Sputnik hat Bildungsauftrag erkannt...

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... die mich seinerzeit auch stutzen und zögern ließen. Ich war mir wirklich nicht mehr klar, wie Markuse gerade tickt. Es kam erst später, als über Umwege ein Zitat (?) zu mir drang: "Ich bin der unglücklichste Programmchef des Landes."

Da ich nun auch lange genug in der Wirtschaft arbeite und weiß, daß Ober Unter sticht und man, wenn es von der Chefetage gewünscht, den allergrößten unverschämten Unfug ohne mit der Wimper zu zucken ins Land blasen muß, weil die eigene Meinung und der (hoffentlich gesunde) Menschenverstand am Drehkreuz zurückgelassen werden müssen, eines unterzeichneten Arbeitsvertrages sei Dank, wundert mich das inzwischen alles nicht mehr. Ich kanns mir nur so erklären, daß Markuse noch versucht hat, mit der Zeit etwas zu drehen. Vielleicht hat er auch auf größere Proteste gehofft, aber wo sollten die eine Plattform finden? Außerdem hat das Volk ja seine Rolle inzwischen gelernt und eingenommen: die Spaßprolls in der Öffentlichkeit, die sensibleren Menschen im höchst individuellen, privaten Versteck. An denen hat ja nicht nur das heutige Radio kein Interesse, die will ja auch sonst keiner. Wohl dem, der sich dank zutiefst privater Kompensationsmöglichkeiten inzwischen komplett aus der Gesellschaft zurückziehen konnte.

Der fiese Unterschied zur Plattmache von DT64 Ende 1991 ist meiner Meinung nach der, daß damals das Programm selbst mobil machte und die Mitarbeiter sich eindeutig positionieren konnten. Es war ohnehin vorbei, schlimmer als der sichere Tod konnte es nicht kommen. Heute ist das anders: das "demokratische" System namens BRD leistet sich inzwischen vollständige innere Zensur seiner öffentlich-rechtlichen Medien. Hätte von den Sputnikern einer den Mund aufgemacht, wäre er wohl gefeuert worden, genau wie eine Supermarktkassiererin, die gegenüber Kunden bestimmte Gebahren ihres Arbeitgebers kritisiert hätte. Und so sieht der öffentlich-rechtliche Rundfunk halt im Jahre 2010 aus: die eigene Meinung (und der gesunde Menschenverstand sowieso) müssen am Drehkreuz zurückgelassen werden. On air treten dann nur Verlautbarungsroboter des vom beratenden Formatfaschisten durchgedrückten Konzepts auf. Das Gehalt ist vermutlich für ein Schmerzensgeld auch noch unangemessen niedrig.

So ist das halt in einem Staat, der keinerlei Antworten auf die Fragen von heute hat - und schon gar keine Ideen, wie morgen sein soll. Alsdann empfehlen wir uns der Abdeckergesellschaft...
 
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Genau, radiowaves... so ist es. Du hast mal wieder alles richtig erkannt und in vollendeter Tiefe von Dir gegeben. Du weisst natürlich ganz genau, wie jeder Mitarbeiter von Sputnik denkt (nämlich genau so, wie Du dir das wünschst) und dass das alles in Deiner so heiß geliebten DDR ganz anders gewesen wäre. Da gab es natürlich viel mehr Freiheit und ganz viele Antworten auf die Fragen der Gegenwart und auf die des Morgens. Spätestens im Morgen der Kommunisten wären wir alle gleich, hätten gleich zu denken und wohl auch gleich zu fühlen. Dann könntest Du als Verantwortlicher für Agitation und Propaganda dein Radioprogramm diktieren und alle müssten es hören und mögen - und wenn es einem nicht gefällt, wird er weggesperrt, er ist ja dann kein kommunistischer Kulturmensch...

...und wo Markuse gesagt hat, dass er der "unglücklichste Programmchef der Welt" wäre, würde ich auch gerne wissen... Wie auch immer, Radiowaves: Dir und vielen anderen hier wäre sehr geholfen, wenn Du endlich eine Frau finden würdest. Dann könntest Du dich zur Abwechslung mal dem echten Leben zuwenden, anstatt über Dinge zu reden, von denen Du nichts verstehst.
 
