Wie ist denn heute der „Erfolgsdruck“, um mal konkret zu fragen? Was ist denn der Unterschied zu damals? Stecke nicht so sehr drin in der Materie, möchte das verstehen.
Bis in die 90er hinein ließ es sich als halbwegs etablierter Künstler ganz gut von Plattenverkäufen, Gema-Einnahmen und Live-Gigs leben. Heute ist das ein wenig anders. Was heute zäht sind Klicks und Plays bei diversen Streamingplattformen, die deutlich schlechter vergütet werden als damals. Wenn man nicht gerade ein Weltstar oder zumindest landesweit in der Oberliga mitspielt, ist das Musikgeschäft mittlerweile eine knallharte Angelegenheit. Wirklich Geld verdient wird da nur noch mit Livekonzerten und Merchverkauf. Das hat auch ein Stück weit etwas damit zu tun, das sich Plattenlabels, insbesondere die Majors, immer schwerer damit tun Künstler gezielt aufzubauen und weil man halt die Digitalisierung der Musikwelt zu lange ignoriert und im Grunde komplett verpennt hat. Ausserdem ist durch die permanente digitale Verfügbarkeit natürlich auch die direkte musikalische Konkurrenz um ein vielfaches größer. Das ist ähnlich wie beim Radio. Inzwischen kann man da zwischen hunderten Sendern, welche permanent verfügbar sind, wählen.
Was früher an musikalischen Angeboten verfügbar war, war davon abhängig wie gut der Plattenladen deines Vertrauens bestückt war. Heute kann man per Spotify und Co. hunderttausende von Musikstücken mit einem Klick abrufen. Das alles macht es insbesondere für Künstler der B- und C-Liga nicht gerade einfacher.
Aber gerade der Titel ist ein gutes Beispiel. Für die, die "echten" Techno gehört haben, ein Hasstitel, aber trotzdem muss man ein gewisses Maß an Kreativität zugestehen.
Ohne jeden Zweifel. Sie war halt die Erste, die diesen Song in ein Dance-Gewand gepackt hat. Das ist aber mittlerweile 30 Jahre her. Und weil wir den als inzwischen ältere Generation kennen, heißt das ja nicht das ihn die Jugendgeneration von heute auch kennt. Ich kann jetzt nicht genau sagen, wann Marusha das letzte Mal musikalisch in Erscheinung trat oder gar in den Charts zu finden war. Das dürfte inzwischen Jahre, wenn nicht sogar Jahrzehnte her sein. In der betreffenden Szene kennt man sie vielleicht noch als eine Art Pionierin der deutschen Danceszene, mehr aber auch nicht.
Das eine Neuauflage einer Danceversion von Somewhere over the rainbow auch ein gewisses Erfolgskalkül beinhaltet haben könnte, wäre natürlich gut möglich. Warum sollte heute nicht wieder klappen, was vor 30 Jahren schon einmal geklappt hat? Allerdings hat sich natürlich auch die Danceszene verändert. Daher würde ich dieser Neuauflage nicht unbedingt vorwerfen das sie unkreativ ist. Wir empfinden das nur so, weil wir halt die Marusha-Version kennen und diese damals gut fanden. Die Zielgruppe von heute betrachtet das vielleicht genau andersherum und findet die Marusha-Version doof. Das kann man mit absoluter Sicherheit nicht beantworten. Ein Cover vom Cover vom Cover war eigentlich fast immer eine lediglich an den jeweiligen Zeitgeist angepaßte Version. Tatsächlich interpretierte Songs, siehe zahlreiche Johnny Cash-Titel oder quasi alle Hits von Joe Cocker, waren ja dann doch eher selten.