AW: Türkenbelagerung in Linz?
@radio_watch
Wieso bieten deiner Meinung nach Formatradios keine Content?? Worauf stützt sich dein Urteil?
kommerzielle privatradios bieten keinen content weil sie gewinnorientiert ausgerichtet sind. sie müssen eine möglichst breite masse an hörerInnen gewinnen, damit sie werbung schalten können. das ist ihr finanzierungsmodell.
im kommerziellen privatradioprogramm laufen nachrichtenmeldungen. mehr nicht.
Ich habe den Gesetzentwurf auf der HP des BKA´s gelesen - von einer Finanzierung des kommerziellen Radios durch den Staat o.ä. habe ich da nichts gelesen. Deine Quelle?
kommerzielle radios sollen auch nicht finanziell gefördert werden. davon habe ich auch nichts geschrieben. sie bedürfen auch nicht einer solchen förderung. sie haben ein anderes finanzierungsmodell. kommerzielle anbieter werden aber gegenüber freien radios bevorzugt:
die stellungnahme des vfrö (verband freier radios österreich) zum geplanten privatradiogesetz.
die presseaussendung:
http://www.freie-radios.at/ausendungen.php?id=21
bzw. die gesamte stellungnahme:
http://www.fro.at/aktuelles/StellungnahmePRGnovelle04.doc
Wenn du mehr Frequenzen für Freie Radios forderst: Warum trittst du als erstes gegen bundesweites Privatradio auf (also gegen die Chancengleichheit kommerzieller Anbieter mit Ö3), und forderst nicht das Hinterfragen von ORF 5(!)-fach Versorgungen, durchaus in urbanen Gebieten.
ich trete gegen bundesweites privatradio auf, weil bundesweites privatradio keine medien- und meinungsvielfalt herstellt, im gegensatz zur programmvielfalt, die ein freies radio gewährleistet.
Wenn du mit der Lage des Freien Radios nicht zufrieden bist: Wie viel von der Misere ist hausgemacht? zB die schlechte technische Versorgung mit der 94.0 in Wien ist zu 80% hausgemacht. (Details schicke ich dir gerne via PN)
ich kenne die technische versorgung von radio orange nicht. "hausgemacht" heißt was?
freie radios müssen mit sehr wenig ressourcen auskommen. technische geräte und personal kosten geld.
Wie verträgt sich "Meinungsvielfalt" mit "Quotenunabhängig". Wenn die Quote egal ist, dann kann man auch Webradio machen. Oder kann man sich bereits bei Angebotspluralismus auf die Schulter klopfen?
meinungsvielfalt und quotenunabhängigkeit schließt sich insofern nicht aus, dass durch quotenabhängiges programm - also gewinnorientiertes massenprogramm - keine meinungsvielfalt gewährleistet kann.
das impliziert nicht, dass freie radios keine hörerschaft erreichen wollen.
Erhebung/Radiotest: Habt ihr mal mit Fessel/GfK gesprochen, ob sie euch einen Spezialtarif machen? Ich bin überzeugt, andere Lizenznehmer wären bereit, dass ihr weniger zahlt und trotzdem eure Tagesreichweiten ausgewiesen bekommt. Oder habt ihr es aus ideologischen Gründen nie versucht?
soweit ich weiß wurde noch mit keinem meinungsforschungsinstitut wegen eines spezialtarifs gesprochen. das ist nicht oberste priorität - obwohl es natürlich interessant wäre zu wissen wieviel leute zuhören. wobei das - wie gesagt - sehr stark von sendung zu sendung tendiert. ich glaube dass es aufgrund der programmvielfalt sehr schwer ist, ein repräsentatives ergebnis zu erzielen.
Und: Warum glaubst du, dass du unabhängig bist, wenn du vom Staat Geld bekommst. Weil der Staat einem Verein Geld in die Hand drückt, ohne Einfluß zu nehmen? Na sicher...
weil subventionen zu beziehen per se keine abhängigkeit erzeugt.
kulturvereine können, dürfen und sollen subventionen beziehen. weil es einen grund gibt, dass sie finanziert werden. der ist meist gesetzlich festgeschrieben. (gemeinnützigkeit wäre hier beispielsweise ein stichwort)
100%ig unabhängig kannst du bei subventionsbezug _finanziell_ natürlich nicht sein. weil du ja mehr oder weniger vom subventionsgeber finanziell abhängig bist.
inhaltlich muss die subvention natürlich argumentiert werden und deshalb kannst du auch inhaltlich unabhängig sein ohne "regierungsziele" verfolgen zu müssen. stell dir eine solche kulturlandschaft mal vor...
subventionen werden ja nicht auf verdacht oder willkürlich vergeben. man muss viel mehr darum kämpfen. und das mit stichhaltigen fundierten argumenten die ja nicht von irgendwoher kommen.
In westlichen Ländern zeigt man bei der Finanzierung Eigeninitiative, bei uns will man reflexartig an die Steuergelder. Und manchmal habe ich das Gefühl, aus der Sicht Österreichs ist überall Westen. (Außer vielleicht in Deutschland)
freie radios finanzieren sich zum größten teil durch eigenmittel.
