Volo oder Studium?

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paperboat

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Hallo,

ich bräuchte mal euren Rat.

Ich bin frisch 24, ich arbeite als Freie bei Lokalsendern in NRW, habe ein Praktikum beim WDR gemacht und jetzt noch ein Praktikum bei einem Lokalsender in einem anderen Bundesland, um mal woanders reinzuschauen.

Ich studiere aber auch noch, brauche noch ein Semester, dann bin ich fertig (allerdings hat das Studium nichts mit Journalismus zu tun).

Bei diesem letzten Praktikum hat man mir ein Volontariat angeboten, ich könnte ein Semester lang eine halbe Stelle haben und mein Studium in der Zeit zu Ende machen. Problem: ich schaffe das Studium nicht in einem Semester, wenn ich nebenher noch arbeite und dazu noch pendeln muss (ein Uni-Wechsel ist leider nicht möglich). Vergütet wird das Volo nach Tarif.

Dazu kommen noch ein paar weitere Faktoren, die mich überlegen lassen, ob ich das Volo nehmen würde oder nicht - Fernbeziehung, Hund muss untergebracht werden, kenne in der Volo-Stadt niemanden und hätte eventuell auch in NRW in meiner Heimatstadt noch die Möglichkeit, bei einem weiteren Sender zu hospitieren, übernommen zu werden und mich dann dort auf ein Volo zu bewerben.

Es wäre extrem stressig, auch weil das Volo jetzt relativ bald beginnt und ich kaum Zeit hätte, um alles zu organisieren.

Andererseits habe ich aber auch Angst, wenn ich ablehne, kein anderes Volo mehr zu bekommen. Müsste mich schließlich jetzt in einem halben oder einem Jahr wieder bewerben.
Bisher habe ich noch nicht live moderiert o.ä.

Habt ihr einen Rat für mich?

Viele Grüße, paperboat
 
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Ich stand mal vor einer ähnlich schweren Entscheidung, als man mir mitten im Studium eine Festanstellung in der Politikredaktion einer Tageszeitung angeboten hat. Ich habe mich damals für das Studium entschieden.
Bei Deiner Situation ist erst einmal wichtig, um welchen Sender es sich handelt, der Dir ein Volontariat anbietet. Das müsste schon ein namhafter Sender sein, bei dem Volontariat auch Volontariat bedeutet (und nicht billige Arbeitskraft). Auf keinen Fall würde ich das Studium so kurz vor dem Ende abbrechen. Es ist dein Türöffner nach allen Richtungen - falls die Radiokarriere mal ins Stocken gerät, was früher oder später der Fall sein wird, denn die Erfahrung zeigt: Du wirst immer älter, die Sender wollen immer jünger werden.
Fernbeziehung muss das aushalten, oder sie taugt nichts.
Hund ist schon kritischer. So einen Freund kriegst Du nie wieder, also lass ihn nicht im Stich.
Ansonsten gilt: Folge Deinem Bauchgefühl!
 
Hallo Mannis Fan,

danke für deine Einschätzung.

Der Sender ist bundesweit nicht bekannt. Auch regional kannte ihn kaum jemand, als ich mich bei einigen Leuten umgehört habe, denen ich hier so begegnet bin. Dennoch erreicht er um die 55.000 Hörer in der Durchschnittsstunde.
Weiterbildungen oder Kurse bekommt man nicht hinterhergeschmissen, um externe muss man sich wohl selbst kümmern, also wenn es einen Kurs gibt, den man besuchen möchte, muss man Bescheid sagen. Intern gibt es Weiterbildungen zu denen man auch hinmuss. Sprechtraining gibt es alle paar Wochen im Haus.
Ich müsste gleich nach ein oder zwei Wochen die Nachrichten sprechen. Da überlege ich, ob das jetzt normal ist oder ob das eine Art billige Arbeitskraft ist.

Meinen Hund würde ich niemals abgeben, hätte aber auch ein schlechtes Gewissen, ihn irgendeinem Fremden anzuvertrauen. Zu Hause hätte ich genug Leute, die er kennt, die aufpassen könnten, falls er mal nicht mit in die Redaktion kann.

Hast du deine Entscheidung jemals bereut?

Ich frage mich halt, was ist, wenn ich dann in einem Jahr sowieso woanders hinmüsste, weil ich in NRW nichts bekomme...
Ansonsten sagt mein Bauchgefühl auch eher nein.
 
