Rotation variabel halten?

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Habakukk

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Nun habe ich mich mit den Argumenten Pro Dudelfunk abgefunden, es ist halt alles so wie es ist (seufz), ABER:

Wenn ich mir so die Radioprogramme anhöre, scheint mir, dass die Rotation tagein tagaus -- abgesehen davon, dass alte Titel rausfallen, neue Titel reinkommen, Titel anders klassifizert werden in ihrer Häufigkeit, in der sie auftauchen -- unveränderlich ist. Einzige Ausnahme sind abends die Musikspezialsendungen, aber da wird wohl hauptsächlich von CD gespielt, oder per Hand einzelne Titel aus der Rotation herausgepickt, die passen.

Ich frage mich aber, ob es nicht Sinn macht, die Rotation variabel zu halten. Also morgens zur Haupteinschaltquote einen wesentlich kommerzielleren Musikmix als nachmittags/abends zu spielen, weil man ja morgens die meisten Hörer hat und die für die MA ködern muss, während ab 19 Uhr kaum mehr Radio gehört wird und progressivere Titel nicht so viel schaden.

Man könnte z.B. auch auf jahreszeitliche Einflüsse reagieren. Also wenn der erste Frühlingstag kommt und alle beschwingt sind, sollte sich das auch in der Titelauswahl an diesem Tag wiederspiegeln. Wenn das Wochenende naht und die Leute mehr und mehr in Partylaune sind, sollte sich das auch wiederspiegeln. Am Wochenende könnte die Rotation dann generell etwas progressiver sein und am Sonntag abend wieder hinführen zur gemäßigten Bürodudel-Titelauswahl von Montag morgen.

Oder abends in den Stunden vor den Musikspezialsendungen (falls vorhanden) könnte die Titelauswahl ja auch schon zu dieser Musiksparte hinführen. Also wenn z.B. montag spätabends eine Rocksendung ist, könnte es nicht schaden, schon ab spätnachmittags gezielt mehr Rocktitel (notfalls etwas gefälligere) zu spielen. Am Dienstag zur Hiphop-Sendung wegen meiner mehr Black-Sachen. Keine krassen, polarisierenden Titel, aber sozusagen ein sanftes Hinführen aus der normalen Dudelrotation zur jeweiligen Musiksparte.

Gibt es so etwas bei einzelnen Radioprogrammen? Wird das dann nur gaaanz leicht betrieben, sodass man die Unterschiede kaum hört? Und andernfalls: warum macht man das nicht?
 
AW: Rotation variabel halten?

@ Andreas: Die Idee von Dir ist nicht neu, wurde Anfang bis Mitte der 90-er bei ABY hin und wieder gemacht. Speziell bei extrem schnellem Wetterwechsel z.B. von Regen und Dauerkälte zu Sonnenschein und milden Temperaturen. Das ganze wurde mit Sommermusik (Katrina & The Waves, usw.) besonders rübergebracht und vom MOD hervorgehoben. "Living with the audience" ist das Schlagwort gewesen. Welcher Musikredakteur hat aber heute noch die Zeit - oder nimmt sie sich - um neue Playlisten zu erstellen, auszudrucken, etc. etc.
Fazit: So gut die Idee auch ist, so schwierig ist sie umzusetzen.
 
AW: Rotation variabel halten?

@2stain:
Aber werden Musiktitel beim Einlesen in die Rotation nicht mit bestimmten Merkmalen versehen? Schließlich dürfen ja z.B. bestimmte Titel nicht aufeinander folgen usw. , was ja nicht immer rein am Titel/Interpret zu erkennen ist und wohl durch zusätzliche Infos festgelegt werden muss. Oder wird das, was der Computer ausspuckt, per Hand nochmal nachbearbeitet, bevor es on-air geht?

Jedenfalls legt man doch sicher zusätzliche Infos zu Genre (ähnlich Winamp), Erscheinungsjahr, Tempo usw... mit ab. Damit kann man doch schon vollautomatisch bestimmte Titel ausschließen (vor einer 80er Show könnte man beispielsweise automatisch Titel mit Erscheinungsjahr 1978-1992 bevorzugt in die Playlist einbauen (temporär Rotation A, wie sonst topaktuelle Titel) und alle anderen wandern temporär in Rotation B/C).

Oder scheitert es tatsächlich an der Pflege dieser Zusatzinfos?

