• Wie aus den radioforen.de-Nutzungsbedingungen hervorgeht, darf kein urheberrechtlich geschütztes Material veröffentlicht werden. Zur Identifizierung von Interpret und Titel (o.ä.) dürfen jedoch Hörproben bis zu 30 Sekunden angehängt werden. Was darüber hinausgeht, können wir nicht tolerieren.

Spotify veröffentlicht deutsche Zahlen zu Musikstreaming und Vergütung

Bolero

Benutzer
Cold Heart von Elton John war in den deutschen Single Charts ganze 78!!! Wochen platziert. Kein Song von ihm war auch nur annährend so lange platziert. In der schnelllebigen Zeit, in der zig Songs jeden Freitag erscheinen ist das eine schier unglaubliche Leistung. 1, 5Milliarden Streams alleine auf Spotify - also in Sales von damals umgerechnet nagt er mit den "neuen" Sachen definitiv nicht am Hungertuch.

Früher hatten die Verkaufscharts ja noch eine gewisse Aussagekraft. Ein Single kostete damals 5 DM. Wer also einem Lied eine gewisse Zuneigung zeigen wollte, musste etwas investieren. Und das ging nicht für unendlich viele Lieder so.

Wenn sich heute die "Verkaufscharts" aus einem großen Teil aus den Streaming Diensten generieren, dann hat dies führ mich nur eine sehr geringe Aussagekraft. Wenn gelangweilte Teenager ständig auf ein und dieselben Lieder klicken, dann ist dies keinesfalls repräsentativ.

Auf die "Charts" kann ich leider nichts mehr geben.
 
Wer also einem Lied eine gewisse Zuneigung zeigen wollte, musste etwas investieren. Und das ging nicht für unendlich viele Lieder so.
Richtig. Und zumindest ich habe es so gehandhabt, dass ich auf dem Cover sehr genau geschaut habe, was ich für mein Geld bekomme. Am Ende war es immer weniger: Eine Single Edit, eine Radio Edit und manchmal noch ein Video oder eine Instrumentalfassung. Da wollte der Kauf des dazugehörigen Albums für 24,95 DM oder 29,99 DM dann schon sehr gut überlegt sein, nach dem Release der dritten guten Single.

Dass es auch aller möglicher Nonsens sehr hoch oben in die Charts schaffen kann, beweisen diverse Spaßlieder vom Kanzlersong über Dragostea und Turbo Polka oder Wadde hadde bis hin zu Schnappy, das kleine Krokodil. Wenn man also die Charts (=damals Verkaufszahlen der physischen Datenträger) als Referenz für Qualität heranziehen will, wären das alles hochwertige Produktionen. Ich habe Zweifel daran.
 
Man darf dennoch nicht vergessen, dass Streaming (zählt nur bei Bezahl-Abos) ja ebenfalls "Verkäufe" sind, die entsprechend der geringen Streaming-Kosten pro Track auch weniger für die "Charts" gewichtet werden als Download-Käufe oder gar physische Käufe. Nicht zuletzt werden wegen des hohen Preises "Fan-Boxen" angeboten, die sich deutlich stärker auf die Chart-Platzierung pro "Tonträger" auswirken.

Wenn sich also in den "Sales" (Streaming, physisch, Download) ein Titel so lange wie Cold Heart hält, so ist daran ein größeres Konsumverhalten ablesbar.

Anlage: bvmi-offizielle-deutsche-charts-systembeschreibung-4.4.
 

Anhänge

  • bvmi-offizielle-deutsche-charts-systembeschreibung-4.4..pdf
    397,5 KB · Aufrufe: 4
Man darf dennoch nicht vergessen, dass Streaming (zählt nur bei Bezahl-Abos) ja ebenfalls "Verkäufe" sind, die entsprechend der geringen Streaming-Kosten pro Track auch weniger für die "Charts" gewichtet werden als Download-Käufe oder gar physische Käufe. Nicht zuletzt werden wegen des hohen Preises "Fan-Boxen" angeboten, die sich deutlich stärker auf die Chart-Platzierung pro "Tonträger" auswirken.

