• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

Reformen und Einsparungen beim ARD-Hörfunk: das "Henne-Ei-Problem"

Wär's denn nicht viel vernünftiger einen Modus Vivendi zu finden, nach dem alles explizit Überregionale sowie sämtliche Spartenprogramme bundesweit verbreitet würden, was zwangsläufig zu Zusammenlegungen führt und den Abbau von Überkapazitäten zur Folge hat?
Sicherlich sinnvoll, aber wie es in dem Entwurf steht, für die ARD-Sender verboten.
Eine Gesetzeslücke wäre evtl. ein offiziell nicht bundesweit verbreitetes Kooperationsprogramm aller Anstalten bis auf Radio Bremen.
Formal wäre dieses nicht bundesweit, da ein Sender fehlen würde, rein technisch aber im Nebeneffekt schon, ggf. durch Umwidmung einer NDR-Frequenz in Steinkimmen... Anderer Trick damit ein Sender fehlt, man lässt den hr außen vor und nutzt hier einstrahlende Sender vom WDR, NDR, MDR, BR und SWR.
Eleganter wäre aber die Bremer Lösung.
Die Kooperationsmöglichkeiten sind zahlenmäßig bis auf den Begriff "bundesweit" in dem Entwurf nicht weiter definiert (z. B. "max. 3 Anstalten veranstalten ein gemeinsames Programm"), so dass man da tatächlich eine Gesetzeslücke entdecken könnte, wenn einer fehlt.
 
Um den Hörer nicht abrupt vor den Kopf zu stoßen, ist eine schleichende Weiterentwicklung der gewohnten Programme bestimmt sinnvoll.

Sinnvoll, weil Dienst am Hörer und das Medium Radio belebend, fände ich aber am Ende ein Ergebnis mit
  • 16 Landeswellen
  • 25 bundesweiten ARD-Radioprogrammen, möglichst bunt und vielfältig, die sich auch gegenseitig Konkurrenz machen dürfen, weil sich Inhalte teilweise überschneiden ("Pluralismus").
Das wären gut 30(!) Programme weniger als der Status Quo und immer noch mindestens 12 ARD Radioprogramme weniger als im Entwurf vorgesehen.

Vorteil für den Hörer er bekommt 1 Landesprogramm, 25 Spartenpgramme* und 3* DLF Pgrogramme = 29 ö-r Radioprogramme

Laut Theorie des Entwurfes bekommt der Hörer 1 Landesprogramm, 3 bis 5** heutzutage schwer verkäufliche Gemischtwarenläden und 3 DLF Programme = 7 bis 9 ö-r Radioprogramme.

Laut Auftrag müssen sich die 3 bis 5 Schwerpunktprogramme jeweils ähneln, oder es würden bestimmte Angebote in bestimmten 9 ARD-Regionen nicht gemacht. Ergebnis: 9 mal 3 jeweils ähnliche Programme.


*außer über UKW
**Die Zahl der Programme hängt bei gleichem Beitrag vom Wohnort ab, was ist das denn für eine Begründung??
 
Zuletzt bearbeitet:
Ob es so schlau war, die GEZ-Gebühr durch den Rundfunkbeitrag zu ersetzen? Nun muss beispielsweise der ARD-Hörfunk schon deshalb streng durchformatierte Programme im Portfolio haben, weil damit die größten Reichweiten eingefahren werden. Ohne gute Quoten ist ein Zahlungszwang für jeden Haushalt auf Dauer nicht zu rechtfertigen.
Ob es nun "GEZ", "Beitragsservice" oder sogar schlicht "Steuern" heißt, ist im Prinzip egal. Wir kennen ja schon auch die dauernd durch die Medien gehenden Meldungen von beispielloser Steuerverschwendung. Ein Paradebeispiel ist die Bushaltestelle "Wall/Museum" in Wuppertal, für deren Wartehäuschen ein Star-Architekt beauftragt wurde, der einige zehntausend Euro Honorar haben wollte - und das Ergebnis sieht einfach nur 08/15 aus.

