• Diese Kategorie ist für Diskussionen rund um die Programminhalte der Sender gedacht. Über Frequenzen und Empfang kann sich unter "DX / Radioempfang" ausgetauscht werden.

SWR4-Reform

@Ukulele: Dass dein Beitrag so viele Likes von der "richtigen Seite" bekam lässt tief blicken. Doch ein wenig ums Image und um die Akzeptanz beim Publikum besorgt?

Auch interessant: Auf der SWR4-Facebook-Seite werden jetzt Jubelbeiträge mit Glückwünschen an Rock-Veteranen gepostet. Die Antwort-Posts unter den Beiträgen stammen zum Großteil von Usern, die gar nicht in Baden-Württemberg wohnen. Wird wohl viel gelöscht in diesen Tagen.
 
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Man kann ja nur beurteilen, was bereits geschehen ist, nicht was möglicherweise noch geschehen könnte. Was ist geschehen:
1. Musikformat geändert. Kann man gut oder schlecht oder egal finden - Geschmacksache, von daher für die einen Verlust, für die anderen Gewinn.
2. Regionalfenster/Nachrichten/Magazine abgeschafft: Damit fehlt ein inhaltliches Angebot, mit dem sich bislang SWR4 als Alleinstellungsmerkmal geschmückt hat und das für Hörer wie mich das einzige Einschaltkriterium war. Im Übrigen war es einst die Begründung des SWR dafür, dass es dieses vierte Programm überhaupt geben muss.
3. Autarkie der Regionalstudios stark eingeschränkt, bzw. nach Stuttgart zentralisiert: Das wäre egal, wenn es sich nicht im Programm niederschlagen würde, tut es aber. Zudem werden die Regionalstudios systematisch personell ausgedünnt, Stellen nicht nachbesetzt etc., so dass hier auch Kompetenz verloren geht, die letztlich im Programm fehlen wird.
4. Was an Programm übrig geblieben ist (man weiß ja nicht, was noch kommt), ist eine nette, allgemeine Dudelstrecke, die so austauschbar ist, dass es egal wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe. Das provoziert die Frage: Ist das vielleicht das Ziel?
 
. Was an Programm übrig geblieben ist (man weiß ja nicht, was noch kommt), ist eine nette, allgemeine Dudelstrecke, die so austauschbar ist, dass es egal wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe
Ich finde, diese Beschreibung trifft auf nahezu alle öffentlich-rechtlichen und privaten Wellen zu, die mit möglichst wenig finanziellen Aufwand so viel wie möglich Hörer erreichen wollen. Ich halte es für extrem weit hergeholt, dass diese Wellen das Ziel haben, dass sie überflüssig werden. Sie wollen nur alle vom selben größten aber immer kleiner werdenden Hörerkuchen etwas abhaben und versuchen, möglichst wenig polarisierende Musik zu spielen. Schlager polarisiert eben sehr stark, die einen lieben ihn abgrundtief, die anderen finden ihn furchtbar. Daraus, dass SWR4 dieselben Rezepte versucht, um erfolgreich zu sein, wie alle anderen, kann ich zumindest nicht ableiten, dass sie sich absichtlich überflüssig machen wollen. Sie tun es aber, genau wie alle anderen Wellen, die sich innerhalb der Anstalten (z.B. N-Joy/NDR2) oder auch Unternehmen (FFH/planet radio) immer mehr annähern und sich gegenseitig immer mehr Konkurrenz machen. Aber eben nicht mit Absicht, sondern weil sie alle offenbar keine anderen Wege sehen, wie sie möglichst viele Hörer halten bzw. dazugewinnen können.

Dass dies zwangläufig irgendwann mal zu Einstellungen von Wellen führt, steht auf einem anderen Blatt. Das werden dann aber politische Entscheidungen bzw. Pleiten sein.
 