Jedenfalls denke ich, dass man sowas ähnlich automatisieren könnte wie das Erstellen einer normalen Playlist aus mehreren Gruppen unterschiedlich häufig zu spielender Titel. Solange halt nur die Titel mit entsprechenden Infos abgelegt sind. Dann bräuchte man wohl auch keinen Musikredakteur für so etwas. Allerdings brauchts wohl etwas mehr Aufwand bei der Eingabe der Titel ins System und v.a. eine schlaue Software.

Aber ich denke, wenn die bestehende Software schon zwischen verschiedenen Rotationen A/B/C gewichtmäßig unterscheiden kann, sollte das sicher auch anhand der Sparte oder des Erscheinungsjahrs klappen.


Oder ist es den Aufwand einfach nicht wert, weil der Ottnormal-Hörer das sowieso nicht anerkennt? Schließlich scheint momentan eh alles, was vom 24h Wiedererkennungswert weg geht, gefährlich zu sein.
 
AW: Rotation variabel halten?

@ Andreas: Du hast Dir die Antwort schon teilweise selbst gegeben. Viele von uns Radioleuten haben vom "Hörer" eine etwas eigenartige Vorstellung, mal überspitzt ausgedrückt, der "Hörer" ist nicht dumm - der "Hörer" ist schlicht! Aus dieser Fehleinschätzung folgt der nächste Fehler, es wird nämlich messerscharf geschlossen: der "Hörer" erkennt Veränderungen am Programm und im Programm nicht, viel schlimmer noch: erklatscht nicht mal Beifall und fällt ob so toller Veränderungen auf die Knie! Also bleibt alles so wie immer! Übrigens, Andreas, müssten bei Deinen Rotationsplanungen wohl mehr als 3000 Titel zur Verfügung stehen, gewartet werden, ergänzt werden, usw. Preisfrage: Wer macht das und wer entscheidet dann was wann wie von wem eingesetzt werden darf (ohne Kompetenzüberschreitungen)?
Grüsse aus Bayern
 
AW: Rotation variabel halten?

es wird nämlich messerscharf geschlossen: der "Hörer" erkennt Veränderungen am Programm und im Programm nicht, viel schlimmer noch: erklatscht nicht mal Beifall und fällt ob so toller Veränderungen auf die Knie! Also bleibt alles so wie immer!
Ein weiterer Grund, nach meiner Ansicht sogar der wichtigere, für die ewig gleichen Programme ist die Angst, die Hörer könnten die Veränderung doch bemerken, nicht goutieren und darob schnurstracks zum nächsten Sender wechseln, weil sie nicht aus ihrem Einheitsmusikbrei gerissen werden wollen.
Oder scheitert es tatsächlich an der Pflege dieser Zusatzinfos?
Das kommt noch hinzu, denn die Pflege muß jemand übernehmen, der Ahnung von der Materie hat, soviel Ahnung, daß er über die Promotiontexte der Plattenfirmen (die im übrigen zum Peinlichsten gehören, was ich jemals in deutscher Sprache gelesen habe) hinaus etwas über Musik, Song und Interpret weiß.

So jemanden zu finden, ist nicht allzu schwer, wenn man bereit ist, ihn adäquat zu bezahlen. Das allerdings ist man in der Regel nicht mehr und da Praktikanten damit meistens überfordert sind, läßt man es halt, wie es ist.

Um es mit Wayne's Kumpel Garth zu sagen: "Wir fürchten Veränderungen!"
 
AW: Rotation variabel halten?

Jetzt haben wir den Stein der Weisen gefunden!
Die Rotation ist nicht so klein, weil nur "getestete" Titel laufen, sondern weil es zu viel Aufwand bedeutet, eine größere Rotation zu pflegen!
Und es ist zu aufwendig, mal nen Titel auf das Wetter abgepaßt zu spielen?

Ich glaub ich krieg's nicht mehr...

Ein Weltbild stürzt zusammen!

Ich habe ja schon vor Jahren vorgeschlagen: Nichts senden und alle halbe Stunde den Werbeblock abfahren. Super Klangkulisse, nicht nervend und sowas von geldsparend... :mad:
 
AW: Rotation variabel halten?

Schlagt mich, aber bei Sendern, die ein je nach Tageszeit angepaßtes Musikprogramm bringen (und ich es merke ;)), schalte ich den Sender meist nur noch gezielt zu den Zeiten ein, wo "meine" Rotation läuft. Und, ja, es gibt solche Sender (wenn auch wenige).
Statt daß die Sender ihre Rotation der Tageszeit anpassen, würde ich mich mit mehr Sparten- und Genre-spezifischen Programmen wesentlich wohler fühlen.
 
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