Beim Radio ist halt offenbar das Problem, dass der Durchschnittshörer hierzulande offenbar explizit Dudelfunk um jeden Preis hören will. In den 2000ern trat ja mit dem Internetradio eine völlig neue Radio-Form auf den Plan, samt einer wirklich um Längen vielfältigeren Programmvielfalt. Aber die ganzen "Webradingens" konnten auch nach Jahren buchstäblich jeden Hörer persönlich begrüßen. Die Leute wollten es einfach nicht hören. Es hätte wohl einen Riesen-Aufschrei gegeben, wenn die Öffentlich-Rechtlichen solche Sendungen übernommen hätten.
Aus diesem Teufelskreis kann man nur aussteigen, wenn man über die Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Systems neu nachdenkt. In den Niederlanden wurde der Rundfunkbeitrag vor 24 Jahren abgeschafft. Dänemark finanziert den DR ebenfalls über Steuern. Das hat jedenfalls bis heute nicht zu einem willigen "Staatsfunk" geführt.
Die Niederländer sind vielleicht "von Natur aus" breiter aufgestellt. So könnte dann auch ein vielfältigeres Radioprogramm gute Quoten haben.
Wie erwähnt, in Deutschland hat es ja über die Jahrzehnte hinweg immer wieder Versuche gegeben, ein vielfältigeres Programm zu liefern. Die Leute wollten es aber offensichtlich einfach nicht.
 
Wie erwähnt, in Deutschland hat es ja über die Jahrzehnte hinweg immer wieder Versuche gegeben, ein vielfältigeres Programm zu liefern. Die Leute wollten es aber offensichtlich einfach nicht.
Was man ihnen aber auch nicht verdenken kann, wenn ihnen vierzig Jahre lang eingehämmert wurde, dass alles jenseits der größten Hits Teufelszeug ist und unbedingt gemieden werden muss.
 
Wie erwähnt, in Deutschland hat es ja über die Jahrzehnte hinweg immer wieder Versuche gegeben, ein vielfältigeres Programm zu liefern. Die Leute wollten es aber offensichtlich einfach nicht.
Welche Versuche mit welchen Programmen denn? Und hat man die Hörer gefragt, was sie hören wollten?

Natürlich kann man argumentieren, die Hörer hätten mittels Einschaltquoten abgestimmt. Den Anfang machten Programme wie z.B. das damals ungeheuer erfolgreiche SWF-3. Ganztägige Musik, unterbrochen von Informationen - damals aber lange nicht so glattgeschliffen und gleichförmig wie heute. Es gab immer noch Raum für Ungewöhnliches. Und damit meine ich nicht nur die Musik.

Im Übrigen finde ich nicht, dass Radio in den NL vielfältiger ist. Und ein Radioprogramm wird für mich nicht alleine schon dadurch besser, weil mal ein paar seltener gehörte Musiktitel laufen. Es bleibt immer noch Dudelradio. Auch wenn es natürlich angenehmer ist, mal was anderes zu hören, wenn einem sowieso nichts anderes vorgesetzt wird, als immer nur Musik.

Dass es auch anders geht und das durchaus auch beim Hörer ankommt zeigen u. der DLF, und hier und da auch andere Programme, wie z.B. Bayern 2 oder WDR 5. Und die ARD sollte sich wirklich nicht bemühen, besonders "eingängige" Musik in besonders "eingängigen" Programmen zu spielen, um möglichst hohe Einschaltquoten zu erzielen.
 
Heike Raab, Koordinatorin der Rundfunkkommission, gegenüber DWDL.de.
Wir wollen mehr Klasse statt Masse, damit der Auftrag besser als bislang erfüllt wird. Genau dieses Ziel erreichen wir mit der Reform.
Alle Maßnahmen im Reformstaatsvertrag haben unterschiedliche Inkrafttretungszeiträume. Welche für die Veränderungen im Hörfunk-Bereich sowie im Fernsehen anzunehmen sind, das müssen wir noch sehen. Dazu erwarten wir uns Hinweise aus der noch laufenden, öffentlichen Anhörung. Wir wissen, dass man nicht einfach unverzüglich einen Sender einstellen kann. Es gibt manchmal technische Verträge, die zum Zwecke der Distribution der Medieninhalte abgeschlossen wurden. Wenn ein solcher Vertrag bis ins Jahr 2028 reicht, kann ich mir vorstellen, dass die Veränderungen 2028 umgesetzt werden. Das sind aber alles Informationen, die nur die Anstalten haben und wir erwarten uns hier Vorschläge.
 