Wenn sich also in den "Sales" (Streaming, physisch, Download) ein Titel so lange wie Cold Heart hält, so ist daran ein größeres Konsumverhalten ablesbar.

Anlage: bvmi-offizielle-deutsche-charts-systembeschreibung-4.4.

Streaming fließt natürlich in die Bewertung heutiger Charts mit ein. Nur ist die Hemmschwelle heute wesentlich geringer als noch in den 80er oder 90er Jahren. Da kann man einmal oder auch zehnmal kurz hintereinander dokumentieren, dass man das Lied "gut" findet, aber auch schon eine Minute später wieder vergessen haben. Aber was soll's: Kostet ja weiter nichts.

Und da macht eben auch das Kleinvieh Mist.

Außerdem habe ich auch mal einen Bericht gesehen, wie sehr diese Streams auch manipuliert werden können. Da wird etwas in Auftrag gegeben, um die Streaming-Zahlen eines bestimmten Liedes in die Höhe zu treiben. Ob das bei "Cold Hearted" so gewesen ist, kann ich natürlich nicht sagen. Aber diese Manipulationen gibt es, und das macht für mich die Zahlen nicht unbedingt glaubwürdiger.

Ich kann jetzt aber auch keine Alternative anbieten, wie man die derzeitige Beliebtheit eines Liedes originalgetreu abbilden kann. Es stellt sich allgemein die Frage, wie ob skalare Auszählungen hier heute überhaupt noch Sinn machen.
 
Da kann man einmal oder auch zehnmal kurz hintereinander dokumentieren, dass man das Lied "gut" findet,
...was wiederum Einfluss auf die Charts hat. Beim Kauf einer Vinyl-Single oder beim privaten Mitschnitt aus dem Radio wurde nicht gewichtet, wie oft ein Titel anschließend wieder abgespielt wurde. Das ist bei Streaming wahrer, tendiert also eher zu einem genaueren Abbild der Nutzung.

So ganz falsch können die wöchentlichen Top100 nicht sein, in den sich Cold Heart seit Monaten befindet, um gerade noch die Kurve zum Thread-Thema wieder hin zu kriegen.
 
Und ziemlich entlarvend ist es auch.

Im Jahr 2022 stammten fast 40 Prozent der von deutschen Künstler*innen erzielten Lizenzzahlungen von Nutzer*innen außerhalb Deutschlands!
Das ist ja nun kein besonderes Kunststück, produzieren doch nicht wenige in englischer Sprache. Und die die in deutsch produzieren, bedienen einen nicht gerade kleinen Markt, denn der deutschsprachige Raum ist deutlich größer als Deutschland.

2022 haben 57.000 Künstler*innen mehr als 10.000 US-Dollar erwirtschaftet.
Also wie weit man heute mit 10.000 US-Dollar, also mit gut 9000 Euro kommt, weiß jeder selbst. Die Welt einreißen kann man damit nicht mehr. Und dann hört sich 57.000 Künstler erstmal viel an. WIr haben in D aber laut Statistischem Bundesamt rund 500.000 Selbstständige im Kulturbereich. Daher sind auch diese 57.000 eher relativ. Hinzu kommt, dass man da natürlich bewußt von "erwirtschaftet" schreibt und nicht ausgezahlt, denn damit muss man halt nicht preisgeben wieviel tatsächlich an die Künstler und was an die Rechteinhaber, sprich Labels, ging.

Und letzten Endes muss Spotify trotz größer gewordenen Verlust Aktionäre bedienen, was insbesondere die dort veröffentlichenden Künstler wohl am ehesten zu spüren bekommen werden. Und da Spotify nicht der einzige Streaminganbieter ist, wird sich die Kannibalisierung der Musikwirtschaft damit weiter fortsetzen. Wer also "schlechte" Coversongs oder die heute eher einfallslose "Fließbandmsuik" der Charts beklagt, sollte sich im klaren darüber sein, dass Streamingdienste wie Spotify genau dazu nicht unerheblich beitragen.
 
Harte Zahlen für Deutschland sind in der Präse ja kaum enthalten, nur Prozentangaben u.ä.. Und dass sich in fünf Jahren etwas verdreifacht hat, ist ja nun nicht die Welt, angesichts des Streamingbooms. Selbst 10x mehr als mickrig bringt doch nix.
 
