Tom Buhrow: "Wir müssen die große Reform wagen, jetzt"

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Wenn ARD und ZDF es nicht einmal schaffen, EINE GEMEINSAME öffentlich-rechtliche Mediathek zu starten

Das hat eher etwas mit dem Wettbewerbsrecht als mit dem Willen zu tun (siehe auch hier: https://winfuture.de/news,66898.html).

Natürlich dürfte sich der Markt seit 2011 aufgrund der Streaming-Dienste verschoben haben. Ob das Bundeskartellamt das auch so sieht (wie definiert man den Markt genau? Sind es Videoinhalte? Öffentlich-rechtliche Videoinhalte? Etwas anderes?) und wie sich die Privatsender daraufhin verhalten (sehen sie sich als Wettbewerber? Wird geklagt?) bliebe abzuwarten.
 
Also erstmal nicht alles durcheinander werfen. "Germanys Gold" war ein gemeinsames Angebot von ARD und ZDF, welches gegen cash bzw. mit Werbung zugemüllt, veranstaltet von Drittanbietern kurzzeitigt am Markt war.
Das ist aber mittlerweile 10 Jahre her. Das Bundeskartellamt hat dem völlig zu Recht einen Riegel vorgeschoben. Das was da jetzt angedacht war, hatte mit dem aber nichts mehr zu tun, denn die ÖRs dürfen online nunmal keine Werbung machen, was zum damaligen Zeitpunkt noch anders war.
Das ganze Projekt scheint sich nun aber so oder so in Luft aufzulösen, da nun plötzlich das ZDF nicht mehr will.
Himmler schießt sich damit selbst ins Knie, denn es ist dem geneigten Gebührenzahler nunmal nur schwer zu erklären, warum er zwei Meidatheken finanzieren soll, wenn es eine auch tut. Den Vorwand, dass man sich von der ARD unterscheiden müsse, halte ich für ziemlich weit hergeholt, denn das ließe sich auf der Startseite auf einfachste Weise lösen.
 
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Interessiert verfolge ich von Anfang an diesen Faden. Nun melde ich mich zu Wort, weil ich genau diese Entwicklung vorhergesehen habe:
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(Quelle: ARD-Text von Weihnachten 2022)

Genau wegen dem Konflikt zwischen den beiden großen TV-Sendern wird sich nichts ändern.
 
Wo bitte stehen denn ARD und ZDF im Wettbewerb? Die (politischen) Unterschiede zwischen den beiden Programmen aus der Gründungszeit sind doch lange schon Geschichte.
 
Genau wegen dem Konflikt zwischen den beiden großen TV-Sendern wird sich nichts ändern.
Da könnte was dran sein, denn zum Beispiel diese "verteilte Macht bei der Wahlberichterstattung" ist vom ZDF-Intendanten an den Haaren herbeigezogen. Während sich die Dritten an den Wahlabenden zumeist auf die lokalen Landesebenen konzentrieren, hat Das Erste eher die bundespolitischen Sichtweisen im Blick. Da brauchts überhaupt keine zusätzliche Berichterstattung vom ZDF.
 
Darüber könnte man jetzt vortrefflich streiten. Unterm Strich ist der Umstand aber nicht relevant, denn die Prognosen erstellt ja nicht das ZDF oder die ARD, sondern die Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF bzw. infratest dimap für die ARD.
 
Darüber könnte man jetzt vortrefflich streiten.
Eigentlich weniger.
Unterm Strich ist der Umstand aber nicht relevant, denn die Prognosen erstellt ja nicht das ZDF oder die ARD, sondern die Forschungsgruppe Wahlen für das ZDF bzw. infratest dimap für die ARD.
Und beauftragt werden die Umfragen von wem und berichtet wird anhand der Umfrageergebnisse von wem? Wohl kaum von den beiden Meinungsforschungsinstituten. Da berichtet ARD und ZDF soweit ich das aus den letzten Jahren weiß. Und da war das ZDF immer näher dran als die ARD.
 
Und abgesehen mal davon, um wieviel zehntel Prozentpunkte die Prognosen sich unterschieden haben, worin bestand dann der Unterschied in der Berichterstattung? Alle hatten die gleichen Interviewgäste, die gleichen Fragen, die gleichen Talkshows, und welche Überraschung: Bei beiden Sendern kam am Ende das gleiche amtliche Endergebnis heraus. Ich sehe nicht wirklich einen Qualitätsunterschied zwischen ARD und ZDF.
 
