Sind Zielgruppen heute noch nötig?

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Heute, im Jahr 2022, ist das wohl für die meisten egal. Ich habe vor kurzem einen Rentner erlebt, der ein Jugendsender hört und den ganzen Schrott ertragen kann. Und auch ein Kind, das von Oldiewellen gute Laune bekommt. Im Fernsehen das selbe (aber ich möchte beim Thema Radio bleiben).

Meiner Meinung nach ist das nicht mehr nötig. Was sagt ihr dazu?
 
Ich schaue auch nicht jeden Tag in den Spiegel....das fehlende Haar....

Scherz beiseite: Natürlich sind ZG immer noch wichtig. Auch wenn möglicherweise jüngere Hörer radioeins (Nur für Erwachsene) Fritz bevorzugen. Um mal ein Gegenbeispiel zu nennen.

Letztlich müssen sich die Stationen ihre musikalische ZG suchen, dass Alter ist zwar nicht unrelevant, aber eher zweitrangig.

Derzeitiges Lieblingslied meines Vaters (über 60) ist folgendes:


Ist Rap, der die derzeitige Situation in Europa leider widerspiegelt. Sagt der Alte.....
 
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Heute, im Jahr 2022, ist das wohl für die meisten egal. Ich habe vor kurzem einen Rentner erlebt, der ein Jugendsender hört und den ganzen Schrott ertragen kann. Und auch ein Kind, das von Oldiewellen gute Laune bekommt.
"Ausreißer" gibt es sicher immer, also "Alte", die sich auf sogenannte Jugendwellen verirren, oder Junge, die gerne Queen, Stairway to Heaven oder sonstigen alten Kram hören.

Witzig auch, wie verlässlich Hörer (aber auch Moderatoren) von den Pop-Wellen (Beispiel SWR-3) zu den Oldiesendern (SWR-1) wandern. Manchmal ist mir SWR-3 auch zu "fetzig", andererseits ist mir dann aber SWR-1 oft viel zu lahm, mit dem ständig gleichen alten Trödel.

In den Altersgruppen selbst gibt es ja auch nicht den gleichen Geschmack. Viele, die beispielsweise mit den Beatles aufwuchsen und noch immer Popmusik bevorzugen, müssten sich eigentlich - ginge es nur nach Alter - jetzt bevorzugt von dem Schlagerkitsch auf SWR-4 quälen lassen. Andererseits ist aber auch SWR-1 von der Musikfarbe her ein ziemlich verstaubtes Programm - über redaktionelle Inhalte schreib' ich jetzt nicht, lohnt sich sowieso nicht.

Schaut man sich die Radiolandschaft an, scheint sich "Radio" in Deutschland sowieso größtenteils zur Riesen-Dudelveranstaltung (zurück)zuentwickeln - die relativ eher seltener gehörten Informations- und Kulturprogramme mal abgesehen. Da kann doch jeder ständig hin- und herwechseln...ist ja sowieso überall oft das gleiche Angebot.
 
Man benötigt schon Zielgruppen. Die bestehen aber nicht mehr aus Altersgruppen. Es ist ja nicht mehr so, dass Ältere Blasmusik, Operetten und volkstümlichen Schlager hören und die jüngeren Pop- und Rockmusik hören.
Popmusik diverser Jahrgänge sind bei vielen Menschen zwischen 10 und 80 beliebt, es gibt aber auch den 16jährigen, der Oldies aus den 60ern mag genau wie den 70jährigen Metalfan.
Man muss dahin kommen, dass man Zielgruppen nach Musikvorlieben einteilt statt in Altersgruppen. Das funktioniert nicht. Dürfte aber für die meisten hier nix neues sein.
 
Man benötigt schon Zielgruppen. Die bestehen aber nicht mehr aus Altersgruppen. Es ist ja nicht mehr so, dass Ältere Blasmusik, Operetten und volkstümlichen Schlager hören und die jüngeren Pop- und Rockmusik hören.
Die Frage ist doch aber auch, warum das immer an Musikstilen festgemacht wird. Ich beispielsweise interessiere mich nicht mehr für Musik. Ich interessiere mich für Information. Leider finde ich kein Programm, daß mir die aktuellen Nachrichten aus meiner Umgebung fortlaufend präsentiert. Gerne auch mit einer leichten Musikunterbrechung. Aber die ist nicht so wichtig.
 
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Wurde hr-info eingestellt?

Zielgruppen müssen ja nicht unbedingt rein musikalisch eingeteilt werden. Bei reinen Informationen ist die Zielgruppe nur bezüglich der Art der Ansprache wichtig, sonst eher nicht. Allerdings erreicht ein Dlf ein eher anderes Publikum als ein kommerzielles Lokalradio, welches mehr auf Unterhaltung und massentauglicher Musik mit Lokalinfos setzt.
 