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... tun wir das nicht hier, weil Akustik wohl ein Teilgebiet der Physik ist? - Und um die geht es doch im weitesten Sinne.
 
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Herr Markuse geht neue Wege, vieleicht nach Potsdam oder wo anders hin. Welche Gründe er auch immer hat es ist seine Entscheidung.
Und du Radiowaves, bist auch älter geworden und kannst das Programm nicht mehr mit DT64 vergleichen. Das ist Rundfunkgeschichte,
der Name wurde geändert. Vieleicht gehen 2011 beide MDR-Wellen zusammen und machen ein ganz neues Programm für beide Zielgruppen.
Das wäre mal was ganz neues im mitteldeutschen Radiomeer, aber das ist so wie mit den Prognosen bei der Ernte von Saccharum officinarum.

Das hier gab es mal und kommt nicht wieder Radiowaves.

http://www.youtube.com/watch?v=SQ_Ppq7k8dU
 
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Du schießt am Ziel vorbei, aber das sei Dir gegönnt. Ich merke schon an einigen Reaktionen hier, daß der Kern der Sache abgewehrt werden muß, weil er schlicht ein sehr, sehr übles Licht auf unsere heutige Gesellschaft wirft.

Der Kern ist: wir leben in einem Zeitalter zunehmender Primitivkultur. Dazu bedarf es nur eines Blickes in die Medien oder eines Blickes auf die Straßen. Oder man fragt mal jemanden, der sich die Zeit nimmt (oder von Berufs wegen aufzubringen hat), über die Zustände in unserer Gesellschaft nachzudenken.

Nachrichten werden zunehmend nur noch nach ihrem Unterhaltungswert bemessen. Banalitäten werden zum Hype aufgeblasen (siehe derzeit "Wetten dass"). Politik wird zunehmend Personenshow ohne realistische und nachhaltige Ziele / Inhalte. Wer die größte Show abziehen kann, wird gewählt - kurz darauf sind die Wähler bitter enttäuscht und fühlen sich betrogen. Sie sind einer Fassade aufgesessen, weil sie inzwischen auch verlernt haben, daß man wachsam sein muß.

An Stelle einer selbst ausgewählten Kultur tritt eine kommerziell "übergestülpte" Pseudo-Kultur, die ausschließlich marktwirtschaftlichen Anforderungen genügt. Davon kann ein Gesellschaftssystem aber nicht am Leben gehalten werden. "Gut satt" reicht eben einfach nicht, um sich als Mensch zu definieren. "Gut satt" sind auch Mastschweine und (derzeit noch) Weihnachtsgänse. Die hätten vermutlich bei einem Leben in freier Wildbahn inzwischen mehr Kultur als so manche Menschen - zumindest würden sie nicht zielstrebig ihre Existenzgrundlage (den Planeten) Stück für Stück auslöschen.


Zum Rundfunk:

Statt ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nachzukommen, versuchen die öffentlich-rechtlichen Anstalten, den Prozeß des kulturellen Abbaus wo es geht noch zu beschleunigen bzw. denen, die vom Prozeß noch nicht erfaßt sind / nicht erfaßt werden wollen, soviel Lebensraum wie möglich zu entziehen. Der einzige Weg, dem zu entkommen, ist für die Betroffenen oft die individuelle Abkapselung / Vereinzelung, die ich auch in Teilen meines Freundes- und Bekanntenkreises erlebe - und zwar altersunabhängig. Das geht bei Zwanzigjährigen los und endet bei Leuten weit über 70. Bei letzteren könnte man ja noch annehmen, sie hätten einfach abgeschlossen oder wären vergreist - aber auch da betrifft es die hellsten Köpfe und die geistig immer noch aktivsten: emeritierte Juraprofessoren ebenso wie Toningenieure, die jahrzehntelang im Kulturbereich gearbeitet haben. Für sie ist klar: der Niedergang Deutschlands wird seinen Weg vor allem über die Kulturlosigkeit in Gesellschaft und Kommunikation nehmen und ist bereits voll am Laufen (und nach Meinung vieler nicht mehr aufhaltbar).

