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Reformen und Einsparungen beim ARD-Hörfunk: das "Henne-Ei-Problem"

Aber hier wird ja nur gelabert und man kommt irgendwie nicht zum Punkt. Statt die Fakten zum Titel bündig zu formulieren, wird ewig herumlaviert.
Ja!!!

Neben der grausigen technischen Qualität, die die Qualität der Stimmen nur erahnen, aber nicht zweifelsfrei erkennen lässt: worum geht es eigentlich? Um das Wetter? Um den Frühling? Um die politische Weltlage? Um das Gefühlsinnenleben der beiden, die sich da mühen, unter dem Eindruck von alldem? Wollen sie sich gegenseitig was erzählen? Warum rufen sie sich dann nicht an oder treffen sich, trinken einen warmen Tee, lauschen guter Musik und erzählen sich, wie es ihnen geht? Was hat eine Übertragung dessen im Radio verloren?

Ich kann mich an Sendungen erinnern, in denen z.B. eine Künstlerin ins Studio kam, Platten mitbrachte und eine Stunde auf diese zwanglose Weise interviewt wurde. Und das war großartig. Eine solche Sendung hatte - ca. 10 Jahre nach dem Ende des Programms - ein Fahrer bei einer Mitfahrgelegenheit von Berlin nach Stralsund auf Kassette in seinem morbiden Oldtimer-ex-Krankenwagen des Bayerischen Roten Kreuzes laufen. Marion Brasch interviewte in genau der Form (Künstlerin zum Gespräch eingeladen, Künstlerin bringt von ihr ausgesuchte Musik mit) im Tagesprogramm von ORB Radio Brandenburg.

Sie führte aber eben auch durch das Gespräch und gab dezent, aber klar, einen roten Faden, eine zum Ziel führende Linie vor. Das war eine für mich großartige Sendung ohne jeglichen Fremdschämeffekt (der kommt mir beim oben eingestellten Mitschnitt). Es blieb nicht bei Plattheiten (bzw. solche traten soweit ich mich erinnere gar nicht erst auf). Es ging ins seelische Innenleben, um das, was die Künstlerin beim Schreiben ihrer Musik antreibt.

Nichts davon finde ich im "privat-Plausch" der beiden, die hier einen Podcast im linearen Programm von MDR Kultur versenden dürfen. Und selbst wenn ich mich an Jugend-Zeiten erinnere, als wir uns im Internat teils abends Musik vorgespielt und unterhalten haben, dürfte es nicht so beklemmend hilflos und leer gewirkt haben.


Auch wenns nicht die ARD, sondern das Deutschlandradio ist: es gab vor 2 Jahren in Berlin ein VDT-Seminar, in dem Stefan Haberfeld, der auch schon aus Saal 1 in der Nalepastraße eine einmalige Veranstaltung für das DRadio übertragen hat, über die technischen Herausforderung des Ausspielens neuer Formate beim Deutschlandradio berichtete. Wie viele Metadaten da zu verarbeiten wären, wie viele Ausspielprofile mit unterschiedlichem Processing da zu berücksichtigen sind usw.

Der Vortrag ist hier abrufbar


(unten, Link auf Vimeo, oben der wilde, launische Ritt des vor wenigen Monaten verstorbenen Gerhard Steinke durch die Geschichte von Akustik und Rundfunk-Übertragung ist freilich auch sehr zu empfehlen - ein damals 95-Jähriger, nahezu "unstoppable").

Ich kann das leider nicht deep-linken. Nach dem Vortrag von Stefan Haberfeld gibt es eine Diskussion mit dem Publikum. Bitte mal die Anmerkungen zu Podcast-Formaten im linearen Programm hören, die Georg Fett ab 57:50 macht:

... das ist meine persönliche Erfahrung, dass die Haltung, die in Podcasts oftmals getragen wird, also vielleicht ist es auch eine jugendliche, aber ich glaub, das wars nicht nur, auch nicht nur das Duzen oder sowas, da kriegt plötzlich das lineare Programm einen anderen..., ja, einen anderen Touch oder sowas, den ich dann eigentlich nicht hören möchte im normalen Programm - und da muss man aufpassen. Insofern ist es schon richtig, dass man Podcasts natürlich wiederverwenden muss, auch im linearen Programm, aber sind die dann sehr burschikos geführt oder nicht, darauf kommt es an.

