Veränderungen bei den ARD-Landeswellen

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radiowatcher

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Mir fällt auf, daß sich die XYZ-1-Programme der ARD (also, die sogenannten Landeswellen) musikalisch ziemlich verändern.
Habe das kürzlich bei NDR 1 MV erlebt, daß der Anteil an deutschen Schlagern massiv zurückgegangen ist. Ebenso bei RBB 88,8, SWR 1 usw. Vor nicht allzulanger Zeit hatte man beim Reinhören den Eindruck von Volksmusik-Seniorenwellen.
Gibts da nicht nen Programmauftrag, auch die zu versorgen, die nunmal auf Volksmusik und Schlager stehen ?
Bitte nicht falschverstehen, ich persönlich kann damit nix anfangen und finde manche der neuen Musikfarben ganz angenehm, aber ich könnte mir vorstellen, daß die über 50-jährigen fast gar nicht mehr "bedient" werden...
 
Für SWR1 halte ich deine Beobachtung (und ich muss es ja wissen :p) für falsch. Dort sind deutschsprachige Titel noch nie besonders angesagt gewesen, Schlager schon gar nicht. Mit Grönemeyer, Nena, ab und zu mal Westernhagen und Pur ist die Sache da im Wesentlichen schon immer gegessen gewesen. Für Schlager und Volksmusik hat man das vierte Programm. Insofern finde ich deine Beobachtung bzgl. SWR1 ziemlich merkwürdig.
db
 
mit SWR 1 kann ich nur zustimmen.Und nur weil NDR 1 MV das zu machen scheint würde ich noch nicht von einem großen Trend sprechen
 
Da haben wir hier leidenschaftliche Diskussionen darüber geführt, dass die 50+-Zielgruppe attraktiv für die Werbung ist, viel fitter, als wir blöden Dudelfunker sie finden - und dann bedient ihr selbst alle Klischees und stellt sie allein in die weichgespülte Schlagerecke?!
 
@Radiohexe.
Kann deinen Beitrag überhaupt nicht nachvollziehen. Wer hat denn das 50+-Publikum in die Schlager/Weichspül-Ecke gestellt?
Weder bei mistoseb noch bei Sachsenradio2 oder mir kann ich so etwas finden, und auch bei radiowatcher tue ich mich schwer. Wäre aber auch nur einer und ein "ihr" damit schwer.
Woher hast du deinen Eindruck?
db
 
Original geschrieben von radiowatcher
Mir fällt auf, daß sich die XYZ-1-Programme der ARD (also, die sogenannten Landeswellen) musikalisch ziemlich verändern.
Habe das kürzlich bei NDR 1 MV erlebt, daß der Anteil an deutschen Schlagern massiv zurückgegangen ist. Ebenso bei RBB 88,8, SWR 1 usw. Vor nicht allzulanger Zeit hatte man beim Reinhören den Eindruck von Volksmusik-Seniorenwellen.
Gibts da nicht nen Programmauftrag, auch die zu versorgen, die nunmal auf Volksmusik und Schlager stehen ?

In Sachen SWR1 muss ich auch klar sagen: das war noch nie eine Schlager-Welle. Und in Sachen Programmauftrag braucht SWR1 das ja auch nicht zu sein - schließlich gibt's dafür SWR4.
 
Fakten und Fragen

1. Warum muss man sich - auch als junger Mensch - entschuldigen, Schlager und Volksmusik zu hören? Ist das, was VIVA und MTV mehrheitlich bieten, tatsächlich so viel anspruchsvoller?

2. SWR1 war schon immer ein eher auf internationale Pop- und Rockmusik ausgelegtes Programm (SDR 1 dagegen war als "Herz des Südens" wesentlich hoameliger geprägt).

3. Laut FOCUS Nr.45 ist der deutsche Schlager immer noch der Deutschen liebste Musikrichtung (34,5%), vor Pop international, Oldies, Volksmusik (22,5%), Rock international, Pop deutsch, Rock deutsch, Dance, Klassik, HipHop und Rap (6,8%). (Mehrfachnennung möglich)
 
ja, betreff SWR muß ich Euch Recht geben, da es ja dort die 4.Schiene gibt. Aber überall dort, wo es das (meist) vierte Programm nicht gibt, ist dieser Trend halt zu beobachten.
 
Das SWR / SWF 1 noch nie deutsche Schlager gespielt hat ist so nicht ganz richtig. Bis zum Sendestart von S4 BW /SWF4 spielte SWF1 fast nur deutsche Schlager.
 
Original geschrieben von radiowatcher
Mir fällt auf, daß sich die XYZ-1-Programme der ARD (also, die sogenannten Landeswellen) musikalisch ziemlich verändern.
Habe das kürzlich bei NDR 1 MV erlebt, daß der Anteil an deutschen Schlagern massiv zurückgegangen ist. Ebenso bei RBB 88,8, SWR 1 usw. Vor nicht allzulanger Zeit hatte man beim Reinhören den Eindruck von Volksmusik-Seniorenwellen.
Gibts da nicht nen Programmauftrag, auch die zu versorgen, die nunmal auf Volksmusik und Schlager stehen ?
Bitte nicht falschverstehen, ich persönlich kann damit nix anfangen und finde manche der neuen Musikfarben ganz angenehm, aber ich könnte mir vorstellen, daß die über 50-jährigen fast gar nicht mehr "bedient" werden...

