Sport im Radio

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Klinko

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Tag miteinander,

glaubt ihr Sportübertragungen im Radio haben noch Zugkraft? Mit den horrenden Gebühren für live Berichterstattungen im Fussball werden einem ja riesige Geröllbrocken in den Weg gelegt.
Andererseits kann man Sport gerade regional als Stärke nutzen. Was meint ihr?
 
oh klinko, da sprichst du ein interessantes thema an...also bei uns können wir schon lange keine fußball live-berichterstattung machen. das zeigt sich aber auch ganz deutlich in den einschaltquoten. früher, als die gebühren noch "erträglich" waren, hatten wir das gesamte wochenende über lange sportsendungen, stündlich sportnachrichten mit live-korrespondenten von überall. das, was jetzt läuft, ist eine alibi-sportsendungs-variante, bei der der moderator die ergebnisse oder zwischenstände vom ticker oder viedeotext abliest. da ist natürlich nicht viel bewegung im wort! schade!
aber was kann man tun???
 
Sport ist und bleibt einfach eine Sache für einzelne - auch wenn die Bundesligastadien voll sind. Im Radio wollen das zu wenige hören. Ich gehöre zwar dazu und habe meinen öffentlich-rechtlichen Sender dafür. Damit ist das aber auch schon abgedeckt am Markt. Das gleiche zu machen, ist für private Sender sinnlos, weil sie sich nicht absetzen können. Etwas anderes zu machen, bringt es kaum. Was bleibt da anderes, als sich vom Sport zu verabschieden und Ergebnisse und hin und wieder auch mal den Torschützen durchzugeben?
Um sich regional zu positionieren, ist Sport sicherlich gut, wenn man sagen kann "Was immer beim Verein XY passiert, bei uns bekommen Sie es sofort auf die Ohren". Wenn man das Versprechen aber konsequenz umsetzt, schalten die Hörer um. Finanziell gesehen ist Sport allerdings sowieso absolut ruinös.
 
Die Lizenzkosten sind natürlich ärgerlich - aber einige Radiostationen schaffen es, die über Sponsoring zu refinanzieren - manche machen sogar Gewinn, obwohl sie zu allen Auswärtsspielen ihres Clubs einen Reporter mitschicken - selbst Zweitligisten wie Reutlingen oder Freiburg haben immer einen Reporter ihres Lokalsenders dabei.

Also, Marketingabteilungen, an die Arbeit!

Zudem hält die DFL die Gebühren wohl auch deshalb hoch, weil sie eigentlich ihr Ligaradio verkaufen will, das nach der Insolvenz von Altus Media erstmal auf Eis lag, aber gerade seit heute mit drei Livespielen pro Wochenende wieder ganz vorsichtig ins Leben zurückkehrt.
Außerdem gibt es ja auch noch andere Sportarten, die lokal großes Interesse hervorrufen - in Berlin beispielsweise Eishockey und Basketball - abgesehen von anderen Einzelevents z.B. im Schwimmen oder der Berlin-Marathon.

Was aber beim Privatfunk häufig passiert, ist, dass der Veranstalter einen Medienpartner sucht, eine Vereinbarung trifft und der Sender dann einen Praktikanten hinschickt, der vielleicht auch noch per Handy berichtet. Der Hörer wendet sich mit Schaudern den ÖR zu......

Und wie von Unikum beschrieben, werden kompetente Leute lieber als Moderator vor den Agentur- oder Premiere-Bildschirm gesetzt, als dass man ihnen ein wenig Frischluft verordnet und sie ins Stadion schickt - Gabor Steiner von HUNDERT,6 ist z.B. so einer, den ich als Hörer lieber im Stadion hätte...
 
