02.09.2003
19 Bewerber wollen Sendeloch füllen
Neben CSU-Schatzmeister Burkei liebäugelt Neun Live mit der früheren UKW-Frequenz von FAZ-Inforadio
Von Klaus Ott
In Münchens Privatfunk dominiert die Musik, ein kommerzielles Nachrichtenradio ist nur schwer zu finanzieren. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat auf der UKW-Frequenz 92,4 einen Informationskanal gestartet und bald wieder aufgegeben. Das Magazin Focus aus dem Hause Burda, das sich ursprünglich um die Frequenz ebenfalls beworben hatte, versuchte es anschließend erst gar nicht. Nun will ein Kleinunternehmer verwirklichen, was zwei Großverlage nicht geschafft haben. Der Fernsehbetreiber Ralph Burkei (Bayernjournal bei Sat1 und RTL) plant auf der 92,4 ein Nachrichtenradio mit „kompakten Informationen in München Top alle 20 Minuten“. So hat es die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) notiert, bei der 19 Anträge auf Übernahme der ehemaligen FAZ-Sendezeiten eingegangen sind. Die BLM kontrolliert den Privatfunk.
Die meisten Diskussionen dürfte sicherlich Burkeis Vorstoß auslösen, schließlich ist der TV-Unternehmer zugleich Schatzmeister der Münchner CSU. Bekäme er den Zuschlag, würde seine West Net AG mit Sitz in Pullach auf derselben Frequenz senden wie das linksalternative und multikulturelle Radio Lora, das einst vom früheren Münchner CSU-Chef Peter Gauweiler bekämpft worden war. Lora ist täglich von 18 bis 21 Uhr zu hören, davor oder danach läuft das Kinder- und Jugendradio Feierwerk. Beide Hörfunk-Anbieter wollen ihre Programme ausweiten, die Anträge liegen ebenfalls bei der BLM.
Die Medienzentrale will im Herbst entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Bis dahin gibt es viel zu prüfen, etwa die geplante Finanzierung der Programmangebote. Noch einen Reinfall wie mit der FAZ will BLM-Geschäftsführer Martin Gebrande nicht erleben. Der von der Stadt, von Verbänden, Kirchen und anderen gesellschaftlichen Organisationen getragene Medienverein München, der bei der Vergabe der Sendefrequenz 92,4 ein Mitspracherecht hat, warnt vor neuerlichen Pleiten. Bei Burkeis West Net AG und einem weiteren Antragsteller für ein Info-Radio merkte der Medienverein kritisch an: „Nach den Erfahrungen mit FAZ Radio und der Absage von Focus bleibt völlig offen, wie jeder der beiden Bewerber sein angebotenes Programm finanzieren und dauerhaft wirtschaftlich tragfähig machen will.“ Am Mittwoch hat Burkeis Unternehmen bei einem Gespräch in der BLM Gelegenheit, diese Bedenken auszuräumen. Auch andere Interessenten sind geladen, bei denen der Medienverein ebenfalls Vorbehalte hat.
Mehrere Unternehmen wollen ein Service-Radio für Flughafengäste und Messebesucher einrichten, gleich sechs Bewerber planen Literatur-Programme und andere Kulturbeiträge. Auch zwei christliche und einige türkische Radio-Veranstalter haben sich gemeldet – ebenso wie der Fernsehsender Neun Live. Geschäftsführerin Christiane zu Salm möchte ihre Telefon-Gewinnspiele auf den Hörfunk ausdehnen. Dem Medienverein München gefällt das nicht, er hält „die Finanzierung des Programmangebotes für fragwürdig“.
Quelle: Süddeutsche Zeitung
19 Bewerber wollen Sendeloch füllen
Neben CSU-Schatzmeister Burkei liebäugelt Neun Live mit der früheren UKW-Frequenz von FAZ-Inforadio
Von Klaus Ott
In Münchens Privatfunk dominiert die Musik, ein kommerzielles Nachrichtenradio ist nur schwer zu finanzieren. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung hat auf der UKW-Frequenz 92,4 einen Informationskanal gestartet und bald wieder aufgegeben. Das Magazin Focus aus dem Hause Burda, das sich ursprünglich um die Frequenz ebenfalls beworben hatte, versuchte es anschließend erst gar nicht. Nun will ein Kleinunternehmer verwirklichen, was zwei Großverlage nicht geschafft haben. Der Fernsehbetreiber Ralph Burkei (Bayernjournal bei Sat1 und RTL) plant auf der 92,4 ein Nachrichtenradio mit „kompakten Informationen in München Top alle 20 Minuten“. So hat es die Bayerische Landeszentrale für neue Medien (BLM) notiert, bei der 19 Anträge auf Übernahme der ehemaligen FAZ-Sendezeiten eingegangen sind. Die BLM kontrolliert den Privatfunk.
Die meisten Diskussionen dürfte sicherlich Burkeis Vorstoß auslösen, schließlich ist der TV-Unternehmer zugleich Schatzmeister der Münchner CSU. Bekäme er den Zuschlag, würde seine West Net AG mit Sitz in Pullach auf derselben Frequenz senden wie das linksalternative und multikulturelle Radio Lora, das einst vom früheren Münchner CSU-Chef Peter Gauweiler bekämpft worden war. Lora ist täglich von 18 bis 21 Uhr zu hören, davor oder danach läuft das Kinder- und Jugendradio Feierwerk. Beide Hörfunk-Anbieter wollen ihre Programme ausweiten, die Anträge liegen ebenfalls bei der BLM.
Die Medienzentrale will im Herbst entscheiden, wer den Zuschlag erhält. Bis dahin gibt es viel zu prüfen, etwa die geplante Finanzierung der Programmangebote. Noch einen Reinfall wie mit der FAZ will BLM-Geschäftsführer Martin Gebrande nicht erleben. Der von der Stadt, von Verbänden, Kirchen und anderen gesellschaftlichen Organisationen getragene Medienverein München, der bei der Vergabe der Sendefrequenz 92,4 ein Mitspracherecht hat, warnt vor neuerlichen Pleiten. Bei Burkeis West Net AG und einem weiteren Antragsteller für ein Info-Radio merkte der Medienverein kritisch an: „Nach den Erfahrungen mit FAZ Radio und der Absage von Focus bleibt völlig offen, wie jeder der beiden Bewerber sein angebotenes Programm finanzieren und dauerhaft wirtschaftlich tragfähig machen will.“ Am Mittwoch hat Burkeis Unternehmen bei einem Gespräch in der BLM Gelegenheit, diese Bedenken auszuräumen. Auch andere Interessenten sind geladen, bei denen der Medienverein ebenfalls Vorbehalte hat.
Mehrere Unternehmen wollen ein Service-Radio für Flughafengäste und Messebesucher einrichten, gleich sechs Bewerber planen Literatur-Programme und andere Kulturbeiträge. Auch zwei christliche und einige türkische Radio-Veranstalter haben sich gemeldet – ebenso wie der Fernsehsender Neun Live. Geschäftsführerin Christiane zu Salm möchte ihre Telefon-Gewinnspiele auf den Hörfunk ausdehnen. Dem Medienverein München gefällt das nicht, er hält „die Finanzierung des Programmangebotes für fragwürdig“.
Quelle: Süddeutsche Zeitung