• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

Reformen und Einsparungen beim ARD-Hörfunk: das "Henne-Ei-Problem"

Gerade in den BR Nachrichten gehört:

Ab 2027 fallen weg:

BR Schlager
Puls
BR Verkehr
BR24 live

Schlager sollen in der ARD Audiothek weitergehen. Scheinbar gibt es dann auch keine gemeinsame ARD Schlagerwelle auf DAB+ mehr.
 
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Gerade in den BR Nachrichten gehört:

Ab 2027 fallen weg:

BR Schlager
Puls
BR Verkehr
BR24 live

Schlager sollen in der ARD Audiothek weitergehen. Scheinbar gibt es dann auch keine gemeinsame ARD Schlagerwelle auf DAB+ mehr.
Eine gemeinsame ARD-Schlagerwelle hat es nie gegeben. Bisher und bis 2027 gibt es in diesem Genre Übernahmen gewisser Sendungen wie Hitparade, Party, Abend- und Nachtversorgung.

 
Ähm, aber sorry @Pfälzerwald , das waren Übernahmen aus einzelnen Häusern und keine gemeinsame Welle. Wenn Du sagst: Es wird dann ab 2027 keine reinen Schlagerwellen mehr geben und damit auch keine Übernehmen derer mehr, so stimmte ich Dir zu.
 
Dann muss man der ARD aber leider ein ganzes Stück weit eine ziemliche Kreativlosigkeit vorwerfen, denn beispielsweise beim Nachtprogramm ging das ja früher auch. Wer hindert die Anstalten daran ein solches Prinzip wieder einzuführen? Jeden Monat übernimmt ein anderer die inhaltliche Verantwortung, fertig. Und da die Moderatoren nur in den seltensten Fällen Festangestellte sind, sollte auch das Problem lösbar sein. Es ist wirklich bemerkenswert wieviele Floskeln ARD-Verantwortlichen einfallen, wenn es darum geht Inhalte zu streichen. Wenns ums Erhalten geht, reicht offenbar ein simples "geht nicht".
 
Insgesamt ist die Einsparung mal wieder offensichtlich zu Lasten der Breite gegangen. Popwellen können über UKW nebeneinander weitersenden, alles andere wurde wieder teilweise unnötig bestutzt. Vielleicht kann man den ÖR nicht mehr auf seinen eigentlichen Auftrag zurückführen, aber den Auftrag von heute verstehe ich dahingehend nicht mehr. Wenn es darum geht, mit Mainstream Geld zu verdienen, kann man auch gleich auf die Gebühren verzichten und das alles privat machen. Also ich bin ein Befürworter des ÖR, werde aber durch die Sparmaßnahmen eher zum Gegner. Vielleicht auch politisch so gewollt?!
 
Dann muss man der ARD aber leider ein ganzes Stück weit eine ziemliche Kreativlosigkeit vorwerfen, denn beispielsweise beim Nachtprogramm ging das ja früher auch. Wer hindert die Anstalten daran ein solches Prinzip wieder einzuführen? Jeden Monat übernimmt ein anderer die inhaltliche Verantwortung, fertig.
Schöner Gedanke. Aber ist wesentlich teurer als wie es jetzt gelöst ist, indem jeweils nur eine Anstalt der "Geber" ist. So muss nur ein mal abgerechnet werden. Das macht für mich schon Sinn.
 
Dass das tatsächlich teurer wäre, glaube ich nach wie vor nicht. Unterm Strich wäre es in Summe mutmaßlich sogar günstiger, denn beispielsweise Techniker etc. beim SWR werden anders, sprich teurer bezahlt als beim rbb oder beim SR. Damit wären die Gesamtkosten insgesamt betrachtet günstiger als wenn beispielsweise der SWR permanent der Geber ist.
 