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Schlager polarisiert eben sehr stark
So weit ich @Mannis Fan verstanden habe, geht es ihm doch gar nicht mal in erster Linie um den Schlager, sondern um die Wortinhalte. Die waren bei SWR4 und seinen Vorgängern mehr als 40 Jahre lang grundlegend anders als die der anderen Wellen, denn dort gab es sehr viel Regionales. Das war der Trumpf, den SDR4/S4/SWR4 immer ausspielen konnte, eben, wie von @Mannis Fan beschrieben, ein Alleinstellungsmerkmal und das, worauf sich eigentlich die Existenz des Programms begründete. Und ich, der ich in einer Zeit zum aktiven Radiohörer wurde, in der die meisten ARD-Anstalten nur noch regionale Nachrichten zur halben Stunde im Programm hatten, fand es immer ein großes Positivmerkmal, dass es bei SWr4 da wesentlich mehr gab, jedenfalls in Baden-Württemberg. Durch die über den Tag verteilten regionalen Sendestrecken konnte man wesentlich mehr bieten als nur Nachrichten. Man konnte Themen hintergründiger beleuchten, Geschichten erzählen, die es zwar nicht in die Nachrichten schafften, aber trotzdem hörenswert waren oder auf die verschiedenen Mundarten eingehen. Gerade in einem großen Bundesland wie Baden-Württemberg war das wichtig, droht, je größer das Sendegebiet ist, doch immer mehr hinten runter zu fallen.
Und genau diese Regionalität ging nun immer mehr verloren. Erst wurden beispielsweise die regionalen Sport- und Wunschsendungen eingestellt, dann die Morgensendungen, dann der Nachmittag und der Mittag und inzwischen ist selbst die Rheinland-Pfälzische Variante nur noch in einem zeitlichen Umfang vom BW-Programm getrennt, den zu besten SWR4-Zeiten sogar die einzelnen Regionalstudios in BW locker überboten.
 
Absolut. Ich finde die Entwicklung genauso unschön. Die Entwortung des Programms ist aber ein Bilderbuchrezept aus der Beraterszene, um Programme erfolgreicher zu machen. Ich sage nicht, dass Programme dadurch besser werden, aber das Ziel ist sicher nicht die Abschaffung des Programms, sondern die Steigerung der Hörerzahlen. Ich pflichte @Mannis Fan in der Kritik bei. Lediglich das von ihm vermutete Ziel stelle ich in Frage.
 
@TORZ. hat es richtig erkannt: Ich habe SWR4 trotz der Schlagermusik gehört, wegen der Wortstrecken, die mich alles Übrige ertragen ließen. Da diese Wortanteile nunmehr bis auf ein paar Alibikrümel nahezu ausgemerzt wurden, gibt es keinen Grund mehr, dieses Programm anzuhören.
 
Absolut. Ich finde die Entwicklung genauso unschön. Die Entwortung des Programms ist aber ein Bilderbuchrezept aus der Beraterszene, um Programme erfolgreicher zu machen. Ich sage nicht, dass Programme dadurch besser werden, aber das Ziel ist sicher nicht die Abschaffung des Programms, sondern die Steigerung der Hörerzahlen. Ich pflichte @Mannis Fan in der Kritik bei. Lediglich das von ihm vermutete Ziel stelle ich in Frage.
Ich weiß jetzt nicht, ob ich was übersehen habe.
Aber hat das „alte“ SWR4 tatsächlich so viele Hörer verloren, dass man das Programm plötzlich so radikal umstellen musste?
 
4. Was an Programm übrig geblieben ist (man weiß ja nicht, was noch kommt), ist eine nette, allgemeine Dudelstrecke, die so austauschbar ist, dass es egal wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe. Das provoziert die Frage: Ist das vielleicht das Ziel?
Als Hörer wünsche ich mir Qualitäts & kein Häppchen-Journalismus. Regio-Magazine, die den Namen auch verdienen. Personality, die vs. Streams von Spotify den Unterschied machen & ein Einschaltgrund sind! Finger weg von Mediatheken, wo der ÖRR nur verlieren kann. Es gibt welche! Es muss Entscheider geben, die das Radio lieben & nicht zerstören,in dem sie es unatraktiv gestalten! Demnächst gibt es nur noch Streams?
SWR4 war mal ganz großes Ohren-Kino! Wer, wie die ARD das Radio verlogen zum 100. Geburtstag feierte, sollte sich aber auch an seine Wurzeln erinnern. Da steht Radio drauf!
Auch wenn gespart werden muss: Es ist 5 vor 12!:eek:
 
