Vieles neu beim rbb-Radio

Die "anständige" Presse ignorierte das Thema trotz entsprechender Information bzw. fabrizierte in mindestens einem Fall aus den offiziellen ARD-Verlautbarungen einen haarsträubenden Text https://sz.de/1.5485548 , bei dem klar wurde: keine Ahnung von dem, worüber sie schreiben.

Ich habe den Artikel geprüft, ich kann nichts finden, das gegen journalistische Grundregeln verstößt. Lediglich Deine (= meine) GegenPosition fehlt. Die in dem Artikel zu finden wäre zwar wünschenswert. Sie nicht zu bringen, ist angesichts der Problemgröße aber auch nicht unbedingt "haarsträubend".
 
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Sind Dir dabei nicht die fachlichen Fehler aufgefallen, die die "Argumentationspraxis" der ARD - möglicherweise ungewollt - unterstützen, aber eben falsch sind und falsch bleiben?

Ich meine nicht nur die lustigen ("... lässt die ARD den Mietvertrag für jenen Satelliten zum Jahresende auslaufen, über den sie bisher ihre Radioprogramme ausgestrahlt hat. Und nutzt dafür künftig die angemieteten TV-Satelliten."), sondern auch die, die versuchen sollen, den angerichteten Schaden zu vertuschen - seitens der ARD, nicht seitens der Zeitung, die da vermutlich völlig arglos war.

Bestes Beispiel: "... DVB-S2-Empfänger. Dieser unterstützt den neuen Standard." ist eben falsch.

ETSI TS 101 154 sagt ganz klar aus, dass kein Codec verpflichtend ist, nur die in ein Gerät integrierten Codecs natürlich der Spezifikation entsprechen müssen (S. 148, unterster Absatz, deutlicher gehts nicht). In der DVB-S2-Norm ETSI EN 302 307-1 (wenn die ARD schon mit DVB-S2 argumentiert) tauchen gar keine Codecs auf (das Dokument ist volltextdurchsuchbar, mach mal) - das ist eine Modulations-Norm, da geht es nur um Datenströme, die auf HF moduliert werden, nicht aber um detaillierte Inhalte der Datenströme.

Und außerdem: was ist mit DVB-C, worüber vermutlich sogar mehr Radionutzung erfolgte als über Satellit (nämlich in gewohnheitsmäßiger Nachfolge des UKW-Kabelempfangs)?

Die ARD hätte sich einzig auf ein Dokument beziehen können, in dem sie oder ARD + ZDF oder ARD + ZDF + IRT die Gerätehersteller auf einen möglichen Einsatz von AAC langfristig (Roadmap) vorbereitet hat. So wird das nämlich normalerweise praktiziert. Für DVB-T2 gibt es das (wobei dort der Bruch mit der Kompatibilität unvermeidlich war und massivst gesteigerte Bildqualität und i.d.R. mehr Programme brachte). Für andere Länder / andere Märkte gibt es sowas teilweise auch (Nordig beispielsweise für Skandinavien, ORS für Österreich - dort wird AAC komplett ignoriert).

Ein solches Dokument für ARD-Hörfunk ist mir nicht bekannt - der Industrie soweit man mir gegenüber zugänglich und offen war übrigens auch nicht. Nur einer aus der Industrie schwieg nicht - der Kleinserienhersteller mit der Edelmanufaktur:


Bitte mal die Einträge vom 20.1.22, 3.1.22 und dort auch den Nachtrag über dem Radioszene-Logo lesen.

Ganz ehrlich: da wird eine Verhaltensweise geschildert, die ich als für eine mit gesellschaftlichen Auftrag zum Nutzen der Gesellschaft und finanziert aus der Gesellschaft arbeitende Einrichtung für indiskutabel halte.