Was ist aber von 20- oder 30-jährigen zu halten, die außer zum Broterwerb nicht mehr vor die Tür gehen? Die keinen TV mehr besitzen, keine Tageszeitung abonniert haben, noch nie eine Diskothek von innen gesehen haben, nichtmal mehr Radio hören und auf Emails, die man ihnen schickt, mit etwas Glück nach 3 Wochen antworten, wenn sie mal wieder online waren? Da kenne ich einige. Gutverdiener. Studierte, teils promovierte Leute. Sie können nichts mehr anfangen mit den Botschaften einer Gesellschaft, die nur noch Fassade sind, Show, unreal, aufgesetzt, leere Hülsen und Blasen, nicht nachhaltig. Sie ziehen abseits ihr eigenes Ding durch, was aber ein soziales Grundgerüst (= Familie) benötigt und dennoch auf Dauer recht unangenehm ist.

Der Unterschied zwischen diesen Leuten und mir: ich gehe online und ich artikuliere, was los ist. Dafür stecke ich halt virtuelle Prügel ein - dann ist das eben so. Daß es artikuliert werden muß, steht für mich außer Frage. Und je mehr es bekämpft wird, umso deutlicher zeigt es mir, wie wichtig und (leider) richtig es ist.

Es ist kein Ostproblem, es ist kein DDR-Nostalgie-Ding - es sei denn, man versteigt sich zu der Aussage, Kultur hätte es nur in der DDR gegeben. Aber das will doch hoffentlich keiner derjenigen, die hier zum Gegenangriff blasen, behaupten, oder?

Das Thema ist deutschlandweit angekommen. Im Osten war es nur etwas schneller, da hier ohnehin viel weggebrochen ist. Da konnte man gleich problemlos kulturfreie Bereiche schaffen. Das erste Trivialprogramm der ARD war nunmal MDR life und eben nicht hr3 oder WDR2. Die hatten Tradition und so etwas bekommt man nicht so leicht und so schnell weg wie die nach dem Mauerfall gewachsene selbstbewußte Kultur der Nalepastraßen-Funker, die man einfach per Einigungsvertrag zum Schweigen brachte.

Wenn man sich die inzwischen auch einige Jahre alten Zeugnisse eines erst aus gewisser "Siegessicherheit" (man war ja in Westdeutschland jahrzehntelang gewohnt, als Kulturmensch durchaus berücksichtigt zu werden) geführten, später dann resigniert aufgegebenen Kampfes um dieses oder jenes Element im Hörfunk betrachtet, wird man anerkennen müssen, daß wir ein deutschlandweites Problem haben:

http://www.rettedeinradio.de
http://www.rettedeinradio.de/inhalt/meinungen

-> Hessen, nicht Ostdeutschland. Und deckt sich mit dem, was ich dort wahrnehme, wenn ich zu Besuch bin. Radio hören die Leute, die ich da kenne, nicht mehr, wegen drohender akuter Übelkeit. Meine Freunde sind leitende Architekten, Produktionsleiter, IT-Berater in Großunternehmen, ...

Und wenn ich mit kultur- und schmerzfreien Kollegen im Auto unterwegs bin und mir hr 1, hr 3 oder (ganz schlimm) YouFM zugemutet wird, verstehe ich auch, warum das Radio aus bleibt. Kulturfreie Menschen merken freilich nicht einmal, was in dem Programm gelaufen ist, das zufällig im Autoradio hängenblieb. Das sind dann die, die die MA-Ergebnisse dominieren und Radio als "Hauptsache, da läuft was im Hintergrund" (Zitat einer Führungskraft aus dem gehobenen Management, Ostdeutscher in Ostdeutschland) definieren.


http://www.dasganzewerk.de

-> Wieder großteils Westdeutschland. Und es betrifft inzwischen auch längst die Klassikfreunde. Über das hier diskutierte Zerhackstückeln klassischer Werke hinaus wird inzwischen auch massiv der Gehalt und die Ansprechhaltung diverser Wortsendungen kritisiert. Immer banaler, und wenn es durch einen Studiogast interessant zu werden droht, wird ihm das Wort abgewürgt. Diese Feststellung stammt aus meinem Bekanntenkreis, nicht von mir selbst (bin kein Klassikhörer).


http://www.derballistrund.org

-> Wieder Hessen. Seit Ende 2008 ist Hessens Äther jenseits von Klassik faktisch kulturfrei. Wenn man sich die Mühe macht, die Petitionsliste zu lesen, wird man dort vom Müllfahrer bis zum Universitätsprofessor wirklich alle gesellschaftlichen Schichten finden. Das Thema geht alle an, Kultur ist kein Privileg hoher Einkommen oder hohen Alters, man braucht dafür auch keinen Hochschulabschluß, sondern nur eine gewisse soziale Reife und Eigenständigkeit.

