Tascam 122 MK III - extrem dumpfe Wiedergabe

TeSS

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Das 122 MK III gilt bekanntermaßen als das größte und beste Tape-Deck von Tascam. Bei mir im Heimstudio hatte es bis vor kurzem wenig zu tun, soll jetzt aber wieder verstärkt eingesetzt werden.

Leider ist von heute auf morgen die Wiedergabe extrem dumpf. Ein Beispiel habe ich angehängt. Das betrifft leider auch die BIAS-Feinjustierung für Aufnahmen. Dabei werden zwei verschiedene Pegeltöne generiert (400 Hz und 10 kHz), und beim höheren sehe ich im VU keinen Ausschlag mehr, was die Einmessung unmöglich macht.

Interessant: Eine Aufnahme mit dem Gerät ist bei der Wiedergabe auf einem anderen völlig in Ordnung. Es wird also nichts Fehlerhaftes aufgezeichnet, sonden "nur" fehlerhaft wiedergegeben. Der örtliche Radio- und Fernsehtechniker ist vor kurzem in Rente gegangen und hat seinen Laden zugemacht und nimmt auch keine Reparaturaufträge mehr an. Und die Generation Z steht vor einem Tape-Deck wie der Ochs vor'm Berg.

Kann mir jemand helfen? Ich würde das Gerät zur Not auch zur Reparatur verschicken, falls jemand sowas kann.
 

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Wiedergabekopf (der rechte Teil des „Doppeltonkopfs“) wurde schon gereinigt und entmagnetisiert?

Wenn man von verstellter Spur absieht (da die Aufnahmen auf einem Fremddeck ja gut klingen, beide Köpfe auf einem Träger montiert sind) - wird die Wiedergabe besser, wenn man, bei angenommenem Kassettenfachdeckel, den linken Bandwickel beim Abspielen vorsichtig mir den Finger „bremst“?
Also leicht draufdrücken… wäre dem so, stimmt der Bandzug nicht.
 
Rock it Herbie Hancock. Hört sich so an, wie bei 4,75 cm/s Vierspur, oder Schnürsenkel versehenlich mit der Rückseite aufgelegt. Oder eine Klebestelle hat den Klebstoff auf den Kopf geschmiert.
Was selten vorkommt: Kontaktfehler im Aufnahme/Wiedegabeschalter. Bei meiner "Maschine" war der Schalter vom "Restaurateur" geradezu in Öl gebadet. Musste schön mit "Benzin" freigeschaufelt werden. Sowas macht Isolationsfehler, die sich auch so mit Pegelverlust auswirken könnten.
 
Erledigt. Leider keine wesentliche Besserung.
Was mich stutzig macht: Es kam von jetzt auf gleich. Die Wiedergabe ging ganz normal. Dann habe ich was aufgenommen und wieder abgehört, und von da an hörte sich das so an wie oben aufgeführt. Ich bin wahrlich kein Elektronik-Profi, aber für mich klingt das wie ein kaputter Elko in der Ausgangsstufe. Nur fehlt mir das Können, das zu überprüfen.
 
Habe mir die Aufnahme angehört. Ist mono. Und das Spektrogramm zeigt schon Verlust ab 3 kHz.
Mal nur rechten und dann nur linken Kanal aufnehmen. Und wiedergeben.
Bei Phasenverschiebung zwischen rechts und links würden zwar auch die Höhen beeinflusst, aber nicht so krass. Auch bei Zusammenschalten bei Mono.

Wenn ich das Gerät auf der Werkbank hätte, würde ich einmal direkt an den Tonkopf gehen.
Und die NF mit Testverstärker dort abziehen bei Wiedergabe. (Vielleicht ist nur der Stecker locker.)
 

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Mmm. Das mp3 taugt erstmal nichts, schon allein weil es mono ist. Lustigerweise ist auch ein Tiefpass bei 16k drauf. Der Azimut vom Kopf wird es nicht sein, denn der ist ja aus einem Guß und beide Spalte sind parallel. Daß nun ausgerechnet der Spalt vom Wiedergabezweig "verdreckt" sein sollte... unwahrscheinlich. Ich tippe auf etwas elektrisches. Vielleicht zunächst mal alle Steckverbinder (ohne Strom) abziehen/aufstecken und mehrmals alle Schalter / Potis. Wenn das nix hilft, das Deck auf Hinterbandkontrolle stellen und den 400Hz Ton aufnehmen und (leise) wiedergeben. Dabei an den Leiterplatten mit einem Holzstäbchen leicht "drücken". Kältespray wirste nicht haben. Evt. gibt es Haarrisse und Verstärker, Entzerrung bekommen keinen Saft. Ideal wäre natürlich ein Oszi, um den Signalweg zu verfolgen. Das würde auch mit der Soundkarte gehen (z.B. https://sourceforge.net/projects/micoscope/), das ist aber etwas "Bastelradio Budapest" wegen der Kabelei für die "Tastspitze".

Aber Du kannst mal das Deck mit einem reinen Sinus füttern. Die Frage ist, ob dann bei Hinterbandkontrolle auch ein "schöner" Sinus rauskommt.
 