Welche Versuche mit welchen Programmen denn? Und hat man die Hörer gefragt, was sie hören wollten?
Paradebeispiele für solche Programme war z. B. in den 70ern die ZDF-Fernsehsendung "Disco" mit Ilja Richter, von der sämtliche Titellisten frei im Internet abgerufen werden können:

Am 29. April 1972 folgten demnach auf Juliane Werding T.Rex.
Am 27. Mai 1972 gab es hintereinander Heino, Uriah Heep und Inga & Wolf.
Am 16. September 1972 waren T.Rex und Slade, aber auch Katja Ebstein und Tony Marshall in der Sendung,
Am 5. Januar 1974 gab es Status Quo neben Nina & Mike.
Am 2. Februar 1974 Bata Illic und Suzi Quatro.
Am 2. März 1974 Ike & Tina Turner und Jürgen Marcus direkt dahinter.
Wie wir wissen, gibt es die Sendung seit Anfang der 1980er nicht mehr.

Anfang/Mitte der 1990er hatten wir im WDR-Fernsehen die Sendung "Hit-Clip" mit Thomas Germann, die einen ebenso bunten Mix brachte. Captain Jack, Guns 'N Roses und Guildo Horn in ein und derselben Sendung waren durchaus denkbar. Aber auch diese Sendung hiet sich nur vier Jahre lang und verschwand dann unspektakulär vom Bildschirm.

D. h. es GAB die Programmformate definitiv. Aber die Hörer wendeten wich offenbar davon ab, und dann ist der Weiterbetrieb logischerweise auch für öffentlich-rechtliche Sender nicht mehr zu rechtfertigen.

Hörerbefragungen waren in den 1970ern noch extrem kompliziert; in den 1990ern hätte man bei "Hit Clip" TED's mit einbeziehen können. Aber damals folgte das ÖR-Fernsehen noch seinem Programmauftrag, und das hieß selbstverständlich, Programmgestaltung OHNE ständige Rückversicherung über den Absatzerfolg zu betreiben.

Natürlich kann man argumentieren, die Hörer hätten mittels Einschaltquoten abgestimmt.
Haben sie ja auch.

Den Anfang machten Programme wie z.B. das damals ungeheuer erfolgreiche SWF-3. Ganztägige Musik, unterbrochen von Informationen - damals aber lange nicht so glattgeschliffen und gleichförmig wie heute. Es gab immer noch Raum für Ungewöhnliches. Und damit meine ich nicht nur die Musik.
Aber das wollte offenbar kaum noch jemand hören.

Im Übrigen finde ich nicht, dass Radio in den NL vielfältiger ist. Und ein Radioprogramm wird für mich nicht alleine schon dadurch besser, weil mal ein paar seltener gehörte Musiktitel laufen. Es bleibt immer noch Dudelradio.
Da ist sicher was dran.

Dass es auch anders geht und das durchaus auch beim Hörer ankommt zeigen u. der DLF, und hier und da auch andere Programme, wie z.B. Bayern 2 oder WDR 5.
Gerade DLF und WDR 5 sind doch Paradebeispiele für Sender, die eigentlich so gut wie niemand hört. Mich würde es nicht wundern, wenn diese Programme auch bald auf der Abschussliste stehen.

Und die ARD sollte sich wirklich nicht bemühen, besonders "eingängige" Musik in besonders "eingängigen" Programmen zu spielen, um möglichst hohe Einschaltquoten zu erzielen.
Wie erwähnt, braucht der ÖR-Rundfunk hohe Einschaltquoten, um die Gebühren zu rechtfertigen. Ich bleibe dabei: Das Problem sind einzig und allein die Hörer, die überwiegend sehr empfindlich sind und sofort ab- oder umschalten, sobald etwas weniger Mainstreamigeres kommt. Das ist 1:1 wie bei dem schon verlinkten Interview mit Thomas Gottschalk und Marcel Reich-Ranicki. Letzterer glaubte auch immer noch ans Publikum, wollte aber offensichtlich nicht einsehen, dass eben genau dieses Publikum sich nun mal die dummen Sendungen gezielt aussucht. Denn grundsätzlich würden ja DSDS, Big Brother und Dschungelcamp genauso aus dem Programm fliegen, wenn sie nicht mehr die entsprechenden Einschaltquoten erreichen würden. Aber diese Sendungen halten sich schon seit über 20 Jahren; bei der "Disco" oder "Hit-Clip" war viel schneller Schluss. Aber diese Sendungen GAB es, und es würde sie auch heute noch geben - wenn nicht die Einschaltquoten eingebrochen wären.
 