Beim NDR finde ich lediglich die allgemeinen Zahlen für ARD und ZDF Stand März 2022, darunter der Verweis auf ein Dokument namens "Bericht an die Landesparlamente", die aktuellste dort abrufbare Version stammt aus Juli 2022. Beim Querlesen wird kein Wort darin verloren über NDR Blue oder NDR Schlager. Aber man feiert das damalige Urteil des BVerfG.




Der SWR ist auch nicht aktueller, Stand November 2022. Demnach sind die größten Posten SWR Kultur (das Programm dürfte zusammen mit SWR Aktuell mit die geringste Quote haben) und die Klangkörper.



Ich frage mich, warum bei der ganzen Debatte niemand in Frage stellt, weshalb jede Landesrundfunkanstalt ein eigenes Sinfornieorchester, eine eigene Big Band, einen eigenen Rundfunkchor usw. finanzieren muss und warum man diese nicht privatisieren oder zusammenlegen kann. Insgesamt 20 (!) derartiger Einrichtungen (meist E-Musik) betreibt die ARD, aber für etliche Genres der U-Musik und Populärmusik wie Swing, Soul, Country, Folk, Blues usw. ist kein PLatz mehr.

Die Debatte über die Zukunft der ARD-Klangkörper und Rundfunkorchester ist ja nun nicht neu. Nur Lösungen vermisse ich bisher, genauso wie überhaupt die Frage nach Sinn und Nutzen sovieler derartiger Einrichtungen für die Hochkultur, wenn gleichzeitig Lesungen auf DAB abgeschoben, Kinderprogramme in der Audiothek versteckt und Filmrechte für Lizenzware kaum noch eingekauft werden.



Ebenso wäre eine selbstkritische Reflexion nötig, dass man dringend die Ausgaben für Sportlizenzen und Übertragungsrechte von Großereignissen reduzieren muss. Das sind die wirklichen Kostenfresser, nicht eine Handvoll Spartenradiokanäle.


Ein weiterer Kostenpunkt ist die seit Jahren andauernde Parallelausstrahlung in analoger und digitaler Terrestrik beim Hörfunk, weil man sich nicht von seiner bisherigen Vormachtstellung auf UKW trennen mag und trotzdem auf die Dominanz in den DAB+ Senderlisten aber ebenfalls nicht verzichten möchte.
 
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Das gehört zwar eigentlich nicht in den Radio-Bereich, sollte aber dennoch mal erwähnt werden, weil diese Standard-Forderung, na ich sag mal zwei Seiten hat.
Ebenso wäre eine selbstkritische Reflexion nötig, dass man dringend die Ausgaben für Sportlizenzen und Übertragungsrechte von Großereignissen reduzieren muss.
Zum einen sind es nur die Öffis, welche verschiedene Sportarten tatsächlich bedienen. Insofern kann man das so pauschal nicht formulieren. Wenn man außerdem bedenkt, dass laut verschiedener Berichte alleine eine einzige Ausgabe der Feste-Shows von Silbereisen über 2 Mio Euro verschlingt, was immerhin einen Minutenpreis von über 10.000 Euro ergibt, dann sind die im Schnitt 240 Mio Sportrechte-Kosten der ARD (ZDF etwa 170 Mio) fast schon Peanuts. Da würde ich eher den ohnehin viel zu oft präsenten Silbereisen deutlich seltener senden.
Worüber man außerdem diskutieren sollte sind diverse Parallelausstrahlungen verschiedenster Ereignisse auf ARD und ZDF und im Zweifel auch noch auf One und Phoenix. Braucht kein Mensch! Heute geisterte durch die Presse, dass die ZDF-Silvestershow auf der Kippe steht, weil das Land Berlin diesmal keinen finanziellen Anteil beisteuern möchte. Warum machen ARD und ZDF nicht eine gemeinsame Silvestershow? DIe Zeit der großen Samstagabend-Shows und auch die der Silvester-Shows ist doch eh vorbei. Da wird ohne Ende Geld versenkt. Der Sport hat ja wenigstens noch Interessenten.
 
