Selbstfahrer-Geräusch

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nicolai

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Dieses seltsame Geräusch ertönt ständig, wenn auf WDR 2 ein Selbstfahrer am Werk ist und bei geöffnetem Mikro einen Beitrag, eine Schallplatte, eine CD oder sonst etwas startet.
Meine Fragen:

1. Was ist das?
2. Muss das so sein?
3. Merkt das denn keiner?

Schön wären Antworten von fachkompetenten Mitforisten, die das Studio vielleicht sogar kennen (nicht nur von der webcam). Was es alles sein könnte, kann ich mir auch selbst zusammenreimen.

Vielen Dank!
 

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Das ist druffhauen auf den Taster, der den jeweiligen Kanal öffnet und die Sendeablaufsteuerung (... den CD-Player, den Plattenspieler) abfährt. Man kann zwischen Knopf- und Reglerstart wählen, bei ersterem fährt der Motorfader automatisch auf 0 dB(r).
 
Und weil Leute wie Du, nicolai, sich darüber ereifern ("Merkt das denn keiner?"), sind besonders pfiffige "Talente" wie Udo Vieth dazu übergegangen, nur noch mit Faderstart zu arbeiten, diesen aber mangels entsprechender Fertigkeiten zu langsam zu betätigen, so dass jeder Musiktitel vorne verhunzt ist; siehe Roger-Handt-Thread.
 
Vielen Dank! Und ich dachte immer, die heutigen Profitaster wären auch bei druffhauen quasi geräuschlos. Für Antwort 2. notiere ich also nein und für 3. ja. So richtig?
 
Theoretisch sind die Taster geräuschlos (Lawo verbaut EAO und in Köln verbaut(e) man Lawo), allerdings hängt das natürlich auch vom Alter der Konsole und dem Grad des Draufknüppelns ab. Am Lautesten dürfte das zurückschnellen in die Ausgangsposition sein, wenn man den Finger nach dem Tasten einfach runterrutschen lässt. So bekommt man sogar die "extraleisen" Kurzhubtaster einer Studer-Konsole zum musizieren ;)
Auch Motorfader machen sich nach zig Jahren rauf und runter irgendweann bemerkbar...

Ideal ist natürlich immer, den Reglerstart so zu bedienen, dass der Regler zum richtigen Zeitpunkt an der richtigen Position ist, locker aus dem Handgelenk ;).
Manchmal will man ja auch garnicht auf Vollpegel einstarten.
 
Was ist denn bei WDR 2 im Einsatz? Ein Zirkon oder noch ein Diamond? Bei beiden kann man die Tasten deutlich hören, wenn man "richtig" draufdrückt. Ebenso die Motorfader, je nach Typ und Zustand. Die Tasten des Sapphire (neuestes Modell von Lawo) sind dagegen deutlich geräuschloser.
 
Ergänzung: der Effekt tritt ja sogar beim Mikrofonregler auf, da die beim Bedienen womöglich völlig geräuschlose Taste exakt in dem Moment das Signal ohne Verzögerung auf Vollaussteuerung 0dB schaltet. Das gehörte Geräusch stammt nun vom Motorfader, der ja irgendwie seinen Weg von "ich sehe noch zugezogen aus, lasse aber das Signal schon durch" bis da nach oben zurücklegen muss. Zumindest den Mikroregler kann man ja problemlos mit der Hand und vor allem beizeiten aufziehen.
 
Manche Selbstfahrer nutzen den Effekt sogar ganz gezielt, indem sie ihre Arbeitsgänge transparent vor dem Hörer erläutert und mit möglichst deutlichem Geräusch (Klack, klack) untermauern.
 
Oder um es mit Herrn Winterkorn zu sagen: "Do scheppert nix. Wir können es nicht. Warum kann es denn der?" - „Wir hatten ja mal eine Lösung gehabt, die war zu teuer...“ :D
 
Da hat sich im Laufe der Jahre doch einiges angesammelt ...
 

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Vielen Dank für die vielen, erhellenden Beiträge. Dann liege ich also falsch: Frage 2. muss mit ja beantwortet werden. Mir sind die Klacker schon in den 1970ern aufgefallen. Damals haben die Selbstfahrer ja noch schwere EMT-Plattenmaschinen mit dem Mischpult gestartet. Zwischenzeitlich dachte ich, durch den Einsatz der modernen Digitaltechnik hätte sich das erledigt. Offenbar eine Fehleinschätzung.
 
