• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

SWR4-Reform

Nicht die Beschaffungskosten, auch nicht die Menge aller veröffentlichter Musik ist das Problem, sondern deren Auswahl, Bearbeitung und Einsatz. Die Regularien, definierte Zielgruppen (da geht das Problem schon los) anzusprechen, lassen die Vielfalt in der Musik letztlich nicht zu. Nun ist SWR4 rasant in die Knechtschaft dieser Regularien geraten. Mit großer Sicherheit gewollt.
 
Wenn du uns als Nachfolger der "Toni Marshall-Generation" meinst; würde ich dich bitten, nicht immer das gleiche Klischee zu bedienen
Mach' ich gar nicht. Ich gönne auch jedem seinen Schlager. Ich zweifle nur, dass es so etwas wie eine neue Beliebtheit speziell von Schlagermusik gibt (für deutschsprachige Popmusik vielleicht schon eher).

Es ist richtig: "Damals" liefen deutsche und internationale Titel einträchtig nacheinander. So z.B. bei der äußerst beliebten Europawelle Saar oder bei Radio Luxemburg. Man wollte eben alle Hörer bedienen. Als dann neue Programme kamen, besonders SWF 3 usw, war das vorbei. Pop im Dritten, Schlager, Volkstümliches usw. im ersten Südwestfunk-Programm. Wie es dann weiter ging, schenke ich mir, das wurde ja schon oft thematisiert.
Nur: Mit Radio Luxemburg, das noch eine Zeit am bewährten Konzept festhielt, ging es bergab. Viele in meiner Bekanntschaft hatten keinen Bock mehr auf deutsche Schlager zwischen internationalen Titeln. Selbst Radio Luxemburg berücksichtigte das bei nachfolgenden Programmänderungen - die allerdings alle mäßig erfolgreich waren, natürlich auch infolge der veränderten Radiolandschaft.

Zuerst gab es Softpop, dann Oldies, dann wieder Allerweltspop. Hätten Schlager eine erfolgsverprechende Niesche geboten, hätten Private das garantiert früher genutzt. Denn dort wird der "Markt" garantiert genau beobachtet.

Aber nochmal: Ich habe überhaupt nichts gegen Schlager. Ich muss mir sie ja nicht anhören. Soll doch jeder mit der Musik glücklichwerden, die ihm/ihr gefällt.
 
Ich selbst habe mir ein meiner langen Musikzeit aus jedem Album meine "Anspiel-Tipps" gekennzeichnet. Titel, die anderswo höchst selten bis nie im Pool gelandet sind. Es gibt also genug bis endlos grandioses Musik-Material, das wirkliche Vielfalt herstellen und nervende Wiederholungen vermeiden könnte. Allein wären die Musikredaktionen damit personell und fachlich gänzlich überfordert. Abgesehen davon, dass man ohnehin keine finanziellen Mittel hätte, Researchs mit solchen Perlen durchzuführen, denn Unbekanntes würde dabei prompt Ampelrot kassieren.
Zum Glück gibt es inzwischen genug richtige Internetradios, die diese Lücke füllen. Wem Musik wirklich wichtig ist, hat dem konventionellen UKW- und/oder DAB-Radio längst die rote Karte gezeigt.
 
Oder, drastisch ausgedrückt, dass die Schlager-Liebhaber langsam aussterben. Und bei nachfolgenden Generationen Schlager schlicht nicht besonders beliebt sind. Man muss davon ausgehen, dass auch der SWR das nicht aus einer Laune heraus entschieden hat, sondern aufgrund entsprechender Zielgruppenforschung..

Es gab mal eine Zeit zwischen den frühen 80ern und frühen 90ern, in der sich die noch heute tonangebende Beraterszene etablierte, und schon damals ging es dem unheimlich populären Schlager massiv an den Kragen. Allerdings waren die Machtstrukturen im UKW-Radio damals noch nicht so gefestigt wie heute, die das Radio als Gesellschafter tragenden Printverlage verdienten noch genug Geld mit Werbung, auch die jüngeren Menschen abonnierten noch verlässlich Zeitungen und das Anzeigengeschäft beruhte noch überwiegend auf Annoncen und Inseraten.

