These: Für den Großteil zählt nur die Musik !

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radiowatcher

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Auch wenn hier viel über den Untergang der Radiokultur diskutiert wird, möchte ich doch einmal die folgende These zur Diskussion stellen:
In letzter Zeit versuchen sich gerade in Berlin einige Sender mit mehr Information zu profilieren:
Berliner Rundfunk mit 10 min Nachrichtenblöcken
rs2 mit etwas längeren Nachrichten
100,6 mit höherem Wortanteil usw

Trotzdem stelle ich die These auf, daß ein Großteil der Hörer zwischen 14 und 49 dies gar nicht explizit will. Ich höre immer wieder den Spruch: "Da is mir zu viel Gequatsche ! / Die bringen bessere Musik" usw.

Wie seht Ihr das ? Mehr und längere Info - abstoßend für die "Otto-Normal-Hörer" ?
Wohlgemerkt, ich rede hier nicht vom anspruchsvollen Radio 1 Hörer !!
 
Hmm..

Ich glaube, dass der Wortanteil noch so gut sein kann - wenn mir die Musikfarbe nicht passt, werde ich diesen Sender wohl nicht hören..
Wenn ich Hörer frage warum sie uns hören und wie sie auf uns gekommen sind, ist es in 80-90 % der Fällen die Musik.
Schätzungsweise jeder 10. sagt wegen dem hohen (und meist auch interessanten) Wortanteil.. aber auch sie hätten die Beiträge etc nicht gehört, wenn ihnen die Musik nicht gefallen hätte...

Ich glaube nicht, dass man - abgesehen von Sendern mit 110 Titel-Rotationen - nicht generell sagen kann 20 Minuten Wort pro Stunde gut, 2 Minuten schlecht (oder andersrum).. Es kommt immer auf die Qualität des Wortanteils an.. Wobei ich bei 10 Minuten Nachrichten (womöglich auch noch stündlich) abschalten würde. Für alles was über einen aktuellen Überblick hinaus geht schalte einen nachrichtenkanal ein oder schaue mir abends mutter tagesschau an..

Gruß
huntling
 
Arno holt sich in unregelmäßigen Abständen als Berater Dennis Clark zu 104.6 RTL ins Haus. Er hat eine Art "Produktvorteils-Pyramide" aufgestellt. Abgestuft, welche Programmbestandteile sind dem Hörer am wichtigsten bis hin zum "Sahnehäubchen" (bedeutet: wäre toll, wird aber nur wichtig, wenn der Hörer mit dem Rest zufrieden ist). Dieses Modell erinnert etwas an die Bedürfnispyramide aus dem Sozialkunde-Unterricht, wo unten "genug zu essen" steht und oben "Selbstverwicklichung".

Da ich hier keine Betriebsgeheimnisse verraten will, nur soviel: Es kommt demnach NICHT nur auf die Musik an, auch Nachrichten können unter Umständen eine wichtige Rolle spielen.
 
Mag sein, dass die meisten Hörer wegen der Musik Radio hören. Aber warum ist das so? Und: Hören die vielen Bundesbürger, die nicht Radio hören deswegen nicht Radio, weil sie das Gedudel eben nicht wollen, sonst aber nichts vom Radio erwarten? Umfragen bestätigen ja, dass ein Drittel der Deutschen (oder waren es sogar 40%?) überhaupt nicht Radio hören.

Es wird Zeit, dass die Radiomacher sich mal überlegen, warum Menschen überhaupt Radio hören sollen. "Wer fühlen will, muss hören" ist meiner Meinung nach kein ausreichender Grund.
 
Umfragen bestätigen ja, dass ein Drittel der Deutschen (oder waren es sogar 40%?) überhaupt nicht Radio hören.

Radiofreund, du bist nicht der Einzige, der hier ab und zu mit solchen Zahlen hausieren geht, ich weiß. Aber vielleicht kannst Du dazu eine Quelle nennen? Das wäre nämlich sehr hilfreich.

Denn die bekannteste Studie (ARD-ZDF-Langzeitstudie) zu diesem Thema stellt seit 30 Jahren kontinuierlich Bindungs- und Nutzungsgewinne des Radios fest und gibt eine Tagesreichweite von 85% (Ø Mo-So, Stand 2000).

Vielleicht hast Du ja neuere Zahlen?
 
Was Beyme bzw. Roesselman schreiben stimmt. Das lässt sich tatsächlich mit der Maslow-Pyramide vergleichen. Das wichtigste ist wohl für die meisten die Musik. Aber man kann sicher auch vom Hörer als Nutzenmaximierer i.S. eine homo oeconomicus sprechen.