Richtig, es gibt Sender, die mit Sponsoring einiges an Kosten decken. Das sind aber nur die Lizenzgebühren. Wenn aber zu viele Hörer bei Sport abschalten, müssen die Sender ja noch andere Kosten - also wegfallende Werbeeinnahmen - auffangen. Da könnte es dann mit den Sponsoringeinnahmen eng werden.
Allerdings kenne ich keine genauen Zahlen. Ich höre immer was von (z.B. bei Fußball) minus 60 Prozent Hörern.
Wenn kleine Sender das noch machen (Reutlingen und Freiburg), dann ist das natürlich schön, aber dann muss der Reporter auch richtig gut sein, damit es funktioniert. Den hat eben nicht jeder Sender - oder setzt ihn nicht ein. Der Reutlinger Reporter soll immerhin auch schon für den SWF (damals) gearbeitet haben.
Außerdem hören gerade bei diesen beiden Sendern (Reutlingen und FR1) die Gerüchte über Verkauf etc. nicht auf.
Liegt vermutlich nicht allein am Sport - so teuer ist das dann auch wieder nicht ;) - aber insgesamt scheinen die Sender mit ihrem Konzept, das Sport so deutlich beinhaltet, nicht den nötigen Erfolg zu haben.
 
Wie das Berliner Unikum schon geschrieben hat, gibt es Sender, bei denen die Quoten deutlich gefallen sind, seit sie die Sportberichterstattung am Wochenende eingestellt haben. Wer behauptet denn, dass man 60 Prozent der Hörer verliert, wenn Fußball live kommt?

Außerdem ist ein Konzept mit Sport schlicht und einfach ein Lokalkonzept - Nachrichten von einem Club interessieren die Leute sicher mindestens genauso viel wie News aus dem Rathaus.

Und genau damit - mit den News aus dem Kleinstadt-Rathaus wie auch aus der Kabine des örtlichen Sportclubs - kann ich mich doch gegenüber den großen Flächensendern profilieren.

Dazu gehört allerdings die Theorie, dass Hörer auch zuhören - und das wird ja in diesem Forum häufig bestritten. Allerdings kann ich mir nicht vorstellen, dass Verwalter von PR-Etats in Radiowerbung investieren würden, wenn sie der Auffassung wären, dass 98% der Hörer gar nicht zuhören.

Im Gegenteil - selbst wenn mein Sender beim Fußball ein paar Hörer verlieren würde, hätte ich dennoch einen höheren Aufmerksamkeitsgrad bei den verbliebenen Hörern - und das ist durchaus ein gutes Vermarktungs-Argument.
 
Dilettanten am Werk. Das mag in manchen Städten schon zutreffen, allerdings gibt es auch Privatsender mit guten Kommentatoren und guten Sportredaktionen. Samstags wollen die Hörer eben Bundesliga Ergebnisse hören. ODer auch mit dem Regionalverein (sei das nun Liga 1 oder 2 oder beides) mitfiebern, denn gerade das ist doch die Stärke von LOKALsendern. Wie gesagt, in manchen Städten herrscht nicht nur Fussball, sondern auch Eishockey oder Basketballboom. Wenn Radio nur aus Musik bestehen würde, weil der REST den Hörer angeblich nicht interessiert, dann könnten wir alle mit dem nötigen Kleingeld unseren eigenen Sender aufmachen umd zum Dudelfunk verkommen. (Das soll jetzt niemanden angreifen).

Vorteil ist da natürlich auch, daß Sport sich durch den geschickten Verkauf auch selbst finanzieren kann.

WENN MAN EINEN GESCHICKTEN VERKAUF HAT, DER SICH SELBST KEINE STEINE IN DEN WEG LEGT.

Wieso also immer die Hörer an die öffentlcih rechtlichen Sender verschenken? Denn dort wird ja offensichtlich auch Sport im Radio gehört. Und das nicht gerade wenig.

Die Geschichte mit Altus Media ist mehr als merkwürdig. Wieso lässt die DFL ihr eigenes Projekt den Bach runtergehen? Äußerst eigenartig.

mit sportlichem gruss

klinko
 
Hallo, Klinko,

da haben wir ja fast synchron nahezu das Gleiche geschrieben.

Zu Altus: Die DFL betreibt das Projekt ja weiter - Altus war nur der ausführende Betrieb (der Lizenznehmer), der aber die Vermarktung und somit die Refinanzierung nicht geschafft hat - warum, darüber sind diese beiden Parteien naturgemäß gegensätzlicher Ansicht.

Aber wie gesagt, in kleinem Rahmen (2 Spiele) hat die Audioübertragung auf bundesliga.de gerade wieder angefangen - morgen gibts noch ein Spiel.
 
