Hallo Dirk,
zu den verwendeten Computern, welche sich in einem kleinen Technikraum im Erdgeschoss befanden, kann ich nur bedingt etwas sagen. Vielleicht ein wenig mehr Background zu der eigentlichen Studiotechnik, welche für Technikinteressierte nicht weniger spannend ist.
Im Studio vom Rundbau war ein Pacific AMX 34 Installiert. Es war zu seiner Zeit die Größte Ausführung mit einer Breite von 68 Zoll, welche von PR&E in Carlsbad ( Kalifornien ) gebaut wurde.
Ich war bereits öfters in den USA und konnte direkt mit dem Entwickler Michael Dosch sprechen. Für den US Markt war es damals üblich, dass in der oberen „Brücke“ vom Mischpult Analoge VU-Meter eingebaut wurden. Für Deutschland wurde die Brücke eigens für RTW Peakmeter ( 2-3 Stück ) angepasst und selbst die Skala für die RTWs in dem typischen "Pacific Beige" gedruckt. Von der Großen AMX Serie wurden nur wenige für unseren Markt produziert. Eines der Pulte, welches ich Restauriert habe hat z.B. die Serien Nr. 010. Ich habe es bis auf die zahlreichen Mikrofonkanäle, welche bei N-Joy im Einsatz waren gleich bestückt.
Distributor war Thum & Mahr, welcher auch die GPI/O Steuerungen gebaut hat. Diese befand sich im Studiorack links & rechts in 19“ 2HE Einschüben; welche u.a. an der schwarz getönten Plexiglasfront erkennbar ist. In den Einschüben befanden sich Relaiskarten; Timerkarten ; Logikkarten & Netzteile inkl. LED´s zur Kontrolle der Schaltfunktionen. Ich habe noch solche Steuereinschübe da. Wenn ich irgendwann Zeit finde, kann ich gerne ein Foto hochladen.
Die GPI/O Einschübe waren über Siemens Messerleiste mit Molex am Mischpult aufgelöst. Ebenso wie alle Audioverbindungen mit Molex + Jumper für die Fadereinschübe gesteckt waren.
Das N-Joy Pult hatte für die beiden TELOS-Delta Telefonkanäle eine EQ-Karten verbaut. Mindestens zwei der Mikrofonkanäle ( die Bestückung hat sich während der Betriebszeit etwas verändert ) hatten eine teure von PR&E entwickelte Voice Prozessor Karte verbaut, welche aber auf Bypass geschaltet war. Es wurden Hauptsächlich Yellowtec VIPs verwendet.
Im Mittelteil befand sich eine einfache Eigenentwicklung zur Steuerung der SAS:
2 Einschübe mit einem rot- / grün- und gelben RAFI Taster bzw. Signallampe. Unter den Einschüben waren die jeweiligen Ausspiel-Kanäle angeordnet. Für N-Joy wurde jeweils der Fader links und rechts der Skriptablage gewählt, was eher ungewöhnlich ist, da diese meist nebeneinander sitzen.
Rot: SAS Player spielt aus / Grün: Element Stand-Bye / Gelb als Taster ausgeführt für SAS PFL
Jingles wurden wie damals üblich, über eine Kassentastatur aus dem System abgefeuert.
Ein paar nette Eigenentwicklungen waren ein Peak Level Indikator, welcher eine Rundumleuchte angesteuert hat. Es gab auch zwei kleine LED-Text Displays, welche über GPI´s in EPROMs abgespeicherte Texte angezeigt haben. Wie z.B. „Mikrofon ON“ oder „NEWS“ wenn die Headsets der Newssprecher eingeschaltet wurden. Damals wollte man mit relativ wenig Geld etwas für die „Optik“ bieten, da die Ausstrahlung im Morgen-TV die Jugendwelle bekannt machen sollte.
Fun Fact: Über vielen Reglern am Mischpult wurden später Plexiglasabdeckungen angebracht, damit kein Moderator etwas verstellen konnte.
Zu der Computertechnik:
In der Anfangszeit waren ( auch wenn man es sich Heutzutage schwer vorstellen kann ) u.a. 486er DX Rechner üblich. Diese hatten SCSI Karten mit Verbindungen zu Festplattenlaufwerken, welche einst ein Vermögen gekostet haben. In den Rechnern werkelten Digigram Soundkarten mit ISA Anschluss im XXL Format als Sandwichbauweise, welche auch sehr heiß gelaufen sind. Einen Rechner mit „Dira“ aus den 90ern habe ich sogar noch Lauffähig hier. Ich mache bei Zeiten auch gerne Fotos davon, falls es für jemanden interessant sein sollte. Man hat eben das verbaut, was der Markt zu der damaligen Zeit hergegeben hat. ( sofern man das Geld dafür ausgeben wollte bzw. konnte )