Ein privater Radiosender in der Größenordnung kann nur "Gulasch" sein. Sorry, ist aber so...
Und ein Angebot für ein Volo, von einem halbwegs vernünftigen Sender, bekommst du heute ohne abgeschlossenem Studium nicht mehr.
Mach dein Studium zu Ende, und wenn du nichts mir Journalismus studiert hast umso besser. Was zum Arbeiten als Journalist wichtig ist, lernst du nämlich, beim richtigen Sender oder bei der richtigen Zeitung, im Volontariat.

Wenn du wirklich in die Richtung Hörfunk willst, such dir anschließend einen Sender oder eine Zeitung, die nach Tarif zahlt und mach dort dein Volontariat. Denn denk dran: Du musst dich nicht unter Wert verkaufen, du hast studiert! Wenn die dich nicht wollen, haben die Pech nicht du! Und lass dich auf keinen Fall mit Prestige abfertigen ("Radiogroup-Prinzip"). Den Fehler machen viele junge Menschen. "Yeah Geil Mikro! Scheiß drauf, dass ich wenig verdiene. Ich bin Hipp und Geil, weil ich moderieren darf!" Was in der PR-Branche das Gratis-Obst ist, ist in der Privat-Radiobranche das Mikrophone. Nette Gründe das Gehalt niedrig zu halten. Bei den Römern nannte man das "Brot und Spiele".

Qualifizierte Leute zu bekommen wird auch für die Presse in Zukunft schwer werden, nötig hat die Branche die Leute aber mehr denn je. Die meisten Öffis haben das erkannt und suchen in ihren Stellenausschreibungen deswegen gezielt nach Spezialisten, beispielsweise nach Rechts- oder Naturwissenschaftler. Deine Chancen steigen, wenn du nix mit Medien und Journalismus studiert hast. Such dir eine Nische, in der du es dir gemütlich machst, werde zum Experte für irgendwas.

Mein Tipp:
Studium
Volo
Job mit vernünftigen Gehalt, sodass der Hund auch noch weiter Leckerlies bekommt.
 
Hallo und danke für deine Einschätzung, SH1977 :)

Der Sender zahlt allerdings nach Tarif... ;)

Allerdings sehe ich es im Grunde auch so - Studium zuerst fertig machen, das kann nicht falsch sein. Als Freie arbeiten kann ich ja trotzdem. Aber mit Volo und ohne Studium, tja, da hab ich dann eben kein Studium. Oder 15 Semester, weil ich es mal eben unterbrochen habe für ein Volo und dann noch dazu einen schlechten Abschluss, weil ich nicht mehr richtig reingekommen bin....

Mein Bedenken ist halt nur, dass ich sonst kein Volo mehr bekomme...
 
Meine Bedenken sind halt nur, dass ich sonst kein Volo mehr bekomme ...

Aber warum? Weil Du dann zu alt bist? Weil Du nicht noch einmal Glück haben sollst?

Mach Dein Studium vernünftig zu Ende! Wer heutzutage keines vorweisen kann, muss der absolute Überflieger sein oder sich mit der Rolle des Dauerkaspers abfinden.

Es ist ja auch kein Geheimnis, dass Du bei den ARD-Anstalten ohne abschlossenes Studium kaum mehr ein Bein auf den Boden kriegst. Selbst mit Privatfunk-Volontariat.
 
Aber warum? Weil Du dann zu alt bist? Weil Du nicht noch einmal Glück haben sollst?
Beides in gewisser Weise. Wenn ich nach dem Studium kein Glück habe, dauert es vielleicht eine ganze Weile, bis ich wieder ein Angebot bekomme, vielleicht bin ich dann zu alt?

Ich sehe auch, dass es eben schwierig ist, an ein Volontariat heranzukommen. Deshalb die Überlegung.

Grundsätzlich ist Radio NRW aber schon besser als irgendein anderer Privatsender in Deutschland, habe ich das richtig verstanden?
 
Habt ihr einen Rat für mich?

In Deinem Alter würde ich beim Fernsehen anklopfen oder bei den Online-Redaktionen vor allem der ARD. Letztere sind noch in dieser wunderbaren "Gründungsphase". Da geht noch was in Sachen Karriere! Und die Arbeit ist (noch) unkonventionell. Noch!

Und TV-Jobs fest/frei gibt es in vielen Sendern und Produktionsfirmen. Auch langfristig, denn TV ist Online (=Zukunft) näher als Radio.

Wichtig aber: Studium beenden. Unbedingt!
 
Hast du deine Entscheidung jemals bereut?

Anfangs ja, weil ich glaubte, mir eine Chance verbaut zu haben. Das abgeschlossene Studium hat dann aber deutlich mehr neue und ungeahnte Chancen eröffnet, so dass es im Nachhinein die absolut richtige Entscheidung war.