Und wer mag behaupten, daß Jurek Becker (DDR-Dissident!) die DDR wiederhaben wollte, als er 1995 diesen fantastischen Aufsatz schrieb?

Oder Reinhard Mey. Was mag diesen Mann zu so einem Liedtext bewogen haben? Doch nicht etwa der Wunsch, ein kommunistisches Regime zu installieren?

Oder die Leute von der ZEIT, die alle Jahre wieder schreiben, wie schlimm das alles geworden ist - und untendrunter immer Zustimmung von denen bekommen, die beschlossen haben, ansonsten schon wortlos zu bleiben, weil es ohnehin zwecklos scheint.

Die, die hier offenbar feiern, daß Sputnik zum platten Formatfunk zurückkehren mußte - ist ihnen bewußt, daß sie den Niedergang einer Nation feiern, in der sie selbst offenbar zu Hause sind? Einer Nation, deren Kultur- und Sprachlosigkeit immer mehr zum Standortnachteil wird? Wissen sie eigentlich, vor wessen Karren sie sich spannen? Oder sitzen sie gar in diesem Karren?

Natürlich, wir haben das D-Radio Kultur, wir haben Figaro, wir haben hr 2. Was wir aber nicht mehr haben, ist ein Programm, das geeignet wäre, für diejenigen, deren Kultur nicht vorrangig aus Klassik und stockbiederer Ansprechhaltung besteht, eine Heimat zu sein, ein Symbol, das ihnen die Gewißheit gibt, mit ihren Vorstellungen vom Leben nicht alleine dazustehen. Und da reicht es eben nicht, einmal im Jahr vom Tanz- und Folkfest Rudolstadt zu berichten oder die Tonspur einer Kauf-DVD mit einem alten Konzertmitschnitt von (Beispiel willkürlich erfunden) Led Zeppelin abzududeln. Ein Hörfunkprogramm ist wie eine Wohnung - auch die will vollständig angenehm eingerichtet sein. Die Nachtsendungen auf NDR info in Ehren - warum sind die auf solche unverschämten Zeiten abgeschoben worden? Warum kann Radio Eins nur abends frei sein von ätzender, selbstgerechter Arroganz und penetranter Dauerwerbung in eigener Sache? Warum haben hr, MDR und SWR fast oder überhaupt nichts mehr derartiges zu bieten?

Die öffentlich-rechtlichen stehen meiner Meinung nach in der Pflicht, pro Anstalt ein solches "Kulturprogramm" im weiteren Sinne auf UKW anzubieten - oder im Rahmen des Deutschlandradios bundesweit zu veranstalten, was noch viel sinnvoller wäre. Die wenigen verbliebenen anhörbaren Sendungen sind teils zu unmöglichen Zeiten in irgendwelchen Ecken versteckt und viel zu schade, um dort für Menschen in anderen Bundesländern unentdeckt zu bleiben.

So. Falls Dir / euch jetzt noch was lustiges, nur schlecht zum Diffamieren geeignetes einfällt, darf das gerne gepostet werden. Ihr seid dran.

Und danke für BB Jerome. Als das am heftigsten strapaziert wurde, wars eigentlich mit der guten Zeit schon vorbei. Am besten wars nach meinem Gefühl 1991. Und, auch falls das verwundern sollte: ich brauch das so nicht unbedingt wieder. Das ist wirklich 20 Jahre vorbei.
 
