Tacheles: Musik im Radio contra Musik im TV

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neulichamsee

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Seltsame Uhrzeit, ich war gerade noch Radieschen pflanzen und schon-durch die Showtür in den Thread hier...
"Inspiriert" durch ein paar anderen Threads, die just aktuell sind. Verzeiht, wenn das schon woanders besser beredet wurde. Aber ist das nicht die Kernfrage? Was kann Radio, was TV nicht kann? Geht es nicht darum? Jeder, der beim Radio arbeitet, kennt die Realität. Off Air heißt das: wir planen ein Konzert oder ähnliches, aber ein Zucken der rechten Augenbraue von nem TV-Sender - und der Act springt ab. Und On Air? Wir - ich sage mal wir - machen nicht mehr die Hits. Ende.
Was also können wir noch? Und um es hart zu sagen: jeder, der jetzt keine Antwort hat, müßte seinen Job hinterfragen. Oder zumindest wissen, dass er bei einem Auslaufmodell arbeitet. Denn die meisten Sender, über die wir hier reden, sind doch Musiksender. Also?

Was können wir besser als TV? Ich bilde mir zwar ein eine Antwort zu kennen, weiß aber, dass diese Antwort als "mutig" dargestellt wird. Also lass ich mich gerne belehren.

Also?

Falls hier Antworten erscheinen, die schon 20mal woanders geposted wurden - entschuldigt das bitte, nicht jeder hat die Zeit hier jeden Asbach-Thread durchzuackern.
 
AW: Tacheles: Musik im Radio contra Musik im TV

Hallo neulichamsee!

Mmmm. Ich habe dein Posting jetzt mehrere Minuten lang betrachtet und stelle eine gewisse Resignation fest. Auf deine Frage "Was können wir besser als TV?" fällt mir momentan auch nichts bahnbrechend neues ein. (Ich bin ja auch kein Berater.) Im Prinzip sind alle Argumente und Methoden die "Pro-Radio" sprechen allseits bekannt, aber nicht nur ich habe seit Jahren das Gefühl, daß sie immer weniger umgesetzt werden, weil in den Sendern der Rotstift geschwungen wird. Radio macht sich damit selbst überflüssig - nicht die Hörer sind schuld! (Lustigerweise generiert aber jede neue MA neue Hörer.)

Bevor ich mich künstlich aufrege, ein wichtiger Punkt:

Natürlich hat sich die Welt in den letzten 15 Jahren verändert. Das Internet (in der Masse der Teilnehmer und auch im Sinne der vorhandenen Bandbreite) ermöglicht es dir und mir, uns mit ein paar Mausklicks rund um die Welt zu begeben. Wie ist das Wetter in Neuseeland? Webcam am Strand - kein Problem.

Neue Musik? Megatonnenweise. Wer soll da noch den Überblick behalten? Wer hat ganz privat die Zeit, sich durch diese Unmengen Musik durchzuwühlen?

Mir persönlich wäre es lieber, wenn mich mein Sender "an die Hand nimmt" und mir neue Musik im normalen Programm vorstellt. Dazu reichen ein paar Einsätze im Tagesprogramm - kein penetrantes Gedudel. Früher ging das doch auch! Oder woher sonst kennen die ganzen Musikfreaks hier im Forum irgendwelche Titel, die vor 20 Jahren nicht einmal den Sprung in die Charts geschafft haben? Und natürlich ist die Musikauswahl meines Senders nicht objektiv. Logisch. Aber ich schalte doch meinen Sender ein, weil er in 95% der Fälle meinen Musikgeschmack "trifft"!

Wenn natürlich der Rotstift regiert, kann sich in einer Musikredaktion (oder was davon übrig ist) auch kaum jemand um (möglicherweise auch regionale) Newcomer kümmern. Stattdessen hören wir jeden Furz von Lady Gaga. Das ist billiger und wird garantiert ein Hit. Die "Anderen" machen es ja auch so...

DAS halte ich persönlich für das größte Problem des deutschen Radios.

Grüßle Zwerg#8
 
AW: Tacheles: Musik im Radio contra Musik im TV

Dem gibt es nichts hinzuzufügen. Sehr treffend formuliert!:)
 
AW: Tacheles: Musik im Radio contra Musik im TV

Da Radio permanent Musik im Angebot hat - sozusagen als Dauerteppich - kann Radio zumindeste einmal quantitativ wesentlich mehr Auswahl bieten. Wenn es denn wollte. Durch Formatierung und Minirotationen haben sich die meisten Sender allerdings diesen Vorteil aus freien Stücken selbst genommen.
Dann kann Radio natürlich Musik frei von optischem und choreografischem Firlefanz anbieten. Musik als Musik! Es soll Leute geben, die genau deshalb Musik anhören, - und nicht, weil irgendwelche Gogo-Girls nett herumhüpfen oder coole Jungs mit Sonnenbrillen durchs Bild laufen.
Musikvideos im Fernsehen suggerieren mir bereits eine Geschichte oder Fantasie, die ich mir zu einer bestimmten Musik denken soll. Irgendjemand anders hatte diese Fantasie und hat sie (meist gekonnt) in Bilder umgesetzt. Aber es war und ist nicht meine Fantasie. Deshalb gibt mir das Radio mit dem auf die pure Musik reduzierten Angebot die Chance, meine eigene Fantasie zu einem bestimmten Titel zu entwickeln. Das macht Musik für mich wertvoller und eigener. Es ist dann "meine Musik", nur ich denke und fühle dabei das, was ich denke und fühle, ganz exklusiv!
Schließlich kann mir Radio helfen, Musik überhaupt erst zu entdecken. Von einem Künstler, den ich nicht kenne, würde ich mir ja kaum eine CD kaufen oder Musik downloaden. Also achte ich auf die neuen Titel und Interpreten, die mir das Radio bietet (falls es das tut, leider immer seltener). Im fernsehen wird mir in der Regel nur das gezeigt, was sowieso schon Erfolg hat und in allen Programmen hoch und runter genudelt wird. Da ist sicher keine Neuentdeckung für mich dabei.

Das wäre es, was Musik im Radio ausmacht! Leider haben die meisten Sender vergessen, dass sie diesen Vorsprung haben und machen im Hinblick auf ihr Musikprogramm Fernsehen, nur ohne Bild. Das kann auf Dauer nicht gut gehen.
 
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