Hallo Tom,
es gibt mehrere Testverfahren.
- Man kann die Leute anrufen und ihnen die markanten Stellen ("Hooks") der Titel vorspielen.
- Man kann sie auch anrufen und nur casten und ihnen Zugriff auf ein EDV-gestütztes Telefondialogsystem geben. Dort können sie anrufen, wann sie wollen und sich die Titel anhören. In einem Rutsch oder mit Unterbrechung. Damit man einen Beweis dafür hat, dass sich der Teilnehmer alle angehört hat, gibt das System am Ende der Hookfolge ein Kennwort an. Das müssen die Teilnehmer nennen, wenn sie dann die Bewertungen für die gehörten Titel abgeben.
- Dritte Testvariante: Du schickst einer Gruppe von Personen eine CD mit Hooks zu. Das bietet sich an, wenn du nicht so häufig, dafür aber mehr Titel testen willst.
- Wenn in einem Sendegebiet die Akzeptanz von Musikstilen/Sendermusikformaten getestet werden soll, wird gern ein Test gemacht, bei dem man eine größere Anzahl von Leuten einlädt und Ihnen einen größeren Satz Hooks vorspielt.
Das ganze ist sehr komplex. Ob der Musiktest dazu führt, dass man wirklich die Musik spielt, die die Hörerschaft hören will, hängt von vielen Faktoren ab. Zum Beispiel davon, welchen Teil aus einem Titel du als Hook auswählst. Es gibt Titel, die sind so unterschiedlich, da können zwei verschiedene Hooks ganz unterschiedliche Testergebnisse ergeben. Außerdem kommt es drauf an, wie die Gruppe Deiner Testpersonen, dein Panel, zusammengestellt ist. Legst Du wert drauf, dass es fifty-fifty Männer und Frauen sind? Sollen es nur Leute sein, die schon deinen Sender hören oder Hörer des Programmes, welches du angreifen willst? Sollen es nur Hörer sein, die sich zu bestimmten Musikstilen bekennen (nicht explizit, sondern durch eine Filterabfrage, bei denen Du ihnen einen Satz Pop, Rock, Oldie, Techno...-Titel vorspielst und sie fragst, welchen Stil sie am meisten hören möchten). Teilweise sorgt die Strategie eines Senders auch dafür, dass bei Teilen der Hörerschaft hervorragend testende Titel nicht gespielt werden, weil sie bei einem anderen Teil zu negativ polarisieren. Das führt teilweise dazu, dass diverse AC- und Hot-AC-Sender sich stärker am Geschmack der weiblichen Hörerschaft orientieren. Deren Popgeschmack wird von den Männern aktzeptiert, während die bei Männern besser testenden angerockten Titel bei Teilen der weiblichen Hörerschaft Abschaltimpulse verursachen.
Unbekannte Titel erhalten immer schlechte Testergebnisse. Das liegt auch daran, dass die benutzte Mafo-Mechanik den Testpersonen nicht neue Musik näherbringt und sie dann fragt, ob das nicht mal ein netter Titel wäre, den man gerne ausgespielt im Radio hören wolle. Die Hooks führen nur dazu, die Assoziation an den schon gehörten Titel herzustellen und die Meinung dazu abzufragen.
Das heißt: neue Musik kannst Du entweder ungetestet, nach Bauchgefühl oder gar nicht spielen.
Und in Wirklichkeit ist alles noch viel komplexer, denn die Jasemine hat von der Mafo auch nur rudimentäres Wissen. Sie hofft, aber trotzdem geholfen zu haben.
<small>[ 26-03-2003, 21:13: Beitrag editiert von Jasemine ]</small>