Zuletzt bearbeitet:
Man kann auch ein Lied 10x hintereinander "liken" und 5 Minuten später alles vergessen haben. Nachhaltigkeit kann ich also auch hier nicht unbedingt erkennen.

"Cold Hearted" mag ja nach einer gewissen Zählweise durchaus erfolgreich sein, aber es gibt viele Ansätze und Annahmen, von denen man beim Zählen ausgehen kann. Glaube keiner Statistik, die Du nicht selbst gefälscht hast. Die nachte Wahrheit wirst Du wahrscheinlich in keiner Liste abbilden können.

Es wird mehr als genug Leute geben, die bei dieser Aufwärmung die Nase rümpfen.
 
Lieder kann man beim Streaming nicht liken, sondern hören. Bei Abo und 30 Sekunden wird gezählt. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Ermittlung der Charts eine statistische Hochrechnung ist, in der extreme Zahlen entweder ausscheiden oder nicht beeinflussen.
 
Streaming fließt natürlich in die Bewertung heutiger Charts mit ein. Nur ist die Hemmschwelle heute wesentlich geringer als noch in den 80er oder 90er Jahren.
Es macht wenig Sinn die Zahlen physischer Verkäufe von früher mit jetzt zu vergleichen. Es waren komplett andere Verhältnisse, die Vertriebswege waren anders, es kam deutlich weniger Musik heraus und auch das Konsumverhalten an sich war anders. Man vergleicht ja auch keine TV-Einschaltquoten von früher mit Zuschauerzahlen von Netfliex und Prime.

Wenn sich heute die "Verkaufscharts" aus einem großen Teil aus den Streaming Diensten generieren, dann hat dies führ mich nur eine sehr geringe Aussagekraft. Wenn gelangweilte Teenager ständig auf ein und dieselben Lieder klicken, dann ist dies keinesfalls repräsentativ.

Auf die "Charts" kann ich leider nichts mehr geben.
Es gibt aber keine Alternative. Die meisten jüngeren Menschen sind mit Streaming aufgewachsen und konsumieren Musik auch so. Das wird sich nicht ändern lassen - außer es kommt irgendwann eine neue Nutzungsform. Junge Menschen sind die wichtigste Zielgruppe für die Singlecharts, setzen die Trends und haben auch am meisten Zeit um neue Musik oft zu hören. Bei den meisten hier fehlt etwas der Bezug zu dem was aktuell in den Charts ist weil sie größtenteils aus der Zielgruppe gefallen sind. Wenn wir hier alle noch bis Anfang 20 wären würden wir die Charts auch mehr "feiern".

Wenn sich also in den "Sales" (Streaming, physisch, Download) ein Titel so lange wie Cold Heart hält, so ist daran ein größeres Konsumverhalten ablesbar.

Ja, wobei was die Singlecharts angeht der Anteil am Streaming weit über 90 % ist und Downloads noch ein paar Prozente ausmachen und in den allermeisten Fällen (wie bei Cold Heart auch) keine physische Single mehr erscheint und wenn dann nur in geringen Mengen.

...was wiederum Einfluss auf die Charts hat. Beim Kauf einer Vinyl-Single oder beim privaten Mitschnitt aus dem Radio wurde nicht gewichtet, wie oft ein Titel anschließend wieder abgespielt wurde. Das ist bei Streaming wahrer, tendiert also eher zu einem genaueren Abbild der Nutzung.
Man darf auch nicht vergessen, dass durch Streaming das Nutzungsverhalten von viel viel mehr Menschen als früher mit eingerechnet wird. Eine physische Maxi-CD hat sich früher auch nur eine gewisse Zahl von Leuten geholt - wenn ich so daran denke, wie viele Maxi-Singles ich mir damals gekauft habe aber wie viele Lieder ich außerhalb davon gut fand ohne dass irgendwas von mir gezählt wurde ist das heutzutage doch viel aussagekräftiger. Hinzu kommen noch viele Menschen, die früher "illegal" Musik gedownloadet haben und die man zurückgewonnen hat durch kostengünstige Streamingabos.

Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Ermittlung der Charts eine statistische Hochrechnung ist, in der extreme Zahlen entweder ausscheiden oder nicht beeinflussen.

Richtig. Es finden auch Prüfungen statt. Jemand, der sich ein Lied 30 Mal hintereinander anhört wird auch nicht 30 Mal für die Charts gewertet und zusätzlich muss man sich so ein Lied auch sehr oft anhören bis es überhaupt so viel wert ist wie ein Verkauf.
 
Lieder kann man beim Streaming nicht liken, sondern hören. Bei Abo und 30 Sekunden wird gezählt. Es darf auch nicht vergessen werden, dass die Ermittlung der Charts eine statistische Hochrechnung ist, in der extreme Zahlen entweder ausscheiden oder nicht beeinflussen.

Nenn es "liken" oder auch anders, messe es an mehr als 30 Sekunden Abspielen oder an was anderem. Es kommt aufs Gleiche raus.

Es macht wenig Sinn die Zahlen physischer Verkäufe von früher mit jetzt zu vergleichen. Es waren komplett andere Verhältnisse, die Vertriebswege waren anders, es kam deutlich weniger Musik heraus und auch das Konsumverhalten an sich war anders. Man vergleicht ja auch keine TV-Einschaltquoten von früher mit Zuschauerzahlen von Netfliex und Prime.

Natürlich kann man es nicht vergleichen. Deshalb habe ich ja auch die Frage aufgeworfen, ob es überhaupt Sinn macht, heute eine "allgemein gültige" Chart Liste zu machen wie damals.

Es gibt aber keine Alternative. Die meisten jüngeren Menschen sind mit Streaming aufgewachsen und konsumieren Musik auch so. Das wird sich nicht ändern lassen - außer es kommt irgendwann eine neue Nutzungsform. Junge Menschen sind die wichtigste Zielgruppe für die Singlecharts, setzen die Trends und haben auch am meisten Zeit um neue Musik oft zu hören. Bei den meisten hier fehlt etwas der Bezug zu dem was aktuell in den Charts ist weil sie größtenteils aus der Zielgruppe gefallen sind. Wenn wir hier alle noch bis Anfang 20 wären würden wir die Charts auch mehr "feiern".
rhaupt so viel wert ist wie ein Verkauf.

Es ist für mich fragwürdig, nur die eine "Wahrheit" darzustellen, wenn es auch noch genauso andere "Wahrheiten" gibt. Es wirkt deshalb für mich sehr willkürlich. Sich auf die junge Zielgruppe zu konzentrieren, halte ich für weit überschätzt. Schon jetzt machen die älteren hier bei uns den wesentlich größeren Anteil aus. Und die Jugendlichen sind viel eher schon ins Alter mit Arbeit und eigener Familie gerückt, wo sich die Interessen verlagern, als dass die Alten aussterben. Man täte sehr gut daran, die Alten nicht zu vernachlässigen.

Das ändert aber nichts an meiner Meinung, dass eine Ermittlung der "Verkaufscharts" heutzutage keine Aussagekraft mehr hat, da man stets von bestimmten Bedingungen ausgehen muss, die jederzeit auch geändert werden können.

Wer unbedingt Elton Johns Wiederaufwärmung von seinen alten Werken braucht: Bitteschön. Dann soll man es aber bitte nicht so darstellen, als wäre es das Ein und Alles, und Jeder würde darauf abfahren.
 