Absolut. Ich finde die Entwicklung genauso unschön. Die Entwortung des Programms ist aber ein Bilderbuchrezept aus der Beraterszene, um Programme erfolgreicher zu machen. Ich sage nicht, dass Programme dadurch besser werden, aber das Ziel ist sicher nicht die Abschaffung des Programms, sondern die Steigerung der Hörerzahlen. Ich pflichte @Mannis Fan in der Kritik bei. Lediglich das von ihm vermutete Ziel stelle ich in Frage.
OK, einverstanden. Es ist wahrscheinlich nicht die Maßgabe, das Programm abzuwickeln. Trotzdem glaube ich, dass man in diesem speziellen Fall mit der Anwendung allgemeiner Beraterweisheiten auf dem Holzweg ist. Das Problem ist doch dabei, dass SWR4 in der Vergangenheit zwei wesentliche Merkmale hatte, die den Sender eindeutig von anderen unterschieden. Das Eine war die inhaltliche Ausrichtung auf Regionales, das Andere die musikalische Ausrichtung auf Schlager. Nun kann man natürlich versuchen, eins der beiden Merkmale zu streichen. Man kann das Programm entworten und damit versuchen, es erfolgreicher zu machen. Man kann auch die Schlager streichen, damit die Musik nicht mehr so polarisiert. In beiden Fällen stößt man zwar einen Teil der bisherigen Hörerschaft vor den Kopf, aber eben nur einen Teil, während es ein anderer wohl eher gutiert. Wenn man aber gleich beide Merkmale entfernt, dürften wohl die wenigsten bisherigen Hörer noch eine Motivation haben, weiterhin einzuschalten. Das Interesse an regionaler Information wird nur noch in relativ geringem Maße befriedigt, das Interesse an Schlagern ebenso. Und die, die nun vielleicht in die neue Zielgruppe passen würden, werden zu großen Teilen nie einschalten, weil sie von SWR4 weiterhin genau diese abgeschafften Merkmale erwarten, weil der Sender Zeit seiner Existenz eben immer genau dafür stand. Sie werden den Sender nicht als ihren Sender wahrnehmen, während die, die das bisher taten, es nun nicht mehr tun.
 
Aber ist der wirklich so dramatisch?
Nein, wie ich finde. Hörerschwund ist vielfach Trend und m.E. kein Grund für einen so radikalen Umbau. Das eher Spannende ist stattdessen, ob dieser radikale Umbau zu einem merkbaren Hörerzuwachs führt, was ich persönlich bezweifel. Falls sich diese meine Zweifel als richtig erweisen sollten, wäre der gesamte Umbau vergeblich gewesen und würde weitere Konsequenzen nach sich ziehen. Leider habe ich meine Kristallkugel verborgt und vergessen, an wen.
 
Beim SWR dürften die Nerven blank liegen, der Widerstand der Hörer dürfte enorm sein.
Nie im Leben. Zunächst: Diejenigen, denen das neue SWR4 gefällt, werden kaum hier meckern. Die Zahl der wirklich Unzufriedenen lässt sich überhaupt nicht so ohne weiteres bestimmen.

Selbst wenn SWR4 Hörer verloren hat - wohin sollen die denn gezogen sein? Vielleicht gleich zu SWR1? Oder schalten sie ihr Radio gar nicht mehr ein?

Zwischenfrage: Kommen bei Schweizern oder die Österreichern im ÖR eigentlich noch viele Schlager vor?

Hier tun einige gerade so, als handele es sich um Vaterlandsverrat, wenn man keine deutschen Schlager mehr spielt.

Ich bin grundsätzlich dafür, dass der ÖR eine Schlagerwelle anbietet, als digitales Zusatzangebot, nicht in der Grundversorgung, denn dem Massengeschmack dürfte der deutsche Schlager schon lange nicht mehr entsprechen.

Wie viele Schlagerstars können denn heutzutage noch eine größere Konzerthalle füllen? Vielleicht eine Handvoll, Helene Fischer schon eingerechnet. Viele ehemalige Größen müssen dagegen über die Dörfer tingeln. Aber das ist eine andere Geschichte.

Anders verhält es nicht bei den regionalen Magazinen. Da ist wirklicher Verlust zu betrauern.
 