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"Was wir aber nicht mehr haben, ist ein Programm, das geeignet wäre, für diejenigen, deren Kultur nicht vorrangig aus Klassik und stockbiederer Ansprechhaltung besteht, eine Heimat zu sein, ein Symbol, das ihnen die Gewißheit gibt, mit ihren Vorstellungen vom Leben nicht alleine dazustehen."
und " am besten wars nach meinem Gefühl 1991."
schreibt Radiowaves.

Meinst Du das hier ?
http://www.youtube.com/watch?v=QN9ff1ikJDM

Es wird einen neuen Sputnik geben.

Wer soll das Programm machen was wir nicht mehr haben ?
 
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Nein. Das ist aus einer anderen Zeit. Einer Zeit mit anderen Themen, anderen drängenden Fragen. Einer Zeit mit zwei erst seit ganz kurz verbundenen Staaten, die sich auf höchstprivater Ebene noch als weitgehend getrennt verstanden.

Vieles von dem, was damals lief, wäre heute unpassend, überholt, teils sogar peinlich. Und wir haben EIN Deutschland, zumindest sehe ich das so. Und die Probleme und offenen Fragen gleichen sich durchaus zunehmend an.

Was ich aber als wesentliche Elemente eines neuen Kulturprogramms verstehe, war damals zumindest zum Teil vorhanden:

  • werbefrei (war DT64 nach der Wende nicht)
  • trocken gelesene Nachrichten ernsthaften Inhalts, boulevard-frei
  • sparsame akustische Verpackung
  • Berücksichtigung kultureller Nischen, sowohl in Wort als auch in Musik
  • ehrliche, "schlichte" Moderation; keine Show
  • Moderatoren, die auch privat für das stehen, was sie on air verkünden
  • sympathische, direkte Ansprache ohne elitäres Gehabe
  • anständige Tonqualität

Steht aber hier alles schon im Forum, friß Dich mal durch.

Es wird einen neuen Sputnik geben.
Ist das ein Qualitätsmerkmal?

Wer soll das Programm machen was wir nicht mehr haben ?
Finanziell und organisatorisch wäre das nur öffentlich-rechtlich zu bewerkstelligen. Kultur und Journalismus kostet und ein Kulturprogramm bedingt meiner Meinung nach heute mehr denn je zwingend Werbefreiheit, wenn es glaubwürdig und ohne Zwänge sein soll.

Personell? Es gäbe sicher ein paar "Altlasten" aus ARD West und Ost, die ich dafür versuchen würde zu gewinnen. Dazu sicher Leute, die heute namentlich niemand kennt, die es aber drauf haben. Sowas wäre doch auch wie jedes lebendige System in dauernder, aber behutsamer Bewegung.

Den Sonntagabend bekämen bei mir von 20 - 22 Uhr z.B. Joachim Deicke und danach Volker Rebell. Irgendwo wäre ein Holger Luckas drin, ein Klaus Walter, ein Paul Baskerville, vielleicht ein Lutz Schramm (würde der mögen?). Auf ByteFM sind etliche ganz interessante Leute - leider nicht auf UKW und damit aus meiner Sicht leider nicht geeignet, größere Kreise zu binden und ein Gemeinschaftsgefühl entstehen zu lassen.
 
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Holger Luckas, ( Musik für Langhaarige in der MB Leipzig, DT und dann radioeins), Mister Pops tönende Wunderwelt, Lutz vom Parocktikum....usw. gut.
"Moderatoren, die auch privat für das stehen, was sie on air verkünden" sagst Du. Das solte doch so sein oder nicht.
Wann soll es los gehen ?
"Altlasten" ist ein schöner Begriff, man denkt immer gleich an Gorleben ohne es zu wollen.
Kleiner Buchtipp hier noch zum Thema:
"Jugendradio im kalten Ätherkrieg " (Berlin als eine Klanglandschaft des Pop 1962-1973 ), von Heiner Stahl, ist aber nicht der Bruder von Wolfgang (Flashback...)

Da ist "Something in the Air" heute morgen kurz vor 1, Radiowaves.
http://www.youtube.com/watch?v=xfGCcuQQbE8
 
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Aber das Programm nicht nach diesem Motto: Wer ist In/Out
http://www.youtube.com/watch?v=98gyDHYYm58

aber Stereo Total oder ?