Wenn es einen Klassik-Sender und einen AC-Sender gibt, dann ist die Wahl sicher einfach. Da findet der Hörer schnell den Sender mit dem höchsten individuellen Nutzen. Wenn es aber, wie in Berlin, mehrere Sender gibt, die sich von der Musik her kaum unterscheiden, kommen die anderen Programm-Elemente ins Spiel. Deren Bedeutung ist zwar für die Einschaltentscheidung geringer, jedoch trotzdem vorhanden.

Wichtig ist natürlich auch, was gesagt wird. Auch hier kann man wieder von einer individuellen Nutzenauswertung ausgehen. Sinnvoll ist natürlich eine Ausrichtung des Wortprogramms auf die Hörer-Cluster, die auch mit der Musik erreicht werden (sollen). Also: ausführliche, aktuelle Star-News bei 91.4 würden wohl eher weniger Sinn machen, während sie bei RTL eher passen würden...

so seh ich das.. ;)

..achja..vergessen: Ich hab ja nebenan auch diese Grafik anhängen. Mal angenommen, die Dimension, die in die Tiefe geht wäre die Musik und ein Sender "D" hängt von der Musik her exakt auf der Position von "C", dann kann "D" sich natürlich geschickt durch ein außergewöhnliches Wortprogramm differenzieren(würde also, angenommen, die die vertikale Achse ist das Wortprogramm, über "C" hängen) - Natürlich muß man vorher researchen, ob es genug Hörer gibt, die ein Musik-Programm auf dem Level von C/D verbunden mit einem anderem Wortprogramm hören wollen...aber das wird ja auch gemacht...
 
Das Thema Musik im Radio hat mich vor Jahren schon beschäftigt und ich habe mit Studenten eine Umfrage gemacht und da wurde die These bestätigt: ca. 80% hören Radio wegen der Musik !

ABER ( jetzt kommt das große ABER !):
Wir haben diese 80% dann noch näher nachgefragt und gesagt:
Wir geben ihnen eine Sammlung CDs, die so groß ist wie die des Radios, würden Sie dann statt dem Radio dem CD-Player zuhören bzw. warum hören sie nicht statt Radio die eigene CD Sammlung an ?
Darauf kamen folgende Antworten: Ich habe selber viele CDs aber Ich will eine Begleitung haben, beim Radio SAGT mir noch jemand was dazu, da bin ich nicht allein, bei meinen eigenen CDs ist es keine Überraschung - da weiß ich immer schon was als nächstes kommt, ich höre schon auch meine eigenen CDs, aber Radio höre ich, wenn ich mehr als Musik brauche, eben einen Menschen, Infos, was Lustiges usw. und nicht nur die Musik alleine, beim Radio ist es überraschend, welche Musik kommt, nicht nur, die ich kenne. Es ist irgendwie so, daß da noch ein Mensch ist, mit meinen eigenen CDs bin ich alleine.

Wohlgemerkt diese Antworten kamen nur von den Personen, die vorher erklärt hatten, sie schalten das Radio nur wegen der Musik ein ! Man kann diese Antworten unisono so zusammenfassen: Wer Radio hört, will mit der Musik nicht alleingelassen werden !

Es ist kurios:
Die Statistik sagt: Die allermeisten Radiohörer schalten nur wegen der Musik ein. Aber wenn dann ein Radiomacher ein reines Musikradio ohne Moderator, ohne Nachrichten ohne jedes Wort ( außer Werbespots) machen würde, dann würde dieses Radio aber KEINEN Erfolg haben, weil dann würde dieses Radio nicht besser als der eigene CD-Player sein.

Musik ist sehr wichtig im Radio und man darf aber nicht in den Irrtum verfallen, daß ein Beseitigen des "unwichtigen", "störenden" Wortes dann automatisch dieses Radio erfolgreich macht.

Man braucht das Wort beim Radio wie die Vitamine im Körper.
Jeder Mensch nimmt ja auch zu 99% Eiweiß - Fett - und Kohlehydrate zu sich. Der verschwindend kleine Prozentsatz an Vitaminen ist aber LEBENSWICHTIG !

Daher: Gutes Wort ( interessant, sympathischer Moderator, humorvoll, mitfühlend, kompetent...) ist LEBENSWICHTIG für ein Radio.

( Natürlich kann es, wie es eine Vitaminvergiftung gibt, auch eine Wortvergiftung geben.)

