AW: Trauer um Burk Mertens
Die Kölnische Rundschau schreibt dazu:
„Die Stimme Kölns“ ist tot
Von HELMUT FRANGENBERG
18.10.2004 07:18 Uhr
Burk Mertens, die „Stimme Kölns“, ist tot. Nach einer Herztransplantation war sein Immunsystem so weit geschwächt, dass er einem Herpes-Virus erliegen konnte. Die Nachricht vom Tod des beliebten Moderators hat viele fassungslos gemacht - nicht nur, weil er erst 54 Jahre alt war und sich selbst in der letzten Woche mit guten Nachrichten aus der Reha-Klinik „zurückgemeldet“ hatte. Mit ihm ist ein Stückchen vom kölschen Fasteleer gegangen, vielleicht sogar ein Stückchen Köln.
Mertens war „Hans Dampf in allen Gassen“, überall dabei. Er kannte jeden in dieser Stadt, und jeder glaubte, ihn zu kennen. „Ich bin ein Radio-Verrückter“, sagte er von sich selbst, doch ein bisschen positiv verrückt war er in vielen Dingen. Als der Autor dieser Zeilen heiratete, schlüpfte der Kollege in das Kostüm eines Herolds, streute Blumen und organisierte ein Ständchen der „Räuber“ vor dem Standesamt: „Kölsches Bloot“ eben.
Mertens war nicht nur Profi am Mikrofon, einflussreicher Mann im Karneval und souveräner Präsident der „Lachenden Kölnarena“, die er nach einer Bombendrohung mit einer Polonäse evakuierte - er war auch ein toller Kollege und guter Mensch. Im letzten Jahr, als er schon selbst schwer angeschlagen war, erwies er sich noch als bärenstarker Beistand eines ebenfalls sehr kranken Familienmitglieds.
Wahrscheinlich hat er sich immer zu viel zugemutet, zu viel gearbeitet, viel zu ungesund gelebt. Er brauchte den Stress, um zu Höchstleistung aufzulaufen. Er hätte sicher mehr Entspannung gebraucht, um zu regenerieren. Als Radio Köln 1991 auf Sendung ging, erfüllte sich für ihn der Traum von einem „Stadtradio“, in dem er zum prägenden Moderator werden konnte. Damals arbeitete er noch auf voller Stelle in einer PR-Agentur. Vor Dienstbeginn moderierte er die Frühsendung, nach Dienstbeginn war er im Karneval unterwegs. Als er die Anstellung kündigte, lebte er von dem, was er freiberuflich verdiente. Das war nicht immer einfach: Er musste gegen den Jugendwahn des Formatradios und gegen manchen Neider im Karnevalsgeschäft kämpfen. Zudem zwang die angeschlagene Gesundheit zu Pausen.
„Die Pumpe“, wie er sagte, wurde immer schwächer. Im Februar dieses Jahres brach er nach der Leitung einer Sitzung seiner „Fidelen Zunftbrüder“ zusammen. Er landete nicht zum ersten Mal auf der Intensivstation, doch diesmal gab es kein Zurück mehr: Das Herz musste raus.
Im September wurde er operiert, sein Körper nahm das Spenderherz an. Er machte schon wieder Termine: Er wollte Sylvester wieder am Mikro der Kölnarena stehen, vielleicht schon am 11.11. von der Sessionseröffnung berichten. Er meldete sich im Domforum zurück, für das er unzählige Male den „Talk am Dom“ moderierte. Doch ein Comeback sollte es nicht geben: Der gläubige Christ starb am Samstagmorgen in der Uniklinik.
Die "Express" war so makaber gewesen und hat am selben Tag ein solchen Artikel gebracht:
Ex-Jungfrau ersetzt die „Stimme Kölns“
„Lachende Kölnarena“: Kranker Burk Mertens muss pausieren
Von CHRISTOF ERNST
Moderator Burk Mertens starb in der Nacht zu Samstag.
Foto: ZIK
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Ex-Jungfrau Markus Pohl gibt in der nächsten Session sein Debüt als Moderator bei der „Lachenden Kölnarena“.
Foto: ZIK
Heinz-Günther Hunold von den Roten Funken
Foto: ZIK
Köln – Das ist eine unfreiwillige Premiere. Bei der „Lachenden Kölnarena“ (27. Januar bis 6. Februar) wird Moderator Burk Mertens durch zwei „Lehrlinge“ ersetzt: Ex-Jungfrau Markus Pohl und Heinz Günther Hunold von den Roten Funken.
