Volontariate II

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radiohexe

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Lasst uns doch mal eine andere Seite der Volo-Diskussion aufziehen: Her mit Euren Erfahrungen! Wo ist ein Volo noch eine wirkliche Ausbildung? (D.h. für mich: mindestens eine theoretische Schulung, verschiedene Stationen, Ansprechpartner, regelmäßiges Feedback) Und wo kann man ein Volo in die Tonne knicken, weil man doch nur billiger Redakteur ist, dem man schnell die nötigsten Grundlagen beibringt? Wo ist es ganz schlimm und es gibt mehr Volos als Redakteure (Fest/Frei)?
Die Hexe
 
ähem, vorsicht vor Vorverurteilungen. Wenn ein Volontär billiger Redakteur ist, muss das nicht in jedem Falle von Nachteil sein. Vielfach ermöglicht gerade dies ihm/ihr Onairpräsenz und freie, kreative Entfaltung.

Ist eine Frage des Zieles, was einen mehr reizt. Schönes Rund-um-Ausbildungsprogramm nach festem Plan und mit festen Azubi-und-nicht-mehr-Funktionen oder die Praxis-kommt-vor-Theorie-und-jetzt-ab-vors-Mikro-Methode mit vielen Entwicklungsmöglichkeiten. Entscheide jeder selbst, rät die Jasemine.
 
Ich finde nicht, dass praxisorientierte Ausbildung gleichzusetzen ist mit billiger Arbeitskraft. Nur: wenn ein Mensch mit viel Erfahrung genau so arbeitet wie ein ausgebildeter Redakteur, dafür aber gerade mal die Hälfte verdient, dann ist das ein billiger Redakteur. Noch schlimmer wird es, wenn einem Neuling nur schnell die allerwichtigsten Grundlagen beigebrcht werden, er dann ins kalte Wasser geschmissen wird und bis zum Ende seines Volontariates nur bei ganz groben Fehlern zurecht gewiesen wird. Dann schwimmt er vielleicht bald in einem luftleeren Raum und weiß bald gar nicht mehr, ob er nun Fortschritte macht. Beides hat für mich nicht viel mit guter Ausbildung zu tun. Eine reine Theorieausbildung ohne Anwendungsmöglichkeit auch nicht. Dafür kann eine praxisbezogene Ausbildung, bei der man trotzdem erfährt, wo man gerade steht und innerhalb derer der Ausbildungschef wirklich an Fehlern arbeitet, sehr gut sein. Soviel zu meiner Thread-Absicht. Deshalb interessieren mich die Erfahrungen der (Ex-)Volos.
Die Hexe
 
Hallo, Hexe,

ist aber auch nicht einfach, die passenden Leute für eine gute Ausbildung zu finden. Ich habe selbst Volos erlebt, die darüber gestöhnt haben, am Wochenende zu einem Seminar über deutsche Demokratie der Nachkriegszeit zu müssen. Da war teilweise schon die Mentalität von Beamten vorhanden. Teilweise hatte ich aber auch Verständnis - bei den Volos, die besonders talentiert waren und deshalb auch besonders viel eingesetzt wurden - die waren dann am Wochenende eh nicht mehr aufnahmefähig. Im Privatfunk ist die Gratwanderung zwischen Ausbildung und Firmennutzen eigentlich gar nicht zu stemmen.....

Bei den ÖRs siehts wohl anders aus: Da hängt viel von den zuständigen Redakteuren ab - manche sind typische Beamte - manche können oder wollen sich den Idealismus leisten, andere weiter zu bringen und nutzen das.

Aber letztlich gilt doch in diesem Markt auch das Gesetz "Survival of the fittest" - und das ist auch gut so.

Und damit liege ich - glaube ich - auch auf der Welle von Jasemine.

<small>[ 15-03-2003, 00:59: Beitrag editiert von berlinreporter ]</small>
 
Grundsätzlich finde ich richtig, was Du sagst, nur in Teilen beobachte ich weniger "Survival of the fittest", sondern eher das Überleben mit reichlich Vitamin B gesegneter Vollpfosten <img border="0" title="" alt="[Breites Grinsen]" src="biggrin.gif" />

Man muss halt einen Freund haben, der Freunde hat, die einen kennen,......

Ansonsten gilt das, was leider für Frauen in Männerberufen häufig auch galt: Du musst schon um einiges besser sein als Deine Konkurrenten mit Beziehungen zu entscheidenden Personen und mit 21 eine abgeschlossene Berufsausbildung plus Studium und eine Radioerfahrung von 10 Jahren haben. Na gut, ein wenig übertrieben, aber ich denke, eine große Portion Glück ist sehr wichtig, um nicht als unentdecktes Talent zu versauern.

Gut, ist vielleicht aber nicht nur beim Radio so. Ich saß vor Jahren einmal in einem Vorstellungsgespräch mit 6 Personen bei meiner Heimatbank. Als ein Mädel gefragt wurde, warum sie denn ausgerechnet hier eine Banklehre machen wolle, sagte sie ungelogen: "[...]naja und außerdem ist mein Vater ja Filialleiter hier[...]" Schön, dass wir drüber gesprochen haben <img border="0" title="" alt="[W&uuml;tend]" src="mad.gif" />
Die Beamtenmentalität kann ich allerdings auch nicht nachvollziehen. Ich arbeite auch hauptsächlich am Wochenende und manchmal nachts.
Wenn einem der Job Spaß macht, sollte das ja wohl kein Problem darstellen.
 
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