Aber Radio ohne Wort ist kein Radio mehr !
Allerdings: Über Menge und Qualität kann man streiten.
Es gibt kurze schlechte Wortbeiträge und lange, sehr gute, die Hörer fesseln können. Hier ist auch nicht die Kürze allein ein Qualitätsmerkmal !

Also: Wort und Musik sind für das Radio GLEICH wichtig.
Die MENGE ist ungleich, nicht aber die NOTWENDIGKEIT
beider Elemente !

Gutes Wort ist das Gewürz, die Musik die Speise des Radios !
Mit gutem Wort kann ich das Radiomenu schmackhafter machen, bzw. sich von anderen Mitbewerbern hervorheben.

Im übrigen ist aber schon ein Trend wieder zu mehr Wort festzustellen: Talkradios in den USA an der Spitze, Milliarden von CDs werden jedes Jahr nicht nur gekauft, sondern noch mehr kopiert und diese vielen privaten Tonträger müssen ja auch irgendwann gehört werden und das geht zu Lasten des Musikkonsums im Radio.
Wie in den USA beobachtet: Da dudelt stundenlang der eigene Player dahin und irgendwann schaltet dieser Hörer dann ein Radio ein, bei dem nur "getalkt" wird. Dann schaltet er dieses Talkradio wieder aus und seine eigene Musik wieder ein.
Hier holt sich der Hörer die Lust am Wort und an der menschlichen Begleitung durch vorhergehenden, alleinigen Konsum der eigenen Musik. Irgendwann will er dann wieder eine "Ansprache" haben und schaltet ein Talkradio ein. Natürlich hat er irgendwann vom Talk wieder genug und geht zu den eigenen CDs. Er würde beim Radio bleiben, wenn dieser ihm die gerade richtige Mischung von Wort und Musik anbieten würde.
Aber NUR Musik ist es auch nicht !

Das Dilemma vieler Diskjockey-"Musiksender" - Radiomacher: CDs auflegen bzw. Musikcomputer programmieren ist sehr, sehr leicht im Vergleich zur Gestaltung einer Sendung mit viel interessantem Wort !
Playlist runternudeln und nur Claims aufsagen, das ist der einfache, billige Weg. Nur: Das kann jeder selber und das ist kein Anreiz mehr, in der Zukunft das Radio einzuschalten.

Die Zukunft des Radios - mit der Digitalisierung würde ein Verzehnfachung der Frequenzen einhergehen - kann nur in der Spezialisierung liegen. Spezielle Musik mit speziellem Wort !
Es gibt allerdings immer noch viele, die würden, auch wenn es in einer Stadt nach Digitalisierung schon 99 "Musik-Hitradios ohne Bla Bla" ( = der Claim) gabe, dann das hundertste "Allerbeste-Mainstream-Hitradio mit noch weniger Bla Bla" machen.

Wie sollen denn viele neue Radiofrequenzen gefüllt werden, als mit neuen, speziellen Inhalten ! Entweder spezielle Musik - und die will mit kompetetem, speziellem Wort erklärt werden - oder spezielle Wort-Sender.

Übrigens kosten Talkradios kaum mehr als Musikradios: Man hat mehr teurere Moderatoren, die mit den Hörern diskutieren, aber man zahlt keinerlei GEMA-Gebühren.

Nochwas zur Musik und der These aus Amerika des Hitradios mit den 40 besten Hits. ( Die Geschichte, daß einer beobachtet hat, daß in einer Musikbox in einer Kneippe von 100 Titeln bestimmte 40 Hits am allermeisten gedrückt werden). Daraufhin entstand das Hitradio-Format, das nur eben diese 40 besten Hits ständig spielte.

Ich habe bei einem Verwandten in den 70er Jahren, der da noch eine Musikbox hatte in seiner Gastwirtschaft, dann die Hälfte aller Platten rausgegeben und eben auch nur die dringelassen, die vorher oft gespielt wurden.
Das Ergebnis: Die Musikbox wurde insgesamt um die Hälfte weniger benützt, obwohl die fehlenden Platten vorher bei weitem nicht die Hälfte der Spielzeit ausmachten. Scheinbar sind die wenig gespielten Platten auch sowas wie notwendige "Vitamine" gewesen, damit man dann die Haupthits wieder gerne hört.
Der Mensch will scheinbar auch wählen können, wenn er nicht mehr wählen kann, sondern andere für ihn die Vorauswahl getroffen haben, dann fühlt er sich bevormundet und nicht mehr so ernst genommen.
Viele Hitradiomacher beachten dieses psychologische Moment des Bevormundens, des nichts mehr Auswählen-könnens nicht !
Es entsteht kein perönlicher Bezug zu dieser Musik mehr ! Sie ist einfach da und man kann selbst nichts dazu tun. Früher konnte man wenigstes seine eigene Lieblingssendung auswählen.