Die Antwort von Stefan Haberfeld, der die Programmdirektorin sinngemäß zitiert, ist auch hörenswert. Wieso lineare "Ursendungen", anschließend online gestellt, nicht das Bedürfnis derer befriedigen, die nichtlinear hören wollen, erschließt sich mir nicht. Der Bruch ist offenbar gewollt und Abwanderungen werden offenbar hingenommen in der Hoffnung, sich neue Kreise erschließen zu können.

Auch mal die Frau bei 59:49 hören.
... und über den nonlinearen Weg erweitert mit Podcasts, die ja auch jeder Trottel machen kann, inzwischen gibs ja irgendwie wirklich Dinge, die irgendwie gar nicht mehr anhören kann und die werden plötzlich alle als Nachricht oder als wertige Information gehandhabt, das ist ja völliger Käse, aber die Stärke dessen, was das öffentlich-rechtliche ausmacht, in diesem Wunsch nach Weite, finde ich, geht ganz viel davon verloren und vielleicht ist ja auch der andere Weg wichtig, das immer nicht zu vergessen, dass man diese Aufgabe und Pflicht auch behält. Der Drang zum User an jedem Endgerät ist verständlich, aber vielleicht ist das was, was die Route dann wirklich zementiert in den Abgrund.

Ich hör(t)e Podcats z.B. fast nie, weil ich das selbstbezogene Gelaber und das viele Tara bei wenig Netto nicht mochte. Selbst Podcasts, die nun wirklich fast nur "Netto" waren, mochte ich ob der Darreichungsform nicht. Beim "Drosten-Podcast" gab es glücklicherweise kurz darauf immer ein Transcript - das habe ich gelesen. Geht viel schneller, als dem Podcast zu lauschen.

Oben als Audio eingestellter Podcast-Ausschnitt aus dem linearen Programm von MDR Kultur hätte als Transcript nur die Playliste gehabt. Ich kenne mich da nicht aus, aber die hätte man gewiss auch einfach im Spotify-Format oder im Tidal-Format whatever bereitstellen können und bräuchte selbst gar nichts mehr senden. Das, was zwischen der Musik hier im linearen Kulturprogramm passiert, wirkt auf mich nur verstörend. Gute Musik-Autorensendungen am Abend, wie man sie früher von manchen Anstalten kannte (hr3 - Der Ball ist rund, hr1 - Schwarzweiß, NDR 4 / Info - Nachtclub, Bremen 2 - Square Music Square, DT64, ...) waren auch in den Moderationen informativ, angenehm begleitend und bereicherten das bloße Abspielen von Musik ungemein. Das ist hier nicht der Fall: das klebrige Gelaber stört - zumindest mich.

Gerade fällt mir ein, dass Max Goldt geradezu visionär vor 35 Jahren eine Art "Podcast-Format" vorausgesehen hat, und zwar in der "Radiotrinkerin" (ab 2:20):


P.S.
Gibt es übrigens in der ARD-Hörspieldatenbank. Könnte man heute glattweg im Rückblick unter "Fiktionales" einsortieren.
 
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Ich kann mich an Sendungen erinnern, in denen z.B. eine Künstlerin ins Studio kam, Platten mitbrachte und eine Stunde auf diese zwanglose Weise interviewt wurde. Und das war großartig. [...]
Sie führte aber eben auch durch das Gespräch und gab dezent, aber klar, einen roten Faden, eine zum Ziel führende Linie vor. Das war eine für mich großartige Sendung ohne jeglichen Fremdschämeffekt (der kommt mir beim oben eingestellten Mitschnitt). Es blieb nicht bei Plattheiten (bzw. solche traten soweit ich mich erinnere gar nicht erst auf). Es ging ins seelische Innenleben, um das, was die Künstlerin beim Schreiben ihrer Musik antreibt.
Gibt es noch in unserer unüberschaubaren Rundfunklandschaft: Peter Urban 24.09.2025 hier ab 01:48:29.
 
