Ich habe vor kurzem einen Rentner erlebt, der ein Jugendsender hört und den ganzen Schrott ertragen kann. Und auch ein Kind, das von Oldiewellen gute Laune bekommt.
Wenn ich lese, was Ihr schreibt, fällt mir auf, dass eigentlich alle in "Formaten" denken. Sicher, radioforen.de ist ein Forum für Formatradio, und genau, für Formatradio braucht es Zielgruppen.
Das Gegenteil vom Formatradio ist das Einschaltradio, hier braucht man keine Zielgruppen, weil der Hörer bzw. die Hörerin proaktiv auf das Medium zugeht, es einschaltet und sich bewusst für ein Angebot / eine Sendung entscheidet.
Leider gibt es das Einschaltradio in Deutschland nur noch im Rahmen der Kulturwellen und einiger spezialisierter Programme, da viele Radio "nur" als Begleitmedium nutzen.
Ich als Radiofreund interessiere mich für das Medium und nutze das Radio daher gezielt als Einschaltradio, was dazu führt, dass ich - soll nicht überheblich klingen - eigentlich nur noch die Kulturwellen höre.
Die Musik, mit der ich in den 80er Jahren sozialisiert worden bin, ja es war eine schöne Zeit - aber soll ich diese jetzt bis zu meinem Ableben hören? Immer dieselbe Musik? Wird das nicht irgendwann ein bisschen langweilig? Gibt es nicht viel mehr zu entdecken, das darüber hinaus geht?
Seit 2004, dem Zeitpunkt als der Hessische Rundfunk sein renommiertes erstes Programm zu einer Dudelwelle hat verkommen lassen, habe ich dem "Dudelfunk" den Rücken zugekehrt, und bin strikter "Dudelfunkverweigerer" geworden. Und das hat dazu geführt, dass ich das Genre des Kulturradios entdeckt habe, von dem ich zuvor nie im Leben geglaubt hätte, dass ich "so etwas" jemals hören würde.
Meine Eltern haben früher immer gefragt: "Kannst Du nicht mal
gute Musik hören, nicht immer nur dieses Gestampfe?".
Heute hat mich das Kultur-Radio, eine Gattung von der ich froh bin, dass wir diese hier in Europa haben, an diese "gute" Musik herangeführt. Von daher würde ich persönlich auch zu gar keiner Zielgruppe passen, über die sich das Formatradio definiert.