Vielen Dank.
Ok, Rückgang ja. Aber ist der wirklich so dramatisch?
SWR4 BW hat zwischen 2016/II (540 Tsd) und 2024/II (319 Tsd) über 40% seiner Stundenreichweite verloren.
Darüber, ob das "dramatisch" ist, gibt es hier im Forum unterschiedliche Ansichten.
Für den SWR offensichtlich schon.

In jedem Fall lässt sich das nicht mit dem allgemeinen Trend erklären, kein anderes Programm im Südwesten hat im selben Zeitraum auch nur annähernd soviel verloren. Zwar gibts in der MA immer wieder Schwankungen, aber bei SWR4 ging es in den letzten 8 Jahren kontinuierlich bergab, mit nur kleinen Ausreißern nach oben 2019 und 2023.
 
Der Verlust an Hörern ist sich auch der ständig wachsenden Konkurrenz geschuldet. Mit einer halbwegs stabilen Internetverbindung gibts Tausende Sender frei Haus.
 
Meines Wissens gibt es in A und in der CH jeweils einen Schlager, bzw. einen Volksmusiksender. Jeweils auf DAB.
In der Schweiz sendet von öffentlich-rechtlicher Seite die SRF Musikwelle, 1996 auf Mittelwelle als "Musichwälle 531" gestartet, Schlager, Volksmusik, Instrumentales, Chansons und zuweilen leichte Klassik. Dieses Programm klingt in seiner gesamten Anmutung tatsächlich so traditionell wie SWR4 und dessen Vorläufer wahrscheinlich noch nie.

Bei den ORF-Landesprogrammen in Österreich laufen teils mehr (Kärnten), teils weniger (Vorarlberg) Schlager. Digitale Musikkanäle sind dort in letzter Zeit mehrere hinzugekommen (z.B. VM1), jedoch nur von privaten Anbietern.
 
Der Verlust an Hörern ist sich auch der ständig wachsenden Konkurrenz geschuldet. Mit einer halbwegs stabilen Internetverbindung gibts Tausende Sender frei Haus.
Falsch. Schaut man sich das Durchschnittsalter der SWR4-Hörer an, wird man feststellen, dass der Rückgang ziemlich sicher auch biologisch begründet war. Und man kann doch recht einfach sagen, dass irgendwann auch ein weiterer sicherlich nicht kleiner Teil der Hörerschaft wegbrechen würde.
 
denn dem Massengeschmack dürfte der deutsche Schlager schon lange nicht mehr entsprechen.

Es gibt keinen Massengeschmack, denn jeder hat seine eigenen Vorlieben. Sehr wohl aber haben die Radiosender durch konsequente Angebotsverknappung, einseitige Promotion und Schlagerverweigerung über viele Jahre hinweg Teile der Hörerschaft zu gewissen Hörgewohnheiten erzogen. Das ist nun endgültig vorbei.

Vielleicht legst du noch Wert auf regionale Berichterstattung vom Heimatsender, viele verzichten seit der Formatumstellung aber ganz entschieden auf SWR-Hörfunkangebote und informieren sich auf anderem Wege über das aktuelle Geschehen. Verärgerte Hörer haben heute viel Macht und können die Daseinsberechtigung öffentlich-rechtlicher Mediendienstleistungen durch klare Meinungsbekundung ("Gebührendebatte"), aber auch durch ihr Wahlverhalten zunehmend in Frage stellen. Die Politik ist bezüglich dieses Themas schon lange überaus hellhörig.

Was an Programm übrig geblieben ist (man weiß ja nicht, was noch kommt), ist eine nette, allgemeine Dudelstrecke, die so austauschbar ist, dass es egal wäre, wenn es sie nicht mehr gäbe. Das provoziert die Frage: Ist das vielleicht das Ziel?

Absolut auf den Punkt gebracht. Es gibt abseits der umstrittenen Musikfarbe (das branchenübliche, vorkonfigurierte Oldieformat aus der Beraterbox) keine nennenswerten Einschaltgründe jenseits von Kochen, Ratgeberthemen, Klatsch und Promitalk mehr. Das kriegt man woanders auch ohne Musikumrahmung.
 
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