Dieser Ausschnitt aus MDR "Kultur" sorgt wirklich für Fremdscham. Wenn ich Podcasts höre, dann sind das aus genau diesen Gründen (schlechte Gesprächsführung, schlechte technische Qualität) möglichst keine Laber-Podcasts, sondern Podcasts, die man früher als Feature bezeichnet hat. "Die Entscheidung" (BR) hatte neulich eine spannende und gut recherchierte Serie über Arnold Schwarzenegger.
 
Letzte Woche bin ich im Booklet von "Das Ohr ist der Weg" über eine nachdenkenswerte Aussage von Joachim-Ernst Behrendt (man nennt ihn wohl auch Jazzpapst und/oder Radiolegende) gestolpert, es stammt von 1988:

"Es hat mir immer Spaß gemacht, auf dem "Instrument Radio" zu spielen. Als sei es ein Musikinstrument. Natürlich kann jeder irgend etwas sagen oder spielen, und das Mikrofon nimmt es auf und die Sender strahlen es aus. Aber das ist nicht Radio. Es gibt eine spezifische Radiosprache und spezifische Radiotechniken, die heute leider immer weniger Funkleute beherrschen und ohne die dennoch Radio als eigenständiges Medium nicht denkbar ist. ... Ich wollte nicht nur neue, vertiefende Inhalte präsentieren, sondern wollte dies auch in einer Form tun, in der ich Radio spielte, als spielte ich Klavier oder Flöte."
 
Gibt es noch in unserer unüberschaubaren Rundfunklandschaft: Peter Urban 24.09.2025 hier ab 01:48:29.
Habe ich auch gehört. Ich muss zugeben, dass ich weder den Künstler mag noch dessen Musik. Was ich aber ebenfalls ziemlich daneben finde, ist die völlig devote und kritiklose Gesprächsführung des Moderators. Da können sie auch gleich einen PR-Agenten hinsetzen. Konnte man aber alles vorausahnen wenn man weiß, dass er den "Künstler" schon ungefähr 427 Mal als Gast in der Sendung hatte. Zweimal weniger als Werner Reinke Peter Maffay.
 
Können wir hier sachlich diskutieren oder kannst du auch nichts weiter als verunglimpfende Kommentare absondern? Wie oft war Maffay denn bei Reinke? Habe ich mich vertan? Liebst du seine Musik? Oder nur den tollen Werner?
 
BR Schlager wird in jedem Fall eingestellt, egal, ob die Staatsverträge beschlossen werden.

Sollte die Einstimmigkeit scheitern, bliebe alles beim alten, die ARD müsste gar keine Radioprogramme streichen. Nur sparen muss sie müssen.
 

Früher habe ich an den öffentlich-rechtlichen Rundfunk geglaubt, ihn als wichtigen und notwendigen Bestandteil einer demokratischen Medienlandschaft gesehen. Heute ist von diesem Vertrauen nichts mehr übrig. Was einst ein Bollwerk gegen Populismus, Kommerzialisierung und Desinformation war, ist inzwischen selbst zum Symbol für Entfremdung, Intransparenz und Hybris geworden.

Talkshow-Moderatoren, die Millionen im Jahr verdienen, reden über Armut, Inflation oder Bürgergeld, ohne irgendeine reale Verbindung zu den Menschen zu haben, über die sie sprechen. Diese mediale Parallelgesellschaft predigt Bodenständigkeit und Haltung, lebt aber in einem System aus Selbstzufriedenheit und Überheblichkeit. Gleichzeitig wirken viele Interviews – gerade in der politischen Berichterstattung – zunehmend unvorbereitet, oberflächlich und konfliktscheu. Wenn Merz, Weidel und Co. plump Unwahrheiten streuen, wird selten kritisch nachgehakt oder Fakten geprüft. Man macht einfach weiter, als ginge es nur darum, die Sendung schadlos zu Ende zu bringen.

Hinzu kommt eine bedenkliche innere Kultur: Wer intern Kritik übt, gilt schnell als Störenfried. Journalisten, die Haltung zeigen, werden eingebremst oder marginalisiert. Das, was man früher als „öffentlich-rechtliches Rückgrat“ bezeichnet hätte, ist heute einer ängstlichen Anpassung an Trends und Hierarchien gewichen. Alles dreht sich um Klicks, Reichweite, Selbstinszenierung – und immer weniger um echten Informationswert.