Damit kommen wir schon wieder zum Wort: Das Wort, das die Musik erklärt oder daß das ein Hörerwunsch von der Gabi ist, schafft Beziehung, menschliche Bindung zu gespielten Musik.

Die Computergesteuerte Musik in vielen Radios ist für den Zuhörer
beziehungslos !

Welcher Radiosender traut sich folgenden Versuch: Laßt doch Eure Moderatoren mal 2 Stunden pro Woche Musik machen, die nur er selbst und seine Hörer wollen und schaltet mal den Selector ab.
Laßt ihn die Hörer live folgendes fragen:
1.) Was soll ich jetzt auflegen - wünschen Sie sich einen Titel !
2.) Ich habe hier 10 neue, noch unbekannte CDs. Welche davon soll ich ihnen vorstellen und sagen sie mir dann, ob sie ihnen gefallen hat . Sagen sie mir eine Nummer zwischen 1 und 10, dann schauen wir, wieviele Tracks da droben sind und dann sagen sie mir nochmal, welchen Track wir spielen sollen.
Dann entscheiden wir, ob das ein Supertitel war oder Mist und den spielen wir dann nie wieder !
3) Genauso mit Oldies: Ich habe hier einen Sänger, da wette ich, daß sie den nicht kennen - falls sie ihn doch kennen, rufen sie mich sofort an. Ich möchte doch wissen, warum sie ihn kennen - war der so gut ?

So verbindet man Wort mit der Musik und alle sind ernstgenommen und gleich wichtig. Sie verlieren vielleicht ein paar Berieselungshörer und gewinnen jede Menge ZUhörer, wenn zu viel gequatscht wird. Aber die reinen Berieselungshörer hat man bald ohnehin schon verloren an die eigenen CD-Player bzw. was soll ich mit "Nicht-Zuhörern", die nur eingeschaltet haben. Noch dienen sie als MA - Futter, noch, noch...!

So, das ist schon wieder viel zu lang geworden ! Tut mir leid !
 
@ musicology




APA0563 5 KA 0257 MA 07.Mai 02

Medien/Fernsehen/Kultur/Umfrage/EU

99 Prozent der Europäer haben mindestens einen Fernseher

Utl.: Hälfte liest täglich Zeitung - Kinogehen und Fotografieren
wichtige Freizeitbeschäftigung =

Brüssel (APA) - Das Fernsehen eint die EU-Bürger: 99 Prozent haben einen Fernseher, 97,6 Prozent nutzen ihn auch regelmäßig, geht aus einer Umfrage von Eurobarometer hervor, die im Herbst 2001 durchgeführt und heute, Dienstag in Brüssel veröffentlicht wurde. Am meisten werden laut Umfrage Nachrichten gesehen (88,9 Prozent), gefolgt von Filmen (84,3 Prozent), Dokumentarfilmen (61,6) und Sport (50,3 Prozent). Fast 60 Prozent der EU-Bürger hören aber auch täglich Radio.

Zur täglichen Zeitungslektüre kommen etwas weniger als die Hälfte der EU-Bürger (46 Prozent), die Finnen, Schweden, Deutschen und Luxemburger liegen deutlich über dem Durchschnitt. "Nie" lesen aber nur 12,7 Prozent der EU-Bürger eine Zeitung.

Eine Mehrheit der EU-Bürger gab auch an, in den letzten 12 Monaten zumindest ein Buch gelesen zu haben, wobei in Schweden Finnland und Großbritannien lesen als Freizeitbeschäftigung besonders beliebt ist. Hingegen haben in Portugal (67,3 Prozent) und Belgien (58,3 Prozent) eine Mehrheit in den vergangenen 12 Monaten kein Buch in der Hand gehabt.

Bei der Musik sind Rock und Pop-Musik in der Regel die Favorisierte Richtung. In Österreich steht hingegen Volksmusik an erster Stelle, 44,8 Prozent der Befragten hörte sie regelmäßig, während es im EU-Schnitt 29,9 Prozent sind. Auch klassische Musik hören laut Umfrage 28 Prozent der EU-Bürger.

Häufigste kulturelle Aktivität der Menschen Europas ist der Gang ins Kino gefolgt von Bibliotheken und dem Besuch historischer Denkmäler. Selber künstlerisch aktiv waren die Europäer vor allem mit Fotografieren bzw. Filmen, mit Tanzen und mit Singen.