Der Wechsel war notwendig geworden, weil Burk Mertens, die „Stimme Kölns“, ein neues Herz bekam (EXPRESS berichtete) und sich an Karneval noch schonen muss.
Gerhard Bauer-Hofner, Veranstalter der „Lachenden Kölnarena“, zum EXPRESS: „Markus Pohl und Heinz-Günther Hunold gehen während der ersten beiden Tage quasi bei Wolfgang Nagel in die Lehre, der schon seit längerem neben Burk Mertens die Veranstaltungen moderiert.“
Ansonsten ändert sich nicht viel bei der „Lachenden Kölnarena“, die es in abgewandelter Form schon seit über 40 Jahren gibt. Das heißt: Es gibt also auch weiterhin die „Karten-Camper“. Das sind die treuesten Fans. Sie haben sich schon seit Freitag am Rudolfplatz einen guten Platz in der Warteschlange gesichert. Denn am Montag beginnt unter anderem dort der Vorverkauf.
Der ist in diesem Jahr deshalb so früh, weil die Session extrem kurz ist.
Das besondere System: Wer wieder ähnliche Plätze haben will wie im Vorjahr, muss sich an der gleichen Vorverkaufsstelle anstellen. Bauer-Hofner: „Dort gehen immer die gleichen Karten-Kontingente hin. Wer darauf keinen Wert legt, kann auch später kommen oder per Telefon bestellen.“
Die taz schreibt:
Allseits geachtet
Mit dem Radio-Köln-Moderator Burk Mertens verstummt eine besonders kölsche Stimme des lokalen Hörfunks
Burk Mertens ist tot. Der kölsche Radiomoderator wurde nur 54 Jahre alt. Am frühen Samstagmorgen erlag er den Folgen einer Herzoperation. Mit ihm verliert Köln einen überzeugten Karnevalisten und lebensfrohen Klüngler, die CDU ein langjähriges Mitglied.
Mertens hatte den Privatsender "Radio Köln" wesentlich mit aufgebaut. Seine Live-Einsätze wurden schließlich so bekannt, dass die Boulevard-Presse ihn als "Die Stimme Kölns" bezeichnete. Nicht nur im Radio konnten seine Fans ihn hören. Auf zahllosen Straßenfesten oder Karnevalssitzungen tingelte Mertens durch die Stadt.
So manche Journalistenkarriere in Köln hat Mertens mit geprägt. Er schulte Nachwuchskräfte im Sprechen am Mikrophon und brachte ihnen den Aufbau eines Radiobeitrags bei. Während solcher Termine erntete er Staunen und Bewunderung, denn nur Wenige konnten so rasant wie er mit Magnetbändern umgehen.
Mertens schaffte den Spagat zwischen verschiedenen Medien in Köln. Obwohl Radio Köln zu M. DuMont Schauberg gehört, zollte ihm auch die Konkurrenz von der Bild Zeitung Respekt. Obwohl er ein bekannter Lokalfunker war, holten ihn die Mitbewerber vom WDR zur Kommentierung ihrer Karnevalszüge. Obwohl er durch die Karnevalssitzungen der Kölner CDU führte, genoss er auch bei den anderen Parteien Anerkennung. Obwohl seine Geburtswiege in Mönchengladbach stand, war er doch durch und durch Kölner Karnevalist, der aber auch ernste Themen journalistisch umsetzen konnte.
Das Leben von Burk Mertens bestand zum allergrößten Teil aus Arbeit. Er liebte den Job am Mikrophon. Hörfunk war seine Leidenschaft. Und er genoss es, mit dem Aufkommen von Radio Köln in die erste Reihe zu kommen - vorher hatte er in einer PR-Firma gearbeitet.
Das schwache Herz wurde ihm schließlich zum Verhängnis. Erste Anzeichen versuchte er zu überspielen. Dann probierte er, seinen Stress zu vermindern. Doch die hinterhältige Krankheit war nicht länger aufzuhalten. Die Transplantation eines Spender-Herzens hatte er zunächst überlebt. In der Reha-Klinik konnte sich sein geschwächter Körper dann nicht mehr gegen ein Virus wehren. Eine sympathische Stimme Kölns ist verstummt."