Man vergleicht ja auch keine TV-Einschaltquoten von früher mit Zuschauerzahlen von Netfliex und Prime.
Das tut man eher deshalb nicht, weil das gar nicht geht, denn die Inhalte der (linearen) TV-Programme werden nur einmalig versendet. Die Inhalte der Streamingdienste stehen dagegen aber permanent zur Verfügung. Das ist ein sehr deutlicher Unterschied. Die Zahlen der Mediatheken werden dagegen sehr wohl mit den Zahlen von Netflix und Co verglichen.
Es gibt aber keine Alternative. Die meisten jüngeren Menschen sind mit Streaming aufgewachsen und konsumieren Musik auch so. Das wird sich nicht ändern lassen
Stimmt, muss es aber auch gar nicht. Der technische Fortschritt ist halt so und entweder man arrangiert sich damit oder eben nicht.
Junge Menschen sind die wichtigste Zielgruppe für die Singlecharts, setzen die Trends und haben auch am meisten Zeit um neue Musik oft zu hören.
Charts haben keine Zielgruppen, denn sie sind schnöde Verkaufslisten, mehr nicht. Und genau deshalb sind die Single-Charts tatsächlich auch nur als solches anzusehen. Ihre Bedeutung hat sich ohnehin in den letzten Jahren deutlich relativiert, was wenig mit Altersgruppen zu tun hat, sondern nur etwas mit einer sich verändernden Technik- und Musikwelt, gepaart mit einem anderen Mediennutzungsverhalten, übrigens nicht nur der Jugend, sondern von fast allen Bevölkerungsgruppen.
Das allerdings Zielgruppen sehr wohl Charts haben, ist dagegen nur schwer zu widerlegen.
Bei den meisten hier fehlt etwas der Bezug zu dem was aktuell in den Charts ist weil sie größtenteils aus der Zielgruppe gefallen sind.
Welche Charts? ;):D Wie schon erwähnt, die Single-Charts würde ich aus verschiedenen Gründen nicht überbewerten. Die Alben-Charts geben aufgrund der Zahlenberechnungen ein sehr viel realistischeres Bild der Musiknutzung insgesamt ab als die Single-Charts. Und in den Alben-Charts findet sich dann auch einiges, was man salopp als "Rentner-Mucke" betiteln könnte.
Ich kann deine Sichtweise zwar verstehen und auch nachvollziehen, aber überbewerte nicht die "Jugend". Sie ist zwar ohne jeden Zweifel die Zukunft, aber sie ist rein zahlenmäßig auch deutlich in der Unterzahl. Die Demografie in diesem Land hier ist kein Geheimnis.
Man darf auch nicht vergessen, dass durch Streaming das Nutzungsverhalten von viel viel mehr Menschen als früher mit eingerechnet wird.
Stimmt. Aber durch Streaming ist auch die Möglichkeit der Chartmanipulation sehr viel größer und im übrigen auch einfacher geworden als früher.

 
Zuletzt bearbeitet:
Das tut man eher deshalb nicht, weil das gar nicht geht, denn die Inhalte der (linearen) TV-Programme werden nur einmalig versendet. Die Inhalte der Streamingdienste stehen dagegen aber permanent zur Verfügung. Das ist ein sehr deutlicher Unterschied. Die Zahlen der Mediatheken werden dagegen sehr wohl mit den Zahlen von Netflix und Co verglichen.
Ich weiß nicht, ob es bereits entsprechende Pläne gibt: Eigentlich müsste die GFK mit ihren Panelteilnehmern die vollständige Nutzung am TV-Gerät (das heute fast immer ein Smart TV ist) für die "Einschaltquoten"-Messung erfassen. Also ob jemand gerade live ARD schaut, in der ZDF-HbbTV-Mediathek blättert, ein PS5-Spiel daddelt oder eine Streaming-App nutzt, usw.
 
Soweit mir bekannt sind die jeden Morgen veröffentlichten Einschaltquoten tatsächlich noch immer nur die hochgerechneten Quoten des linaren Fernsehens. Die tatsächlichen Quoten, also wo dann die Mediatheken-Zugriffe mit eingerechnet sind, kommen aus irgendwelchen technischen Gründen immer erst ein paar Tage später. Da interessieren die im Grunde aber keinen mehr. Davon abgesehen sind diese Mediatheken-Zugriffe zur Ermittlung von tagesaktuellen Quoten ohnehin relativ, denn da kommen durch die permanente Verfügbarkeit ja stündlich oder täglich Zuschauer hinzu. Wo setzt man da den Cut an, dass ab dem oder dem Zeitpunkt die Zugriffe nicht mehr mitgezählt werden?