(S E R V I C E: Eine Zusammenfassung der Ergebnisse und der verwendeten Stichprobe wurde veröffentlicht unter: http://europa.eu.int/comm/public_opinion/archives/eb/ebs_158_de.pdf)
(Schluss) tsk/whl
 
@ pirni:

War überhaupt nicht zu lang, im Gegenteil, sehr interessant. Und, wie wir schon des öfteren in diesem Forum festgestellt haben: "Zu lange Wortbeiträge" gibt es nicht, höchstens "zu langweilige". Und langweilig war Deiner gewiß nicht.

Zudem entsprach er genau meiner Meinung und ich finde das von Dir vorgeschlagene Experiment klasse. Leider wird sich das kein Sender trauen, schon deshalb, weil die Heinis, die bei unseren Größtehitsderachtzigerundneunziger-Abdudlern "moderieren", zu so etwas gar nicht imstande wären, denn das setzt erstens die Fähigkeit voraus, eigene Moderationen zu formulieren, erschwerenderweise spontan, zweitens die Fähigkeit zur echten Kommunikation mit den Hörern und drittens Ahnung von Musik. Wo sollen diese Leute denn beim Dudelfunk herkommen?

Und im übrigen werden uns die "das ist nun mal so und das geht in Deutschland auch nicht anders"-Vertreter sicherlich bald mitteilen, daß Radio hierzulande nunmal so ist und auch gar nicht anders geht.
 
Original geschrieben von Pirni
In Österreich steht hingegen Volksmusik an erster Stelle, 44,8 Prozent der Befragten hörte sie regelmäßig, während es im EU-Schnitt 29,9 Prozent sind.

Das ist nicht uninteressant, denn soweit ich das beobachten konnte, hat doch der ORF inzwischen fast alles, was mit Volksmusik und volkstümlicher Musik zu tun hatte, aus dem Programm gekegelt und durch Oldies-mit-Gähnfaktor ersetzt...
 
Glaubwürdigkeit

@pirni

Vielen, vielen Dank für die ausführliche, super recherchierte Information!

Ich hätte da noch eine Ergänzung:

In der "Glaubwürdigkeit" der einzelnen Medien bildet der private Hörfunk weit abgeschlagen das Schlusslicht (die Studie ist zwar von 2001/02, aber ich denke immer noch aussagekräftig)

Frage: Welches Medium ist am glaubwürdigsten?

Tageszeitungen 41%
öffentlich-rechtliches Fernsehen 31%
öffentlich-rechtlicher Rundfunk 11%
privates Fernsehen 7%
privater Hörfunk 2%

Quelle:
http://www.tz-media.de/pdf/forschung-10.pdf
 
Pirni in guter alter Qualität!

Eine Ergänzung zu den Berieselungs - und den ZUhörern: Die möglicherweise wegzappenden Berieselungszuhörer mögen zunächst als "MA-Futter" fehlen. Die ZUhörer sorgen mittelfristig aber auch für einen positiven Imagetransport. Es gibt ja diese Sendungen, die zwar noch lange nicht alle hören, aber wer weiß wie viele kennen. Und nennen, wenn Sender abgefragt werden. Diese Sendungen sind nie claimgefüllte Musikprogrammierungen, sondern von Menschen transportierte Musikinhalte.

Habe selbst eine Zeitlang eine schleppend laufende, aber durchgeclaimte Wunschsendung moderiert. Mit weit weniger Claims, aber direkterem Hörerkontakt. Bis ich nach kaum einer Handvoll Wochen soweit war, dass ich nicht mehr alle Wünsche eines Tages spielen konnte. War für den Sender quasi "neu in ihrem Radio". War sicher nicht meine "Personality".

Außerdem: Das recherchieren von Hintergrundinformationen zur Musik macht ja nicht nur Arbeit, es macht auch Spaß und hörerverträglich rübergebracht bringt es einem auf der Studiohotline Anrufe der Art, das sei ja interessant, "was Sie alles über die Musik wissen", es mache richtig Spaß da zuzuhören. "Spaß" und "ZUhören" waren bei solchen Anrufen - die natürlich nicht repräsentativ sind, weil der Normalhörer nicht anruft :D, hört man ja immer wieder aus Berater- und PD-Kreisen - die wichtigsten Worte.

Insofern ist Musik sicherlich das Wichtigste für die meisten Sender, es ist aber nur die Basis, auf der dann etwas Identität und Beziehung Schaffenendes aufgebaut werden muss. Wer das unterlässt, ist wie einer, der einen großen fruchtbaren Acker kauft und ihn nicht bestellt. Eigentlich rausgeschmissenes Geld.
 