Parallel dazu wachsen Strukturen, die längst ineffizient und aus der Zeit gefallen sind: Doppel- und Dreifachstrukturen in den Landesrundfunkanstalten, ein wildwuchernder Verwaltungsapparat, interne Konkurrenz zwischen Häusern, die dasselbe tun – nur eben teurer. Führungsebenen, die sich in ihrer Dekadenz gegenseitig übertreffen, anstatt den Auftrag der Grundversorgung ernsthaft zu reflektieren. Landesmedienanstalten, die sich zu bürokratischen Machtzentren mit fragwürdigen Förderentscheidungen entwickelt haben, finanzieren parallel Bürgermedien, deren inhaltliche Qualität oft kaum über dem Niveau lokaler Hobbykanäle liegt – aber mit Gebührenmitteln, die an anderer Stelle dringend gebraucht würden.

Währenddessen wird im Hörfunk weiter eingespart. Besonders beim MDR hat der journalistische und kulturelle Anspruch in den letzten Jahren massiv gelitten: Formate verschwinden, Inhalte werden ausgedünnt, Musikrotation ersetzt Programmvielfalt. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, einst der Ort der Tiefe und Haltung, ist zum Abziehbild seiner selbst geworden. Ich höre keine ARD-Radiosender mehr, sehe kaum noch lineares öffentlich-rechtliches Fernsehen, und in sozialen Netzwerken meide ich ihre Accounts, weil das Niveau dort schmerzt.

Man hat vergessen, wofür man einmal stand. Statt Qualität, Verlässlichkeit und Unabhängigkeit zu pflegen, versucht man, jung und modern zu wirken – koste es, was es wolle. Es ist ein verzweifelter Versuch, Anschluss zu finden in einer digitalen Aufmerksamkeitsökonomie, die man nie verstanden hat. Doch man kann keine Glaubwürdigkeit kaufen, wenn man sie zuvor systematisch verspielt hat.

Der Rundfunkbeitrag steigt, die Strukturen bleiben aufgebläht, und die Inhalte verflachen. Das ist keine Medienvielfalt mehr, keine demokratische Selbstverpflichtung, kein Auftrag – das ist eine Selbstparodie eines Systems, das einst Haltung zeigte und heute nur noch Verwaltung betreibt. Eine teure, bequeme, selbstzufriedene Blase, die den Kontakt zur Realität verloren hat.
 
Der Reformstaatsvertrag könnte an Sachsen scheitern,
Du hast wohl nicht damit gerechnet, dass:

"Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) nach einer halbstündigen Pause "in einem durchaus emotionalen Appell den kooperativen Föderalismus und den Wert der Öffentlich-Rechtlichen beschwor" und Nachbesserungen bei den Kritikpunkten ankündigte."
 
Der öffentlich-rechtliche Rundfunk, einst der Ort der Tiefe und Haltung, ist zum Abziehbild seiner selbst geworden. Ich höre keine ARD-Radiosender mehr, sehe kaum noch lineares öffentlich-rechtliches Fernsehen, und in sozialen Netzwerken meide ich ihre Accounts, weil das Niveau dort schmerzt.
Na dann erzähl uns doch mal, wo und wie Du Dich informierst. Und ob Du jenen Quellen mehr Objektivität zubilligst, und warum.

Was die flachen Programme angeht, also Oldie-,Pop-, Schlager- oder auch Klassikwellen, die im Grunde nur noch moderierte Playlisten darstellen, bin ich übrigens Deiner Meinung. Als reine Dudelanstalt, egal wie jung, alt, gut oder schlecht die Dauerberieselung auch ist, wird der ÖR nicht überleben.
 
wo und wie Du Dich informierst
Kaum noch, selten Phoenix, vielleicht wenn gerade zufällig RTL Aktuell läuft oder das sehr gute Nachtjournal, oder eben wenns wirklich interessant ist die Webseite der Lokalzeitung...

Mich stört vor allem, wie Journalismus online gemacht wird bei den Öffis: Selfiejournalismus, verspielte bevormundende Erklärvideos. Und im Radio wird das mundgerecht geschriebene inhaltlich auf Deppensprache (saloppe Alltagssprache) runtergestutzt. Da kann ich mir auch gleich die Überschriften von RSS-Feeds vorlesen lassen.
 