Interessant ist zum Beispiel auch der Umstand, dass laut ARD/ZDF-Onlinestudie mittlerweile 38% der Generation Ü70 (!) Bewegtbildinhalte via Internet konsumieren, beim Radio sinds immerhin 20%, jeweils Tagesreichweite. https://www.ard-zdf-onlinestudie.de/tabellen-onlinenutzung/tagesreichweiten/

DIe kompletten Ergebnisse der Omlinestudie 2022: https://www.ard-zdf-onlinestudie.de/files/2022/2210_Rhody.pdf
 

Ich glaube, Balbina verdient schon längst mehr mit Auftritten in Spotify-Dokus als mit ihrer Musik. Maffay war auch schon mehrmals dabei zu diesem Thema.
 
Zuletzt bearbeitet:
Nachdem ich die drei Filme nun gesehen habe, möchte ich meine Spitze gegen Balbina zurücknehmen. Es wird ausdrücklich darauf angespielt, dass sie immer die einzige ist, die zu dem Thema befragt wird und das sie darum selbst eigentlich nicht mehr will. Diesmal machte sie nur doch nochmal mit, weil wieder zu wenige andere Künstler bereit waren, sich zu Spotify zu äußern.

Die Recherchen zu den "Fake-Künstlern" und den Musikern, die zig kurze Stücke mit Wellness-Sounds produzieren, sind sehr interessant.

Die Machart der Doku ist aber ein weiteres Beispiel, für den effekthaschenden "Journalismus" unserer Tage. Übrigens haben es die jungdynamischen Redakteure "vergessen", ein wichtiges Thema anzusprechen: Dass Spotify so stark auf Podcasts setzt und die ÖRR keine Probleme damit haben, ihre Podcasts massenhaft zu diesem ach so schlimmen Angebot hochzuladen.

Ziemlich oberflächlich ist der dritte Teil, wo man wohl Böhmermann spielen wollte und sich auf den Chef von Eventim einschießt. Auch hier keine Erwähnung, dass viele ÖRR-Sender Eventim-Konzerte als Medienpartner begleiten.

Ach so: Mein Sony-TV zeigt mir die Reihe im Feature-Slider der Android TV-Startseite an. Das macht Google vermutlich auch nicht kostenlos.

PS: "Dirty Little Secrets"? Echt jetzt?
 
Bei aller berechtigter Kritik an Spotify ist selbiges für mich - als reinen Konsumenten - ein Glücksfall. Wäre ich ein Musiker, der - sagen wir es so - noch auf seinen großen Durchbruch wartet, würde ich es beim bestehenden Vergütungssystem natürlich anders sehen. Für ein paar Euro braucht es sozusagen zigtausend Streams.

Aber als Konsument zahle ich halt für Spotify Duo 14,99 Euro im Monat. Eine Summe, die ich gerne zahle, wenn ich daran denke, dass ich seinerzeit mindestens 100 Euro im Monat für CDs ausgegeben habe. Mittlerweile besitze ich keine einzige CD mehr, habe einige hundert Stück meiner Schwester für ihre Flohmarkt-Aktivitäten überlassen. Aber CDs sind inzwischen sogar am Flohmarkt bei einem Preis von 1 - 3 Euro Ladenhüter, auch deshalb, weil mittlerweile halt einzig Vinyl wieder cool und Kult ist.

Weil die meisten Radiosender inzwischen so nervig, unspannend, vorhersehbar und austauschbar sind, ob in Musikauswahl oder Moderation, wird für mich Spotify immer wichtiger, ob zuhause oder im Auto. Ich bevorzuge zu einem Gutteil des Tages mittlerweile einen Mix aus eigenen und von Spotify kuratierten Playlisten, durch welche ich in der Tat bereits sehr viele mir bis dahin unbekannte Musikperlen kennengelernt habe.

PS: Die Netflix-Serie "The Playlist" zeigt durchaus kritisch die Gründungsgeschichte von Spotify aus verschiedenen Perspektiven.