Trotz damals schon stark deutschfeindlicher Untertöne und offenkundig affektiver Missbilligung alles "Schlagerhaften" durch die zu Beratern mutierten Plattenaufleger der Disco-Ära, duldete man noch längere Zeit "schnarchige" Schlagerwellen für die "Kukident-Werbung" (ich meine das nicht ironisch, derartige Sprüche hörte man damals reihenweise). Und genauso entstand die im Gegensatz zu den mehr und mehr "deutschfreien" Einser-Wellen schlagerorientierte 4er-Kette: WDR4, S4 Baden-Württemberg, SWF4 (Rheinland-Pfalz) und hr4, gern auch als "Seniorenwellen" tituliert. Die einzige Ausnahme war "Bayern 1", das immerhin noch bis Mitte der 90er-Jahre als Schlagerradio firmierte.

Die Verbannung des Schlagers aufs Altenteil führte dazu dass vornehmlich für diese Zielgruppe produziert wurde, und so kam es zur unerwartet erfolgreichen "Volksmusikwelle" der späten 80er, die bis Ende der 90er-Jahre andauerte und sich durch viele besonders schmalzige volkstümliche Schmachtfetzen auszeichnete. ("Die kloane Tür zum Paradies", "Über jedes Bacherl führt a Brückerl", "Patrona Bavariae" etc), welche fürderhin den Ruf des Genres prägten Die Schlagerszene lief lange Zeit nur nebenher und passte sich dem Klangmuster dieser Balladen teilweise ganz erheblich an, um in die unzähligen Volksmusik-Shows eingeladen zu werden. Als Seniorenwerbung noch sehr lukrativ war, weil die großen Fernsehsender im Geld schwammen, lief dieses Geschäft lange Zeit ganz prächtig.

Moderne, rhythmische und progressive Künstler aus dem Schlager- und Deutschrock-Milieu hatten damals kaum eine Chance von den anglophilen, beraterbetreuten Radiosendern gespielt zu werden (Stichwort Schlagerphobie), und so konnte sich nie ein junges deutsches Musikformat etablieren. Nur ein paar Veteranen wurden noch mitgeschleppt, so liefen der neueste "Grönemeyer" oder "Müller-Westernhagen" verlässlich inmitten internationaler Popmusik - vor allem in Bayern auch Ösis wie Fendrich. Andere hatten bis zur Erfindung des Deutsch-Pops durch die Beraterbranche so gut wie keine Chance wahrgenommen zu werden. Überhaupt existierte bis in die 2010er-Jahre hinein nur Musik, die im Rundfunk lief, alles andere fand über kleinste Nischen hinaus einfach nicht statt.

Nach dem immer mehr Zeitungsverlage wirtschaftlich in die Knie gegangen und vom Internet gewaltig zerzaust worden waren, hieß es dann irgendwann Mitte der 2000er die Hörer der "Seniorenwellen" seien überwiegend "weggestorben" und kaum noch jemand wolle Schlager hören (anderslautende Argumente wurden konsequent ignoriert). Und so fanden die Berater im Bereich der 4er-Wellen ein willkommenes neues Betätigungsfeld für ihren wohlvertrauten Popoldie-Plattenschrank.

Inzwischen wurde sogar der von den Hitradios hervorgebrachte, sogenannte "Deutsch-Popp" weitgehend entsorgt, weil er in mageren Zeiten wie diesen wohl mehr kostet als er einbringt.
 