Wie erwähnt, braucht der ÖR-Rundfunk hohe Einschaltquoten, um die Gebühren zu rechtfertigen.
Das ist der kardinale Fehlschluss, der den Wettlauf mit den quotensüchtigen Privatprogrammen erklären und rechtfertigen soll.

Richtig aber im Sinne der Erfindung und Existenzbegründung des ÖR ist:
Der ÖR braucht gerade nicht nach den Einschaltquoten zu hecheln, da er über die Gebührenpflicht so ausreichend mit Finanzmitteln ausgestattet ist, dass es auf die Quote nicht ankommt.
 
Denn grundsätzlich würden ja DSDS, Big Brother und Dschungelcamp genauso aus dem Programm fliegen, wenn sie nicht mehr die entsprechenden Einschaltquoten erreichen würden.
Dann befrage mal Google, wie die Einschaltquoten der besagten Sendungen einst mal waren und wie sie heute sind. Dafür interessiert sich nur noch ein Bruchteil des einstigen Publikums. Die Shows werden nur noch gemacht, weil sich noch ausreichend Kunden finden, die Werbung schalten in den Trash-Shows, sprich es rechnet sich noch. Wieviele Leute da tatsächlich zuschauen, spielt doch da so gut wie keine Rolle.
 
Das ist der kardinale Fehlschluss, der den Wettlauf mit den quotensüchtigen Privatprogrammen erklären und rechtfertigen soll.

Richtig aber im Sinne der Erfindung und Existenzbegründung des ÖR ist:
Der ÖR braucht gerade nicht nach den Einschaltquoten zu hecheln, da er über die Gebührenpflicht so ausreichend mit Finanzmitteln ausgestattet ist, dass es auf die Quote nicht ankommt.

Falsch.
Die Aufgabe des ÖRR ist nun mal eindeutig gesetzlich geregelt!
Dort (§26 MStV) heißt es:

"Die öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten haben die Aufgabe, ein Gesamtangebot für alle zu unterbreiten. Bei der Angebotsgestaltung sollen sie dabei die Möglichkeiten nutzen, die ihnen aus der Beitragsfinanzierung erwachsen, und durch eigene Impulse und Perspektiven zur medialen Angebotsvielfalt beitragen. Allen Bevölkerungsgruppen soll die Teilhabe an der Informationsgesellschaft ermöglicht werden. Dabei erfolgt eine angemessene Berücksichtigung aller Altersgruppen, insbesondere von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen, der Belange von Menschen mit Behinderungen und der Anliegen von Familien."

Um alle Gruppen zu erreichen, müssen die Öffis also Programm machen, das entweder massentauglich ist, oder ein so ausdifferenziertes Angebot, dass jede noch so kleine Splittergruppe erreicht wird.

Aufgrund der hohen Kosten von audiovisuellen Produkten bleibt der einzige Weg, eine Kombination von beidem zu versuchen: Massentaugliche Programme, um viele Hörer/Zuschauer zumindest mit z.B. journalistischen Nachrichten zu erreichen, zugleich aber innovative / hochwertige Angebote für bestimmte Zielgruppen. Dabei müssen sie darauf acht geben, dass die innovativen und/oder besonders hochwertigen Angebote nicht immer nur für die gleiche Zielgruppe (Bildungsbürger zwischen 50 und 70, Radiofreaks, o.ä.) gemacht werden, sondern insbesondere sich auch an z.B. Kinder und junge Erwachsene richten. Die werden aber über das lineare Radio nicht mehr erreicht, also MUSS das Geld ins Digitale fließen, um den gesetzlichen Auftrag zu erfüllen!
 
Zuletzt bearbeitet:
Am Anfang war ich auch ziemlich empört, inzwischen hat sich das aber etwas gelegt. Gerade beim Radio bietet der Reform-Staatsvertrag ja die Möglichkeit, einiges besser zu machen. Kooperationen und Fusionen von Programmen bieten den Anreiz, dass jede ARD-Anstalt ein Programm mehr ausstrahlen kann, wenn man es schafft bei je zwei Hörfunkwellen mit anderen ARD-Anstalten zu fusionieren, wovon in erster Linie die Hörer profitieren, da sie so noch ein Angebot mehr im Sendegbeiet einer ARD-Anstalt hätten. Regionalisierte Fenster sind hier ja weiter erlaubt.

