Wenn das nur nicht so extrem ärgerlich wäre, weil es Wasser auf die Mühlen der Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks ist. Hast Du gestern die Schlagzeilen auf den Titelblättern der Springerpresse gelesen? Man muss es denen nun wirklich nicht immer wieder so dermaßen leicht machen.
Ich habe sie nicht gelesen. Es tut meiner Psyche generell nicht gut, die Schlagzeilen der Springerpresse zu lesen. In meiner mitteldeutschen Heimat sah ich sie in den vergangenen Monaten öfters, wenn ich für meine Mutter einkaufen ging. Ich würde sagen: das schrammt teils kalkuliert knapp an Volksverhetzung vorbei.
Die Petition gegen die Einstellung des kompatiblen Hörfunks via Satellit und Kabel hätte möglicherweise weitaus mehr Potential gehabt, wäre die Springerpresse informiert worden und darauf angesprungen (nein, kein Wortspiel beabsichtigt). Ich habe aus Anstand darauf verzichtet, dies zu tun. Nicht mit "denen".
Die "anständige" Presse ignorierte das Thema trotz entsprechender Information bzw. fabrizierte in mindestens einem Fall aus den offiziellen ARD-Verlautbarungen einen haarsträubenden Text
https://sz.de/1.5485548 , bei dem klar wurde: keine Ahnung von dem, worüber sie schreiben. Und die Kernaussagen wohl dank eines vorauseilenden "Glaubwürdigkeits-Verdachts" / "Vertrauens-Bonus" kritiklos von der ARD übernommen. Und übrigens nicht auf entsprechend eingesandte Korrekturen reagiert - weder an mich selbst noch durch Änderungen am Text.
Sowas ist nie gut - es hat für mich auch nichts mit "Journalismus" zu tun - und ich kann nur hoffen, dass es sich ändert dank der aktuellen Situation um den rbb, die dank aktuellem ARD-Vorsitz des rbb einen Schatten auf den gesamten Senderverbund legen dürfte.
Offenbar braucht es solche Vorgänge, um anderen Medien zu zeigen: "schaut künftig etwas kritischer auf uns, gebt uns nicht pauschal einen Glaubwürdigkeits-Vorschuss, wir sind nicht unfehlbar."
Für die Hörfunkverbreitung via DVB ists zu spät. Die ist kaputt dank einer fachlich schauderhaften "Beratung" der ARD (u.a. durch jemanden, der inzwischen bei der ARD für unser Geld in Lohn und Brot steht) und dank eines offenbar intern bestehenden Systems, in dem diejenigen, die fachlich kompetent sind, keine Entscheidungsbefugnis haben und offenbar nicht einmal als Beratende ernst genommen werden.
Gegner des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
Ich war immer Verfechter des öffentlich-rechtlichen Rundfunks und bezeichne mich auch heute noch als einen. Ich bin davon überzeugt, dass eine Zivilgesellschaft, die intakt werden oder intakt bleiben möchte, eine solche Struktur benötigt. Medien, die primär andere Interessen zu bedienen haben, können das nicht leisten.
Aber mit der ARD habe ich abgeschlossen am 14.12.2021, als der kompatible Hörfunk via DVB abgeschaltet wurde. Wer so herablassend handelt, wer ohne Not einen solchen materiellen Schaden anrichtet bei seinen eigenen "Auftraggebern" und Finanzierern, wer sie durch Schaffung technischer Barrieren von der Teilhabe ausschließt, wer entsprechende Warnungen ignoriert (ich kann belegen, vor genau dem, was die ARD 2021 gemacht hat, bereits im Frühjahr 2019 schriftlich in die ARD hinein gewarnt zu haben) und wer dann sogar mit Unwahrheiten argumentiert (nein, AAC-LC ist nicht Bestandteil des "DVB-S2-Standards", wie ein ganz simpler Faktencheck sofort offenbart), hat sich für mich den Status "anständiger Begleiter der Zivilgesellschaft" verwirkt.
Ich staune selbst über die Macht der Psyche, denn das hatte ich in dieser Radikalität nicht geplant. Ich muss auch keine Energie aufwenden, um diese Haltung aufzubauen oder aufrecht zu erhalten. Ich muss aber Energie aufwenden, um an einem Ort, an dem z.B. ARD-Hörfunk läuft (selbst Programme, die ich sehr schätzte, siehe Bayern 2), in mir aufkommende Aggressionen unter Kontrolle zu halten. Zum Glück hört meine Mutter in der Küche den DLF, das ist ok.
Da wurde im Dezember 2021 für mich eine rote Linie überschritten. Nach 30 Jahren immer wieder erfahrener Ignoranz oder auch direkt artikulierter Ablehnung / Verhöhnung, wenn inhaltliche Qualität eingefordert wurde (z.B. MDR in der ersten Hälfte der 1990er Jahre) bzw. technische Qualität eingefordert wurde (rbb-Soundprocessing via DVB, ab 2011), war das nun für mich offenbar das "Finale". Nach "fest" kommt "ab".
Und gäbe es eine Möglichkeit, der ARD eine "reinzutreten", ohne bestimmte, für mich völlig inakzeptable Kräfte wählen zu müssen, dann würde ichs tun.
Und das hat sich die ARD selbst aufgebaut.
Ich schaue also durchaus etwas erheitert auf den Sumpf, der da möglicherweise gerade beleuchtet wird. Auch wenns eigentlich ein Trauerspiel ist. Oder frei nach Rio Reiser:
Doch jetzt tut's nicht mehr weh,
ne jetzt tut's nicht mehr weh,
und alles bleibt still und kein Sturm kommt auf wenn ich dich seh.
Es ist vorbei, bye-bye Junimond,
es ist vorbei, es ist vorbei bye-bye.