Nochmal, weil du das offenbar nicht zu verstehen scheinst. Beide Umfragen/Prognosen etc. werden weder von der ARD noch vom ZDF durchgeführt. Man beauftragt dafür externe Unternehmen, die sich mit sowas auskennen. Beide Anstalten haben auch keinerlei Einfluss auf die Methodik der Erhebungen etc. pp. und damit auch keinen Einfluss auf das Ergebnis der Prognose. Daher kann man weder die eine noch die andere Anstalt für irgendwas in Haftung nehmen, was die Zahlen jener Prognosen angeht. Warum sollte man am Ende auch? Prognose ist Prognose und weiter nichts. Was am Schluß zählt ist das Endergebnis. Und dass das je nach dem wie man die Erhebung durchführt, mal mehr mal weniger von der Prognose abweichen kann, liegt in der Natur der Sache.
Übrigens wird man auch nicht müde immer wieder zu betonen, dass diese Zahlen von infratest-dimap bzw. von der Forschungsgruppe Wahlen kommen, eben weil sie nicht das ZDF oder die ARD ermittelt hat.
 
Ich finde es gut, dass es einmal die ARD und dann das ZDF gibt. Ein ARD 1 und ARD 2 wäre hier ein großer Nachteil, weil das ZDF ganz anders als die ARD aufgestellt ist. Man kann an anderen Stellen sparen. Ich könnte mir gut und gerne mehr bundesweite Rundfunkwellen vorstellen, die nicht der jeweiligen Anstalt im Land unterstellt ist. 4-5 Programme bundesweit 4-5 Programme halt landesweit
 
... und wi(e)der ein Beispiel für ÖR-Basis-Kritik:
Nochmal, weil du das offenbar nicht zu verstehen scheinst. Beide Umfragen/Prognosen etc. werden weder von der ARD noch vom ZDF durchgeführt. Man beauftragt dafür externe Unternehmen, ...
Das berühmte: "Outsourcing!" ... Die ÖR kassieren zwangsweise den 'Rundfunkbeitrag' als Zwangs-Abgabe ein: "Kohle ohne Ende!" ... Die KEF als Schein-Controlling? - "Geschenkt!"
 
Mir geht es um den verantwortungsvollen Einsatz der Rundfunkbeiträge. ARD und ZDF sollten besser zusammen arbeiten; Arbeitsteilung auch bei der Wahlberichterstattung. Es geht um die sachliche Analyse der von externen Instituten gelieferten Zahlen.
Buhrow und Gniffke deuten den Reformbedarf an. Im Bereich Hörfunk wünsche ich mir mehr Zusammenarbeit zwischen den Länderanstalten.
 
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ARD und ZDF sollten besser zusammen arbeiten; Arbeitsteilung auch bei der Wahlberichterstattung.
Da wäre ich bei dir. Allerdings hat es andersrum betrachtet durchaus etwas mit der oft geforderten Pluralität zu tun, wenn die ARD die Zahlen des einen Institutes nimmt und das ZDF die Zahlen des anderen. Ob das immer sinnvoll ist, da sich die Zahlen in den Erhebungen ja ohnehin meist nur geringfügig unterscheiden, steht dann wieder auf einem anderen Blatt.
 
Warum nehmen nicht beide zusammen beide Zahlen? Es muss doch nicht zwei Anstalten geben, damit man zwei verschiedene Meinungsforschungsinstitute beauftragen kann.
 
