten in der Saison 2022/2023 Vergütungen in einer Gesamtsumme von rund 1,91 Millionen Euro. Für die 17 Experten/innen, die für die Sportsendungen im Ersten in der Saison 2022/2023 eingesetzt wurden, beliefen sich die Ausgaben auf eine Gesamtsumme von 1,99 Millionen Euro.
 
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