SWR1: Großes Radio mit Macken

@Holgi70

Für dich und das gesamte Forum hier noch einmal ein Artikel, den 2015 der Freiburger Journalist Rene Zipperlen über die SWR1 Hitparade geschrieben hat, und der über alle Fragen nach "Wieviel Stimmen braucht welcher Titel" umfassend aufklärt:


"SWR1 schummelt bei der Hörerhitparade

Schmu bei der SWR1-Hörerhitparade: die abgegebenen Stimmen reichen bei Weitem nicht aus, um wirklich 2000 oder gar 3000 Platzierungen sauber auszuzählen. Dies suggerierte bislang der SWR.

Zwar will der Sender die Stimmenzahlen aus Sorge um Manipulationen auch weiterhin nicht öffentlich machen, doch gewährten die Hitparadenmacher dem Sonntag nun Einblick. Das Ergebnis: Ja, es geht mit rechten Dingen zu, aber grade so. Platz 1 hat dieses Jahr immerhin rund 160-mal so viele Stimmen bekommen wie Platz 1000. Der hat allerdings gerade etwas mehr als doppelt so viele Punkte wie der Titel auf Platz 2000.
Oder besser: die Titel. Denn wie der Sender vergangene Woche mühsam zugab, tummeln sich in der zweiten Tabellenhälfte reihenweise Titel mit gleicher Stimmenzahl. Von bis zu acht gleichplatzierten Titeln war die Rede. Nun aber ist klar, dass viele Plätze zehnfach belegt sind, auch gut dreißig Titel haben die gleiche Punktzahl erhalten. Anders könnte man aufgrund der abgegebenen Stimmen gar keine 2000 Plätze errechnen. Dass die Abstände mickrig sein müssen, legt schon die Mathematik nahe – für die befürchteten Manipulationen bräuchte es sonst fast kriminelle Energie. Die endgültige Platzierung legt, das ist jetzt klar, kein Hörer fest, sondern ein Helferlein: der Zufallsgenerator.


Zufallsgenerator hilft mit


Eine echte Hitparade ist diese untere Hälfte daher kaum mehr zu nennen. Eigentlich, sagt Hitparaden-Urgestein Rathfelder, gebe es die Platzierungen 1000 bis 2000 nur für die "Jukebox", bei der Hörer sich eine hintere Platzierung wünschen können. "Das ist nur ein Spiel." Allerdings hat der Sender über 20 Jahre so getan, als seien dies genau ausgezählte Platzierungen.

Dass der Sender das seinen Hörern nie erklärt hat, verwundert – die mussten davon ausgehen, eine quasi repräsentative Hitliste des Südwest-Geschmacks vorgelegt zu bekommen. Und echte Fans vergleichen tapfer und akribisch auch hintere Platzierungen Jahr für Jahr und freuen sich über einen Aufstieg ihres Lieblingstitels.

Eines aber kann man dem SWR getrost abnehmen: dass er Betrug an seiner Hitparade befürchtet, wenn klar wird, ab welcher Stimmenzahl man die 1000er-Klippe schon überspringen kann. Ab dieser wird jeder Titel gespielt. Betrug, das heißt hier: organisierte Abstimmungen, oft auch unter falschen Namen. Seit Facebook lässt sich so etwas leicht organisieren. So hatte bei der SWR4-Hitparade einmal eine Schlagersängerin ihre Fans zur Massenabstimmung aufgerufen, erzählt Rathfelder. Als ihr Titel auffallend hoch stieg, wurde das Team hellhörig und sortierte die Spam-Stimmen aus. Die Sängerin ging daraufhin durch mehrere Instanzen, um ihr Recht auf den höheren Platz einzuklagen. Da hört der Spaß dann wirklich auf.
Deswegen beschäftigt der SWR nun fünf Leute, die die Hitlisten auf Auffälligkeiten durchsehen. Kurz vor Toresschluss seien gerade noch einmal zwei Titel deutlich nach unten korrigiert worden. Das geht, weil der Sender die organisierte Massenabgabe in seinen Teilnahmebedingungen inzwischen verbietet.

Andererseits startet heute Abend die "Sub 2000" – hier können Hörer eine Platzierung zwischen 2000 und 3000 wählen, die dann gespielt wird. Das ist dann allerdings nicht mehr ernst zu nehmen. Wenn aus ein paar Dutzend Reststimmen 1000 Plätze errechnet werden sollen, hat der Zufallsgenerator viel Arbeit.