Nochmal, weil du das offenbar nicht zu verstehen scheinst. Beide Umfragen/Prognosen etc. werden weder von der ARD noch vom ZDF durchgeführt. Man beauftragt dafür externe Unternehmen, die sich mit sowas auskennen.
Falls du mich meinen solltest. Bestreitet auch keiner.
Ich bleibe dabei, da das ZDF mit ihrem beauftragten Institut meist besser liegt (Prognose und dann die Hochrechnungen bis ca.21.30) als die ARD mit dem von ihr beauftragten Institut und daher aufgrund des "Handwerkzeug" des Institutes insgesamt eine bessere Berichterstattung abliefert.
Weil: Die ganzen nachfolgenden Inhalte, im wesentlichen diese Interviews und Statements aus den Zentralen in Berlin und dann die "Elefanterunde" aus Berlin, beziehen sich auf die Prognose, bzw. dann auf die Hochrechnungen. Wenn das ZDF dank ihres beauftragten Umfragedienstleisters mit einer Partei mit prognostizierten bzw. hochgerechneten 4,9 % spricht, ist das ggf.ein anderes Kaliber, als wenn die ARD mit ihren Zwischenzahlen mit 5,2 % und "knapp drin" das dann macht.
(Wobei hier immer "das kann ein langer Wahlabend werden" als Antwort passt. Genauso "warten wir das Endergebnis ab [ich bin sehr zuversichtlich, meine Partei hat toll gekämpft]").
Was am Schluß zählt ist das Endergebnis.
Richtig. Wie im Fußball.
Übrigens wird man auch nicht müde immer wieder zu betonen, dass diese Zahlen von infratest-dimap bzw. von der Forschungsgruppe Wahlen kommen, eben weil sie nicht das ZDF oder die ARD ermittelt hat.
Richtig.
 
Ich möchte kurz an die letzte Abgeordnetenhauswahl in Berlin erinnern. Da lagen in der ARD (Infratest dimap) um 18 Uhr die Grünen deutlich vorne. Und mit der Prognose lagen sie mal sowas von daneben.
Das ZDF mit Forschungsgruppe Wahlen hingegen war von vornherein nah dran am Endergebnis mit der SPD in Front.
Gut also, dass es hier eine Alternative gab.
 
Ich könnte mir gut und gerne mehr bundesweite Rundfunkwellen vorstellen, die nicht der jeweiligen Anstalt im Land unterstellt ist. 4-5 Programme bundesweit 4-5 Programme halt landesweit

Rundfunk ist Ländersache!
Kein Land möchte seine/n "eigenen" regionalen Sender aufgeben - und ich bin auch nicht sicher, ob das Sinn macht!

Aber so wie es eine Arbeitsgemeinschaft der LRA für ein gemeinsames Fernsehprogramm (DasErste) gibt, könnte es dies auch für ein oder mehrere gemeinsame Radiowellen geben, oder? Und trotzdem könnten in den Regionen / Bundesländern / Sendegebieten noch ein oder mehrere Programme mit regionalen Informationen sowie regionaler Kultur/Ansprache/Werbung etc. verbleiben!
 
Kein Land möchte seine/n "eigenen" regionalen Sender aufgeben - und ich bin auch nicht sicher, ob das Sinn macht
Frau Rehlinger hat das für ihren SR diese Woche betont.
Und im Mai wird keine Bremer Partei eine Abschaffung von RB und Eingliederung in den NDR fordern. Es sei denn, sie will weder in die Bürgerschaft noch in das Stadtparlament von BHV.
 
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Wenn ARD und ZDF es nicht einmal schaffen, EINE GEMEINSAME öffentlich-rechtliche Mediathek zu starten, ist es mit "großen Reformen" nicht soweit. Meine Prognose für 2023: Man wird viel über "Veränderung", "Digitalisierung", "Verschlankung" reden, aber NICHTS machen. Vielleicht setzt man eine Beitragserhöhung für die nächsten Jahre aus, aber an den Strukturen wird nie gerüttelt werden. Die ÖRR sind viel zu stark mit der Parteienpolitik verbandelt und daher werden die Politprofis auch nicht ernsthaft an dem Ast sägen, der für sie Werbung macht.

Wen meinst Du mit "Die ÖRR"?
In diesem Thread geht es doch um die Forderungen von Tom Buhrow (wenn der nicht "ÖRR" ist, wer dann?), endlich mehr zu machen! Und er bedauert, dass IntendantInnen oder Rundfunkkommission (Politik) es alleine nicht hinbekommen, einen GROSSEN Wurf zu machen (zeigt die Erfahrung, hat aber viele Gründe, weniger parteipolitische als vielmehr oft föderal begründete).

Im Kleinen ist viel passiert: Die (technisch-organisatorischen) Strukturprojekte haben in der ARD einiges angeschoben, in den einzelnen Sendern wird umgeschichtet aus dem Linearen ins Digitale, die Mediatheken von ARD und ZDF arbeiten immer enger zusammen etc.

Das reicht aber nicht, um den Beitrag dauerhaft nominell stabil zu halten. Und eine Beitragserhöhung "aussetzen" ist rechtlich/technisch nicht so einfach - vor allem bei der Inflation! Der Bedarf wird berechnet ganz nach Schema F durch die KEF und dann sieht man erst am Ende, was für ein Beitrag da heraus kommt.

