Vor 20 Jahren: Das private RADIO startet in Neustadt-Speyerdorf

Status
Für weitere Antworten geschlossen.

RadioM1

Benutzer
Vor 20 Jahren: Das private RADIO startet in Neustadt-Speyerdorf

Ein Bericht von Dieter Hofherr.

01. Januar 1984, Anstalt für Kabelkommunikation (AKK) in Ludwigshafen: Auf Kanal 1 des neuen Breitbandkabelnetzes startet auf der Frequenz 104,35 MHz zum ersten Mal in Deutschland ein privater Radiosender. Es ist RADIO WEINSTRASSE, eine Gründung der Fa.TFE-STUDIO GMBH aus dem Industriegebiet Speyerdorf, die eigentlich Mischpulte und Tonstudioeinrichtungen herstellt. Damit hat man auch die Hörfunkstudios der neu gegründeten AKK in Ludwigshafen ausgerüstet und Dieter Hofherr, Geschäftsführer und bis zu diesem Zeitpunkt Tontechniker beim SÜDWESTFUNK Baden-Baden fand für seine Idee, ein Privates Radio für die Vorderpfalz zu gründen geeignete Mitstreiter: Guido Müller, damals auch Mitarbeiter bei TFE-Studio und Musikexperte sollte sich um den Aufbau eines Archivs kümmern, Gerhard Kerner, freier Redakteur aus Speyer um Wortsendungen und Redaktion.

Radiomoderatoren kannte Dieter Hofherr noch aus seiner Südwestfunk-Tätigkeit. So kamen bald dazu: Wolfgang Rositzka (SWF/RTL), Bodo Henkel und Jochen Andrä. Namen, die später bei RPR-Zwei, dem Schlagerradio bekannt werden sollten. Gemeinsam stellte man ein tägliches 5-Stundenprogramm auf, wobei der Schwerpunkt auf der „Morgenparade“ von 6.30 bis 8.30 Uhr lag, der besten Radio-Hörzeit also. Daneben waren aber auch Mittags und Nachmittags Sendungen „on air“. Da man in Speyerdorf professionelle Studios hatte, wurden die Sendungen dort vorbereitet, bzw. teilweise auf Band vorproduziert. Die Livesendungen wickelte man in den Studios der AKK, Ludwigshafen ab, da eine sonst notwendige Sendeleitung der TELEKOM damals unbezahlbar gewesen wäre (ISDN gab es noch nicht !) Natürlich versprachen sich die Radiomacher notwendige Werbeeinnahmen, die aber bei wenigen 1000 Zuhörern (nur wer sein Radio auch am Kabel angeschlossen hatte, konnte zuhören) bescheiden waren. Dies war den Radiopionieren aber klar: Erst die freie UKW-Frequenz hätte den Durchbruch gebracht. Die gab es aber erst 1986 und zwar auch nicht für Lokalsender, sondern nur für die komplette landesweite Kette (Sendestart 30.4.86 RPR, LR, Pro Radio4 und Linksrheinischer Rundfunk) Der Ministerpräsident Dr. Bernhard Vogel, Initiator des Kabelpilotprojektes, besuchte die privaten Radiomacher am 30.1.1984 und versprach, sich für die freie UKW-Frequenz einzusetzen. Das 10-köpfige Team um Dieter Hofherr vertraute dieser Aussage und produzierte –auf eigene Kosten mit der Hypothek auf Haus und Hof- eifrig weiter, ohne zu ahnen, dass alles ganz anders kommen würde. (Man soll eben auf Politikeraussagen nicht vertrauen) Man kaufte einen Übertragungswagen, veranstaltete Sonderfahrten mit dem gerade neu gegründeten Kuckucksbähnel, machte Musikveranstaltungen auf dem Hambacher Schloß und war samstags bei vielen öffentlichen Veranstaltungen unterwegs. Im September 1985 gab es dann eine „Sternstunde „ für die Radiomacher: Die AKK genehmigte für eine Woche die Nutzung des (bereits für die kommende landesweite Kette erbauten ) UKW-Senders 103,6 MHz damals von Mannheimer Fernsehturm aus, während der CONSUMENTA – Messe in Ludwigshafen, Ebert-Halle.