Das große Stimmengeheimnis


Garantiert nur einmal "Hotel California" in sieben Tagen, das ist für SWR1 rekordverdächtig. Legendär ist seine große Hörer-Hitparade aber aus einem anderen Grund: Noch eine Woche lang kann jeder über seine Lieblingssongs abstimmen. Die meistgewählten 2000 werden ermittelt, dann laufen eine Woche lang nonstop mit vielen Schaltungen ins SWR-Land mehr als 1000 Songs, von denen man viele sonst nie im durchformatierten Radio hören kann. Das ist zu Recht Kult und wird beworben, dass einem schwindeln kann.

Es gibt aber eine kleine Frage, und mit der hat Carl Friedrich Gauß zu tun. Der Mathematiker vom Zehn-Mark-Schein war schon mit sieben ein Genie: Während seine Schulkameraden noch schwitzten, hatte Carl Friedrich im Nullkommanix ausgetüftelt, was eins plus zwei plus drei und so weiter bis zur Zahl 100 ergibt: 5050.

Seine Formel – 100 mal 101 geteilt durch zwei – ist so einfach, dass man im Mathebuch eine schön lebensnahe Aufgabe stellen könnte: Wie viele Stimmen braucht man mindestens, um 2000 Platzierungen genau bestimmen zu können? Das geht ganz leicht: Platz 2000 braucht mindestens eine Stimme, Platz 1999 mindestens zwei, und so addiert man weiter bis 2000. Mit Gauß geht das ganz fix: Man braucht zwei Millionen und eintausend Stimmen.Dem SWR reichen 45000 Teilnehmer. Wie machen die das?

2014 konnte jeder Teilnehmer fünf Stimmen vergeben, das gibt schon 204000. Dann wurden die Stimmen von Platz eins bis fünf unterschiedlich gewichtet, dadurch werden insgesamt 675000 Punkte vergeben. Das ist aber auch nur ein Drittel dessen, was für 2000 eindeutige Plätze eigentlich nötig wäre.

Kuddelmuddel bei der Stimmenverteilung


Die Hitparade geht also nur richtig auf, wenn viele Titel gleich viele Stimmen bekommen. Nur tauchen weder in den veröffentlichten Hitlisten Mehrfachplatzierungen auf, noch erklären die Moderatoren, dass etwa die nächsten fünf Titel gleich viele Stimmen bekommen haben. Man müsste also mal die Anzahl der Stimmen sehen können, die jeder Song erhalten hat. Jedoch: "Die Anzahl der Stimmen können wir leider nicht veröffentlichen", so der SWR.

Diesen Donnerstagabend, die SWR-Hitparadenmaschine läuft seit Wochen heiß, meldet sich Moderatorenlegende Günter Schneidewind live im Radio und lacht: "Es muss ja bei der Stimmenabgabe für die Hitparade auch alles mit rechten Dingen zugehen, wir sind ja schließlich nicht der ADAC." Der hatte bei der Wahl zum "Goldenen Lenkrad" legendär böse manipuliert.

Nach penetranten Nachfragen wird die Stimmung gereizt: "Unsere Mitarbeiter haben keine Zeit, Gauß"sche Zahlentheorien oder Infinitesimalrechnungen zu bemühen oder sich mit der Funktionstheorie komplexer Zahlen zu beschäftigen, um bestimmte Platzierungen von Songs zu bestimmen", schreibt ein Sprecher. Müssen sie aber gar nicht, zählen reicht.

Doch die Stimmen bleiben unter Verschluss. Um Manipulationen von Fangruppen zu vermeiden, wie der Sender sagt. Wenn die wüssten, wie viele Stimmen für eine bestimmte Platzierung reichen, würden die sich organisieren. Das tun sie freilich ohnehin – und eine Zeitung ist sowieso keine Fangruppe. Aber: nichts zu machen.

Auch ältere Zahlen gibt es nicht, nicht zu einzelnen Plätzen, nicht die Zahl der Mehrfachplatzierungen. Dass es Stimmengleichheit gibt, bestätigt schließlich Jürgen Rathfelder, Urgestein der Musikredaktion und schon bei der Ur-Hitparade 1989 dabei. "Wir könnten schon kommunizieren, dass es Mehrfachplatzierungen gibt, aber dann macht es weniger Spaß."

Um dennoch eine schöne Hitliste von 1 bis 2000 aufstellen zu können, reicht den SWR-Redakteuren ein findiges System, das ähnlich funktioniert wie eine Bundesligatabelle, wo bei Punktegleichstand die Tordifferenz entscheidet: Gleichplatzierte Bands werden einfach alphabetisch sortiert. Damit aber nicht immer Abba oben stehen, gilt für den Schlüssel zum Beispiel der dritte Buchstabe eines Titels, erklärt Rathfelder.

Schließlich lässt sich der SWR etwas hinreißen: Mehrfachplatzierungen tauchen demnach ab Platz 400 auf. "Maximal landeten auf den Plätzen 400 bis 1000 im vergangenen Jahr vier bis fünf Songs auf dem gleichen Platz", erklärt die Pressestelle. "Auf den hinteren Platzierungen, also deutlich über der 1000er-Grenze, war ein Platz mit maximal acht Songs belegt." Ob nun 675000 Stimmen reichen, weiß aber immer noch keiner.