Eine wirkliche Reform hätte eine so Einiges vorausgesetzt: Was bieten wir an, was ist unsere Aufgabe, was ist überflüssig? Wie können wir möglichst die ganze Bevölkerung mit unserem Angebot ansprechen?

Stattdessen: Einsparungen, die mit der harmloser klingenden Bezeichnung Reform verschleiert werden. Rasenmäherprinzip: Jede Anstalt muss in unterschiedlicher Form sparen, Wellen abschalten. Das passiert so, wie es am wenigsten weh tut: Irgendwelche Programme, die im Verborgenen schlummerten oder ohne vermeintlich signifikante Zuhörerschaft werden eingestellt.

Schon gar nicht gibt es eine Rückkehr zur Kernaufgabe, also zu einem informativen und unterhaltsamen Rundfunk für das jeweilige Ausstrahlungsgebiet, aus dem Land, für das Land also. Lieber Oldie- oder Chartsgedudel, über ganz Deutschland in verschiedenen Kopien verteilt.

Besser wären gezielte Zusatzangebote: (Wirkliches) Jugendradio, Radio für die Älteren, mit Schlager, eine Popwelle, eine Klassikwelle, gerne in Kooperation, jeweils einfach, aber bundesweit.

Das würde weniger Radio bedeuteten, aber auch viel weniger Wiederholung von dem, was sowieso schon überflüssig ist. Und wenn es gut gemacht ist, viel mehr Qualität..

Aber eine wirkliche Reform hatten die Macher wohl nie im Sinn. Es ging nur darum, möglichst so weiterzumachen, wie bisher, halt mit weniger Geld.
 
Die Einstellung dieser Digitalsender scheint mir nur ein Tropfen auf den heißen Stein zu sein. Man macht gerade einmal so viel, wie vom Gesetzgeber vorgegeben wird, zumal in vielen Fällen die Sender wohl doch noch als Online-Angebot fortgesetzt werden sollen, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Die einzige Rundfunkanstalt, die wirklich einen ernsthaften Sparkurs fährt, ist der Hessische Rundfunk. Bei vielen anderen Rundfunkanstalten scheint das Geld wohl immer noch zu locker zu sitzen. Insbesondere beim RBB finde ich es trotz der klammen Finanzlage schon erstaunlich, dass dort keines der Angebote gestrichen werden soll.

Bei einigen Rundfunkanstalten frage ich mich schon, ob man wirklich so viele unterschiedliche Wellen braucht. Eine Info- und Servicewelle mit regionaler Berichterstattung, evtl. eine anspruchsvollere Popwelle für Erwachsene mit hohem Wortanteil, einen jungen Sender, Info- und Kulturwellen in Kooperation mit den anderen Rundfunkanstalten, angereichert um regionale Inhalte, fertig. Eigentlich könnte man bei fast jeder Rundfunkanstalt überlegen, ob man nicht eine der Hauptwellen komplett streicht.

Ich frage jetzt einfach mal ganz ketzerisch: Könnte man nicht hr1 und hr4 sowie SWR 1 und SWR 4 ziemlich unproblematisch zusammenlegen? Letztere Welle wirbt im Internet ernsthaft mit „Alltagstipps, viel Musik und tolle(n) Promi-Bilder“ – was hat das bitte für einen Mehrwert für unsere Gesellschaft? Braucht es wirklich rbb 88,8 als Stadtsender oder könnte man nicht auch einfach Radio Eins dazu umfunktionieren und könnte man die frei werdenden Ressourcen nicht dazu verwenden, die regionale TV-Berichterstattung aus Brandenburg endlich mal auszubauen, wie es die Landesgesetze eigentlich vorsehen?

Ein bisschen OT, aber auch bei den Fernsehangeboten der ARD sehe ich massive Einsparpotenziale. Braucht es wirklich neun eigenständige dritte Programme oder wäre es nicht sinnvoller, diese einfach zum Vorabend / Abend regional auseinanderzuschalten und gemeinsam ein inhaltlich anspruchsvolles Mantelprogramm zu produzieren, das nicht nur aus Zoo-Sendungen, Ärzteserien, Kolonialromanzen und Service-Berieselungssendungen besteht, sondern die besten journalistischen Stücke zeigt, die die regionalen Rundfunkanstalten zu bieten haben?
 