Auch wenn es hier sicher um die Zielgruppen der Radiosender gehen soll, hier ein kurzer Einwurf....

Ich werde richtig grantig, wenn man immer noch die 14-49jährigen fast als einzig werberelevante Zielgruppe sieht.
Laut u.a. Beitrag wurde diese Zielgruppe bekanntlich vom damaligen RTL-Manager Helmut Thoma vor fast 40 Jahren mehr oder weniger willkürlich auf diese Altersgruppe festgelegt.

 
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Es ist ja nicht mehr so, dass Ältere Blasmusik, Operetten und volkstümlichen Schlager hören und die jüngeren Pop- und Rockmusik hören.
Das war noch nie so. In der Regel ist die musikalische Sozialisation immer eine Mischung aus der Musik der jeweiligen Elterngeneration und Musik, die man im Teenageralter selbst entdeckt. Und bekanntlich ist ja die Musik aus Jugendtagen meist die, welche man später quasi als "unerreichbar" und "Heiligtum" betrachtet. Unter anderem deshalb laufen heute in unzähligen Sendern auch noch so viele öde 80er-Schnulzen.
Was die sogenannte werberelevante Alterszielgruppen-Definition angeht, war diese schon immer Murks. Thoma hat sch oft und viel darüber gewundert, dass dieser weitestgehend unlogische Schmarn der Industrie so einfach aufzuschwatzen war und selbiges auch heute noch von denen geglaubt und mitgemacht wird. Zielgruppen sind ohne Zweifel richtig und wichtig. Sie sind aber nur in den seltensten Fällen an irgendwelche Altersbereiche zu koppeln.
Übrigens war diese Alters-Zielgruppendefinition keineswegs eine Erfindung von Thoma, was er aber auch selbst immer wieder anmerkt. Damit herumexperimentiert wurde wohl erstmals in den 50ern von ABC, um die Konkurrenz von NBC damit zu ärgern. Thoma hat dann ab Ende der 80er nichts anderes hierzulande gemacht. Damit wäre übrigens insgeheim auch bewiesen, dass sich die Industrie mindestens genauso leicht beeinflussen läßt, wie selbige meint ihre Kunden beeinflussen zu können. Dafür brauchts nur Berater, die einem möglichst überzeugend das Blaue vom Himmel erzählen können.
 
Auch wenn es hier sicher um die Zielgruppen der Radiosender gehen soll, hier ein kurzer Einwurf....

Ich werde richtig grantig, wenn man immer noch die 14-49jährigen fast als einzig werberelevante Zielgruppe sieht.
Laut u.a. Beitrag wurde diese Zielgruppe bekanntlich vom damaligen RTL-Manager Helmut Thoma vor fast 40 Jahren mehr oder weniger willkürlich auf diese Altersgruppe festgelegt.
Und vor allem ist die Festlegung ziemlich dämlich, denn 14-49 sind gerade diejenigen, die am wenigsten Geld zur Verfügung haben.

Schüler, Student, Familiengründung, großes Auto, Immobilienkauf, Altersvorsorge, das sind die klassischen Ausgaben, die man alle bis zum 50. Lebensjahr tätigt, da bleibt so gut wie nichts übrig, was man auf den Putz hauen kann.

Später, mit 60, wenn die Kinder aus dem Haus sind, wenn man erbt, wenn die Immobilie abbezahlt ist, dann sieht das deutlich entspannter aus, man hat Geld, man hat Zeit, man fängt quasi ein neues Leben an. Man sollte eigentlich meinen, dass diese Zielgruppe pures Gold für alle Werbevermarkter darstellt, aber genau das Gegenteil ist der Fall, man will immer und allerorten vergüngen, auf dass man möglichst nur noch junge (aber finanziell klamme) Zuhörer und Zuseher hat. Verrückt!
 
Schöne Ausschweife ins Fernsehbusiness, die hier nicht so viel zu suchen haben, da kein Radiobezug!

Aber, wo schon RTL und Zielgruppen angesprochen worden sind: Arno Müller hat schon in den Anfängen von 104.6 RTL in den Neunzigern von einem Fehler gesprochen, die Zielgruppen über Alter zu definieren!

Da is was dran! Wo er Recht hat, hat er Recht! Weiß gar nicht, warum hier Helmut Thoma so breitgetreten wird…
 
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Bitte ein aktuelles Marketing-Lehrbuch zur Hand nehmen und im Kapitel "Segmentation - Targeting - Positioning" nachlesen. Dann erhellt sich so einiges.