Hier gäbe es wunderbare Möglichkeiten: Aus Bremen 2 und NDR Blue ein übergreifendes, anspuchsvolles Popkultur-Programm für den ganzen Norden, aus Die Maus und MDR Tweens ein gemeinsames Kinderradio, aus BR Schlager, MDR Schlagerwelt und NDR Schlager ein gemeinames Schlagerradio, aus YouFM, Dasding und Unserding ein schlagkräftiges Jugendradio für den ganzen Südwesten usw. usf.

Hier sollte keine einzige ARD-Anstalt egoistisch sein und nur an sich denken. Denn wer nur an sich denkt, darf weniger Hörunkwellen veranstalten, so sieht es der neue Staatsvertrag ja vor, wird er so von den Ministerpräsidenten ratifiziert.

Wird nicht kooperiert, fallen bis zu 20 Hörfunkwellen ersatzlos weg. Wird kooperiert, bleiben bis zu 13 Wellen erhalten, Hörer müssen sich nur (rein zahlenmäßig) von 7 Wellen komplett verabschieden.
 
Zuletzt bearbeitet:
Wie erwähnt, braucht der ÖR-Rundfunk hohe Einschaltquoten, um die Gebühren zu rechtfertigen.

Genau die braucht er nicht. Une wenn höchstens, um Werbeeinnahmen zu erzielen.

Der Rundfunkauftrag sagt sogar sehr klar aus, dass der ÖR seinen Auftrag unabhängig von Einschaltquoten auszuführen hat.

Die Aussage, kaum jemand höre den DLF, halte ich im Übrigen für abenteuerlich. Anspruchsvollere Informations- oder Kulturprogramme haben natürlich immer weniger Hörer, als Gedudel.

Das wird besonders gut in den Privaten zelebriert, wo wirklich nur noch Hits laufen, begleitet von Werbung, ein paar albernen Gewinnspielen, Jingles und Nachrichten, die meist nicht diesen Namen wert sind. Und trotzdem haben Private Erfolg. Bei Hörern, die nichts anderes hören wollen, und das sind viele.

Aber ein solch "belangloses", wenn auch "erfolgreiches" Programm zu bieten ist nicht die Aufgabe des ÖR.
 
So ganz falsch ist das Argument mit den Quoten nicht. Haben die Programme kaum oder keine Hörer, haben die Kritiker erst Recht einen Grund nach der Abschaltung zu rufen, denn wofür sollte man Gebühren für etwas bezahlen, was am Ende nur ein minimaler Bruchteil der Bevölkerung überhaupt nutzt. Der Punkt ist aus meiner Sicht eher, das es zuviele von diesen Plätschersendern gibt und zu wenige, die tatsächlich auf Inhalte setzen. Davon ab wird ohne Not zuviel in den Onlinebereich ausgelagert. Linear wird die Unterscheidung zum Privatfunk immer kleiner. Und das kann nicht im Sinne des Erfinders sein.
 
Teilhabe an der Informationsgesellschaft

Darunter würde ich jetzt nicht unbedingt alberne "80er-Shows", Hitparaden oder überhaupt die "Größten Hits" oder die "Beste Musik" verstehen.... Und nein, der ÖR braucht nicht massenhaft Programme, die sich überall gleichen, kaum noch regionale Bezüge aufweisen (ausser Wetterbericht und Verkehrsmeldungen) und in SH so klingen wie in Bayern - sieht man mal vom Akzent des Sprechers ab.
 
Von mir aus können sie Bremen Zwei und NDR Kultur einstellen und NDR Schlager und NDR Blue verschmelzen.
 
Zuletzt bearbeitet:
Laut der jüngsten Reichweitenstudie der Arbeitsgemeinschaft Media-Analyse hatte er im vergangenen Jahr 2,23 Millionen tägliche Hörerinnen und Hörer. Der Wert blieb im Vergleich zum Vorjahr weitgehend stabil (MA Audio 2023 II: 2,27 Mio.) und der DLF unter den zehn meistgehörten Programmen der Bundesrepublik. (Quelle: deutschlandfunk.de)
 
So ganz falsch ist das Argument mit den Quoten nicht. Haben die Programme kaum oder keine Hörer, haben die Kritiker erst Recht einen Grund nach der Abschaltung zu rufen, denn wofür sollte man Gebühren für etwas bezahlen, was am Ende nur ein minimaler Bruchteil der Bevölkerung überhaupt nutzt.