Danke Pirni für die Quellenangabe. Daraus aber abzuleiten, daß 40% der Europäer gar kein Radio hören, ist nicht richtig. Eine bessere Aussagekraft hätte der 14-Tages-Wert (WHK). Und diese besagten 60% ist ja auch der Durchschnittswert aller EU-Länder.

In Deutschland ist wie gesagt letzter Stand (2000), daß jeden Tag 85% der Deutschen Radio hören. Außerdem hat 2000 das Radio erstmals das Fernsehen in der Bindung überholt, d.h., die generelle Wertschätzung des Radios ist höher als die des Fernsehens.

Weiter ist Radio das meistgenutzte (Dauer) Medium am Tag mit 206 Minuten/Tag. Und daß Radio ein Begleitmedium ist, würde ich sogar als dessen Stärke ansehen, denn welches andere Medium kann ich neben meiner Hauptbeschäftigung konsumieren?
 
Musicology, deine 85% kann ich nur bestätigen für die Angabe "Was nutzen sie mehrmals pro Woche". Die Quelle: mediendaten.de. 83,1 % sind es, die mehrmals pro Woche, aber nicht unbedingt täglich Radio hören. Aber Du hast recht, in Zukunft werde ich mich genauer informieren, bevor ich Zahlen nenne.

Der Entwicklung zu mehr Sparten sehe ich eher kritisch. Das muss ja zwangsläufig zum Zappen auch beim Radio führen. Wer ist schon so einseitig, sich längere Zeit nur ein eng definiertes Musikprogramm oder ein Wortthema anzuhören. Und wollen sich die Radiomacher wirklich diesem Zapping-Risiko aussetzen? Nicht umsonst werben die Dudler ja alle mit der großen Vielfalt, ob sie sie haben oder nicht.

Und Minderheiten-Sparten, die in Vollprogrammen bisher mitgetragen wurden, könnten bei einer reinen Sparten-Radiolandschaft ganz unter den Tisch fallen.

Pirni (zum Vitamin-Vergleich), gestern Nachmittag lief auf SWR2 eine Sendung zur Zukunft der Kulturwellen. Ich glaub es war die Programmchefin, die sagte, SWR2 sei wie gesundes Schwarzbrot, während sonst überall Weißbrot zu hören sei.
 
So, jetzt von hinten nach vorne:
@musicology:
Könntest Du vielleicht auch bitte Deine Quellen nennen, wenn Du schon Pirni darum gebeten hattest? :)

@der beobachter:
Deine Nebenbemerkung "die natürlich nicht repräsentativ sind, weil der Normalhörer nicht anruft" hat mich auf weitere Dinge gebracht, die ich unten erläutern möchte.

Aber zunächst, @Pirni:
Vielen vielen Dank für dieses lange und ausführliche Statement! Es trifft exakt auch meine Meinung.

Ich kann diese ganze Geschichte noch aus einem anderen Blickwinkel betrachten, da meine Erfahrungen aus dem Internet im Endeffekt auch ein bisschen als Experimente für "richtiges Radio" gesehen werden können.

Hier kann ich mich allerdings leider nicht auf Statistiken, sondern nur auf eigene Betrachtungen, allerdings von mehr als nur einem Internetradio-Angebot, stützen.
Dabei stellte sich heraus, dass für eine handvoll Hörer, ein von einem Moderator persönlich gestaltetes und sehr personengebundenes Musikprogramm viel größeren Zuspruch fand und vor allem eine sehr hohe Bindung ermöglichte.
Im Gegensatz dazu nonstop Musikangebote (Portale etc.) mehr die Masse ansprachen, die sich aber an das Angebot nicht band. Diese Portale konnten alle mehr oder weniger nach einigen Monaten die Pforten schließen.

Warum? Weil tatsächlich grundsätzlich für den Nicht-Informationsbedürftigen-Hörer erst einmal grundsätzlich das Verlangen nach viel Musik, möglichst neuem oder altem (überraschendem, das man schon lange nicht mehr gehört hat), im Vordergrund steht.
Doch leider wird dies auf Dauer sehr langweilig, genauso wie die eigene Musiksammlung. Und selbst das Wechseln auf verschiedene Kanäle entspricht eigentlich nur dem Wechseln der eigenen CDs/mp3s.
Zudem bedeutet dieses Wechseln Arbeit, die man eigentlich nicht leisten möchte. Der Hörer möchte eigentlich dafür jemanden haben, der dies scheinbar für ihn tut.