Stimmt auffallend. Heraus kommt dabei, daß von der Waterkant bis zur Zugspitze inzwischen überall der gleiche Oldie/Kultschlagerbrei aus den Lautsprechern quillt.

Ich denke, es gibt zwei Gründe dafür:

1.) Es gibt praktisch keine sendefähigen neuen Schlagerproduktionen mehr, und die älteren Songs nutzen sich halt auch irgendwann mal ab

2.) Volksmusik (in Wahrheit sind damit volkstümliche Schlager gemeint) nicht zu mögen, hat mit Political Correctness zu tun.
Richtig absurd wird es dann, wenn der Programmdirektor des BR sagt, er will keine Titel mehr im Programm haben, bei denen sich die "Balalaika" auf "Jamaika" reimt, er aber andererseits die sprachlich übelsten Gangsta-Gossenslang Machwerke kritiklos im Programm läßt.
 
Ich bin nun auch kein Fan volkstümlicher Musik. Allerdings gebe ich hier auch zu bedenken, dass es ziemlich arrogant und auch ein wenig ignorant wäre, diese Musik als bieder oder gar dümmlich allzutun.

Ein Text über die Schönheit der Berge ist genauso töricht oder intelligent, wie wenn Scott McKenzie über SanFrancisco oder Frank Sinatra über New York singt.

Und wenn ein Jodlerkönig tönt "Schatzerl, i hob di liab" dann ist das ebenso wenig oder viel einfältig, wie wenn die Beatles "She loves you, yeah, yeah" grölen. Ganz zu schweigen von solchen Kunstwerken wie dem Ketchup-Song.

Es gibt in allen Musikrichtungen wunderbare und grottenschlechte Stücke - Texte wie Melodien. Das irre an der Musik ist doch diese unglaubliche Vielfalt, die sie birgt.

Ich kann jedem nur raten, offen für alles zu sein und keine Tabus zu schaffen, nur weil einer von "Political Correctness" schwadroniert.

Meine These ist sowieso, dass die allerwenigsten Menschen ihren Musikgeschmack tatsächlich in einer bestimmten Genre-Schublade wiederfinden.
 
Musikgeschmack und so

Das frage ich mich auch: Warum ist Schlager so "scheiße" und wenn Sasha was von "lo-lo-lo-lo-lonely" durch die Boxen wabern lässt, ist es "angesagter Pop"? Am Text kann's nicht liegen. Und wenn man sich ne Handvoll Oldie-Nummern gibt, dann sind deren Melodien auch oft genug nichts anderes als Hansi Hinterseer, Jantje Smit und wie sie alle heißen. Aber eben englisch. Erst die Kombination von seeehr eingängiger Melodie und flachem Text auf Deutsch macht die Titel schlecht. Und heißt dann abwertend "Schlager". Höre ich ja ab und zu sehr gerne, weil's besser ist als fast jede Comedy. Dagegen kann man Knallinger, Taxi Sharia, jede Gerd-Show und all den Kram in die Tonne kloppen.

Was die Einordnung von Musikgeschmack angeht, bin ich mir ganz und gar nicht sicher, "dass die allerwenigsten Menschen ihren Musikgeschmack tatsächlich in einer bestimmten Genre-Schublade wiederfinden" (JulioCesar).
Jazz, Fusion, Rock, Chanson, NewWave, HipHop, Klassik, Blues. Wäre mein Angebot. Sind doch klare Genreabgrenzungen? ;)
db
 
Klar sind das eindeutige Abgrenzungen. Ich vertrete aber die These, dass die wenigsten Menschen ausschließlich ein oder zwei Genres bevorzugen.

Wer heute im Rolling Stones Konzert war, geht nächste Woche vielleicht zu Howard Carpendale, Udo Jürgens oder den DSDS Sternchen. Und übernächste Woche sieht er José Carreras auf dem Königsplatz OpenAir in München.

Dazwischen läßt er sich im Auto von Bayern3 oder SWR3 etc besudeln und im Bad ist zufällig ein Schlagesender eingestellt.

Mein Eindruck ist, dass die Mehrheit zu verschiedenen Genres hin offen ist.
 