Also: Wenn sich etwas ändern soll, dann sollte JEDE/R (ZuschauerIn/HörerIn) nicht ständig betonen, was sich - aus seiner/ihrer persönlichen Sicht - auf keinen Fall ändern darf (Schlager, Klangkörper, Tatort, Sport, Wissenschaft, Krimi, Soap, Kinofilm, Regionales, Investigatives, etc.pp), sondern sich am Prozess beteiligen, in dem das Zielbild eines ÖRR der Zukunft entwickelt wird. Das geht zum einen nicht mit Personen-/Institutionen-Bashing und zum anderen nicht, wenn vorher erst einmal jeder benennt, was von Veränderungen auf jeden Fall ausgeschlossen werden muss ;) !
 
Aber so wie es eine Arbeitsgemeinschaft der LRA für ein gemeinsames Fernsehprogramm (DasErste) gibt, könnte es dies auch für ein oder mehrere gemeinsame Radiowellen geben, oder?
Hallo Claudia,

da hätte ich absolut kein Problem damit, wenn das "Beste vom Besten" aus allen beteiligten Programmen erhalten bliebe und allen beeiligten Programmen zur Verfügung stünde.

So könnte schon seit vielen Jahren der öde, belanglose, Musikjournalismus- und Intelligenz-freie Popfunk des MDR mit der Kompetenz der Popkultur-Musikredaktion des NDR (Nachtclub-Redaktion, "Redaktion Klaus Wellershaus") oder der Kompetenz der Musikspecials von rbb Radio Eins massiv aufgewertet werden (was dann freilich einen brutalen Bruch im Programm ergäbe, das wäre dann das nächste Problem).

Oder, aus dem Bereich "non-Pop": das Musikmagazin "taktlos" von BR und der Neuen Musikzeitung hätte nicht nur vom BR, sondern auch von anderen ARD-Kulturwellen gesendet (und bei "Außensendungen" auch rotierend gehostet) werden können, denn Themen für diese Live-Sendung mit Studiogästen und oft auch mit Live-Musik hätte es auch außerhalb Bayerns gegeben. Immerhin hats einmal eine Zusammenarbeit mit dem rbb / Radiohaus Babelsberg gegeben - Produktionshilfe, gesendet wurde es dort nicht.


Was wir aber stattdessen erlebt haben: die "Nachtclub-Sendungen" des NDR wurden auf die nicht auf UKW verbreitete Welle NDR Blue abgeschoben (damit sind sie vor dem "Risiko" einer "Zufallsentdeckung" durch potentielle neue Hörerkreise gut geschützt) und die Autorensendungen im Nachtclub wurden auf 50% ihrer Sendezeit gekürzt. Inzwischen steckt im weitgehend ehrenamtlich betriebenen Byte FM mehr ARD-Popkultur-Kompetenz als in der ARD selbst.

"taktlos" vom BR wurde 2015 eingestellt - mit Verweis auf Kostengründe.

Weitere ARD-Wellen verloren ihre Musikkompetenz - man denke an die Musikspecials auf hr3 (denen das, was ich oben für Jump schrieb, auch gut tun würde), man denke auch an das Abendprogramm von hr1 bis zur kompletten Umstellung auf reinen Unterhaltungsfunk sowie an das, was auf dem Jugendprogramm hr XXL möglich war, bevor es hingerichtet und durch die Privatfunkkopie YouFM ersetzt wurde.

Und im Bereich der sogenannten "Hochkultur" kenne ich die Klagen über die Beseitigung von ganzen Genres in einzelnen ARD-Kulturwellen, ich kenne die Klagen über die Ausrichtung der Programme auf "Easy-Listening" und "Tagesbegleitprogramm" aus entsprechenden Medien (für eine kompetente Eigenaussage bin ich kulturell da nicht dicht genug dran, mir fällt aber schon auf, wenn in einer "Kulturwelle" abends unmoderierte Lala läuft, die genausogut auch im KaDeWe-Aufzug laufen könnte).