Das mit den Klacks ist übrigens ein schöner Aufhänger für weitere Thesen zum Radio in Deutschland im Jahr 2013:

1. Das Radio ist seit über 40 Jahren klangqualitativ nicht besser geworden, sondern eher schlechter.
2. Das Radio insgesamt ist inhaltlich deutlich schlechter, weil langweiliger, oberflächlicher und austauschbarer geworden.
3. Die Hörer danken es mit einer deutlichen Abwendung vom Medium, das ganze Nebenbeigedudel fällt nicht in die Kategorie "Radiohören"
4. Technische Zusatzempfangsmöglichkeiten wie Satellit, DVBT, Digitalradio oder Internet sowie zusätzliche Wellen und Privatradio erweitern lediglich die
quantitativen Empfangsmöglichkeiten, tragen aber in keinerlei Hinsicht zur Qualität oder zur Erfüllung des Runfunkauftrags bei.

Das alles verwundert in der Tat nicht, wenn man noch nicht einmal in der Lage ist, Schaltgeräusche beim Starten einer Tonkonserve zu vermeiden.
 
1. Das Radio ist seit über 40 Jahren klangqualitativ nicht besser geworden, sondern eher schlechter.
Das sicherlich, die Erkenntnis ist aber leider nicht neu - obwohl man natürlich nicht generalisieren darf. Das fängt beim Akustikbau an, früher hat man sehr viel Wert auf angenehm "trocken" klingende Studios gelegt, das war entsprechend aufwendig und teuer, heute stellt man - gerade bei den großen Wellen - lieber fast vollständig verglaste Studios hin, die zwar nett aussehen, aber gerne mal mies "klingen".
Dann kam die Ära, in denen statt amtlicher Mikrofone lieber Dinger genutzt wurden, die zwar cool aussahen, aber an die Qualität eines guten Studiomikrofons nie heranreichten und auch häufig für diesen Einsatzzweck nicht konzipiert waren. Headsets und RE20, neuerdings Rode Broadcaster. Diese Mode ist aber glücklicherweise vielerorts schon wieder vorbei.

Nicht zuletzt das Bestreben, immer lauter oder zumindest anders zu klingen als der Nachbar. Man muss jeden Sendeweg Summenbearbeiten, sei es um den Hub einzuhalten oder clipping zu vermeiden, fast überall wird aber übers Ziel hinausgeschossen, die Dynamik brachial vermindert, Frequenz- und Phasengang verbogen um die Anlage (im UKW-Bereich) immer schön an der 75kHz-Grenze zu halten. Es gibt einige Sender die dadurch so "kraftlos und breiig" klingen, dass eine im Auto abgespielte, 10 Jahre alte Kassette (!) deutlich näher am Original ist.

Deutschland ist noch recht gut bedient. Schaut man mal nach Resteuropa wird's teilweise richtig übel. Das fängt bei völligem Gleichstrom in den Niederlanden und Frankreich an, get über "niediges höhenlastiges Bitratengeschmirgel" im Digitalradio UK und endet bei mangelhaften Zuführungen in Italien, wo einem dann mehr Klirr als Nutzsignal entgegenquäken. Ist zweifelsohne billiger als die "altmodische" zuführung über entzerrte Leitung oder Sat mit entsprechender Bitrate, klingt aber auch so.

DVB-S ist schon eine deutliche theoretische Verbesserung gegenüber der UKW-Übertragung, häufig werden die Möglichkeiten allerdings nicht genutzt, vordergründig auch aus Kostengründen (damit man UKW darüber zuführen kann, ohne weitere Summenprozessoren an die Senderstandorte stellen zu müssen). So bekommt man das aufbereitete Signal eben "nur" garantiert rauschrei und mit besserer Kanaltrennung.

Ohnehin ist UKW gar nicht so schlecht, technisch fast völlig ausreichend. Kanaltrennung und Dg sind bei Ortsempfang gut genug um nicht störend aufzufallen, bliebe die Begrenzung bei 15 kHz, die für die meisten Anwendungen ebenfalls ausreichen sollte und selbst auf einer sehr ordentlichen Stereoanlage bei Zimmerlautstärke kaum vom Original zu unterscheiden ist, vor Allem nicht, wenn die Quelle keinen hohen Dynamikumfang besitzt (hier gehe ich einfach mal von den meisten aktuellen erfolgreichen Pop-Produktionen aus).

Wenn man sieht, mit welch abenteuerlichen Übertragungen uns DAB+ mit seinen niedirgen Bitraten und psychoakustischen Tricks beglückt glaube ich leider, dass es in der Masse noch viel, viel schlechter wird. Man sehe sich nur mal im Forum um, wie viele Leute diesen Rotz so auch noch verteidigen.