Einzig die EBU TECH 3333 könnte man versuchen zu strapazieren - aber die will irgendwie auch nicht wirklich verpflichtend wirken. "...Media industries ... are encouraged to comply with this set of requirements" klingt nicht wirklich wie Pflicht. Und: dieses Dokument kam 3/2009 mehr als ein Jahr zu spät für Berücksichtigung bei der Entwicklung der HDTV-Receiver der ersten Generation. Und: es bezieht sich auf HDTV, nicht auf Radio, ist also für z.B. DVB-Kabelradios gar nicht anwendbar, für Kopfstellenumsetzer, die UKW aus Sat-Signalen erzeugen, auch nicht.

Soweit, diese TECH 3333 zu strapazieren, ging die ARD soweit mir bekannt aber auch gar nicht. Sie beharrte auf dieser Aussage:

"Der Audiostandard AAC-LC ist mittlerweile Bestandteil des DVB-S2-Standards und wird von allen seit ca. 2012 im Markt erhältlichen, standardkonformen DVB-S2-Empfängern (Set-Top-Box oder Fernseher) unterstützt."

(Quelle: https://share.ard-zdf-box.de/s/GknjnzsF7F8G3sj - darin das "20210804_Redaktionsbriefing_ARD HfK_Transponder 93.pdf")

Die ARD-Argumentation war also von Anfang an nicht sauber, diente aber perfekt dem Durchdrücken der Umstellung mit den bekannten Kollateralschäden (u.a. sämtliche DVB-Kabelradios - soweit aus Branchenkreisen bekannt mehrere 100.000 Stück - waren erst einmal für ARD untauglich gemacht worden, teils gibt es bis heute keinen nutzbaren Upgradepfad für die Betroffenen, teils kostet das Upgrade je Gerät 15 EUR. Multipliziere mal nur 300.000 mit 15 und Du erhältst eine Millionensumme.

Dieses Geld muss der der ARD gewogene, bewusst und gezielt ARD-Hörfunk nutzende Beitragszahler aufbringen, um eine bislang erbrachte Leistung in auch noch verminderter technischer Qualität und reduzierter Funktionalität (Zugang zu Surround kaum noch technisch möglich, während Surround-Sendungen kein Zugang zur korrekten Stereofassung, kein Surround mehr bei hr2 auf Grund der Nutzung des Sat-Signals für UKW-Sender-Zuführung, wofür man die korrekte Stereofassung haben will) zurückzuerlangen. Also eine Art "Bestrafungsmaßnahme" für Hörer-Treue.

Dazu kommen die vielen auszutauschenden oder teils auch in Unkenntnis eines möglichen Upgrades als "geht nicht" erkannten und teils schon entsorgten Empfangsgeräte bis hin zu Premium-HDTV-Receivern. Dazu kommen die Kabelnetze, die noch UKW-Umsetzungen hatten und nun nicht mehr haben.

Unter "service public" stelle ich mir etwas anderes vor.

Ich muss davon ausgehen, dass man sich beim Schreiben des Artikels sehr auf die Korrektheit der ARD-Aussagen zu diesem Thema verlassen hat. Da gibt es einen "Vertrauensvorschuss", der ARD glaubt man einfach, da recherchiert man nicht noch einmal selbst. "Privilegierte Quelle" also.

Seit vergangenem Jahr weiß ich, dass man das eben nicht in jedem Fall so handhaben kann. In eigenen Dingen agiert die ARD offenbar nicht anders , als es irgendwelche kommerziellen Unternehmen auch machen. Da muss man mit allen journalistischen Mitteln ran, um Licht rein zu bringen und die Wahrheit zu finden. Abschreiben der Verlautbarungen führt da nicht weiter.

Und das ist der Bezug zum aktuellen Thema "rbb" hier in der Diskussion: auch im Umgang mit der ARD muss man Vorsicht walten lassen, Aussagen alle auf Korrektheit prüfen und eben auch hinter die Kulissen schauen, was Interna / Verstrickungen auf finanzieller Ebene oder "Macht-Ebene" betrifft.