Als Ostdeutscher war ich bis 1989 "über-den-Zaun-Hörer" hinsichtlich der ARD und zu jung für Kulturfunk. Mit 12 oder 14 suchten wir die Pop-Hits. Kurze Zeit später hatte ich dann als Jugendlicher im perfekt passenden Alter so zwischen 1990 und Ende 1991 ein hervorragendes Programm (DT64), in dem fast nichts für mich in die Rubrik "wertlos" fiel, es interessierte mich manches nur nicht, wertvoll und wichtig wars trotzdem.

Mit der ARD direkt in meiner Heimatregion (Mitteldeutschland) habe ich seit 1992 zu tun - seitdem war in meiner Heimatregion eine Nutzung des UKW-Angebotes mit Ausnahme des DLF für mich nicht mehr möglich. Die ARD kam und es gab keine Relevanz und keine Möglichkeit der Identifikation mit den Programmen mehr (über die Privaten muss ich hier ja nichts schreiben, darum geht es hier auch nicht).

Ich musste "fremd" hören und weiß von vielen anderen von damals noch, dass sie das auch taten oder mit dem Radiohören aufhörten. Ich habe Kassetten-Tauschringe erlebt für bestimmte Sendungen. Ich habe auch erlebt, dass jemand in Hamburg via Satellit auf Radio Bremen eine Sendung (die gibt es auch nicht mehr) mitgeschnitten hat, Woche für Woche, um sie dann jeweils auf CD zu brennen und einem Freund nach Sachsen zu schicken - Woche für Woche (möglicherweise hat er monatsweise gebündelt, ist lange her). Die Leute wollten Inhalte und bekamen sie nicht mehr.

Via Satellit war ab ca. 1995 "Fremdhören" zwar relativ leicht möglich, via Kabel ab 2005 ebenso, aber durch Einstellung wertvoller Sendungen und Inhalte auch bei den anderen Anstalten wurde dieses Fremdhören immer weniger ergiebig. Teils sind ganze Programme verschwunden, die etwas Eigenes, Unverwechselbares darstellten - Radio Multikulti beispielsweise oder hr XXL.

Am Ende war ich vom Popfunk komplett weg und hatte mit Bayern 2 ein sehr geschätztes "Default-Kulturprogramm" gefunden, angereichert durch einzelne, ausgewählte Sendungen auf anderen ARD-Kulturwellen und auf NDR Info. Letzteres entfiel mit der Verschiebung auf NDR Blue (nachdem die Sendungen, die ich gerne gehört hatte, auf halbe Sendezeit gekürzt wurden und einer der von mir gehörten Autoren seinen Vertrag gar nicht verlängert bekam, verlor ich die Lust daran und stellte etwas später fest, dass ichs gar nicht mehr nutze).

Mit ersterem war Ende 2021 Schluß. Nachdem die ARD am 14.12.2021 die Hörfunkverbreitung via DVB - das war der Weg für das technisch hochqualitative "Fremdhören" - trotz zeitiger (3/2019!) Warnung vor den Konsequenzen und trotz Petition vom hoch kompatiblen Broadcast-Standard MPEG 1 Layer II auf den im deutschsprachigen Raum völlig ungebräuchlichen Codec LC-AAC umgestellt hatte, schwieg mein ausschließlich für Radio genutzter HDTV-Satreceiver (einen TV besitze ich nicht) in meiner Wohnung ebenso wie am Heimatort der dort von mir genutzte DVB-Kabelreceiver und auch die Umsetzungen wichtiger Programme (Bayern 2, BR Klassik, SWR 2, WDR 3, hr 2, rbb Radio Eins, NDR Info, NDR Blue, COSMO) ins dortige Kabelnetz schwiegen - und schweigen bis heute. Da läuft nach wie vor soweit mir bekannt 21 mal öffentlich-rechtliches Schweigen mit RDS-Namensnennung dessen, was dort einst gesendet hat.

Bundesweit sind soweit mir aus Branchenkreisen bekannt allein mehrere hunderttausend maximal 3-4 Jahre alte DVB-Kabelradios auf diesem Wege zum Schweigen gebracht worden, die Besitzer konnten dann meist durch "Lösegeldzahlung" ein Geräteupdate erwerben, um weiterhin ARD-Hörfunk nutzen zu können. Dazu kommen auch viele weitere entwertete Geräte, für die es keine Rettung gab.