Wie gesagt, bitte nicht generalisieren. Es gibt - vor Allem bei den öffentlich-rechtlichen - Sender, die großen Wert auf eine anständige Akustik, gute Mikrofone, sauber eingestellte Prozessoren, gutes Quellmaterial legen, die Massenwellen sind das häufig aber leider nicht. Überdies kostet Qualität immer Geld. Material, gute Leute...
 
Ohnehin ist UKW gar nicht so schlecht, ...
Da möchte ich Dir zustimmen, @Ralle. Die 15 kHz-Bandreite wurde m.W. gehörmässig nie beanstandet. Bei einer Antennenspannung ab ca 1 mV und ohne Mehrwegeempfang war sogar der Genuß unkomprimierter Audiosignale erstaunlich zufriedenstellend. Sogar von Sendern, die über Ballempfang versorgt wurden, also bereits eine UKW-Übertragung hinter sich hatten. - Problematisch wurde der Empfang oft erst durch das verdichtete Sendernetz.
DVB-S ist schon eine deutliche theoretische Verbesserung ...
:D ... - Jammerschade, dass die Vorzüge von DVB-S kaum genutzt werden. Höchstens von sehr wenigen Klassikwellen.
Überdies kostet Qualität immer Geld. Material, gute Leute...
"Gute Leute" lasse ich in der Kostenaufstellung uneingeschränkt gelten. Aber ob aufgeblasene teure "Optimod"-Maschinen im Sendeweg notwendig sind möchte ich bezweifeln. Für UKW gäbe es mit Sicherheit preiswertere und gesündere Lösungen. Die Rundfunkqualität sollte auch nicht auf Klassik eingeschränkt werden.
Es gibt einige Sender die dadurch so "kraftlos und breiig" klingen, dass eine () 10 Jahre alte Kassette (!) deutlich näher am Original ist.
So isses. Und besonders übel ist natürlich auch der Versuch, die fehlende Raumakustik durch Abkauen des Mikros auszugleichen.

Fazit:
Welch geringes Vergehen ist so ein einzelner "Klacker" gegen unnötige permanente Verbiegungen und Verzerrungen der Töne. :rolleyes:
 
Zuletzt bearbeitet:
Welch geringes Vergehen ist so ein einzelner "Klacker" gegen unnötige permanente Verbiegungen und Verzerrungen der Töne. :rolleyes:

Und vergessen sollte man auch nicht, dass all diese Geräusche durch die übermäßige und mehrfache Kompression (Voiceprocessing plus Summenprocessing) und deren verdichtende Wirkung erst derart laut gemacht werden, dass sie plötzlich stören ;)
 
"Gute Leute" lasse ich in der Kostenaufstellung uneingeschränkt gelten. Aber ob aufgeblasene teure "Optimod"-Maschinen im Sendeweg notwendig sind möchte ich bezweifeln. Für UKW gäbe es mit Sicherheit preiswertere und gesündere Lösungen.
Ein amtlicher Kompressor/Limiter, der die Emphase berücksichtigt sollte deutlich günstiger sein. Mehr als die bekannten Jünger braucht man eigentlich auch nicht.
Allerdings denke ich bei "Material" auch an den Akustikbau (und der ist vernünftig berechnet richtig teuer), vernünftige Mikrofone etc.
 
Da möchte ich Dir zustimmen, @Ralle. Sogar von Sendern, die über Ballempfang versorgt wurden, also bereits eine UKW-Übertragung hinter sich hatten.

Gibt es diese Versorgung per Ballempfang eigentlich noch?
Früher hatte z.B. der SWF lt. einer Boschüre aus den 80igern nur ein paar Stützpunktsender, die per Leitung oder Richtfunk versorgt wurden (Hornisgrinde, Feldberg, Donnersberg, Haardtkopf, Koblenz-Dieblich). Alles andere wurde per Ballempfang gespeist.

Per Satellit werden jedenfalls die UKW-Sender des SWR wohl nicht versorgt. Sonst würden die Regional-Elemente in SWR 3 und 4 kaum funktionieren.
 
Eigentlich haben wir ja schon genug von den knarzenden Selbstfahrern gehört, aber das hier ist wirklich der Hammer! Gehört bei Werner Reinke auf hr1. Unglaublich!
 

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Das könnte das Geräusch einer anlaufenden Telefunken M15A sein (wirklich!). :D
Aber der Regler eines recht neuen Mandozzi-Mischpults ist es keinesfalls.
 
Ach ja, die guten alten Pacific-Pulte hatten doch immer noch den besten Klack :)
 

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  • Polka-Klack.mp3
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