Tom Buhrow: "Wir müssen die große Reform wagen, jetzt"

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Skywise

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Als Außenstehender habe ich das Gefühl, daß er zwar eine Menge Richtiges sagt, sich dann aber doch an den entscheidenden Stellen wegduckt. Über die Gründe kann man natürlich spekulieren. Er könnt's natürlich verkaufen als "ich möchte mit meinen Ideen nicht anderen kreativen Gedanken vorgreifen",. Ich kann mir auch einen gewissen Selbstschutzmechanismus denken nach dem Motto "ich muß als Privatperson nicht Pulver und Munition liefern für die Pistole, deren Lauf auf mich selbst in meiner Eigenschaft als ARD-Chef gerichtet ist". Am lautesten hab' ich bei Lektüre mit den Zähnen geknirscht, weil er sich zwar über Strukturen ausgelassen hat, aber meiner Meinung nach deutlich zu wenig über Inhalte.

Sag's nur.

Gruß
Skywise
 
Bekommt der Mann angst, seine Rentenansprüche zu verlieren?
Änderungen und Reformen ja, weitere Fusionen sollte nicht um jeden Preis erstrebenswert sein. Manchmal geht vergessen, warum das System so aufgebaut wurde, wie es ist (oder war). (Kritische) Informationen verschwinden im Netz immer mehr hinter Bezahlschranken. Private Medien bieten kaum mehr echte News. Da hat die böse Mediaset mehr im Programm von als die ganze P7S1 Gruppe.
 
Wenn die ARD sich intern reformieren will, ohne sich personell und programmlich neu aufzustellen, dann erinnert das immer irgendwie so ein bisschen an die Sektion "Interne Ermittlung" in Polizeikreisen.

Die Reform könnte gelingen, wenn Herr Buhrow zu der Einsicht käme, dass es dafür zwingend erforderlich ist, dass er und auch einige andere, die den aktuellen Zustand der ARD durch jahrelanges Management zu verantworten haben, ihre Plätze räumen und abdanken müssten.

Es wäre ein Anfang, wenn Personalien wie Herr Buhrow ihre Stühle räumen würden für Personen, die in dieser Hinsicht kompetenter und progressiver sind. Herrn Buhrow traue ich die Reformbereitschaft nur bedingt zu.
 
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Dann übernehmen also ZDF und Deutschlandradio den alleinigen Auftrag? Die ARD ist ja nun die teurere Seite der beiden ÖR-Säulen.
 
nicht daß hier gleich wieder jemand getriggert wird und einen Monolog abkippt
Damit bin sicher ich gemeint und meine Spontanreaktion beim Lesen der Meldungen über Buhrows Initiative war bezüglich des Hörfunks tatsächlich: das läuft auf Kulturwellen zusammenlegen / abschmelzen, Vielfalt raus, Klangkörper auflösen hinaus. Was bleibt, wäre der Dudel, der kostet ja nichts und generiert die höchsten Quoten.

Wollen wir drauf wetten, dass es dazu kommen wird, falls es die ARD in 10 Jahren überhaupt noch geben sollte?

Mein Eindruck: Herr Buhrow wanzt sich regelrecht an diejenigen ran, die das öffentlich-rechtliche System sowieso beseitigen wollen, weil es ihrer Macht- und "Informations"strategie im Wege steht. Eine Verschlankung der ARD hin zum Kern ihres Auftrages (Information, kulturelle Vielfalt, Bildung und auch etwas Unterhaltung auf einem Niveau, das öffentlich-rechtliche Finanzierung rechtfertigt) sehe ich da nicht am Horizont. Das speist sich aus der Erfahrung, die ich seit 30 Jahren mit dem System "ARD" machen durfte: inhaltlicher / kultureller Abbau geht immer am leichtesten.


Und die Luft wird nur "dünn", weil wieder mal die "anständigen" Leute wegducken, wie sie es immer machen, weil sie wissen, dass für sie kein Platz in dieser Gesellschaft ist. Sieht man auch bei anderen Themen sehr gut. Wenn in Berlin zu einer groß beworbenen Demo gegen Rechtsextremismus und für eine soziale, solidarische Gesellschaft weniger Leute zusammenkommen (ich war dabei) als in einer einzigen Thüringer Stadt zur wöchentlichen (!) Demo der Antisozialen, Rechtsextremen und ihrer Mitläufer, ist doch klar, wohin es in diesem Land läuft. Die "Anständigen" bleiben zu Hause und hoffen, dass es schon nicht so schlimm kommen wird - in manchen Regionen zeigen sie sich inzwischen schon des Selbstschutzes wegen nicht mehr in der Öffentlichkeit. Keine Erfindung von mir, die Aussage, dass man mich eigentlich umbringen müsste, weil ich nicht "rechts" bin, bekam ich bereits Ende der 1990er Jahre von einer damaligen Nachbarstochter. Die hat heute eigene Familie mit Kindern. Mehr will ich dazu dann auch gar nicht wissen.