Da war dann halt Schluß. Ich hatte das nicht vorab beschlossen (ich war bis Dezember 2021 sogar noch im Versuch, mit einer aufwendigen und teuren technischen Lösung die UKW-Auskabelung der genannten und weiterer 12 ARD-Hörfunkprogramme im heimischen Regionalkabelnetz fortsetzen zu können), es hat sich am Ende ohne mein aktives Handeln so ergeben. Ich kann ARD-Radio nicht mehr ertragen, da kocht noch heute die Wut hoch. Die Umstellung auf AAC wurde von der ARD zudem mit Falschaussagen begleitet - nach innen und auch nach außen. Sehr unwürdiges Verhalten, ein für mich bemerkenswerter Tiefpunkt in der Kommunikation eines "Dienstleisters" an seine "Auftraggeber" und "Finanzierer".

Diese vorsätzliche, weder technisch noch finanziell nötig gewesene Schädigung der treuesten Hörfunknutzer mussten selbige auch noch aus ihrem Rundfunkbeitrag bezahlen (bzw. finanzieren das Gehalt der dafür Verantwortlichen wohl auch heute noch). Ich halte das für eine Demütigung, bei der mir die anständigen Worte fehlen. Ich will mit meinem Rundfunkbeitrag niemanden finanzieren, der den öffentlich-rechtlichen Rundfunk schädigt, weder auf inhaltlichem noch auf technischem Wege.

Irgendwie hat sich da der Rest meiner Selbstachtung gemeldet und weiteren Demutsbekundigungen meinerseits einen Riegel vorgeschoben. Das wars halt. Ich muss mich nicht auch noch am Nasenring durch die Manege führen lassen.

Blicke ich zurück auf über 30 Jahre eigene Erfahrung mit dem ARD-Hörfunk, kann ich nur eine Tendenz erkennen: Verflachung, Banalisierung, Ausrichtung als Konkurrenz zum Privatfunk, Entfernung der Berücksichtigung vieler kultureller Nischen, Entfernung von Sendungen / Inhalten / Stimmen mit "Identifikationspotential". Dazu halt noch Fehlentscheidungen bis hin zum Anrichten eines massiven finanziellen Schadens bei denen, die gezielt ARD-Hörfunk nutzten.

Wie soll ich - ausgegend von 30 Jahren selbst Erlebten - in irgend einer Weise noch daran glauben, dass die Entscheidungen, die jetzt aktuell getroffen werden, zu einer Gesundung des ARD-Hörfunks führen könnten? Wie, zumal sowohl von Herrn Buhrow als auch von Herrn Gniffke schon geäußert wurde, dass man bei der Hörfunkkultur (bzw. den Resten davon) ansetzen werde zwecks weiteren Abbaus?


Dass ich mich überhaupt noch hinsichtlich ARD zu Wort melde, kommt aus einer ganz merkwürdigen "inneren Spaltung": eigentlich halte ich einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk heute für wichtiger denn je. Da ist dieses komische Gefühl, dass es ohne ARD noch mehr Fake-News-Gläubige, noch mehr Wissenschafts- und Realitätsleugnung, noch mehr Kulturlosigkeit, noch mehr Hass und Hetze in der Gesellschaft gäbe als mit wenigstens den Resten an gutem öffentlich-rechtlichen Inhalt, den die ARD heute noch bietet. Auch wenn ich "raus" bin aus den oben dargelegten Gründen, halte ich eine starke ARD weiterhin für nowendig - ich habe ganz klar Angst vor einer noch weiter verrohenden Zivilgesellschaft. Ich sehe jetzt schon meine Heimatregion mit einem Bein im Abgrund stehen und bin froh, meine eigene Wohnung woanders zu haben.

Also muss ich sagen: Finger weg von Bayern 2 als Gesamtprogramm! Finger weg von der Substanz in den anderen ARD-Kulturwellen! Kooperation zum Zwecke der inhaltlichen Aufwertung der Programme - also Übernahme wertvoller Sendungen anderer Anstalten, ohne eigene wertvolle Sendungen zu verdrängen - sehr gerne. Und vor allem beim Popfunk: Wiedereinführung einer den öffentlich-rechtlichen Status rechtfertigenden Qualität (beim MDR-Popfunk: Einführung einer solchen Qualität überhaupt, denn weder MDR Life noch MDR Jump waren bzw. sind erkennbar öffentlich-rechtlich). Wenn in diesem Zusammenhang längere Sendeschienen von Popwellen zusammengelegt werden zum Wohle der inhaltlichen Qualität - ebenfalls sehr gerne.
 
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