 
Zuletzt bearbeitet:
Die meisten jüngeren Menschen sind mit Streaming aufgewachsen und konsumieren Musik auch so. Das wird sich nicht ändern lassen - außer es kommt irgendwann eine neue Nutzungsform. Junge Menschen sind die wichtigste Zielgruppe für die Singlecharts, setzen die Trends und haben auch am meisten Zeit um neue Musik oft zu hören. Bei den meisten hier fehlt etwas der Bezug zu dem was aktuell in den Charts ist weil sie größtenteils aus der Zielgruppe gefallen sind. Wenn wir hier alle noch bis Anfang 20 wären würden wir die Charts auch mehr "feiern".
Hmmm.... Ich würde aber eher sagen, dass es tatsächlich an der Qualität der Musik liegt. Als jemand der in den 1990ern aufgewachsen ist, habe ich die 50er- bis 80er-Jahre nur in der Retrospektive aufgegriffen. Und in dieser Zeit entstanden tatsächlich unzählige Hits, die auch heute immer noch im Radio und auf Partys laufen.
Dass die Qualität der modernen Popmusik immer mehr nachgelassen hat, ist nach meiner Beobachtung auch immer mehr die Ansicht von jüngeren Leuten. Die beneiden uns "alte Säcke" tatsächlich oft darum, dass sie nicht in der damaligen Zeit groß geworden sind.

Wir brauchen uns doch bloß mal die Trackliste der "Best Of 2023" Bravo Hits anzuschauen:
Mal eherlich: Außer dem "Komet" und vielleicht noch "Tattoo" sehe ich keinen weiteren Titel, der derart "eigenständig" und zugleich eingängig ist, dass er im Laufe der kommenden Jahrzehnte als "Evergreen" gelten könnte.

Und jetzt einfach zum Vergleich mal 1995:
Da muss man sich eher umgekehrt fragen: An welchen Song erinnert man sich den heutzutage NICHT mehr? Denn das meiste befindet sich weiterhin in den Rotationen unzähliger AC-Sender ("Boombastic", "Fairground", "Love Is Everywhere", "The First The Last Eternity", "Abenteuerland", "Goldeneye"....). Selbst die härteren (und damit nicht mehr AC-tauglichen) Songs sind unvergessen, da Hits wie "Move Your Ass", "I Wanna Be A Hippy" oder "Rave Nation" heute immer noch auf vielen 90er-Jahre-Feten laufen. Mit den anderen Jahrgängen aus der damaligen Zeit verhält es sich ebenso.

Und noch extremer wird es bei den 60ern. Hits wie "Hey Jude", "Mr. Tambourine Man", "Pretty Flamingo", "San Francisco", "Blowin' In The Wind", "Streets Of London" oder "Bridge Over Troubled Water" sind einfach nicht tot zu kriegen. Auch bei jüngeren Leuten sind sie bekannt und beliebt.
 
Charts haben keine Zielgruppen, denn sie sind schnöde Verkaufslisten, mehr nicht. Und genau deshalb sind die Single-Charts tatsächlich auch nur als solches anzusehen.
Das Problem: Zumindest die etwas weniger Musikinteressierten benutzen die Charts schon lange als Vorfilterungs-Mechanismus. Nach dem Motto: "Wenn ein Song für so wenige Leute interessant ist, dass es noch nicht mal für die Charts reicht, kann er auch nicht sehr viel taugen!" Das gleiche Phänomen ist bei Büchern zu beobachten, wo viele Leute sich nur noch an den Bestseller-Listen orientieren.

Diese Entwicklung wurde allerdings dadurch befeuert, da Musiker genauso wie Schriftsteller heute auch die Möglichkeit haben, an den etablierten Verlagen vorbei zu veröffentlichen - und das auch tun. Wird nun ein neuer Song von EMI, Bertelsmann, Universal & Co. abgelehnt, vertreibt man ihn eben selbst. Dadurch gelangen heutzutage Titel auf den Markt, die früher nie an die Öffentlichkeit gelangt wären, weil sie für zu schlecht befunden wurden.

Somit könnte man meinen, dass die betreffenden Musiker aktiv selbst zu dieser Entwertung beigetragen haben - aber auch das ist nicht so ganz richtig. Als Ende der 1990er-Jahre das Internet zum Massenmedium wurde, versuchten sich auch viele Firmen an Selbstverlagsplattformen für Musik und andere digitale Inhalte. Bekannt wurden da z. B. MP3.com, Vitaminic oder Jamendo. Hier hatten viele Musiker die Hoffnung, dass das "Zukunftsunternehmen" seien und die etablierten Major-Labels über kurz oder lang aus dem Markt kegeln würden. Doch letztlich wollte das Gros der Konsumenten nicht durch endlose Listen von neuen Songs wühlen, von denen dann sehr viele tatsächlich aus dem heimischen Kinderzimmer kamen. Sie legten am Ende doch Wert auf eiene durch menschliche A&R's gefilterte Vorauswahl. In anderen Branchen spielte sich dasselbe ab - das Ergebnis war bekanntlich die Dotcom-Blase.

