AW: UKW vs. OIRT
das von etlichen mittel- und osteuropäischen staaten für ihren FM-hörfunk eingesetzte ukw-band 65,9 bis 73,1 mhz wird neuerdings "FM low" (siehe entsprechende radios bzw. radiorekorder von "sony", "thomson" etc.) bezeichnet - polnisch z.b. "dolny okres" ('unterer bereich'), tschechisch "VKV-1" bzw. "VKV-OIRT" (VKV = UKW). OIRT deswegen, weil die betroffenen staaten mitglieder der internationalen hörfunk- und fernsehorganisation OIRT waren mit sitz in prag (die OIRT war das "sozialistische" pendant zur westeuropäischen EBU). es wurde also unterschieden zwischen FM-OIRT ("low") und FM-CCIR ("high"). erstaunlich, aber wahr: der FM-hörfunk begann z.b. in der tschechoslowakei (prag-vinohrady 89,5 mhz ab januar 1950), polen (Warszawa-Fort Mokotow 97,6, Opole 95,0 und Katowice bzw. damals Stalinogrod 89,8) und ungarn (budapest 89,5) im CCIR-band. später wurden diese länder g e z w u n g e n, ihre FM-sender auf die OIRT-norm umzustellen. der kanalschritt war im OIRT-band stets 30 khz, d.h. die senderfrequenzen waren 65,90 - 65,93 - 65,96 - 65,99 - 66,02 - ...mhz -wer sich die frequenzlisten mal anschaut, wird's bemerken.
ende der 50er/anfang der 60er jahre wurde von der OIRT ein frequenzplan ausgearbeitet, der für jedes OIRT-land vier ukw-sendernetze vorsatz, drei nationale und ein zusätzliches, das regional aufgesplittet werden konnte. die frequenzen selbst wurden dannn auf den regionalen funkverwaltungskonferenzen von genf 1960 (68 - 73,1 mhz) bzw. stockholm 1961 (65,9 - 68 mhz) vergeben bzw. zugesprochen. die stereonorm variierte von mitgliedsland zu mitgliedsland: in der UDSSR und bulgarien wurde das polarmodulationsverfahren eingesetzt, in ungarn, der CSSR z.b. die europäische version des pilottonverfahrens. dies alles gilt n i c h t für die DDR oder z.b. jugoslawien!
der umzug der sender vom OIRT- ins CCIR-band verlief sehr unterschiedlich. erste sender der CCIR-norm tauchten z.b. in der CSSR oder etwa ungarn schon kurz nach der genfer wellenkonferenz 1984 auf: praha-cukrak 102,5, bratislava-kamzik 101,8, sopron 102,0 mhz etc. in tschechien war der komplette übergang im sommer 1995 abgeschlossen, dies war das erste land. bis heute arbeiten sender der OIRT-norm in ungarn ("Kossuth Radio URH"), rumänien, bulgarien und in den nachfolgestaaten der UDSSR. in den zur UDSSR einst gehörenden baltischen staaten litauen, lettland und estland arbeitet schon seit jahren kein OIRT-FM-sender mehr. sogenannte zwei-normen-geräte mit beiden ukw-bändern gibt's bis heute, das lettische unternehmen RRR-Radiotehnika Riga stellt receiver mit beiden bändern u n d beiden stereo-normen her. viele westliche firmen (blaupunkt, panasonic) aber auch die gerätehersteller der DDR lieferten exportversionen ihrer radios mit dem OIRT-band. dazu gab's konverstoren, die das OIRT- ins CCIR-band umsetzten bzw. umgekehrt (was aufgrund der größeren bandbreite "delikat" war...) alles in allem war der hörfunk im OIRT-band eher mit schwierigkeiten und komplikationen verbunden. die umstellung der norm lief und läuft international koordiniert ab, da gibt's keinerlei alleingang!