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Damals gab es ja auch insgesamt weniger Musik als heute, die war damals noch Exklusivmaterial auf speziellen Tonträgern. Heute kriegste das wie Ramsch ausm 1 Euro Shop.
Du jagst ein paar Buchstaben durch die Moulinette & gehst auf "Antworten". Ich finde deinen Beitrag von Abba bis Zappa, höflich gesagt, deplaziert. Ich habe schon mal geschrieben, dass alles was Radio betrifft, oft von Google in der Suchfunktion an erster Stelle steht. Du schadest m.E. radioforen. Du hättest während deiner Sperre in dich gehen können: Du musst nicht auf alles eine Antwort geben! :cool:
 
@indigo7
Du bist ja Jahrgang 1961 und hast die 60er und 70er noch aktiv mitbekommen. Ich fühle auch, dass es damals viel Musik gab, wenn ich Sender wie die Oldie Antenne oder das Schwarzwaldradio höre.
Ein 60er/70er/80er-Fokus bei SWR4 ohne Schlager und Deutschpop gleich komplett zu streichen solange es noch Fans dieser Musik gibt, könnte was taugen, vgl. MDR Sachsen.
 
Es gab mal eine Zeit zwischen den frühen 80ern und frühen 90ern, in der sich die noch heute tonangebende Beraterszene etablierte, ...

Moderne, rhythmische und progressive Künstler aus dem Schlager- und Deutschrock-Milieu hatten damals kaum eine Chance von den anglophilen, beraterbetreuten Radiosendern gespielt zu werden ..

. Und so fanden die Berater im Bereich der 4er-Wellen ein willkommenes neues Betätigungsfeld ..
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Seit einiger Zeit werden ständig irgendwelche "Berater" als Sündenböcke für etliche (Fehl-) entwicklungen ausgemacht. Berater, die noch dazu grundsätzlich "deutscher" Musik gegenüber feindselig eingestellt sein sollen.

Das ist mir alles viel zu viel Verschwörungstheorie. Selbst diese "Berater", so es sie überhaupt gibt, müssen ihre Erkenntnisse und Vorschläge irgendwie begründen - es sitzen ja nicht ausschliesslich Schafe in den Vorstandsetagen der Rundfunkanstalten, die den angeblich großen Verrat an der deutschen Musik nicht erkennen wollen oder können. Richtiger ist wohl, was einige deutsche Künstler selbst beklagten: Da sie nicht gespielt werden, haben sie auch keine Chance, populär(er) zu werden. Denn Hörer bevorzugen nun mal (meist) bereits populäre Aufnahmen, also die Hits, die sie kennen, mit der sie evtl. emotional irgendwelche jugendlichen Erinnerungen verbinden

Ich wiederhole noch mal meine Vermutung, und die ist natürlich weitaus weniger spektakulär: Die Hörer, die jetzt zur vermuteten SWR-4-Zielgruppe gehören, bevorzugen - möglicherweise - lieber engliche Popmusik aus den 60ern usw., als neue deutsche Schlager.

Mir persönlich ist egal, ob und wie viele Schlager bei SWR 4 laufen, obwohl ich altersmäßig in nicht allzu ferner Zeit zur Zielgruppe gehöre. Ich würde nur gut finden, wenn das Regionale endlich auch in SWR 1 Platz finden würde. Wo es eigentlich hingehört.
 
Vieles richtig, @gasthörer.
Selbst diese "Berater", so es sie überhaupt gibt...
Es gibt m.W. keine beauftragte Consulting-Agentur für SWR4.
Die Hörer, die jetzt zur vermuteten SWR-4-Zielgruppe gehören, bevorzugen - möglicherweise - lieber engliche Popmusik aus den 60ern usw., als neue deutsche Schlager.
Zielgruppenbeschreibung hin oder her, es gibt nur Hörer, die unterschiedlich alt sind. Ob in Zukunft durch das Weglassen eines bestimmten Musikgenres Zuwächse erwachsen, ist fraglich. Ob in Zukunft durch das Weglassen eines bestimmten Musikgenres Verluste entstehen, ist ebenso fraglich, denn die Trägheit der Stammhörer verhindert starke Einbußen.