Handverlessene Musik, Sachverstand, Humor, Infotainment. Ein Redakteur der ein Buch in die Hand nimmt um nach zuschlagen, die Liebe zum Detail.....
Moderatoren die ein Herz und eine Seele sind....
Qualitätsjournalismus....

Damit wäre dann ja Schluss.
http://www.youtube.com/watch?v=4cAEAtkuTF0
 
AW: Sputnik hat Bildungsauftrag erkannt...

... Joachim Deicke...
... fändet ihr, wenn es denn kein Radio gäbe als
...ein sonnengebräunter, Zigarren-qualmender Millionär, der nichts Besseres zu tun hat, als mit seiner schneeweißen Yacht vor der kubanischen Küste zu kreuzen, eisgekühlte Mojitos zu trinken und ab und zu den Klängen seiner Privatkapelle auf dem Achterdeck zu tanzen
wieder. (Quelle: Joachim Deicke)

Zu hören ist er ja, neben seiner "Pops tönende Wunderwelt" noch im "Café Mondial", "Nova" und "Cosmo" auf UKW 103,3 MHz Langenberg, Bremen 96,7 MHz, 92,1 MHz, Bremerhaven, 96,3 MHz Berlin, 99,3 MHz Frankfurt (Oder) und 91,6 MHz Cottbus, in Kabelnetzen sowie analog und digital über Astra-Satelliten, digital über DAB sowie im Internet.
 
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Eben. Aber der einzige wirklich gesellschaftlich relevante Weg, Radio zu hören, ist der über UKW. Außer ein paar Freaks, die sich via Internet oder gar Digitalreceiver gezielt Programme holen, sind diese alternativen Wege doch weitgehend tot. Und die, die im Internet zugreifen, zerfasern sich auf über 10.000 Streams - warum sollten sie ausgerechnet den einen finden? Den einen, der zu einem Gemeinschaftsgefühl führen könnte? Das ist illusorisch.

Nebenbei: Satschüsselverbote in Tateinheit mit Kabelnetzen, in denen nicht einmal die ARD-Radioprogramme digital drin sind, helfen auch nicht unbedingt weiter. Schon gar nicht, wenn DSL faktisch nicht verfpgbar ist. Diese fiese Kombination aus zeitgemäßer medialer Versorgung findet man z.B. großflächig in der "Stadt der Wissenschaft" 2008 - und gewiß auch noch anderswo.

Nee, da muß ein neues Programm her. Eins, das tagsüber niveauvoll begleitet (allzu spezielle Angebote verpuffen da, weil ein Großteil der potentiellen Interessenten auf Arbeit, in der Uni oder in der Schule ist) und abends dann vertieft. Eins, dessen Grundkonsens in der Abwesenheit der Dinge besteht, die ernsthaft und wahr lebende Menschen Übelkeit bescheren: Werbung, Eigenwerbung, Geclaime, endlose Wiederholungen, Fassade, Inhaltslosigkeit, Plattheit. Ich vermute (hoffe?), dann kämen auch die nötigen Hörer zusammen. Es würde dauern, denn die potentiellen Interessenten findet man heute vermutlich mehrheitlich nicht in der Hörerschaft eines anderen Programms, sondern eindeutig bei den Nicht-(mehr)-Hörern.

Und da sind wir dann auch wieder da, wo es in diesem Thread hingehört: Sputnik. Das Programm zeichnete sich unter Markuse eben durch weitgehendes Fehlen der Übelkeitsgaranten aus. "Keine Werbung, Kein Hitmix, Kein Bullshit." Jetzt haben wir den Hitmix und den Bullshit, dafür aber keinen redaktionellen Inhlat mehr - das Programm ist nun eins für die, die schon auf allen anderen Frequenzen bespielt werden. Und die, die noch ehrlich und ernsthaft durchs Leben gehen wollen und nicht als Marionette einer geschmacklosen Unterhaltungsindustrie, haben abermals erfahren, daß sie weniger Menschenrechte haben, daß sie unerwünscht sind, daß sie bitte verschwinden oder wenigstens nicht stören sollen. Das ist die Botschaft, die man ihnen gibt - und das wird zum weiteren Ausbluten der Gesellschaft führen. Die Zahl derer, die in diesem Land nur noch Dienst nach Vorschrift schiebt, wächst ständig. Man sorgt inzwischen schon bei den Abiturienten dafür. Warum sollte man sich engagieren in einer gesellschaft, die einem nichts mehr bieten will?