Fans von "Crimson and Clover" (2014: Platz 1438) wollen mit solchem Firlefanz nicht belästigt werden, betont der SWR mehrfach. Denn wie sagt Jürgen Rathfelder? "Ob ein Song jetzt auf Platz 1000 oder 1300 steht, ist doch nicht so wichtig."
 
Aha, die BW-Hitparade wird dieses Jahr nicht aus dem Funkhaus in der Neckarstraße, sondern vom Stuttgarter Fernsehturm gesendet und man kann offenbar gruppenweise einen Studiobesuch gewinnen: https://www.swr.de/swr1/bw/musik/hi...18/nid=446310/vv=slideable/1wz1qjn/index.html
Auch der Moderationsplan ist jetzt draußen, im Vergleich zu letztem Jahr hat sich nichts geändert: wir hören in sechsstündigem Wechsel also die Teams Pollok-Orner, Neelmeier-Schmidt und Anhalt-Stöckle.
 
Wie alle Jahre wieder:

Ich freue mich auf fünf Tage keine Wiederholung zu hören und gut ist :)


Genau so ist es und nur darum geht es mir. Es kommt meist gute Musik, teilweise seltene und lange Stücke, die im täglichen Programm kaum vorkommen. Daher können die es nennen, wie wie wollen. Hitparade, Hörercharts, Countdown, etc. Mir egal, ich höre es mir gerne an, die BW ja leider nur über Internet.

PS: gibt es bei der BW-Hitparade auch eine dauerhaft laufende Webcam, um die Moderatoren bei der Arbeit zu sehen?
 
In Stuttgart ist die Personaldecke momentan wohl etwas dünner: Janet Pollok hatte laut EPG heute die Nachtstrecke von 0 bis 6 und moderiert nachher gleich nochmal von 18 bis 24 Uhr, für morgen ist sie dann auch schon wieder am Nachmittag eingetragen.
Die EPG-Infos meinten es am Sonntag etwas zu gut mit Frau Pollok, von den aufgeführten Sendungen moderierte sie nur den Abend ab 20 Uhr. "Die Nacht" hatte Adrian Beric, "Guten Abend BW" moderierte Julia Raizner.

PS: gibt es bei der BW-Hitparade auch eine dauerhaft laufende Webcam, um die Moderatoren bei der Arbeit zu sehen?
Ja, zur Hitparade soll wieder ein Video-Livestream eingerichtet werden.
 
weil sich an jene Perlen halt nur einzelne erinnern, bzw. beim Abstimmen nicht dran denken. Würde man solche vielleicht wirklich "vergessenen Songs" an einem Tag vorstellen,
Und das wollen sie absolut nicht. Der Sender will keine schlafenden
Hunde wecken, kein neues Fass aufmachen, die Titel im überschaubaren
Rahmen halten. Viele Leute scheinen damit (noch) zufrieden zu sein.
Ich schon lange nicht mehr :thumbsdown:.
 
Schade, ich hätte gerne mal Annett Lorisz in der Hitparade gehört. Die würde da doch super reinpassen. Das Duo Pollok/Orner geb ich mir jedenfalls dieses Jahr nicht.

Nicht nur du ;) Ich hätte Annett Lorisz auch gerne bei der SWR1 BW HITPARADE gehört, am besten im Team zusammen mit Nicole Köster. Das hätte so ein bisschen "Retro SWR3 Feeling" gehabt, zumal beide mal regelmäßig den SWR3 Club moderiert haben und so ein Frauen-Team wäre echt interessant.

So als Ex-SWR3 Hörer bekomme ich Nicole Köster gar nicht mehr so mit, weil sie ja offenbar nur SWR1 Leute moderiert und da komm ich leider selten zum hören.
 
Nicht nur du ;) Ich hätte Annett Lorisz auch gerne bei der SWR1 BW HITPARADE gehört, am besten im Team zusammen mit Nicole Köster.

So als Ex-SWR3 Hörer bekomme ich Nicole Köster gar nicht mehr so mit, weil sie ja offenbar nur SWR1 Leute moderiert und da komm ich leider selten zum hören.


Ich bekomme Frau Köster leider gar nicht mehr zu hören, da sie in BW moderiert und ich für gewöhnlich halt SWR1 RP höre.