Womöglich steckt nicht mehr hinter der Musikreform als Aktionismus, um einst sagen zu können: Wir haben alles getan.
 
Nicht DAB+, sondern das Internet ist die Zukunft des Radios!:)
Das ist dann kein Radio mehr, sondern Audiostreaming. Radio hat ein Empfangsgerät mit Antenne, ist krisensicher und ausfallresistent.
Wenn das Internet nur einmal komplett weg ist, hast du so keinen Zugriff mehr auf wichtige Informationen gegeben.
Das tolle an der Radiotechnik ist ja, dass es unabhängig jeglicher IP-Lösungen funktioniert, egal ob UKW oder DAB+.
 
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Vieles richtig, @gasthörer.

Es gibt m.W. keine beauftragte Consulting-Agentur für SWR4.

Das könnte sich bald ändern. Die Berater bilden ja das Scharnier zu den etablierten Media-Agenturen, die im Finanzierungsprozess der UKW-Stationen eine entscheidende Rolle spielen, weil sie die Gelder der Werbetreibenden "verwalten" und den Sendern nach freiem Belieben Werbezeiten "zuweisen". Das macht auf Werbeeinnahmen angewiesene Sender erpressbar, und wer die Vetternwirtschaft im agma-Umfeld (Zeitungen/Berater/Agenturen) kennt weiß, dass die einem jederzeit den Geldhahn zudrehen können wenn man nicht "kooperiert".

Deswegen gibt es auf der Ultrakurzwelle ja auch keinen echten, sondern nur einen Schein-Wettbewerb. Die Finanzierung der DAB-Sender erfolgt meist unabhängig von diesem System, deswegen sind sie in ihrer Programmgestaltung frei von Fremdvorgaben oder "Consultingfirmen, die Musikfarbe und Abläufe optimieren" (was für ein Euphemismus).
 
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Das könnte sich bald ändern. Die Berater bilden ja das Scharnier zu den etablierten Media-Agenturen, die im Finanzierungsprozess der UKW-Stationen eine entscheidende Rolle spielen, weil sie die Gelder der Werbetreibenden "verwalten" und den Sendern nach freiem Belieben Werbezeiten "zuweisen".
"Die Berater...." Vielleicht wirst Du mal ein wenig deutlicher, WER das eigentlich sein soll?
 
Das SWR 4 seinen Schlager Anteil im Programm immer mehr ausdünnt, ok, ist halt so. Haben wir ja schon genügend hier diskutiert. Was ich aber nicht verstehe, dass sich die deutschen Schlager, die noch übrig geblieben sind, extrem häufig wiederholen. Hier ein Beispiel : "Gitte, junger Tag" heute um 8:10 Uhr und dann nochmal um 18:10 Uhr. Nur ein Beispiel. Mit anderen Songs ist es ähnlich.
 
Das ist mir alles viel zu viel Verschwörungstheorie. Selbst diese "Berater", so es sie überhaupt gibt, müssen ihre Erkenntnisse und Vorschläge irgendwie begründen

Wie wär's damit?


@count down: Du weißt doch genau wie das läuft. Wie viele Schlagersender hast du schon bestürzt und zähneknirschend zugunsten des Oldie-Samplers sterben sehen?
 
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Was ich aber nicht verstehe, dass sich die deutschen Schlager, die noch übrig geblieben sind, extrem häufig wiederholen
Ist mir auch schon aufgefallen aber ich glaube das Kind SWR4 ist ohnehin in den Brunnen gefallen. Schade, denn die waren bis vor einem Jahr noch echt gut, aber man ist es ja traurigerweise schon von anderen Programmen, die mal richtig gut waren und mittlerweile nur noch Absturz sind, gewohnt. Traurige Welt, aber ich glaube es ergibt auch keinen Sinn sich noch groß darüber aufzuregen. Einfach was anderes hören (z. B. Schlagerparadies, hr4, Radio Paloma) oder gar kein Radio mehr.
 
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