Kann mich der Meinung von @Rundfunkautist in großen Teilen anschließen. Auf deine Frage an ihn, möchte ich auch gerne reagieren.
Na dann erzähl uns doch mal, wo und wie Du Dich informierst. Und ob Du jenen Quellen mehr Objektivität zubilligst, und warum.
Neutrale Informationsquellen sind heute schwer zu finden. Beim ÖRR sind diese quasi nicht mehr vorhanden. Ebenso sind die Privaten auf einem ähnlichen Kurs. Darum muss man sich (will man umfassend informiert werden) ein erweitertes Informationsnetz anlegen. Zum Beispiel Seiten von unabhängigen Journalisten oder (und das hätte ich früher selbst nie für möglich gehalten) verschiedene YouTube-Kanäle und Messenger-Gruppen.

Ich nenne meine Quellen hier sicher nicht, auf diese Diskussionen lasse ich mich nicht mehr ein. Davon abgesehen variieren diese, je nach Thema. Ich kann nur sagen, dass ich diesen Quellen mit Sicherheit mehr "Objektivität zubillige" als dem ÖRR. Warum? Weil ARD/ZDF einfach die Richtung vorgeben. Mehr muss man als Grund nicht nennen.

Und nein, ich informiere mich trotzdem nicht einseitig, denn natürlich konsumiere ich zum Vergleich auch GEZ-Nachrichten, sonst könnte ich mir meine Meinung dazu ja nicht bilden. Das ist aber immer mehr eine Qual, wenn es einem die Fußnägel hoch rollt, bei dem, was einem dort serviert wird.
 
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Zum Beispiel Seiten von unabhängigen Journalisten oder (und das hätte ich früher selbst nie für möglich gehalten) verschiedene YouTube-Kanäle und Messenger-Gruppen.
Meist finden sich dort Menschen mit Meinungen, die sie im ÖR nicht vertreten sehen. Nach meiner Erfahrung ist dort allerdings selten wirklich vermehrt Objektivität zu finden, sondern oft vorgefasste Meinung, manchmal in Verbindung mit einer ausgesprochenen Gekränktheit, dass das eigene Weltbild oder die angenommene Realität anderswo ignoriert wird.

Andererseits kann es natürlich schwierig sein, abseits von völlig oder nahezu faktenfreien Nachrichten sein Urteil zu bilden. Am Ende muss sich jeder selbst entscheiden, wem er glauben will. Er sollte sich aber vielleicht gelegentlich selbstkritisch fragen, warum er dem Einen mehr, dem Anderen weniger glauben WILL. Denn mit wirklicher Objektivität hat eine solche Entscheidung meist gar nicht mehr viel zu tun.

Für mich ist im Vergleich der ÖR immer noch die bessere Informationsquelle - trotz aller Schwächen, auch dort arbeiten nur Menschen.
Die scheinen mit aber immer noch glaubwürdiger als jene, die z.B. aus kommerziellen Gründen Nachrichten verbreiten und schon mal darauf achten, dass nur die "richtige Meinung" Platz findet.
 
@gasthörer: Wie bereits geschrieben, bilde ich mir ein Gesamtbild aus allen Quellen. Ich möchte nun auch nicht behaupten, dass alle Nachrichten des ÖRR Falschinformationen (Fake News) sind. Meine Hauptkritikpunkte sind:

- Gezielte, einseitige Themenwahl
- Vorenthalten von Informationen
- Unnötiges hinzufügen von Meinung

Und ja, dort arbeiten natürlich auch nur Menschen, denen man auch kollektiv keine einheitliche/einseitige Meinung unterstellen kann. Allerdings ist ja mittlerweile jedem bekannt, dass Mitarbeiter des ÖRR mit abweichender Meinung abgemahnt oder entlassen werden. Von daher kann sich jeder sein eigenes Bild von dem System machen. Und beim Ablesen von Telepromptern oder in Radionachrichten spielt die persönliche Einstellung des Sprechers eh keine Rolle.

