Kai Gniffke im Gespräch mit der "Rheinpfalz":
Irgendwo wirkt Gniffke bei dem Thema so richtig tiefenentspannt. Bei diesem neuen Staatsvertrags-Entwurf wäre ich das aber auch. Denn der hat ja in der Tat Platz für wesentlich mehr Spielräume. Die Politik gibt ja nur die Zahl der Sendeplätze vor. Es wird je eine Landeswelle geben und darüber hinaus noch vier Wellen für beide Länder, bzw. fünf, wenn man bei zweien mit anderen ARD-Anstalten kooperiert. Was man dann wie und womit belegt, überlässt man dem SWR selbst. Aktuell werden ja alle Wellen einzeln beauftragt mit klarer Zielvorstellung.
Das bedeutet künftig auch eine klarere Fokussierung auf Zielgruppen. Gesetzt sind für mich nur SWR3 als bekannte Marke und SWR Kultur, da man dort schon Reformschritte vollzogen hat.
Ich rechne damit, dass die Landeswellen keine Nummern mehr tragen werden, es also einfach "SWR Rheinland-Pfalz" und "SWR Baden-Württemberg" heißt, und dass das ganze ein Kompromiss aus dem ersten und dem vierten sein wird. Vergleichbar mit den Landeswellen des NDR und MDR.
Ob es darüber hinaus noch noch eine Welle für Senioren geben wird, wird eine spanndende Frage sein. Klar ist nur, dass die bisherige Fokussierung auf Regionales bei SWR4 Geschichte sein wird. Ich kann mir denken, dass der SWR dort an etwas ganz neuem arbeiten wird mit klarer Zielgruppen-Ausrichtung, analog zu SWR Kultur: SWR Gold oder was auch immer.
Ob eine Jugendwelle im Rundfunk überleben wird, hängt maßgeblich von Plänen der Gesamt-ARD ab. Aus Kreisen der so genannten Jugendwellen verlautete schon, dass die jungen Angebote komplett ins Internet wechseln könnten und ein linearer Stream dann nur noch eine Nebenrolle spielen könnte. Eher wird das dann ein "funk im funk", also ein junges, nationales Audioangebot für Jüngere, an dem sich alle ARD-Anstalten mit Beiträgen beteiligen. Mehr auf Abruf, mehr TikTok, mehr Insta als "echtes" Radio, da sich die Audionutzung ändert. Ein klassisches Jugendradio sehe ich beim SWR nur noch, wenn man es in Kooperatiom anbietet. hr und SR bieten sich hierbei ja an, ggbf. auch noch der BR. Ob diese Kooperations-Wellen nach dem radio NRW-Modell ihre bisherigen Namen behalten können und dürfen, wird sich zeigen.
Gniffke hatte ja auch schon mal damit geliebäugelt, SWR Aktuell ins "Digitale" abzuschieben. Dem kam die Kooperation mit dem hr zuvor, und da dem hr eine Nachrichtenwelle weiter wichtig ist, wird es also hier auf ein Drei-Länder-Angebot hinauslaufen. Vielleicht auch vier, wenn sich auch der SR beteiligt.