Grundsätzlich ist Radio NRW aber schon besser als irgendein anderer Privatsender in Deutschland, habe ich das richtig verstanden?

Was Größe, finanzielle Potenz und Einsatzmöglichkeiten betrifft is das ist so! Auch wenn jetzt hier gleich das NDR-Bashing losgehen wird.
 
@paperboat: Heutzutage würde ich jedem und jeder raten, unbedingt zunächst das Studium zu beenden. Umso schöner ist es, "nebenbei" als Freier oder Freie bereits bei einem Sender zu arbeiten, Erfahrungen zu sammeln, Kontakte aufzubauen, über den Tellerrand zu blicken und Geld zu verdienen. Wenn Du diese Chance hast, nutze sie. Aber das Studium aufgeben für eine unbekannte Butze, die morgen schon wieder weg vom Fenster sein kann (und Du mit), das wäre höchst fahrlässig. Bei der heutigen Hire-and-fire-Mentalität bei PR und (!) ÖR wäre es sogar strohdumm. Ich bin auch Studienabbrecher. Nach 12 Semestern winkte die Festanstellung bei einer ÖR-Anstalt, die ich natürlich mit sabbernden Lefzen annahm. Das allerdings geschah in der Zeit zwischen 1978 und 1984. Heute gehen die Uhren anders. Also, mein dringender Rat: Studium fertig machen, nebenbei, soweit möglich, frei beim Radio, dann auf Volo-Platz bei ÖR bewerben. Das Auswahlverfahren ist hart. Aber wenn Du drin bist, ist Dein Liebäugeln mit dem Radio keine vielleicht unerfreuliche Episode geblieben. Und wenn nicht, dann hast Du zumindest ein abgeschlossenes Studium.
 
Wenn man realistisch denkt, müsste man eigentlich als junger Mensch Abstand vom Radio-Beruf, bzw. der Medienbranche allgemein nehmen. Die Währung in der bezahlt wird sollte neben gutem Geld eigentlich ja auch Selbstverwirklichung sein. Von beidem bekommt man aber immer weniger. Wer wenig verdient kann sich keinen Widerspruch erlauben. Wenn man nicht spurt, steht schon ein Heer von Praktikanten bereit zur Übernahme deines Jobs. Steigt man aus, wird einfach kein Ersatz gesucht. Die anfallende Mehrarbeit muss der Rest des Teams übernehmen. Moderatoren müssen dann eben zusätzlich am Wochenende ran, Recherche für Beiträge wird einfach weggelassen. Da, wo früher journalistische Beiträge liefen, werden heute PR-Beiträge und Programmaktionen gesendet. Das ist nicht nur billiger, sondern bringt dank zahlender Werbepartner sogar mehr ein.
Das von mir beschriebene Vorgehen findet man vom kleinen Lokalradio, bis hin zum landesweiten Marktführer. Und dank den Valerie Webers dieser Welt bleiben auch die ÖR nicht verschont.

Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber kann man jemanden heutzutage überhaupt noch ernsthaft dazu raten ein Volontariat, wo auch immer, anzunehmen?
 
Zuletzt bearbeitet:
Es ist ja auch kein Geheimnis, dass Du bei den ARD-Anstalten ohne abschlossenes Studium kaum mehr ein Bein auf den Boden kriegst. Selbst mit Privatfunk-Volontariat.

Das gilt hoffentlich nur für den journalistischen Bereich (selbst Akademiker werden heute bekanntlich mit Hungerlöhnen abgefunden). Die Fähigkeiten, die ein Moderator im Unterhaltungsbereich braucht, hängen jedenfalls nicht von seiner Gelehrigkeit ab.
 
Wenn du "das Wetter und die Superhits im besten Mix und 100 Prozent von hier" als journalistische Leistung bezeichnest, dann werd ich meinen Lebensweg nochmal überdenken ......
Stop Halt! Die journalistische Arbeit erreicht den Hhöepunkt im Blättern von sog. Fachzeitschriften oder dem Beobachten der TV-Sender, deren Anteilseigner am sog. Privatradio stundenlang in der Redaktion zu sehen sind.
Mörder-Meldung : "Kleines Bäuchlein von [c-Klasse-Promi freier Wahl ) ? Sie sagt noch nichts, aber ihr Boddiegart hat schon mal geflüstert....."
Ja, deutscher Journalismus in seiner Bestform. Das willst du machen ? Mach mal.
Jeder Dachdecker und Elektrikerm oder Heizungsmonteur steht bei mir höher in der Achtung.
 