Das sind nur Vorzeige-Opfer um zeigen zu können "wir tun etwas!" . Das Einstellen dieser Sender bringt fast nichts. Die Kapazitäten auf DAB+ sind doch weiterhin da, ob gesendet wird oder nicht. Am Ende steigen die Übertragungskosten pro Programm, die nochübrig bleiben. Sollen die dann auch eingestellt werden wegen hoher Übertragungsosten?
Was soll mit dem Abschalten von BR24 Live (NDR Info Spezial/WDR Event) und BR Verkehr gespart werden (vom Nutzen abgesehen)? Wo werden die Übertragungen der Parlamente in Zukunft gebracht? Im Netz? Das Spart nix. Auf Bayern1? Never, das stört den Audienceflow. Komplett drauf verzichten zugunsten von Mike and the Mechanics und Ed Sheeran? Wahrscheinlich.
 
Ich frage mich, warum bei der ganzen Debatte niemand in Frage stellt, weshalb jede Landesrundfunkanstalt ein eigenes Sinfornieorchester, eine eigene Big Band, einen eigenen Rundfunkchor usw. finanzieren muss und warum man diese nicht privatisieren oder zusammenlegen kann. Insgesamt 20 (!) derartiger Einrichtungen (meist E-Musik) betreibt die ARD, aber für etliche Genres der U-Musik und Populärmusik wie Swing, Soul, Country, Folk, Blues usw. ist kein PLatz mehr.
Du bist falsch informiert. Das tut ja längst nicht jede Anstalt, schon seit etlichen Jahren nicht mehr.
 
Die ARD unterhält 16 Orchester, 8 Chöre und vier Big Bands. Natürlich ist es kulturell wünschenswert, dass jede Anstalt von jeweils allen drei oder vier Klangkörpern jeweils einen bekommt. Für finanziell darstellbar halte ich jedoch ein Orchester, einen Chor und eine Band. Für alle zusammen. Und in diesem Stil weiterzusparen an Radiowellen, Fernsehprogrammen und Digitalangeboten ist für mich die angemessene Vorgehensweise. Und nicht, ob man vielleicht hier und da überlegt, ein DAB-Programm einzustellen. Die Einsparangebote der Öffis sind ein schlechter Witz, der an Arroganz, Ignoranz und Unverschämtheit nicht zu überbieten ist.
 
Die Aufgabe durch die Ministerpräsidenten war ja "Streicht x Sender!" und nicht "Streicht x Sender und spart dabei y Euro ein".

Das ist wie bei der Mathearbeit: Die Aufgabe wurde richtig gelöst auch wenn der Rechenweg jetzt ziemlich unkreativ war. Du bekommst volle Punkte. Wenn eigentlich etwas anderes gewollt gewesen wäre, hätte der Lehrer die Aufgabe anders stellen müssen.

Wenn ich mir den NDR ansehen, haben sie mit NDR Schlager das Programm ausgewählt, dass von den Landeswellen, NDR2, Kultur und Info die geringsten Zuhörerzahlen hatte. Ich hätte es vielleicht anders gelöst, aber das Kriterium ist ja auch irgendwie schlüssig und in gewissenmaße nachvollziehbar.
 
Die Aufgabe durch die Ministerpräsidenten war ja "Streicht x Sender!"
Offensichtlich. Anscheinend kam niemand auf die Idee, in der Präsentation die Folie "Das Ziel dieser Maßnahme ist.." zu erstellen. So kenne ich es zumindest.

Zum Thema Rechenweg: Doch es gibt Arbeiten, bei dem das Ergebniss ohne Rechenweg nicht die volle Punktzahl erhält. Der Weg ist das Ziel.
 
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