Zum anderen haben aber die speziellen sehr-personenbezogenen Moderatoren im Internet deswegen nur eine handvoll Hörer, da sie damit schließlich nie die Masse ansprechen können.

Eine Moderation, die möglichst alle anspricht, also die Schnittmenge, entspricht wohl genau dem, was wir von den Dudelsendern kennen, die noch moderieren.

Und da möchte ich nun noch einmal das oben erwähnte Zitat von "der beobachter" heranziehen: Für Privatsender zählt einzig und allein die Vermarktung ihrer Werbung, und damit nicht der Hörer, der sich für das Programm interessiert, sondern der Normalhörer, der nicht anruft und der auch nicht wirklich hinhört. Denn ein Hörer, der hinhört, der darauf achtet, was sein Sender spielt oder der Moderator sagt, der ist sicherlich auch zu intelligent, um sich durch plumpe Werbung manipulieren zu lassen, und das ist ja nicht im Sinne der Werbewirtschaft.

Genau: Die wollen dumme Hörer!
Doch diese sind wenigstens so intelligent, dass sie irgendwann abschalten.

So, und nun haben wir das Dilemma!
 
Original geschrieben von radiosi

Warum? Weil tatsächlich grundsätzlich für den Nicht-Informationsbedürftigen-Hörer erst einmal grundsätzlich das Verlangen nach viel Musik, möglichst neuem oder altem (überraschendem, das man schon lange nicht mehr gehört hat), im Vordergrund steht.
Doch leider wird dies auf Dauer sehr langweilig, genauso wie die eigene Musiksammlung. Und selbst das Wechseln auf verschiedene Kanäle entspricht eigentlich nur dem Wechseln der eigenen CDs/mp3s.
Zudem bedeutet dieses Wechseln Arbeit, die man eigentlich nicht leisten möchte. Der Hörer möchte eigentlich dafür jemanden haben, der dies scheinbar für ihn tut.

Das nennt man "parasoziale Funktion" des Radios. Das heißt, es erweckt beim allein hörenden Menschen das Gefühl, dass er nicht allein ist, dass jemand für ihn in der Nähe ist. Diese Funktion des Radios wird dem Hörer selten bewusst, ihr Vorhandensein ist aber unstrittig und bildet teilweise auch den Schlüssel für die Erklärung eines Programmerfolgs oder Misserfolgs.
 
Bei mir ist das inzwischen so:

Ich höre auch immer öfter eigene CDs. Besonders auch im Auto - und da vor allem wenn ein andere mitfährt mit dem ich mich unterhalten kann. Radio hauptsächlich ab und zu mal Wortsendungen. Nachrichten usw. hol ich mir aber immer mehr übers Fernsehen.

Dudelradio im Hintergrund halt ich aber irgendwie meistens gar nicht aus, ist einfach nicht meine Musikrichtung. Ab und zu fahr ich ein Auto dass nur Radio (keine Kassette/CD oder sonstwas) hat, das führt dann meistens zu Zaporgien über die Dudelsender, Wortsender kosten mir zuviel Aufmerksamkeit beim Auto fahren, also bleibt das Radio dann oft ganz aus oder (auf Autobahnen) auf ARI-stumm.
 
Das wird wirklich spannend in der näheren Zukunft, wenn fast jedes Autoradio einen Einschub für den Memorystick o.ä. hat und die Menschen ihre eigene, ständig neue Musikzusammenstellung hören. Dann kann der Nutzwert des Radios für den Hörer nur noch im Wort bestehen - und im Ersthören eines Musiktitels, den er sich dann bei Gefallen über Kazaa und Konsorten auf den Memorystick holt.

Was mir heute völlig fehlt, ist die Hintergrund-Info zur Musik. Es ist schon selten genug, dass man Titel und Interpret erfährt - aber kurze Inhaltsanaben oder Übersetzungen sind völlig abgeschafft. Mich hat genau das in früheren Zeiten sehr interessiert.
 
:( Leider sind die meisten sgnt.Moderatoren nicht mehr in der Lage eine Hörerbindung zu erzeugen.Sie sind nur noch Claimbeter und austauschbar.Durch die Medien wie Internet und MP3 macht sich die junge Generation eh ihre eigene Musik,ohne Radio.Jeder hat einen MP-3Player,bald auch in jedem Auto.Man brennt eine MP3- CD mit bis zu 190 Titeln.Braucht auf einer Reise von Hamburg bis München eventuell nur einmal die CD wechseln und hat mehr Musik,als jeder Private Flachfunker.Und muss nicht das dumme Claimebeten und Werbung ertragen.Der Verkehrsfunk kommt bei richtiger Einstellung dann von den Öras.Wozu noch privaten Dudeldummfunk?
 