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Korrigiert mich, wenn ich falsch liege, aber kann man jemanden heutzutage überhaupt noch ernsthaft dazu raten ein Volontariat, wo auch immer, anzunehmen?
Wieso sollte man dies nicht können, so sich der bzw. die Betroffene über Chancen und Risiken desselben im Klaren ist? Wenn man sich nicht zu viel erwartet und ein grundsätzliches Interesse an der Materie vorhanden ist, wenn man sich keine falschen Illusionen macht, dann kann es doch nicht so falsch sein. Ein Volontariat bedeutet ja nicht, später dann bis zur Rente auf ein und derselben Stelle sitzen bleiben zu müssen, wenn eine anständige Basis geschaffen ist (hier: abgeschlossenes Studium).

Und Moderatoren sind nicht journalistisch tätig...?
Ja nun, @ricochet sprach von den Unterhaltungskompetenzen eines Moderators. Je kleiner der Sender, desto stärker sucht man verständlicherweise eierlegende Wollmilchsäue, die man als Nachrichtenschreiber gleichermaßen einsetzen kann wie als Morgenclown und Stadionreporter. Wer aber nur zur Unterhaltungsmoderation benötigt wird, der sollte vordergründig noch ganz andere Dinge können.

Was Größe, finanzielle Potenz und Einsatzmöglichkeiten betrifft is das ist so! Auch wenn jetzt hier gleich das NDR-Bashing losgehen wird.
@Mannis Fan, es ist Dir bewusst, dass NDR und Radio NRW, wonach @paperboat ja gefragt hatte, zwei Paar Stiefel sind? Nur, um Verwechslungen vorzubeugen.
 
Nein, natürlich sollte man einfach Medienkritiker werden. Ganz ohne Vorkenntnisse, aber mit einer gehörigen Portion Mißtrauen. Fragt sich nur, wer einen dann bezahlt.

Falls du damit mich persönlich anzusprechen glaubst: Woher nimmst du die Gewissheit ich besäße keine Vorkenntnisse und inwiefern glaubst du meine Medienkritik entkräften zu können?

Wenn man sich nicht zu viel erwartet [...], wenn man sich keine falschen Illusionen macht[...] Ein Volontariat bedeutet ja nicht, später dann bis zur Rente auf ein und derselben Stelle sitzen bleiben zu müssen, wenn eine anständige Basis geschaffen ist (hier: abgeschlossenes Studium)

Wenn mans etwas runterkürzt, liest sich dein Pladoyer für ein Rundfunkvolontariat nicht besonders überzeugend.
 
Zuletzt bearbeitet:
" Lerne etwas Vernünftiges"
Das hat ein Radiomoderator (damals in leitender Funktion bei einem Lokalsender tätig) zu mir im zarten Alter von 13 oder 14 Jahren gesagt auf meine Frage, wie ich an den Job komme, den er da grad macht (und der mich total fasziniert hatte).
Vielleicht hätte ich auf ihn hören sollen...
...wobei, irgendwie sagen sie Dir das in fast jeder Branche :D

Es gibt also keine Patentrezepte. @paperboat: Wichtig ist, dass Du Dich unverzichtbar machst. Du solltest irgendeine Kombination von Fähigkeiten/Wissen/Erfahrungen haben, die selten ist. Dann konkurrierst Du automatisch mit weniger anderen Leuten. Allerdings schrumpft dann auch die Zahl der in Frage kommenden Stellen ziemlich schnell.
 
Wenn du "das Wetter und die Superhits im besten Mix und 100 Prozent von hier" als journalistische Leistung bezeichnest, dann werd ich meinen Lebensweg nochmal überdenken ......
Stop Halt! Die journalistische Arbeit erreicht den Hhöepunkt im Blättern von sog. Fachzeitschriften oder dem Beobachten der TV-Sender, deren Anteilseigner am sog. Privatradio stundenlang in der Redaktion zu sehen sind.
Mörder-Meldung : "Kleines Bäuchlein von [c-Klasse-Promi freier Wahl ) ? Sie sagt noch nichts, aber ihr Boddiegart hat schon mal geflüstert....."
Ja, deutscher Journalismus in seiner Bestform. Das willst du machen ? Mach mal.
Jeder Dachdecker und Elektrikerm oder Heizungsmonteur steht bei mir höher in der Achtung.
Wir sprachen doch aber von Öffimoderatoren...
 
@ Heinzgen: Ich sprach von Zeitungs- als auch Zwangsbeitragsfunk. Wenn ich die Sendernamen nennen würde, käme es zu Pöbeleien, weil ich (Foren-)Heiligtümer entweihen würde.
Und nein : Der DeutscheLaberFunk ist nicht gemeint.
 
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