Und das ist die politische Dimension der Programmumstellung, die auch Eric Markuse nicht erkennen mag.
 
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Irgendwo irgendwie scheint jede Diskussion sinnlos zu sein.
Zum einen die langen gesellschaftspolitischen Dissertationen von radiowaves.
Zum anderen die satirischen statements von out of space.
Denen hätte ich gerne geantwortet.
Ist aber unfair wenn dieser plötzlich als "gesperrt" geführt wird :rolleyes:
Was war so falsch daran?
 
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Radiowaves, da ich deine Beiträge im allgemeinen sehr schätze, hier mal ein Dankeschön für deine Geduld und deinen missionarischen Eifer. Ich gehöre zu den von Dir Zitierten, die noch eine lebendige Radiolandschaft kennen lernen durften und sich seit dem Sieg des Formatradios aus der aktiven Hörerschaft zurückgezogen haben.

Meine Alternativen sind gut gemachte Podcasts (Tim Pritlove, Holger Klein, Fefe und Frank...) und eine halbe Stunde Inforadio am Tag.

Ich bin DT64-Freundeskreis sozialisiert und Wende geprägt, war einer der letzten DSR-Tuner Käufer und fand mich irgendwann in keinem Radiosender mehr gut aufgehoben. Radio 1 und das Fritz-Abendprogramm hätte ich gern auf UKW, aber den Sachsen ist Denken ja nicht zuzumuten... BISS.FM, die Initiative für besseres Radio, hat ja nun auch aufgegeben.

Radiowaves, lass dich nicht unterkriegen.
 
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Hallo McJackJack,
habe hier was gefunden, gab es mal auf LP und heute noch auf DVD aus der Reihe "Hurra Deutschland", wurde ab dann im Fernsehen abgesetzt.
Etwas in der Art wie "Neues aus der Anstalt".

http://www.youtube.com/watch?v=b8IcNqicI5U&feature=related

Das wäre doch was fürs Radio.
Dresden ist ein sehr schöne Stadt und gute Radiosender habt ihr in Sachsen auch, nicht immer nur meckern.
 
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Zum Thema habe ich noch was gefunden von Kohl & The Gang.

http://www.youtube.com/watch?v=CrfIVvWw49UTang

.....aber den Sachsen ist das Denken ja nicht zuzumuten ?

Warum ? Es reicht ein Blick in die sächsische Geschichte. Dort findet man viel, die erste Filtertüte für den Kaffe kam aus deiner Stadt. Und vieles mehr.
 
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Hallo McJack,

lieben Dank, das tut gut. Irgendwo müssen sie ja versteckt sein, die Leute, denen was an gutem Radio liegt und die darin mehr erkennen als eine Hintergrundberieselung.

Ich werde wachsam bleiben und "auf dem Sprung", auch wenn sich naturgemäß hier im Forum keine Politik machen und keine Entscheidungen mit Auswirkungen aufs reale Leben treffen läßt.



@ Radiosky:

Die mitteldeutsche Hörfunksituation betreffend wäre der hier eigentlich viel passender.

DJ Happy Vibes - "Radio ist schön "

Da hat vor Jahren jemand die Situation sehr gut gespiegelt. Nur, daß ich nicht mehr darüber lachen kann.
 
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Radiosky, danke für die Links. Klar kenne ich. Habe deshalb auch gern ZAK mit Friedrich Küppersbusch gesehen. Übrigens auch so eine Sendung die fehlt. Zur Selbstreflexion des Mediums Fernsehen kann ich nur „Kalkofes Mattscheibe“ empfehlen, der aber aktuell auch keinen Sender mehr findet, pro7 scheint mit „switch“ ausgelastet.