Ein Messestudio wurde über Nacht eingerichtet, Jingles produziert, Moderatoren neu verpflichtet und am 27.9.1985 um 10°°Uhr starteten die Live-Sendungen. Hörermeldungen kamen plötzlich aus Wiesbaden, Heidelberg, Landau, bis Baden-Baden war der Sender zu hören. Plötzlich kamen auch Werbekunden, die erstmalig regional Radiowerbung schalten konnten, da der öffentlich-rechtliche Südwestfunk nur landesweit werben durfte. Dieser beäugte dann auch den kleinen Sender mit Argwohn und machte Schwierigkeiten so gut er konnte: z.B. wurde Moderatoren, die auch beim SWF arbeiteten nahe gelegt, wenn sie weiter Aufträge haben wollten , nicht für den neuen privaten Sender zu arbeiten, bei Veranstaltungen wurde das Team ausgeschlossen, in Mainz wurde bei der Staatskanzlei „Lobbyarbeit“ gegen die privaten betrieben, z.B. sollten nur kleine UKW-Frequenzen (sozusagen die „Reste des Kuchens“) an die Privaten für das kommende freistrahlende Radio vergeben werden, nachdem man 40 Jahre lang sich die besten Frequenzen ausgesucht hatte, ein Problem was auch den Nachfolgern, wie Radio RPR, noch heute Schwierigkeiten bereitet.

Rundfunkpolitisch zeichnete sich im Herbst 1985 ab, dass lokale Sender nicht gewünscht sind und das neue Rundfunkgesetz sah dann auch nur noch eine private, landesweite UKW- Kette vor.

RADIO WEINSTRASSE gab auf, verkaufte seine Gesellschaft an einen Verlag, die hoffnungsvoll begonnene Geschichte des 1. privaten Radios aus Neustadt-Speyerdorf war zu Ende. Die damaligen Macher wirkten dann von Beginn an bei RADIO RPR mit, Dieter Hofherr als Sendeleiter, Guido Müller als Musikredakteur und Gerhard Kerner als Werbeproduzent.
 
Nett.

Dachte ich, bis ich den letzten Satz mit der Autorenzeile obendrüber verglich.

Da stellte ich fest, man schreibt über sich selbst.

In der dritten Person.

Und schon bekommt die Geschichte einen peinlichen Aspekt, denn von der Objektivität, die der Text, der "ein Bericht" zu sein vorgibt, für sich beansprucht, kann wohl keine Rede mehr sein, denkt sich im tiefsten Inneren die Jasemine und schließt diesen Schachtelsatz, während sie an ihrem Glas Cremant nippt.
 
Da hast du aber lange gebraucht, Jasemine. Wenn in Artikeln Firmennamen groß geschrieben (TELEKOM, CONSUMENTA, TFE-STUDIO GMBH) und Namensanhänge (das Schlagerradio) mitgeliefert werden, klingeln bei mir sämtliche Alarmglocken. So sehen üblicherweise nur PR-Texte aus. Den Autorennamen an Anfang und Ende soll man sicherlich als rhetorische Klammer auffassen :D:D:D. db
 
Dass der gute Dieter Hofherr hier über sein eigenes Projekt schreibt, kann man bereits im dritten Satz lesen. Hofherr ist übrigens immernoch technischer Leiter bei RPR in Ludwigshafen und somit eines der letzten "Urgesteine" im Sender.
Intressant ist sein Artikel trotzdem, vor Allem der vorletzte Absatz:

"Rundfunkpolitisch zeichnete sich im Herbst 1985 ab, dass lokale Sender nicht gewünscht sind und das neue Rundfunkgesetz sah dann auch nur noch eine private, landesweite UKW- Kette vor."

Privater Lokalfunk gehört mittlerweile längst zum rheinland-pfälzischen Radioalltag. Lokale Sender gibt es in Trier (Radio in Trier), Koblenz (Antenne Koblenz) und Ludwigshafen (Metropol.FM). Einen weiteren Lokalsender gabs lange Zeit im Donnersbergkreis (Radio Donnersberg), dieser wurde allerdings Anfang 2003 wegen Finanzproblemen eingestellt.
 
AW: Vor 20 Jahren: Das private RADIO startet in Neustadt-Speyerdorf

Auch ich habe damals (1986-1988) viel Zeit-, Geld- und Engagement in die Arbeit des RPR-(LR)Studio Koblenz gesteckt. Die ewigen Unstimmigkeiten, Streitereien-, Intriegen- und Eifersüchteleien zwichen den Redaktionen von RPR und LR haben mich 1988 veranlasst, daß "Handtuch" zu werfen. Was in der Erinnerung bleibt, ist lediglich ein FADER Geschmack!
 
AW: Vor 20 Jahren: Das private RADIO startet in Neustadt-Speyerdorf

@funker: komisch Herr Hoffherr ist nicht mehr Technischer Leiter. Er ist in Rente gegangen worden. :)
 
AW: Vor 20 Jahren: Das private RADIO startet in Neustadt-Speyerdorf

Herr Hofherr ist noch bei RPR und geht tatsächlich bald in den Ruhestand. Aber es wird demnächst aus den alten Studios von damals wieder ein neuer Sender zu hören sein. Aber mehr möchte ich nicht dazu sagen!
 
Status
Für weitere Antworten geschlossen.
Zurück
Oben