Ich hoffe, dass die aktuell publik werdenden Vorgänge rund um den rbb da für andere anständige Medien ein Weckruf sind.
 
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Ich muss davon ausgehen, dass man sich beim Schreiben des Artikels sehr auf die Korrektheit der ARD-Aussagen zu diesem Thema verlassen hat. Da gibt es einen "Vertrauensvorschuss", der ARD glaubt man einfach, da recherchiert man nicht noch einmal selbst. "Privilegierte Quelle" also.

Ich glaube nicht, dass hier ein besonderer "Vertrauensvorschuss" vorhanden war. Viele Meldungen sind lediglich umgetextete Pressemitteilungen. Insofern nix Ungewöhnliches, sondern der übliche Journalismus (auch der Qualitätspresse) in der Sparte "Meldungen". Und darauf wollte ich hinaus. Dass die "Meldung" ihr Thema nicht hin und her wendet, oder kritisch hinterfragt, bekommt der Leser mit, sofern er das möchte.
 
Viele Meldungen sind lediglich umgetextete Pressemitteilungen.
Und das ist dann halt kein Journalismus im eigentlichen Sinne. Möglicherweise hätte man mehr Sorgfalt walten lassen, wenn man sich ansatzweise der Brisanz des Vorganges bewusst gewesen wäre.

Und wieder: Vorgänge wie die derzeitigen um den rbb sind da hoffentlich ein Weckruf für externe Journalisten, künftig genauer hinzuschauen.
 
Zufällig eben um 18 Uhr bei rbb TV gesehen. Schlesinger verhängt Baustopp für den Neubau. Sinngemäß: Nach Prüfung soll nächstes Jahr entschieden werden, wie und ob überhaupt gebaut werden soll, "ob wir uns das leisten können".
 
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Was kostet denn der Baustopp? Verträge sind doch sehr wahrscheinlich schon unterschrieben und somit Vertragsstrafen ein Thema...
 
Schlesinger: "Ich sehe zugleich Kräfte am Werk, die uns schaden wollen." Verschwörungstheoretikerin mit Sendungsauftrag. Bitte ersparen sie uns weitere "Schicksalsjahre einer Sendeanstalt". Eine ÖR-Institution ist "vom Volk/fürs Volk" & alles andere als ein Selbstbedienungsladen. Frau Schlesinger und Herr Wolf gehören suspendiert & vor einen brandenburgischen Untersuchungsausschuß geladen. Dort können sie auf präzise Fragen mit eidesstattlicher Aussage antworten.
 
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Schlesinger: "Ich sehe zugleich Kräfte am Werk, die uns schaden wollen."
Wenn ich auf meine meine Erfahrungen mit entsorgten Programminhalten und ruinierten Programmen bei der ARD in den vergangenen 30 Jahren zurück blicke, sehe ich vor allem ARD-Führungskräfte, die den Programmen geschadet haben und keine externen Kräfte. Die Vernichtung öffentlich-rechtlicher Werte kam von innen.
 
Gestern habe ich auf Inforadio ein Interview mit der Chefin gehört. Ich muss ehrlicherweise zugeben, dass mir die Grundhaltung der Intendantin nicht gefallen hat. Er fragt sie, warum sie nicht im Landtag erschienen ist. Sie antwortet: "Nein, wir machen das anders". So ging das dann ewig weiter. Und dann war da noch etwas, was mich geärgert hat: Angesprochen auf die Bausubstanz meinte sie, dass da über Jahrzehnte fast nichts passiert sei. Und genau das stimmt nun wirklich nicht. Der SFB und später der rbb haben sich aus meiner Sicht mit Hingabe um das HdR (und auch das FSZ) gekümmert. Da sind riesige Sanierungsprojekte gelaufen, die aus eigens dafür gebildeten Rücklagen finanziert wurden. Im Prinzip ist das rbb-Gelände in Charlottenburg eine Dauerbaustelle.