@radiosi: wie oben gesagt

-> Christa-Maria Ridder & Bernhard Engel: Massenkommunikation 2000. Ergebnisse der 8. Welle der ARD/ZDF-Langzeitstudie zur Mediennutzung und -bewertung, in: Media Perspektiven 3/2001, 102–125.

Und davon, die Wirkung von Werbung mit der "Intelligenz" der Hörer in Verbindung zu bringen, halte ich nichts. Es gibt Mechanismen, die wirken, egal wie "intelligent" jemand ist.

Auch die These "Dudelfunk hat dumme Hörer" würde ich so nicht unbedingt gelten lassen. Denn jeder Mensch hat das Bedürfnis nach Entspannung und Ablenkung. Außerdem: was ist schon "Dudelfunk"? Das sieht doch jeder anders...
 
Re: Re: These: Für den Großteil zählt nur die Musik !

Original geschrieben von berlinreporter
Das wird wirklich spannend in der näheren Zukunft, wenn fast jedes Autoradio einen Einschub für den Memorystick o.ä. hat und die Menschen ihre eigene, ständig neue Musikzusammenstellung hören. Dann kann der Nutzwert des Radios für den Hörer nur noch im Wort bestehen - und im Ersthören eines Musiktitels, den er sich dann bei Gefallen über Kazaa und Konsorten auf den Memorystick holt.

Die unbegrenzte kostenlose Verfügbarkeit von Musik über MP3-Tauschbörsen wird nicht in alle Ewigkeit bestehen bleiben. Und den meisten Menschen ist es doch schlicht und einfach zu anstrengend, sich ständig neue Musik aus dem Netz zu saugen. Die Kids lieben es natürlich, aber mit zunehmendem Alter und zunehmender beruflicher / familiärer Auslastung sinkt doch die Bereitschaft, die MP3-Sammlunjg ständig up-to-date zu halten.

So wie trotz Videorecorder und DVD das Fernsehen weiterlebt, wird auch das Radio seinen Platz behalten.
 
@ pirni

Ich kann Deinem Posting im Wesentlichen zustimmen. (Was??? Was ist passiert????) Ich denke auch, dass Radio den Hörer begleiten muss. Nun können wir uns aber darüber streiten, was es bedeutet, den Hörer zu begleiten. Ich denke schon, dass in einem "normalen" Hintergrundradioprogramm gewisse Grundinformationen ausreichen. Völlig recht hast Du mit Deiner These bezüglich der Moderatoren. Jemand, der schon Claims nicht nett verpacken kann, wird wohl ordentlich scheitern, wenn er sich auch noch den Inhalt seiner Moderation selber ausdenken muss.
Dein Versuch klingt nett, allerdings würde ich Dir da zu bedenken geben, dass der "Durchschnittshörer" vermutlich gar kein Interesse daran hat, derart stark einbezogen zu werden. (Das läuft wieder auf die Frage hinaus: "Wieviele Hörer nehmen an einem Gewinnspiel teil?") Die Gefahr ist also groß, dass Du dort immer wieder die selben Teilnehmer hast und der Rest - der weitaus größer sein dürfte - hinten herunter fällt.
Im Zuge der Medienentwicklung (blablabla, ich wiederhole mich) hat es eine Veränderung der Stellung des Radios gegeben. Demnach hat der Hörer heutzutage nicht mehr eine derartige Bindung wie Du damals gehabt haben dürftest.
Im übrigen würde ich eine größere Vielfalt im Radio begrüssen. Da ich sie aber auch nicht bezahlen will (bzw. den Sender unterstützen möchte, der sich auf die weniger lukrative Zielgruppe stürzt), bin ich ein bisschen vorsichtig mit derart vollmundigen Forderungen.
Die Hexe
 
Re: Re: Re: These: Für den Großteil zählt nur die Musik !

Original geschrieben von Clara aber mit zunehmendem Alter und zunehmender beruflicher / familiärer Auslastung sinkt doch die Bereitschaft, die MP3-Sammlunjg ständig up-to-date zu halten.
Nicht nur die Bereitschaft - auch der Wunsch! Irgendwann kommt fast jeder in ein Alter wo er/sie neue Musik kaum noch annimmt - und sich darüber aufregt, dass man die Musik aus der guten alten Zeit nicht mehr hört:D ich gehöre inzwischen auch dazu. Dann ist man aber auch raus aus dem Zielpublikum der meisten Privaten.
 
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