Ich schließe mich durchaus voll und ganz der Meinung an, dass Infos aus dem Sport in der Region für Lokalsender ein Verkaufsargument sein sollte. Ist es aber in vielen Redaktionen nicht. Unser PD gehört dazu und erzählt etwas von so hohen Hörerzahlen, die dann wegfallen. Also gibt es kaum noch Sport. Das ist natürlich reichlich inkonsequent, denn dann müsste Sport ganz rausfallen, ist aber nicht der Fall.
Vielleicht liegt es daran, dass es Arbeit kostet, ein vernünftiges Konzept aufzustellen und umzusetzen und Vertreib und Marketing ebenfalls mitziehen müssten. Wenn das nicht der Fall ist, ist das Argument mit den wegfallenden Hörern natürlich fein, um sich aus der Affäre zu ziehen.
Werde unseren PD also mal nach konkreten Zahlen fragen.
 
Wäre natürlich toll, wenn Du die Antwort hier posten könntest.

Es ist natürlich auch die Frage, von welchen Strecken wir reden - 90 Minuten live werden sich wahrscheinlich die wenigsten Hörer antun. Aber ab und zu eine 1´30er Liveschalte im laufenden Programm dürften auch Hörer verzeihen, die sich nicht dafür interessieren. Oder - wie z.B. FFH ein oder zwei 30-Sekünder halbstündlich in den Nachrichten. Das geht sogar bei einem so reichweitenstarken Sender - wo ja vergleichsweise noch mehr Hörer nicht im Dunstkreis eines bestimmten Clubs leben.
 
Wir reden hier ja wirklich nicht von 90 Minuten live. die Übertragungen sollten schon in das jeweilige Programm des Senders passen. Ein 1"00 bis 1"30 Aufschaltungen sind da vollkommen okay. Mir ist auch klar, dass sich ein einzelner Privatsender keine DFL Lizenz leisten kann - gerade in dieser Zeit. Deshalb wären Funkhäuser für Sportübertragungen natürlich genial, da man die Synergieeffekte nutzen könnte. Außerdem kann man einzelne Sportarten zielgruppenorientiert verkaufen bzw. übertragen.

gruß

Schlaubi Schlumpf
 
Na ja, es gibt schon etliche Privatsender, die eine Lizenz gekauft haben - und die Preise sind ja nach Reichweiten gestaffelt. Zudem bekommt man, so weit ich weiss, immer gleich alle Erst- und Zweitliga-Clubs des Sendegebiets im Paket. Für den Bereich der MABB heisst das Hertha, Cottbus und Union. Ich weiss nicht, ob sich da was geändert hat.

Was mich interessieren würde: Zahlt denn ein Funkhaus mit mehreren Sendern auch nur eine Lizenz und kann damit auf allen Wellen übertragen? Oder muss für jeden Sender einzeln abgedrückt werden?
 
Gute Frage. Das weiss ich jetzt auch nicht so genau. Allerdings müsste es ja dann auch Unterschiede geben, wenn man bisher die Liga Live Geschichten der DFL eingekauft hat. Ich versuch mich mal Schlau zu machen.
 
Während ich gerade auf den Formel-1-Start warte - ist eigentlich Inga Stracke weiter im Geschäft? Ist ja auch so ne Geschichte, wo erstmal Wahnsinnssummen für Rechte fällig werden - und dazu noch Reisekosten ohne Ende. Machen Stracke und Weddige weiter die Formel 1 beim Privatfunk? Und wer hats gekauft?
 
stracke und weddige sind immer noch voll dabei....für alle nur erdenklichen sender im deutschsprachigen raum. nur mittlerweile muss man nicht mehr die endlose isdn-schleife abwarten, sondern bekommt alles bequem per mail.
 