Es wäre also einigermaßen schlau gewesen, wenn sie andersrum argumentiert hätte: "Wir sind schon immer sehr verantwortungsvoll mit unseren Gebäuden umgegangen, daher planen wir ja das neue Medienhaus so gründlich, um diesen Weg fortzusetzen". Das hätte besser geklungen.

Aber ich bin ja nicht ihr Berater...

Matthias
 
Mir tuts um die anständigen Menschen leid, die dort in Redaktion, Präsentation, Technik sowie weiteren Bereichen einfach nur jeden Tag gute Arbeit leisten wollen und mit einer solchen Führungsriege zu tun haben. Das nach außen gezeigte Verhalten ruiniert nicht nur den Ruf des rbb weiter, es lässt auch erahnen, wie bestimmte "innere" Prozesse, die mit Programmausrichtungen zu tun haben, ablaufen.
 
Offenbar hat es die Intendantin noch immer nicht verstanden. Solange man sein eigenes Sendegebiet nicht vernünftig mit den eigenen Programmen versorgen kann, ist der Bau eines vollkommen überflüssigen Medienhauses, zudem auch noch auf Pump finanziert, schlicht und ergreifend komplett am Ziel vorbei.

 

Ein Kommentar in dem von Dir verlinkten Artikel, den fand ich bemerkenswert:

LOEH 22.07.2022, 17:31 Uhr
Dass „manche Vertreter des Personalrats“ der beauftragten Anwaltskanzlei
die unbefangene Aufklärung absprechen, ist eine Meinungsäußerung der beiden Autoren.
Diese entspricht aber nicht der Auffassung des rbb Personalrats.
Im Gegenteil. Wir begrüßen ausdrücklich eine allumfängliche Aufklärung
durch die Kanzlei LUTZ I Abel.
Zudem merken wir an, dass im Impressum zum Beitrag von Jan Eder und Martin Rennert
unerwähnt blieb, dass Herr Eder auch Mitglied des Aufsichtsrats der Messe Berlin ist.
Lutz Oehmichen rbb Personalrat
 
Bitte möglichst keine Kommentare weitergeben, da sie nicht selten oberflächlich sind. So hat Hr Oehmichen überlesen, dass der Satz um "manche Vertreter des Personalrats" mit dem Wort "Unterstellung" eingeleitet wurde. Er sollte überdies in Kommentaren nicht für den gesamten Personalrat sprechen...
 
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Heute zitierte das Portal „Business Insider“ aus den Finanzplänen für das Medienhaus. Bitte anschnallen: Um die Baukosten von bis zu 150 Millionen Euro aufbringen zu können, sollte ein Topf mit Mitteln für die Betriebsrenten der Mitarbeiter angezapft werden.
Shame on you Mrs. Schlesinger!...rbb: Ein hoffnunglos verfilzter Selbstbedienungsladen.
 
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Das radioeins Medienmagazin vom letzten Samstag beschäftigt sich sehr ausführlich und kritisch mit dieser Causa.
Falls es jemanden interessiert, hier der Link:
 
Ich finde es schon bezarr, dass eine Anwaltskanzlei herausfinden soll, was die rbb Geschäftsführung weiß.

Ach ja, was habe ich da gemacht? Soso. Und mit wem hab ich da gesprochen ....
 
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Wer möchte beim rbb arbeiten? Wir bieten dir einen Einblick in ein ÖR- Medienhaus. Klingt nach Abenteuer an der Masurenallee. Vergütung 12 Euro Brutto. Aber nicht weitersagen! 1. In Berlin gilt seit 21. Juli 2022 ein Mindestlohn von 13 Euro im öffentlichen Bereich. Lesen die nicht ihre eigenen Nachrichten?! Naja, Abendschau ist aber auch manchmal staubtrocken...:cool:
Stellenbeschreibung gibts hier:
 
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