Das sind schöne Aussichten, wirklich. Wenn die ARD auch noch den anständigen Menschen in den Rücken zu fallen gedenkt und die restlichen brauchbaren Angebote eindampft, dann gute Nacht.
 
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"Gerade erst in der Corona-Pandemie haben wir die Gesellschaft zusammengehalten. Wir haben die Kinder ausgebildet, die nicht in der Schule waren."

Soviel Größenwahn ist ja gemeingefährlich. Dann doch lieber Schule als das Fernsehen und Radio eines Verrückten.
 
Es ist im Moment absolut in Mode, den ÖRR zu kritisieren. Ich denke zwar auch, dass z.B. im Bereich der Gehälter einiges eingespart werden kann. Aber alles in allem bietet der ÖRR doch viele gute Angebote, die man nicht leichtfertig aufgeben sollte. Im Radio nenne ich pars pro toto den Sender BR Heimat.

Der große allgemeine Frust kam m.E. durch Einführung der Zwangsabgabe, die jeder Haushalt leisten muss. Vielleicht sollte man hier ansetzen.
 
Bei 64 ARD-Radios und über 20 Rundfunkorchester, Big Bands, Chören, etc. und den vielen Mehrfachstrukturen innerhalb der ARD gibt es jede Menge Einsparungspotential. Und ja, über eine Zusammenlegung der Fernsehsender von ARD und ZDF kann man ja ausnahmsweise einmal etwas ernster nachdenken. Alternativ dazu könnte man das ZDF auch privatisieren. Frankreich hat es vorgemacht: 1987 wurde das damals öffentlich-rechtliche TF1 privatisiert..... Den derzeit vorhandenen Dritten Programmen könnte man ein gemeinsames Mantelprogramm überstülpen mit entsprechenden regionalen Fenstern. Die vielen ARD-Radios könnte man auch unter vier oder fünf Mantelprogrammen zusammenführen mit Fenstern für regionale Berichterstattung bzw. Themen. Anmerkung: NIcht falsch verstehen, ich bin sehr wohl für einen starken öffentlich-rechtlichen Rundfunk, jedoch sollte sich dieser unbedingt verschlanken. Dies gilt übrigens auch in besonderer Weise für den ORF in meiner Heimat Österreich.
 
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Bohrow HIER und Schlesinger im Parallelfaden: Hat Buhrow über seine aus ‚seinem‘ WDR als Interims-Intendantin, quasi als Feuerwehrfrau, gesandte Vernau ‚neue‘ Erkenntnisse gewonnen? - Wie tief ist der Sumpf im rbb? - Wie ist das Buhrow-Interview zu bewerten und kommentieren: Eigenschutz, oder wirklich der Anstoß zu echten Reformen im ÖRR?
 
Damit bin sicher ich gemeint und meine Spontanreaktion beim Lesen der Meldungen über Buhrows Initiative war bezüglich des Hörfunks tatsächlich: das läuft auf Kulturwellen zusammenlegen / abschmelzen, Vielfalt raus, Klangkörper auflösen hinaus.
Aber welche Relevanz haben denn diese Klangkörper heutzutage noch, so dass sich jede Landesrundfunkanstalt den Luxus eines solchen Orchesters leistet? Vor 70 Jahren, als klassische Musik noch in großem Stil konsumiert wurde, war es verständlich, sich ein großes Orchester zu leisten, aber heute?

Alleine das BR Symphonieorchester kostet fast 9 Millionen Euro pro Jahr, und im Vergleich dazu betragen die Hörerzahlen von BR Klassik keine 250.000 pro Tag. Irgendwie besteht da eine ziemliche Diskrepanz.
 