Wenn ein Landesprogramm wirklich Substanz hat, gründlich über das Tagesgeschehen berichtet, wichtige Service-Elemente beinhaltet und Themen behandelt, die den Leuten auf den Nägeln brennen dann stimmt die Quote auch.

In wenigen Jahren kann jeder mobil und unbegrenzt zum Mini-Tarif auf eine unüberschaubare Zahl von Online-Musikquellen und aktuellen Informationsdienstleistern zurückgreifen. Wer sich da nicht spezialisiert oder auf Qualität und profunde Berichterstattung setzt ist binnen kurzer Zeit weg vom Fenster, zumal sein Produkt auf der letzten analogen Plattform schon allein aus Kostengründen nicht bestehen kann.

Der öffentlich-rechtliche Rundfunk wird sich auf seine Grundtugenden besinnen und die Kommerzsender werden durch Vielfalt und Alleinstellungsmerkmale bestechen müssen, und zwar im digitalen Umfeld, denn DAB+ wird über kurz oder lang zum grundlegenden Standard, während UKW schon allein wegen der hohen Fixkosten immer mehr zurückgedrängt wird.
 
Zuletzt bearbeitet:
1959 gab es nur ein Programm in Norddeutschland und dort hatte man sogar noch Sendepausen. Die Jugend ging leer aus und hörte bei der alten mit. Heuer hat man dieses Problem nicht mehr. Man braucht kein Jugendprogramm, da reicht es aus wenn die Redaktion diverse Apps bespielt.

So sah das Programm des Norddeutschen Rundfunks im "Hamburger Abendblatt" am 31.12.1959 aus:

NDR auf UKW am 31. Dezember 1959:

16.00 Rund um die Alster
16.30: Jahresrückblick im Sport
17.10: Tanz
17.40: Das Bein (Hörspiel)
18.25: Jazz!
19.05: Franz Schubert
20.00: Rückblende
21.00: Der Sternenhimmel in der Neujahrsnacht
21:20: Cosi fan tutte
23.55: Zum Jahreswechsel

NDR auf UKW am 01. Januar 1960:

08.15: Unterhaltungsmusik
09.00: Kammermusik
10.10: Deutsche Volkslieder
10.30: Zirkusgeschichte
11.05: Melodie und Rythmus
12.00: Johann Strauß
13.00: Münchhausen
14.00: Die besten Tanzorchester der Welt
15.00: Kosmische Märchen
15.50: Richard Wagner
17.40: Der große Preis
19.00: Schlagernachlese 1959!
20.00: Musikalisches Musikporträt: Yehudi Menuhin
22.45: Unterhaltung in der Nacht

NDR auf UKW am Samstag den 02. Januar 1960:
06.20: Tanz- und Unterhaltungsmusik
08.45: Gottfried von Einem
09.00: Leichte Musik
10.00: Wir erzählen
11.30: Unterhaltungsmusik
12.25: Schlager der Woche
 
Ist natürlich auch Quatsch von mir gewesen eine App vorzuschlagen, statt einem allgemeinen Verzicht. Die Jungend wird sowieso schon den ganzen Tag von Medien berieselt, da muss nicht auch noch der ÖRR dazwischen grätschen. Weder im Äther noch in der App. Jemand der 1945 geboren wurde, der war 1960 in der Blüte seiner Jugend und hoffentlich hat er sie genossen. Inzwischen nehme ich nämlich zur Kenntnis das es zu viele Jugendliche in Tageskliniken mit Depressionen gibt, aufgrund von zu viel Medienkonsum. Vielleicht war damals doch nicht alles schlecht und dann kann man ja aus der Vergangenheit auch mal etwas mitnehmen: Man sollte die Jugendprogramme einsparen.
 
Zuletzt bearbeitet:
  • Like
Reaktionen: U87
Aber bitte nicht alle. Insbesondere Fritz, Sputnik (wenn keine Fusion mit Jump) und 1Live haben tolle Spezialsendungen, die sich vom Tagesprogramm abheben. Das fände ich schade, wenn das eingestellt wird. Nur der Name "Jugendwelle" ist heutzutage der falsche dafür.
 
Zurück
Oben