Kurzum: Ja, man braucht weiterhin Zielgruppen. Die Frage ist, anhand welcher Merkmale man sie definiert. Das mag von Marke zu Marke (z.B. aufgrund von Verwendungszweck, Altersgruppen, Ort, Kaufhistorie, Kommunikationsmöglichkeiten, Wettbewerb, Geschlecht, Vernetzung der Konsumenten etc.) unterschiedlich sein.
 
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Je mehr Angebote, umso wichtiger sind genaue Zielgruppen-Definitionen. Podcasts sind nicht ohne Grund so erfolgreich. Das 14 - 49 völlig Banane ist, sollte mittlerweile klar sein. Das Ausgrenzen kompletter popmusikalischer Genres ist genau so bescheuert.
 
Das Ausschweifen nach Alter begann in Deutschland in den 90ern, als es folgende luxeriöse Situation gab: Die 70er und Älter klangen zu alt, sie wurden als erstes aussortiert, die Hitradios waren geboren. Gleichzeitig war die Techno- und Hardrock-Kultur den meisten Sendern zu "heftig", die Jugendradios entstanden. Somit wurde insbesondere in der ARD-Flotte den klassischen Popsendern der Rücken freigehalten, so weitermachen zu können wie bisher. Aus dem Luxus wurde ein Hamsterrad, man traute sich nicht heraus und die 80er wurden immer älter. Nur wenige Sender wie beispielsweise Radio Hamburg wagten den Absprung. Zuletzt waren auf einmal Oldies in und Schlager nicht mehr. Ich glaube, so lässt es sich zusammenfassen.

Ich will bestimmt nicht sagen, dass früher alles besser war. Aber die Abgrenzungen waren deutlicher. Und genau deshalb müsste man da wieder hin. Eine Jugendwelle, eine Popwelle (gern auch mit 80ern und 70ern, da diese mittlerweile nicht mehr großartig altern und auch von jüngeren Menschen gehört werden) und eine Deutschwelle (ich habe den Begriff Schlager bewusst gemieden, da auch hier die Grenzen fließend sind zwischen Deutschpop, heutigen und früheren Schlagern) würden als Musikwellen gut passen. Der Rest Information und/oder Kultur. Und natürlich Nischenmusik als Einschaltsendungen in die Musiksender einstreuen. Als Beispiele, die bereits exisitieren, seien diverse Sendungen von radioeins, Plan B von 1live oder der Musik Klub von SWR1 genannt.
 
Ich würde es eher Mentalität nennen oder noch besser Milieuzugehörigkeit. So gibt es Menschen Mitte 40, die in der Doppelhaushälfte wohnen, ihren Rollrasen pflegen, Pauschalurlaub buchen, Samstags ihren Webergrill mit Grillfleisch vom Discounter belegen, beim Dorftrödel mit dabei sind und in deren CD-Regal sich noch ein paar Bravohits-Sampler aus den 90ern befinden, die musikalisch eher indifferent sind und eher dem Mainstream zugetan. Aber es gibt auch Menschen Mitte 40, die, als krasses Gegenstück, in einer WG wohnen, alternative Gartenprojekte starten, mit ihrem Laptop im Hipstercafé sitzen, fein säuberlich ausgesuchte Spotify-Playlist und von da aus irgendwelche Webseiten betreuen, danach gehts zum Bioladen und abends zur Retro-Soul-Party. Wenn Du eine ausdifferenzierte Radiolandschaft hast, finden beide ihr Angebot. In Berlin würde der erstgenannte RS2, RTL oder 88.8 hören, der zweitgenannte Radio Eins, Flux FM oder Deutschlandfunk Kultur bzw. Nova, eventuell auch einzelne Sendungen des freien Radios.

Zielgruppen sind also wichtig, um die Hörer richtig anzusprechen. Ich muss ihre Lebenswelt kennen. Es bringt ja nix, wenn ich 5 Minuten über eine tolle Lesung im Kulturzentrum rede, meine Hörer aber grad überlegen, was sie am Abend auf den Grill werfen und wie sie den nächsten Kindergeburtstag organisieren...und umgekehrt. Ganz abgesehen natürlich von den Werbekunden, sofern ich Werbung im Programm habe. Der Kunde möchte wenig Streuverluste, und das nicht nur geographisch. Meica macht mittlerweile auch das vegetarische Würstchen. In welchem Programm soll es dafür werben?

Also umgekehrt: Zielgruppen sind wichtiger denn je, um aus dem schon unübersichtlich großen Angebot herauszustechen.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Ich habe vor kurzem einen Rentner erlebt, der ein Jugendsender hört und den ganzen Schrott ertragen kann. Und auch ein Kind, das von Oldiewellen gute Laune bekommt.