Lorisz und Köster als Hitparaden-Duo wäre echt klasse und für mich beim Zusehen via Webcam auch ein Highlight gewesen. Zumal ich zugeben muss, dass ich die 6 Hitparaden-Moderatoren der RP Hitparade zuweilen sehr steif und lustlos finde. Der Eindruck kann mich täuschen, bzw. es ist der Tatsache geschuldet, dass man ihnen in der 6 Stunden-Schicht permament auf die Finger schaut. Das kann nervig sein und dann noch die "netten" Studiogäste, die auch nach Stunden Aufenthalt noch nicht begreifen, dass es den Anstand gebietet, beizeiten dort wieder zu verschwinden. Ich beobachtete letztes und dieses Jahr im gläsernen Studio, dass Besucher ewig lange dort herumlungerten. Dieses Jahr musste ich mich auch wundern, dass ein jüngerer Mann dort tatsächlich an fast allen Tagen im Hintergrund stand. Zwar hatte er unter der Jacke ein ebenso gelbes Polo-Shirt an, wie die männlichen Moderatoren, aber zum Ende hin bekam ich nach und nach den Eindruck, der gehört nicht zum Team. Naja, die 6 Moderatoren wissen ja, worauf sie sich da einlassen. :p
 
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Fast 19 Uhr und noch kein Beitrag zur Hitparade in BW?

Höre schon den ganzen Tag zu und bin eigentlich ganz zufrieden. Endlich wieder anderes Radio!

Die Moderatoren machen es für mein Empfinden weniger "hype-mäßig" als die letzten Jahre, ist mal wieder was anderes und sehr gut zu hören.

Und bevor jetzt wieder die Meckerer kommen nach dem Motto "jedes Jahr das Gleiche!" Nein, eben nicht: Klar, die vorderen Platzierungen stehen wie jedes Jahr (fast) fest, aber es ist doch immer wieder interessant zu hören, was an neuen Songs des letzten Jahres reinkommt oder ob der ein oder andere "vergessene" ältere Song doch den Sprung in die Hitparade schafft. Auch da gabs die letzten Stunden schon einiges. Genau deshalb ist das Ganze immer noch irgendwie reizvoll.
 
Geil - geiler - SWR1-Hitparade!
Dieser 5-tägige Ausnahmezustand in Baden-Württemberg ist einfach nicht zu toppen - doch, dieses Jahr schon durch diese geniale Location: Stuttgarter Fernsehturm!
Einziges Manko: Es hat keinen Platz für Plattenspieler, somit gibt es in diesem Jahr kein Vinyl bei der Hitparade. Aber man kann nicht alles haben...
Herausragend - wie immer - das geniale Duo Patrick Neelmeier und Thomas Schmidt. Sehr schade, dass SWR1 aus dieser Kombi unterm Jahr nicht mehr macht.
Und: Seit Barbara Scherrer nicht mehr dabei ist, sind auch die anderen Teams durchaus hörenswert.
Die Musik muss ich nicht extra erwähnen, oder?
So, jetzt einfach wieder zurücklehnen und den wilden Süden genießen ;)
 
Und ein bisschen OT.: Es wurde gefragt, was SWR1 RP die Hitparade in BW über macht. Habe gerade mal nachgeschaut: Sie machen ne eigene Nacht, von wegen Übernahme aus Stuuttgart, man könnte ja Hörer verlieren....

(nur für die paar, die hier nachgefragt haben).

Aber jetzt wieder zurück zur Hitparade...
 
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Das Grauen hat einen Namen: SWR1 Hitparade !!!
Und dies alle Jahre wieder! Irgendwann muss es auch mal genug sein!!!

Nö, nö, so ist das ja nicht. Immer besser, als Alltag!

Es ist ein bißchen, wie mit Weihnachten:
In unserem "abgeklärten" Alter pinkelt man sich nicht mehr vor Aufregung in die Hose, aber drauf verzichten will man halt auch nicht!
 
Und wenn wir schon dabei sind: Ein weiteres Kapitel aus den unendlichen Ungereimtheiten der SWR-Musikrecherche.
Bei SWR1-RP lief lt. Website:
00:56
He's so shy
Band
Ein Klick führt zu diesem Eintrag:
He's so shy

Chor:

Pointer Sisters:
The Pointer Sisters
Anita Pointer
Ruth Pointer
June Pointer

Ensemble:
Band

Komponist:
Tom Snow
Cynthia Weil

Im RDS stand zu der Zeit als Interpret "Pointer Sisters".
 
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... und natürlich wurde die Gefahrenmeldung über herumliegende Fahrzeugteile, die um 1:20 Uhr auf der Website von Radio Bremen auftauchte, von Mainz nicht verkündet (von der Dauerbaustelle die ganze Nacht über ganz zu schweigen).
 
Es ist aber trotzdem erstaunlich, wie gut man die Gefahrenpunkte für die Mainzer vorhersagen kann und wie zuverlässig sie an den Stellen versagen.

Und das nicht nur heute, sondern IMMER!
 
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