Und ja, auch in alternativen Quellen gibt es Falschinformation und einseitige Berichterstattung. Die Schwierigkeit ist eben, sich aus allen Infos einen Überblick zu verschaffen, oft durch weiteres Hinterfragen/Nachforschen, soweit man dazu natürlich die Zeit findet... Nicht zuletzt ist heute (Dank der KI) JEDE audio-visuelle Information zu hinterfragen.
 
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Im Fernsehen empfinde ich RTL Aktuell derzeit als neutralste Informationsquelle. Im Radio ist es der Deutschlandfunk. Generell empfinde ich Das Erste noch als etwas ausgewogener als das ZDF.

Gerade eben in der Hessenschau - einseitiger geht es wohl kaum. Das hat doch mit Nachrichten nichts zu tun. Immer wieder bemängeln, es sei alles noch nicht gut, es sei noch nicht zu Ende gedacht, Menschen ohne Aufenthaltstitel dürfen ihr Geschlecht noch nicht frei wählen wenn sie nach D kommen - alles, aber auch wirklich alles an diesem Artikel bejaht und feiert das Selbstbestimmungsgesetz, und kritisiert jede verbleibende Hürde und Einschränkung - welche (womöglich guten) Gründe der Gesetzgeber für sie gehabt haben könnte, wird nicht diskutiert. Dieser Artikel informiert nicht, er ergreift massiv Partei, und Frau Schäfer hockt in ihrer Bubble und bemerkt es wahrscheinlich nicht einmal. Spätestens eine Chefredaktion hätte hier eingreifen müssen.

Die Autorin hätte gut daran getan, diesen Artikel als Kommentar zu kennzeichnen, oder andernfalls auch Andersdenkende zu hören und die unterschiedlichen Meinungen neutral abzubilden. Auditur et altera pars. Das gilt auch für Gesellschaftsreportagen. Ich kann da schon verstehen, dass sich Menschen von dieser Art von "Nachrichten" verabschieden. Die Leute möchten informiert werden, nicht indoktriniert.
 
Du kannst heute zu NotebookLM gehen, die Adressen einer Hand voll Websites eingeben und dir daraus drei Sorten Podcasts mit bis zu 30 Minuten Länge erstellen lassen. Dabei kann man ganz unterschiedliche Quellen heranziehen und sie per Prompt kritisch hinterfragen lassen - Wahnsinn wie erkenntnisreich, aufschlussreich und scharfsinnig die Ausführungen dieser sehr lebendig gestalteten Gespräche mittlerweile sind, obwohl sie nur ein Automat fabriziert hat!

In den Redaktionen von ARD und ZDF wird immer nur im Sinne der dort Arbeitenden nachbesetzt. Journalistisches Können ist wichtig, man braucht wie man sieht aber auch die richtige Einstellung, die sich in den Anbahnungsgesprächen erschließt und letztlich darüber entscheidet ob man einen Vertrag bekommt oder nicht. Die Einstellung entscheidet im Bereich der politischen Berichterstattung ergo meist über die Einstellung.

Das Problem der Öffentlich-Rechtlichen ist keineswegs dass meinungsstark kommentiert wird, das fördert die Vielfalt der Standpunkte, was wiederum der eigenen Meinungsbildung förderlich ist. Das Problem bei ARD und ZDF ist vielmehr dass nur noch eine bestimmte Sichtweise, ein mitunter sehr verengter Blickwinkel erlaubt ist!
 
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Allerdings ist ja mittlerweile jedem bekannt, dass Mitarbeiter des ÖRR mit abweichender Meinung abgemahnt oder entlassen werden
So ganz stimmt das aber nicht. Denn diese Menschen wurden keineswegs wegen ihrer Meinung disziplinarisch belangt. Auch wenn mancher das so verstehen oder interpretieren möchte...

Es ist aber andererseits fast schon komisch, dass jene, die über angebliche "Hexenjagden" im ÖR berichten, auf ihren Kanälen überhaupt keine andere Meinung als die eigene gelten lassen.

Der werfe den ersten Stein...

Die meisten dieser Kanäle sind interessengeleitet. Und dieses Interesse ist nicht nur ökonomischer Art, es geht auch um Meinungsmache...

"Hier erfährt man die Informationen, die anderswo verschwiegen werden...." ist eben ein Geschäftsmodell und ein - gar nicht so raffiniertes - politisches Mittel, das bei vielen verfängt.
 
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