Es ist längst kein Ost/West-Ding mehr, beide Seiten haben nun verloren.
Die schleichende Verblödung der Massen ist gewollt und nicht mehr aufzuhalten.
Darüber und insbesondere über die Rolle vom mdr ist ja auch in diesem Forum schon viel geschrieben wurden. Radiowaves argumentiert ja richtig, sollen die Klangtapeten ruhig
den Formatradiohörer zukleistern. So lange es einen UKW-Sender gäbe, der in Lage wäre,
unabhängigen Qualitätsjournalismus mit abwechlsungsreicher Musik zu liefern. Dieses einkalkulierte Quotengift hat eine Gesellschaft wie unsere einfach auszuhalten.

Wo gibt es noch Moderatoren mit Haltung und Persönlichkeit, die sich trauen live
unbequeme Fragen zu stellen und wo gibt es noch Gesprächspartner, die sich darauf einlassen würden? Was ist der Berufsjournalismus heute noch wert?

Die Mehrheit der Hörer ist es doch gar nicht mehr gewohnt, länger als 1:30 Minuten konzentriert hinzuhören (in diesem Zusammenhang fallen mir die Reaktionen der energy-Hörer auf die Wosch-Abendschau ein…). Das Abwandern der kritischen Hörerschaft steckt die Konsumgesellschaft locker weg, auch weil sich dieses Potential jetzt in den Weiten des WWW verliert.

Radiowaves, DJ Happy Vibes kenne ich noch aus meinem damaligem Stammclub, der Eule. Der macht das, was er schon immer am besten konnte, die Leute auf seine Art zu unterhalten. http://einestages.spiegel.de/static/authoralbumbackground/16721/wie_der_disco_fuchs_den_osten_rockte.html
 
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Sehr geehrter Herr McJack aus Dresden,
von einer schleichenden Verblödung der Massen können wir hier in Deutschland nicht reden. Der MDR gehört zur ARD und informiert über die wichtigsten Ereignisse im Sendegebiet und aus der ganzen Welt. Die Hörfunkprogramme, das spielen die Einschaltquoten wieder, sind erfolgreich innerhalb ihrer Zielgruppe. Persönliche Geschmacknuancen können leider auf Grund des großen Angebots innerhalb der ARD nicht immer berücksichtigt werden. Das Stammclub-Niveau " Eule" von DJ Happy Vibes können wir leider nicht mit Ihnen teilen. Wir verweisen gerne auf die Homepage der ARD, dort findet man unter dem Button "Radio" alle Wellen. Sollten Sie Probleme mit dem Empfang haben drücken Sie die linke Maustaste auf " Radio hören, aber wie" und das Problem wird schnell gelöst sein. Auch die vielen privaten Hörfunkprogramme in Deutschland stehen jederzeit überschaubar abrufbar im Internet zur freien Verfügung.
Wir empfehlen Ihnen für die Zukunft wenn Sie weiterhin "gut Radio hören" wollen den Kauf eines DAB-Gerätes.
Entsprechende Fachhändler vor Ort finden Sie in den einschlägigen Fachmagazinen.
Mit freundlichen Grüßen

Wir wünschen Ihnen weiterhin guten Empfang.
 
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Sehr geehrter Radiosky, allein dieser Satz "Persönliche Geschmacknuancen können leider auf Grund des großen Angebots innerhalb der ARD nicht immer berücksichtigt werden." zeigt, dass Sie leider nicht mal in der Lage sind,diesen Widerspruch ordentlich aufzulösen... ;)

Im Übrigen, nix gegen die ARD und ihr weltweites Korrespondent-Netz. Es sollte nur noch Redakteure an der Heimatfront geben, die in der Lage sind, diese Kompetenz in ein ordentliches Programm zu packen, Sprecher und Sprecherinnen, die ihre Hörer nicht permament auf dem Kindergeburtstag vermuten und Musikjournalisten, die auch im Tagesprogramm hinter den Mainstream schauen.
 
AW: Sputnik hat Bildungsauftrag erkannt...

"... BISS.FM, die Initiative für besseres Radio, hat ja nun auch aufgegeben " war eine Information von Ihnen sehr geehrter Herr McJack.
Das zum Thema persönliche Geschmacknuancen.
 
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Radiosky, schon mal mit BISS.FM beschäftigt?

Aber ich glaube Sie zu kennen. Ein freier Gagautor der beliebten Morning-Shows, der auch außerdienstlich gern mal einen gucken lässt, gelle? :eek:
 
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