Diskussion: "Klangkörper raus!"
Aber welche Relevanz haben denn diese Klangkörper heutzutage noch, so dass sich jede Landesrundfunkanstalt den Luxus eines solchen Orchesters leistet?
Die "Klangkörper" fallen mir auch spontan ein, wenn mit eisernen Besen die ÖR-Anstalten durchgekehrt werden müssen. Unstrittig: "Ohne Kultur ist alles nichts!" - Deshalb: Statt bei den "Kultur!"-Radioprogrammen zu sparen ... halte ich es durchaus diskutabel die Klangkörper-Wohlfühl-Oasen mal durchzusieben. Punkt. - Alle ÖRR-Klangkörper platt machen kann es nicht sein. Aber DER Luxus muss nicht sein:
dass sich jede Landesrundfunkanstalt den Luxus eines solchen Orchesters leistet?
 
Aber welche Relevanz haben denn diese Klangkörper heutzutage noch, so dass sich jede Landesrundfunkanstalt den Luxus eines solchen Orchesters leistet? Vor 70 Jahren, als klassische Musik noch in großem Stil konsumiert wurde, war es verständlich, sich ein großes Orchester zu leisten, aber heute?
Also erstens wird heute bedeutend mehr "klassische" Musik konsumiert als vor 70 Jahren, zweitens beinhaltet "Orchester" neben Sinfonie- und Rundfunk- auch Tanz- und Salonorchester sowie Big Bands, die meines Wissens wenigstens teilweise auch in Kooperation mit anderen Einrichtungen betrieben werden, drittens waren auch vor 70 Jahren sehr viele Orchester bereits mit dem Rundfunk verbandelt, weil sie eigenständig praktisch nicht (mehr) existieren konnten, weil - Nachkriegszeit und so.

Alleine das BR Symphonieorchester kostet fast 9 Millionen Euro pro Jahr, und im Vergleich dazu betragen die Hörerzahlen von BR Klassik keine 250.000 pro Tag. Irgendwie besteht da eine ziemliche Diskrepanz.
Ja, aber unter anderem da sind wir beim Auftrag des Rundfunks. Da sind wir bei Konzerten, da sind wir bei verschiedenen Live- und Konserven-Projekten zur Vermittlung von Musik, da sind wir bei Ersteinspielungen von Kompositionen, da sind wir bei der Umsetzung bestimmter musikalischer Ideen zur Weiterverwertung bei Filmen, Dokus oder Hörspielen etc.
Wenn Du die Existenz bestimmter Einrichtungen immer nur gegen die Einschaltquoten stellst und keine weiteren Aspekte berücksichtigst, dann kannst Du auch gleich den ÖR-Rundfunk dichtmachen, denn er rechnet sich ja nicht.

Gruß
Skywise
 
Es ist immer einfach bei Dingen, die einen selbst nicht interessieren (Klassik, Orchester usw) zuerst zu sparen. Dass sich aber viele Menschen an deren Musik auf Konzerten oder klassisch mit einer CD zuhause daran erfreuen, fällt unterm Tisch. Bei der Kultur wurde schon zu oft der Rotstift angesetzt. Es wäre reine Symbolpolitik, die fetten Brocken sitzen ganz woanders.
 
Niemand möchte ALLE Orchester, Big Bands, Chöre, etc. abschaffen. Gefühlt hat aber fast jede Anstalt seine eigenen und ich denke, hier gibt es doch genug Einsparungspotential.
 
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Es ist schon bezeichnend, dass jetzt wieder über Einsparungen am Programm, v.a. bei der Kultur diskutiert wird. Etwas am zu großen Wasserkopf der Anstalten oder an den überdimensional zu hohen Gehältern und dem Verhalten der Führungsebene zu verändern, was ja der eigentliche Auslöser der Diskussion war, scheint schon wieder in den Hintergrund zu treten.
 
Zuletzt bearbeitet:
Gefühlt hat aber fast jede Anstalt seine eigenen und ich denke, hier gibt es doch genug Einsparungspotential.
Also reden wir über gefühltes Einsparpotential, hm?

Im Schnitt hat jedes Bundesland ein Orchester ODER eine Big Band ODER einen Chor. Es gibt Bundesländer, die völlig ohne dastehen und einige andere, bei denen mehrere vorhanden sind, die allerdings gleichzeitig auf zum Teil gleiche Strukturen zurückgreifen:

NDR Elbphilharmonie Orchester
NDR Radiophilharmonie
NDR Bigband
MDR-Sinfonieorchester
hr-Sinfonieorchester
hr-Bigband
Deutsche Radio Philharmonie Saarbrücken Kaiserslautern
SWR Symphonieorchester
SWR Big Band
WDR Sinfonieorchester Köln
WDR Funkhausorchester Köln
WDR Big Band Köln
Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks
Münchner Rundfunkorchester

plus
Deutsches Symphonie-Orchester Berlin
Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin

Gruß
Skywise
 
Grundsätzlich finde ich Buhrows Vorstoß überraschend mutig und nötig. Er verfährt nach dem Motto: Lieber seine Probleme selbst anfassen, als sie von anderen in die Hände nehmen zu lassen und dann auf die Lösungen keinen Einfluss mehr zu haben.
Was jetzt hier im Forum diskutiert wird ist schon wieder kleinkariertes Erbsenzählen. Zuerst muss man doch die ganz große Frage stellen: Warum brauchen wir ÖR und was soll er leisten, was der Rest des Medienangebotes in Deutschland nicht leisten kann oder will? Und dann kommt bestimmt nicht die Abschaffung der Orchester als Antwort heraus, sondern eher die Kommerzprogramme mit all ihren Auswüchsen (Dudelwellen, Shows, Sportübertragungen, Krimi-Overflow, Talkshows etc.). Das ist doch alles Zeugs, das von den Privaten genausogut (manchmal besser) und in ausreichender Menge angeboten wird, dafür brauche ich keinen öffentlich-rechtlich subventionierten weiteren Anbieter. - Und schon gar nicht einen in jedem Bundesland.
Aber Infos, Kultur, Musik ohne Rotationsgrenzen, Minderheitenangebote, Meinungsfreude- und Vielfalt, Reportagen mit Tiefgang - dann gerne auch nichtlinear als großer digitaler Medienpool, das sind Dinge, die weiterhin dringend benötigt werden und für die ich gerne weiterhin Haushaltsabgabe zahlen werde.
 
Ich habe mal etwas über bundesweiten Hörfunk nachgedacht, so wie es im Artikel erwähnt wird. Zuerst war ich bei den bestehenden Sendern Dlf, Dlf Kultur, Dlf Nova plus vielleicht einem regionalen Sender pro Bundesland. Naja, gut, damit könnte ich leben. Fünf Sekunden später holte mich ein erschreckender Realismus ein. Qualitätsfunk und Einsparungen? Nein, das kann nicht sein. Aus den Entwicklungen der letzten Jahre beschleicht mich eher das Gefühl, dass es auf Einstellung des Deutschlandradios hinauslaufen würde. Gleichzeitig Einführung neuer, bundesweiter Programme namens ARD Hit, ARD Pop, ARD Klassik, ARD Info und ARD Live, inhaltlich genau wie die aktuellen Nachtprogramme.
Das war der Punkt an dem ich nicht weiter darüber nachdenken wollte.
 
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Meine Idee:
- Austauschbare Popwellen gegen einen bundesweiten Dudler mit Landes-Mantel-Programm austauschen. (Bsp. N-Joy, NDR2, WDR2, 1LIVE)
- Eine bundesweite Jugendwelle nach Art von BR Puls
- Eine bundesweite Klassikwelle
- Jeweils Landes-1er-Wellen und Info-Wellen

Des weiteren Mantelprogramm für die Dritten, die sich erst ab 18Uhr ein eigenes Programm leisten.

Mir ist wichtig, dass es vor allem im Radio wieder mehr Qualität, als Quantität gibt.
Somit wäre auch gewährleistet, dass nicht manche Sender ab 18Uhr die Mischpulte hochklappen, sondern bundesweit 24/7-live gesendet wird.

Wer Dudelwelle hören will, kann sich auf den Privatfunk konzentrieren.
 
Es kann nicht schaden zu fragen: Was ist unser "Markenkern" (auch wenn das jetzt wieder aus dem Bullshitbingo der BWL-Fraktion entlehnt ist). Oder etwas anders formuliert: Wofür steht der öffentlich-rechtliche Rundfunk? Am Programm würde ich tatsächlich zuletzt sparen. Aber auch da gibt es einige Dinge, die auf den Prüfstand müssen: Braucht jede Landesrundfunkanstalt ihr nachmittägliches Rentner/Hausfrauenbespaßungs-Kaffeemagazin? Müssen Fifa und Co noch mit Gebührengeldern gepudert werden? Muss jede Landesrundfunkanstalt jeden Bereich abdecken oder kann es statt zig Klassikdudlern auch ein hochwertiges Kulturprogramm mit regionalen Einschüben geben? Ansonsten kann man sich bestimmt auch manche Imagebroschüre sparen. Mir ist da neulich erst etwas in die Hände gefallen, das ziemlich viel Geld gekostet hatte und dessen Sinn sich mir nicht erschloss.
 
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