Zu diesem Zeitpunkt war der Geist allerdings schon aus der Flasche, da der technische Fortschritt dafür gesorgt hat, dass "jeder" von zu Hause aus Demos aufnehmen kann und dafür noch nicht mal ein Studio anmieten musste. Wie man unter diesen Umständen die allgemeine Qualität der veröffentlichten Musik wieder erhöhen kann, weiß ich auch nicht.
 
Ja und Nein. Es gibt da auch Gegenbeispiele. Die Band Kettcar um Marcus Wiebusch hat 2001 sein eigenes Label gegründet, weil deren erstes Album keiner veröffentlichen wollte. Dieses "van-Cleef-Label" in Hamburg gehört mittlerweile zu den renommiertesten Plattenlabels der Republik. Alle Alben der Band, incl. des ersten das keiner haben wollte, fanden sich in den Top10 wieder. Und die Band selbst gehört zum Besten was Deutschland in Sachen Indie-Pop/Rock zu bieten hat.

Was tatsächlich passiert ist, ist das sich die Halbwertzeit von Musik drastisch verkürzt hat und das sich die Masse der veröffentlichten Musik vervielfacht hat. Dadurch bedingt wird halt nicht mehr unbedingt die Musik produziert die der Künstler gerne hätte bzw. produzieren will, sondern eher das Zeug was sich gut verkaufen läßt. Und gut verkaufte Musik ist zumeist "rundgelutschte" Musik mit möglichst wenig Ecken und Kanten, die ein möglichst breites Publikum anspricht und zum gerade aktuellen Zeitgeist paßt. Künstler wie Grönemeyer, der vier Alben gebraucht hat bis er mit seinem Fünften "Bochum" 1984 wahrgenommen wurde, wären heute undenkbar. Auch Künstler wie die Toten Hosen oder Nina Hagen würde heute keiner mehr produzieren. Künstler werden auch nicht mehr aufgebaut, sondern wenn sie gut getestet haben auf den Markt geworfen, ausgelutscht und weggeworfen. Die zahlreichen Castingshows sind der beste Beleg dafür. Oder kann sich noch irgendwer an alle DSDS-Gewinner erinnern? Aus Sicht des Konsumenten ist es sicher gut wenn Spotify und Co die Preise senken. Allerdings senkt das auch den Wert von Musik an sich, womit ich jetzt nicht unbedingt den materiellen Wert meine. Und so hört sich dann manche Musik heutzutage halt auch an. In Bezug auf die Musikproduzenten und Labels wird es die Situation der Musikindustrie weiter verschärfen. Da bin ich mir ziemlich sicher.
 
der technische Fortschritt dafür gesorgt hat, dass "jeder" von zu Hause aus Demos aufnehmen kann und dafür noch nicht mal ein Studio anmieten musste.
Heute kann es - theoretisch - nahezu jeder mit einigermaßen Können, natürlich auch Glück und Geschick via YouTube und Tik Tok zum vorrübergehenden Weltstar bzw. zumindest zum weltweiten Phänomen schaffen, weltweites Radio-Airplay erhalten, in den Charts landen, und für kurze Zeit dann auch einigermaßen gut verdienen.
Einige Songs, die mir in diesem Zusammenhang spontan einfallen sind:
Dragostea din tei von O-Zone aus 2003, gilt als erster viral gehender Song überhaupt
Gangnam style von PSY aus 2012, bekannt geworden via YouTube, mittlerweile ca. 3 Mrd. Abrufe ebendort
Wellerman von Nathan Evans aus 2021, bekannt geworden via TikTok und YouTube und
Jerusalema von Master KG aus 2020, bekannt geworden durch selbstgedrehte Tanzvideos, weltweiter viraler Hit auf YouTube und Tik Tok
 
Zuletzt bearbeitet:
Zurück
Oben