AW: Überreichweiten und Empfangsstörungen durch Inversionswetterlage
Oh ja... das derbste zum Thema, das ich je gefunden habe, war eine Bauanleitung für einen PLL-Synthesizer-Tuner. Also für einen quarzverriegelten UKW-Tuner mit digitaler Frequenzanzeige - das, was im Volksmund seit 20 Jahren "Digitaltuner" heißt. Muß gegen 1988 im "Funkamateur" gewesen sein, AFAIR 3 lange Artikel in aufeinanderfolgenden Ausgaben. Der Autor fuhr auf: einen kompletten Z80-Rechner nebst allen Peripherieschaltkreisen, Transverter für die russischen EPROMS, die offenbar exotische Betriebsspannungen brauchten, schnelle, aus Logikbausteinen zusammengebastelte "quasidiskrete" Teiler, rotleuchtende 5×7-Punktmatrixanzeigen, die in der DDR nur schwer aufzutreiben waren. Das dürften locker auf 19" 3 HE geworden sein, alleine für die PLL und den Controller - sowas paßt heute auf einen Chip. Man konnte dann die Sender speichern, indem man sie in den EPROM schrieb. Speicheränderung = Löschen unter der Höhensonne und Neuprogrammierung. Immerhin gab es schon die Möglichkeit, Sendernamen abzuspeichern und - sowas habe ich nirgendwo sonst gefunden - speicherbare 4 Bit zur Ansteuerung eines Antennenrotors! Vom eigentlichen Tuner sah man in der Bauanleitung absolut nichts. Es begann am Oszillatorausgang und endete bei der Abstimmspannung, war also tatsächlich nur die Ansteuerung. Den Tuner (Typ 7 wäre wohl ideal gewesen) nebst ZF, Demodulation (A225 = TDA1047) und Stereodecoder (A4510 = TDA4510) hätte man noch selbst dranfrickeln müssen. Bedenkt man jetzt noch, daß es Leute gab, die mangels Programmiergerät EPROMS "von Hand" programmiert haben sollen (geht das eigentlich, die brauchen doch ein bestimmtes Timing?), muß man zum Schluß kommen, daß in der DDR die Elektronik-Hardliner saßen - und die Leute mit der meisten freien Zeit
Ich hätte den Tuner übrigens beinahe mal in Angriff genommen und rechnete schon fleißig mit 2 Schulfreunden abends im Wohnheim irgendwelche Teilerwerte in Hexcode um. Dann kam die Wende, zum Glück, wer weiß, wieviel Leid mir das Projekt noch beschert hätte. Der 1991 gekaufte
Pioneer F-656 kann zwar nichtmal Sendernamen anzeigen, leistet aber heute noch hervorragende Dienste, wenn ich mal auf UKW unterwegs bin.