Laut FOCUS Nr.45 ist der deutsche Schlager immer noch der Deutschen liebste Musikrichtung (34,5%), vor Pop international, Oldies, Volksmusik (22,5%), Rock international, Pop deutsch, Rock deutsch, Dance, Klassik, HipHop und Rap (6,8%). (Mehrfachnennung möglich)

Da gab es in den 80er-Jahren beim SDR(!) eine Untersuchung (wurde damals in der Hauszeitschrift veröffentlicht).
Ergebniss: gerade bei älterem Publikum waren "Pop" und "Rock", "Jazz" oder "Blues" Reizwörter und die Präferenz fiel auf Schlager und Volkstümliches.
Spielte man den Befragten Ausschnitte aus Stücken der verschiedenen Genres vor, fielen Schlager und Volksmusik plötzlich weit zurück und die "modernen" Stilrichtungen ergatterten die ersten Plätze
(mag natürlich auch mit den ausgewählten Stücken zusammenhängen...aber trotzdem beeindurckend.)
Letztendlich führte das ganze zu einem Anstieg der fremdsprachigen Musik im ersten Programm.
 
Landeswellen der ARD

Hallo in die Runde!

Es gab von 1998 bis 2000 in Brandenburg eine Bürgerinitiative. Als von einem Tag zum anderen die Landeswelle des damaligen ORB "Antenne Brandenburg" die Schlager aus dem Programm warf, verging den Rundfunkgebührenzahlern im Land Brandenburg das Radiohören. Man organisierte sich, um gemeinsam etwas zu erreichen. Inzwischen sendet Antenne Brandenburg wieder mehr deutsche Schlager. Sicher ist, dass die Programmreform im Jahre 1997 bei Antenne Brandenburg im Zusammenhang mit der Werbeindustrie stand. Schlager passt den Werbetreibenden nicht ins Konzept, weil sich die Werbung fast ausnahmslos nur an junge Zuhörer (14 -49jährige) wendet. Die Veränderungen der öffentlich-rechtlichen Landeswellen, hin zur jugendorientierten Musikfarbe, sind demzufolge meiner Meinung nach gesetzeswidrig, da sich der öffentlich-rechtliche Hörfunk zu 90 Prozent aus Gebühren der Hörer finanziert und nicht anders rum!!! Wenn es da gezielte Anhaltspunkte gibt: Wendet Euch an die zuständige Staatsanwaltschaft! Die Bürgerinitiative für deutsche Schlager im Radio tat dies im Fall der Antenne Brandenburg auch. Man schrieb an die Staatsanwaltschaft nach Potsdam. Es wurde gegen den damaligen ORB ermittelt.

Wer mehr zu diesem Thema lesen möchte, schaut unter www.nd-online.de nach. Da gab es in der Ausgabe vom 1. November 2003 einen großen Bericht.
 
Ups,:(( Das wollt ich mit meinem Thread nun aber nicht erreichen, daß sich gleich die Staatsanwaltschaft einschaltet !!

Das die besagten Programme "moderner" geworden sind, ist ja so schlecht sicher auch nicht.

Mir ist es eben besonders krass aufgefallen, als ich NDR 1 MV gehört hab. Vielleicht war es ja auch nur n subjektiver Eindruck, aber der "Schlager"-Anteil lag deutlich unter 20 %...

Noch voriges Jahr hatte ich mich beim Reinhören in NDR1 NS mit Grauen abgewendet, als da kam: "Nun liegt auf dem Plattenteller ein Titel von James Last - wir schauen auf die Uhr...." na, ihr wißt schon .-))
 
Was ich übrigens bei MDR 1 - Radio Sachsen auffällig finde sind gewisse Coverversionen eingängiger Poptitel: Das Originalarrangement (womöglich praktisch die Urbänder ohne die Gesangsspur), jedoch mit typischem Schlagergesang. Dieser Tage führte es bei mir zu einem Heiterkeitsausbruch, als dort, wo sonst die hochgepitchte Stimme "you're my heart, you're my soul, yeah" kommt, die Schlagerdiva mit "ich bin stark nur mit dir" anhob. Gibt es in nennenswerter Anzahl Hörer, denen solche Lächerlichkeiten gefallen?
 
Das schlimmste Beispiel dieser Art von Coverversionen, das ich je gehört habe, lief vor rund 15 Jahren auf Bayern 3: Statt Tina Turners "We don't need another hero" krächzte eine mir namentlich nicht bekannte weibliche Stimme "Keinen Helden, keinen Hero".

In den 70ern übrigens waren solche deutschen Coverversionen Gang und Gäbe. Sogar "Another brick in the wall" von Pink Floyd wurde damals eingedeutscht.
 
An den eingedeutschten Titeln erkennt man, wie erschreckend schmal der Grat ist zwischen einem Popsong und einem deutschen Schlager.

Vieles, was heute unter 'Hot' AC läuft, hätte musikalisch mit deutschem Text vor 20 Jahren bei Hecks verpönter ZDF-Hitparade gute Chancen gehabt.

Apropos Text: Die grenzenlosen lyrischen Peinlichkeiten kann man vorm Durchschnittsdeutschen schön durchs Englische verstecken. Aus diesem Grunde laufen in Ländern, deren Bewohner des Angelsächsischen mächtig sind, viele dieser gruseligen Machwerke auch gar nicht.
 
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