Früher, damit meine ich in der Nachkriegszeit, war die ganze moderne Kultur erst im Entstehen. Erstmals gab es Konzerthäuser, Opern und Theater nicht nur für eine kleine Elite, sondern für das breite Publikum.
Nö, die gab's schon vorher. Theater halt von frühen Puppen-, Laien- und Fastnachtstheatern bis hin zu der Theaterkultur des 19. Jahrhunderts, wo man gerne Lustspiele, Operetten etc. gab bis hin zum Varieté und dem Bereich der Kleinkunst, an denen auch der bürgerliche Stand und sogar einige Arbeiter zunehmend bequem teilhaben konnten. Die Kunst- und Kleinkunstszene der 1920er Jahre genießt nicht umsonst bis heute einen gewissen Kultstatus.
in den 50ern, als der Rock'n'Roll NEU war, entstanden auch die größten Legenden des Genres - Bill Haley, Elvis Presley, Chuck Berry....
Kann man sich sicher drüber streiten. Chuck Berry war vielleicht stilprägend für den Rock'n'Roll, aber eigentlich war er Bluesmusiker mit offenen Ohren für andere Musikstile und nicht zuletzt für die Themen der Jugend. Und Bill Haley war eigentlich Country-Musiker, der mit Umweg über den Rockabilly eher wider Willen, da unter widrigen Umständen "Rock Around The Clock" aufgenommen hat und anschließend eine sehr kurze Weile auf dieser Welle ritt.
Der damals noch hohe Aufwand einer Vinyl- bzw. CD-Pressung sorgte bis in die 1990er-Jahre dafür, dass die Zahl der Veröffentlichungen überschaubar blieb.
Eigentlich nein. Die Zahl der Veröffentlichungen war eigentlich seit den späten 50ern, vor allem ab der Ablösung von Schellack als bevorzugtes Mittel, nie wirklich übersichtlich gewesen. Die Musiktruhen und Jukeboxes brauchten doch pausenlos Nachschub. Und ab den 60ern wurde der Musikmarkt so lukrativ, daß da pausenlos neue Labels entstanden oder auch Privatpressungen möglich waren, und diese Dutzendware von Tempo & Co., die damals über Kaufhäuser oder Schuhläden als wohlfeile Unterhaltung gleich noch mit an Mann und Frau gebracht wurde, irgendwann ab den 60ern diese Billigheimer von mfp, Europa & Co., die später für 5 DM pro Platte rausgehauen wurden, und in den 70ern und 80ern diese Unmengen von Samplern und Kompilationen, die für kleines Geld regelrecht verschärbelt wurden ...
Es mag verglichen mit heute vielleicht so wirken, als ob da was übersichtlich war, aber tatsächlich war es das nicht.
Die Sender konnten also, fast ohne großartig auszusortieren die jeweiligen Neuerscheinungen spielen, blieben aber dabei trotzdem weitgehend im Mainstream.
Da wäre ich mir über weite Strecken gar nicht mal so sicher. Weil ich nicht glaube, daß die Definition von "Mainstream" schon immer so weit gereicht hat. Tatsächlich habe ich eher den Eindruck, daß erst ab den späten 70ern/frühen 80ern eine Zäsur stattgefunden hat, die dafür sorgte, daß zum einen die Genres vonseiten der Plattenfirmen bedeutend strenger voneinander abgegrenzt wurden. Und so eine wirklich durchgängige Definition von musikalischem "Mainstream" würde ich sogar eher auf die Zeit legen, da der private Rundfunk aufkam, aber da lasse ich mich gerne eines Besseren belehren.
Ab Ende der 1990er sind eigentlich keine wirklich neuartigen Musikrichtungen mehr entstanden. Techno war in den 90ern das letzte "große Ding".
Nun ja, Techno entstand eigentlich noch in den 80ern und ging sogar musikalisch noch zurück auf einige Ideen aus den 70ern. So gesehen sind natürlich auch Trip-Hop oder Crossover, diverse Metal-Spielarten, Indie-/Alternative-/Post-Rock oder Grunge tendenziell Verbindungen oder Weiterentwicklungen vorhandener Strukturen, ...
Und unter diesem Aspekt ist nun eben tatsächlich die Frage, inwiefern es noch diese Menge an Sendern braucht. Das Radio hat in der heutigen Zeit eine seiner einstigen Kernaufgaben - die Bekanntmachung neuer Musik - verloren.
Auch wenn der letzte Satz auch meiner Meinung nach zutrifft - mit einer Reduzierung der Sender wirkt man dieser Entwicklung doch nicht entgegen. Ebensowenig mit einer Reduzierung der Orchester und Chöre oder einem weiteren Personalabbau.
Gruß
Skywise