"reflexartig" an die steuergelder zu wollen, ist eine freche unterstellung.
die idee des freien radios existiert nicht ohne grund.
sie beinhaltet die gewährleistung der medien- und meinungsvielfalt unter berücksichtigung unterrepräsentierter minderheiten durch den offenen zugang. nichts anderes leisten freie radios.
der staat hat als garant für medienvielfalt dafür zu sorgen, dass ebendiese gewährleistet wird. eine uniformierung und monopolisierung der medienlandschaft ist nie erstrebenswert. und mit demokratischen verhältnissen gar nicht vereinbar.
Und manchmal habe ich das Gefühl, aus der Sicht Österreichs ist überall Westen.
dem kann ich nicht widersprechen. wenn es auch nicht hundert prozentig politisch korrekt sein mag.
Mein Standpunkt: Freies Radio, ja, bitte - Steuergelder: Meinetwegen in dem von mir weiter oben beschriebenen Modell - der oft geforderte inhaltliche Blankoscheck kann´s nicht sein. (Staat zahl, aber misch dich nicht ein) - oder basteln wir gleich ORF-II, weil Steuergelder ethisch besser als Werbegelder sind.
welches modell?
ich kann es leider nicht aus deinem posting herauslesen.
es gibt bereits ein finanzierungsmodell der freien radios - das bisher nicht umgesetzt wurde.
siehe
http://www.freie-radios.at/files/Foerderungsmodell.pdf
den einerseits beschriebenen "blankoscheck" gibts auch nicht.
der staat hat wie gesagt eine aufgabe. die muss er erfüllen. und zwar durch finanzielle förderung.
steuergelder sind insofern im allgemeinen moralischen verständnis vertretbarer als werbeeinnahmen, weil sie (wieder) der allgemeinheit zugute kommen und nicht der bereicherung eines/r einzelnen. das ist meine meinung.
darüber hinaus gibt es keine basisfinanzierung der freien radios. (aufgrund der fehlenden gesetzlichen verankerung der freien radios).
@radiologe
mich würden wirklich konkrete zahlen interessieren.
die prozenzwerte weiß ich nicht auswendig. die muss ich erst recherchieren.
ich halte freie radios prinzipiell für wichtig. was mich stört, ist die offenbar weit verbreitete einstellung der macher, dass alleine eine gültige lizenz für ein freies radio aussreichen muss, um subventionen kassieren zu können. hier müssten verbindliche richtlinen und vorgaben für den erhalt von förderungen eingerichtet werden.
eine lizenz ist nicht so einfach zu bekommen. für freie radios im speziellen noch schwerer. unter anderem deshalb, weil die gesetzlichen rahmenbedingungen fehlen: die gesetzliche verankerung der freien radios und die damit verbundene staatlich gesicherte finanzierung. zum beispiel. (siehe neues prg und die stellungnahme des vfrö)
d.h. genauso dass eine lizenz keine versicherung dafür ist, eine subvention "kassieren" zu können. die muss extra beantragt werden und ist ebenfalls nicht einfach zu bekommen.
siehe dazu den aktuellen lizenzbescheid der rtr für die frequenz 107,1, die dem freien rundfunk freistadt zugesprochen wurde:
http://www.rtr.at/web.nsf/lookuid/B86AA58314947DCCC1256E59005B9317/$file/Zulassung%20Freistadt%20107,1%20MHz.pdf
bzw. (wenn der link nicht so funktioniert wie er sollte):
http://www.rtr.at/web.nsf/deutsch/R...ungen_ZulassungHoerfunkFreistadt?OpenDocument
..in dem die argumentation der lizenzvergabe dokumentiert ist.
die höhe der subventionen sollte sich danach richten, wie gut oder schlecht diese richtlinien von einem freien sender umgesetzt werden. soll heissen, in welchem ausmaß setzen die freien sender ihre selbst postulierte rolle (siehe charta der freien radios
http://www.freie-radios.at/charta.php)
um.
die charta der freien radios ist keine richtlinie sondern eine erklärung, die die freien radios selbst verfasst haben und sich selbst auferlegt haben.
ein lizenzbescheid ist ebenfalls daran gekoppelt. nicht aber weil er gesetzlich festgeschrieben ist (eine gesetzliche verankerung der freien radios gibt es wie gesagt bis dato nicht), sondern weil sich freie radios selbst dazu verpflichten.
das alleine schon ist eine unverantwortlichkeit.
das die freien radios ihren eigenes auferlegten programmauftrag erfüllen, ist leicht zu beweisen. die zahlen sprechen für sich:
400 programmmacherInnen
100 sendungen
12 sprachen
sämtliche kultureinrichtungen in linz haben eine sendung auf radio fro (kupf, posthof, stifterhaus, ars electronica center, architekturforum, landesgalerie, ok centrum für gegenwartskunst, etc..)
es gibt eine professionelle inforedaktion, die das werktägliche infomagazin frozine gestaltet.
es existiert eine eigene seniorenschiene, eine jugendschiene, eine frauenschiene, etc..)
darüber hinaus gibt es eine vielfalt an musiksendungen (rock, pop, techno, jazz, klassik, raggae, drum and bass, garage, punk, metal, down beat, schlager, etc..)
es gibt regelmäßige ausbildungsmaßnahmen für neue sendungsmacherInnen.
die sendungsabwicklung verläuft strukturiert, kontrolliert und nicht willkürlich.
radioprojekte (ars electronica festival, festival der regionen, etc..) finden statt...
technologische entwicklungen werden vorangetrieben. (z.b. das digitale audioarchiv der freien radios: cba - cultural broadcasting archive
http://cba.fro.at)