BTW: Das Servicemanual kann man online finden und ich habe nur mal kurz reingeschaut. "So viel" ist das nicht, was im Signalweg vom Wiedergabekombikopf bis zur Umschaltung zwischen Hinterbandkontrolle und dem normalen Eingangssignal liegt. Denn das normale Eingangssignal (also ohne Umweg übers Band) klingt ja hoffentlich ordentlich. Der Fehler liegt also davor im Signalweg. Ein billiges digitales Multimeter tut es zunächst, um festzustellen, ob die +-7V gegen Masse überhaupt an der Vorverstärker-Dolby-Mimik ankommen.

PS: Bitte nicht an Potis im Gerät drehen. Das war oben etwas unglücklich formuliert.
 
Danke für die Tips, aber offen gestanden übersteigen sie meine Fähigkeiten. Multimeter ist da, aber wo genau soll ich was messen?

Ich habe neue Aufnahmen gemacht und angehängt sowie den Tonkopf fotografiert. Es handelt sich um folgende Aufnahmen:

1. 400 Hz durch den internen OSC
2. 10 kHz durch den internen OSC
3. Musik nur links (rechten Input-Gain am Gerät auf 0 gedreht)
4. Musik nur rechts (linken Input-Gain am Gerät auf 0 gedreht)
5. 1 kHz Sinus aus meinem MIschpult
6. 9 kHz Sinus aus meinem Mischpult

Alles jeweils mit diesem Gerät aufgezeichnet und wiedergegeben (Sony UX-S aus Mitte der 90er).
Aufgezeichnet in Cool Edit V2.0 mit 44,1 kHz, Stereo, 16 Bit.

Es handelt sich um ZIP-Dateien, die ich als Text-Dateien getarnt habe, damit ich sie hier hochladen konnte.
 

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Na gut, wir wollen ja nicht, daß das Ding noch kaputt geht. Wenn Du es dir nicht zutraust, lass es.

Nach einem erneuten Blick in den Schaltplan bin ich geneigt zu sagen, daß das Deck vielleicht "denkt" irgendwie im "CUE MUTE" zu sein. Es ist ja auch auffällig, daß beide Kanäle betroffen sind und das es "über Nacht" geschah.

Unten im Bild sind links die drei Leitungen vom Kopf zu sehen und ganz rechts ein Teil des Dolbydekoders. Das Ding hat 30 Pins, sollte also auffallen. Markiert sind aber die Tansistoren für "PLAY MUTE" und "CUE MUTE". Wenn das Deck im "Stop" ist, werden die Transistoren Q107/Q207 leitend und das komplette Signal vom Tonkopf wird geerdet (GND - die dicke schwarze Leitung im Bild). Man hört also kein Netzbrumm oder was der Tonkopf sonst noch so an magnetischen Wechselfeldern einfängt am Ausgang. Beim "CUE MUTE" ist das anders. Das Audiosignal vom Band wird über Q106/Q206 und die beiden 1k Widerstände in Reihe zu GND abgewürgt. Es wird also sehr viel leiser und geht dann durch diesen 22kHz Tiefpass, der halt HF wegfiltert. Von dort geht es in den Dolby-Chip. Und was macht der? Macht der nicht "richtig dumpf", um Rauschen zu verdecken, wenn sehr wenig Pegel da ist?

Frage: Was passiert, wenn Dolby ganz sicher deaktiviert ist? Ist der Sound bei Hinterbandkontrolle dann auch noch dumpf oder nur viel leiser?

Sollte das Signal nur leiser sein, müssen wir rauszukriegen, ob dieses "CUE MUTE" immer aktiv ist und woher dieses Schaltsignal kommt. Vielleicht ist es ein Mikrotaster oder etwas anderes "mechanisches" irgendwo am (und hoffentlich nicht "im") Laufwerk.
 

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Ohne (!) den kompletten Schaltplan jetzt vor mir zu haben: da man beim 122 mit Tonausgabe Spulen kann („cue“), wenn sich das Gerät auf Play-Pause befindet und man Vorlauf/ Rücklauf drückt, liegt es nahe, dass der Transportzustand hergenommen wird, um CUE MUTE zu aktivieren.
 
Vielleicht sollte @TeSS genau dieses "Cuen mit Ton" mehrmals durchführen, denn "sowas" macht man ja normalerweise nicht freiwillig ("Die armen Köpfe!"). Eventuell gehts dann aber schon wieder, nachdem das Gerät ewig gestanden hat...

Auf YT gibt es vier längere Videos tum Thema, bei denen es eine Freude ist zuzuschauen: "Tascam 122mk3 Full Rebuild". Der Mann nimmt das Ding auseinander, wechselt Kondensatoren, macht es wieder "schick". Am Ende läuft es besser als in den Specs aus dem Prospekt versprochen.
 
Also Tascam hat eine deutsche Servicefirma wo ich mein Gerät noch vor ca 8 Jahren zur Reparatur hatte. Allerdings wegen einem anderen Problem. Auch Erstatzteile für besagtes Gerät habe ich dort schonmal bestellt. Preislich sicherlich war es für mich extrem unrentabel..... aber die haben wirklich gute Arbeit geleistet.


beste Grüße!
Stephan
 
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