Bin da immer etwas zwiegespalten...Sport ja, aber wenn dann wirklich nur 1:30 Schaltungen pro halbe Stunde. Denn es gibt mindestens so viele, die das Reporter-Geschrei auch nerven kann. Blöd ist es zum Beispiel, wenn zur Bundesliga-Schlußkonferenz 2 Minuten vor geplantem Schluß rübergeschaltet wird und dann durch Nachspielzeiten von 3...5 Minuten eine ellenlange Reportage rauskommt, weil ja keiner vor Spielende wieder rausgehen will. Da wirds dann problematisch. Im übrigen gibts ja in fast jdem Sendegebiet irgendeine Info-Welle (Inforadio, MDR-Info usw.), die länger live berichten können.
 
@Klinko und berlinreporter:

Also zumindest sind Live-Schalten in Sendern mit mehr als einer "Welle" einfach limitiert.

Im Klartext kann es sich das Funkhaus aussuchen, auf welcher seiner Wellen er die Zeit für Live-Repos aus den Stadien vergibt. 1 Lizenz = x Minuten auf eine oder mehrere Wellen verteilt.
 
Was mich da interessieren würde: Wer kontrolliert das? Sitzt die DFL als Lizenzgeber am Universal-Empfänger und zählt mit? Oder macht jeder, was er will, sobald er einmal eine Lizenz hat....
 
Also ich vermute ganz stark, dass da Stichprobenkontrollen passieren. Ausserdem wird es da bestimmt ganz eifrige Privatfunker geben, die sich in diesem Verteilungsmodus ebenso auskennen wie die Ö-R´s und nur darauf warten, dass Letztere ihre Minuten überziehen <img border="0" title="" alt="[Winken]" src="wink.gif" />

Aber ich bezweifle, dass die Ö-R´s sich der Peinlichkeit zuviel ausgestrahlter Live-Repo ausliefern.
 
Gibt es denn auch die Möglichkeit zum Saisonende hin noch einzusteigen? Machen das irgendwelche Sender, um nur die entscheidende Phase mitzunehmen? Oder gibt es nur ne Saisonpauschale?
 
Hi Ihr!

FR1 (Freiburg) ist mit der Fußballshow seit Jahren sehr erfolgreich! Der Reporter Frank Rischmüller ist eine Berühmtheit in der Gegend und für alle Fans des SC Freiburg ein Begriff. Er hat glaube ich seit Jahren kein Spiel verpaßt.

Die Sendung dauert vier Stunden mit Vorberichten, mehrminütigen (bis zu 7 am Stück) Reportagen nach jedem Titel und Interviews live vom Spielfeldrand. Der Redakteur Burkart Schäfers informiert immer über die Zwischenstände von den anderen Spielen.
Vor jeder Live-Reportage kommt ein Sponsor-Intro, jedes Tor und jedes Interview sind vermarktet. So gewinnen der Sender und der Hörer und der Werbekunde. Und weil bei Toren sofort die Titel und auch die Werbung unterbrochen werden, kann der Fan gar nicht weg vom Radio oder umschalten. Es gibt in Baden sehr viele SC-Fans.

Ich denke in diesem Fall gewinnt der Sender eher Hörer durch den Sport als daß er sie verliert. Es hören viele FR1 wegen dem SC Freiburg, die sonst den Sender nicht hören würden. So hat sich der Sender als Sportsender im Sendegebiet etabliert.

Die Konkurrenz Radio Regenbogen und der SWR berichten nur sehr knapp und unregelmäßig vom SC Freiburg, das merken die Hörer sofort und schalten um auf FR1.

Warum sollte das nicht bei anderen Sendern auch klappen?
 
Wer von den ÖRs macht denn Eurer Meinung nach am Freitag, Samstag und Sonntag die beste Bundesliga-Berichterstattung? Ich meine jetzt nicht die Konferenz, die ist ja zwangsläufig überall gleich - sondern mehr das "Drumherum".

Ich bitte um objektive Meinungsäusserungen und nicht so nach dem Motto "Ich mag die WDR 2 Sportzeit nicht, weil Sven Pistor immer seine Kaffeetasse halbvoll in der Teeküche stehen lässt" oder ähnliches Geplänkel.

Ein weiterer Gesichtspunkt wäre da noch die einzelnen Kommentatoren, die immer in den Stadien sitzen und ihr bestes von sich geben.

Bin ja mal gespannt <img border="0" title="" alt="[Sch&uuml;chtern]" src="rolleyes.gif" />
 
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