Wenn ich lese, was Ihr schreibt, fällt mir auf, dass eigentlich alle in "Formaten" denken. Sicher, radioforen.de ist ein Forum für Formatradio, und genau, für Formatradio braucht es Zielgruppen.

Das Gegenteil vom Formatradio ist das Einschaltradio, hier braucht man keine Zielgruppen, weil der Hörer bzw. die Hörerin proaktiv auf das Medium zugeht, es einschaltet und sich bewusst für ein Angebot / eine Sendung entscheidet.

Leider gibt es das Einschaltradio in Deutschland nur noch im Rahmen der Kulturwellen und einiger spezialisierter Programme, da viele Radio "nur" als Begleitmedium nutzen.

Ich als Radiofreund interessiere mich für das Medium und nutze das Radio daher gezielt als Einschaltradio, was dazu führt, dass ich - soll nicht überheblich klingen - eigentlich nur noch die Kulturwellen höre.

Die Musik, mit der ich in den 80er Jahren sozialisiert worden bin, ja es war eine schöne Zeit - aber soll ich diese jetzt bis zu meinem Ableben hören? Immer dieselbe Musik? Wird das nicht irgendwann ein bisschen langweilig? Gibt es nicht viel mehr zu entdecken, das darüber hinaus geht?

Seit 2004, dem Zeitpunkt als der Hessische Rundfunk sein renommiertes erstes Programm zu einer Dudelwelle hat verkommen lassen, habe ich dem "Dudelfunk" den Rücken zugekehrt, und bin strikter "Dudelfunkverweigerer" geworden. Und das hat dazu geführt, dass ich das Genre des Kulturradios entdeckt habe, von dem ich zuvor nie im Leben geglaubt hätte, dass ich "so etwas" jemals hören würde.

Meine Eltern haben früher immer gefragt: "Kannst Du nicht mal gute Musik hören, nicht immer nur dieses Gestampfe?".

Heute hat mich das Kultur-Radio, eine Gattung von der ich froh bin, dass wir diese hier in Europa haben, an diese "gute" Musik herangeführt. Von daher würde ich persönlich auch zu gar keiner Zielgruppe passen, über die sich das Formatradio definiert.
 
Ein Fan von ",Dudelfunk" schaltet sebstverständlich auch bewusst einen Musiksender seiner Wahl ein. Letztlich sind das alles Formatradios, auch der DLF ist Formatradio, nur bedient dieser nicht die Hitradio-ZG. Das Format von radieins besteht darin, nicht nur Mainstream-Songs abzunudeln.

Im übrigen könnte ich mir vorstellen, dass auch radioeins Hörer Discounter-,Fleisch einkaufen, wenn das Geld beim Azubi noch nicht so locker sitzt. Dieses Programm hören nämlich "nicht nur Erwachsene", womit wir wieder beim Blödsinn "ZG nach Alter" wären.
 
@Berlinerradio Genau! Ich höre gerne radioeins und kaufe gerne beim Discounter. Eigentlich fast nur. Und ich sehe auch ab und an einen bekannten Fernsehkoch bei … einkaufen. Diese ganzen Kategorien sind wahrscheinlich immer nur für sich Kategorien. Heißt aber nicht, dass jemand da komplett rein passt und er sich nur da drin bewegt. Irgendwann schaltet man mal den Dudelsender ein/geht zu McDonalds und andermal widmet man sich Kulturradio oder geht nobel Essen. Warum nicht? That’s Life!
 
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Also umgekehrt: Zielgruppen sind wichtiger denn je, um aus dem schon unübersichtlich großen Angebot herauszustechen.
Das klingt in der Theorie durchaus richtig, in der Praxis sieht es aber so aus, dass sich so gut wie alle Sender auf dieselbe Zielgruppe stürzen und man, wenn man über die Radioskala dreht, ohne die permanente Nennung des Sendernamens überhaupt nicht mehr unterscheiden und erkennen kann, welchen Sender man gerade hört.
 
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weil der Hörer bzw. die Hörerin proaktiv auf das Medium zugeht, es einschaltet und sich bewusst für ein Angebot / eine Sendung entscheidet.
Womit dieser bewußt Einschaltende aber ironischerweise und vermutlich ohne es zu wollen, automatisch zur Zielgruppe wird, nämlich zu der der bewußt Radiohörenden.

dass sich so gut wie alle Sender auf dieselbe Zielgruppe
Ja, auf die Größte, weil man aus der den vermeintlich größten Umsatz generieren kann.
 
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