Vor 25 Jahren: Erster Vorschlag für Fusion aus SWF und SDR zum SWR

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Ja, es ist tatsächlich schon 25 Jahre her, dass SWF und SDR ihr eigenes Ende beraten haben. Was folgte, kennen wir alle - mit allen Folgen, mit allen Vor- und Nachteilen.
Der SWR hat ein knapp 20minütiges Feature dazu gebastelt und eine Reihe O-Töne insbesondere von Peter Voß, dem damaligen SWF-Intendaten, reingepackt:


Durchaus hörenswert, gerade im Hinblick auf die Voraussicht auf ein Jugendprogramm und die Digitalisierung.
Was mir persönlich zu kurz kommt, bzw. gar nicht erst erwähnt wird, sind die Aversionen, die Badener und Schwaben seit jeher aufeinander haben. Ich selbst habe die Zeit der Fusion selbst beim SWF/SWR miterlebt und kann sagen, dass die Abneigung der Baden gegenüber den Schwaben und umgekehrt eine nicht zu vernachlässigende Hürde war. Man stelle sich vor, Kölner und Düsseldorfer sollten gemeinsame Sache machen. Oder Frankfurter und Offenbacher.
Dass dann doch so etwas wie eine gemeinsame Sendeanstalt dabei herauskam, mag da beinahe schon verwundern. Dass kurz vor Zustandekommen der Fusion der ein oder andere das Weite gesucht und zu anderen Sendern geflüchtet ist, hingegen nicht.
 
Der logische nächste Schritt wäre das Gemeinschaftsprogramm von SWR Baden-Württemberg und SWR Rheinland-Pfalz und die Integration des Saarländischen Rundfunks. Aber Logik und wirtschaftliche Vernunft haben bei Eitelkeiten rund um die föderale Rundfunkhoheit noch nie eine Rolle gespielt.
 
Erster Vorschlag? Nope!

Schon 1989, also vor 32 Jahren, wollten die damaligen Ministerpräsidenten Wagner und Späth SDR und SWF fusionieren. Das war meines Wissens das erste Mal, dass das später verwirklichte Modell, also Fusion von SDR und SWF, aber ohne SR und HR, ernsthaft durchgespielt wurde.

Grundsätzliche Debatten um eine Neuordnung im Südwesten gibt es schon sehr viel länger. Der Unterschied war nur, vor 1989 immer der SR in die Modelle miteinbezogen worden war, und SDR und SR gerne den SWF aufgespalten und unter sich aufgeteilt hätten, während der SWF immer auf eine Großfusion gesetzt hatte. Und weil man sich nicht einigen konnte, blieb der Status Quo dann bis 1998 bestehen.
 
Allerdings haben SDR und SWF seit jeher badisch und schwäbische Gebiete versorgt.
Klar, die Trennlinie zwischen SDR und SWF waren ja auch nicht die Landesteile Baden und Schwaben, sondern die Autobahn A8.

Erster Vorschlag? Nope!

Schon 1989, also vor 32 Jahren, wollten die damaligen Ministerpräsidenten Wagner und Späth SDR und SWF fusionieren. Das war meines Wissens das erste Mal, dass das später verwirklichte Modell, also Fusion von SDR und SWF, aber ohne SR und HR, ernsthaft durchgespielt wurde.
Korrekt. Die Fusionspläne konnten 1990 noch abgewendet werden, was aber aus dieser Diskussion folgte, waren die Zusammenlegung von SDR2 und SWF2 zu S2-Kultur und die Gründung von S4 Baden-Württemberg, beides zum Jahresbeginn 1991.
 
Ja, beide, SDR und SWF, versorgten sowohl Teile Badens als auch Württembergs und Schwabens. Trotzdem war der SWF in der öffentlichen Wahrnehmung der badische Sender und der SDR der von Württemberg.

Vor allem badische Politiker lehnten einen gesamt-baden-württembergischen SDR mit der Begründung ab, dass sie keinen Zentralrundfunk aus Stuttgart wollten, und die Allianz mit der Rheinland-Pfalz wollten, um einen Gegengewicht zu Württemberg zu bekommen und vor allem den Standort Baden-Baden als Hauptstandort zu retten. Dabei war der SDR tatsächlich sehr föderal aufgestellt; das Studio Mannheim war quasi ein zweiter Hauptstandort, und in Karlsruhe saß neben der Regional- auch die Rechtsredaktion.

In einer vernünftigeren Welt hätte man Baden-Baden nach 1998 in einen Produktionsstandort umgewandelt, aber die aktuellen Redaktionen in Stuttgart und Mainz konzentriert. Das hätte uns einige Reibereien und den Raubbau am SDR-Erbe erspart. Regionalproporz und Provinzfürstentum hat das verhindert.
 
Ja, beide, SDR und SWF, versorgten sowohl Teile Badens als auch Württembergs und Schwabens. Trotzdem war der SWF in der öffentlichen Wahrnehmung der badische Sender und der SDR der von Württemberg..
Gibt es da eine Quelle? SWF war in weiten Teilen vom SDR auf UKW empfangbar (bis auf den Nordosten, der größte Teil davon ist badisch). SDR war im SWF-Teil viel mehr nicht per UKW empfangbar, z. B. Im südlichen Württemberg/Bodensee und im Raum hinter Offenburg abwärts.
Für SDR-Regionen wie KA, HD, PF und MA mag die Aussage stimmen, für SWF-Regionen wie FN, BL, SIG, RV, VS eher weniger.
 
Ja, beide, SDR und SWF, versorgten sowohl Teile Badens als auch Württembergs und Schwabens. Trotzdem war der SWF in der öffentlichen Wahrnehmung der badische Sender und der SDR der von Württemberg.
Interessant. Ich habe früher immer gedacht, dass der SWF der Rundfunk für Rheinland-Pfalz war und der SDR der Rundfunk für (ganz) Baden-Württemberg. Aber man lernt nie aus...
 
Klar, die Trennlinie zwischen SDR und SWF waren ja auch nicht die Landesteile Baden und Schwaben, sondern die Autobahn A8.
Interessant. Das ist in etwa der Bereich, wo sich heute der Übergang der SWR Netze 8D Süd und 9D Nord befindet. Hat das irgendetwas mit der Vergangenheit zu tun, dass diese genau den ehemaligen Sendegebieten von SDR und SWR in Baden-Württemberg entsprechen? Mir ist das mal mit Blick auf einer alten SWR/SDR Karte sofort aufgefallen.
 
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Seefunk schrieb:
"Interessant. Ich habe früher immer gedacht, dass der SWF der Rundfunk für Rheinland-Pfalz war und der SDR der Rundfunk für (ganz) Baden-Württemberg. Aber man lernt nie aus..."

Der Südwestfunk wurde von der französischen Besatzungsmacht gegründet und somit entsprach das Sendegebiet der damaligen französische Besatzungszone
 
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Hat das irgendetwas mit der Vergangenheit zu tun, dass diese genau den ehemaligen Sendegebieten von SDR und SWR in Baden-Württemberg entsprechen?
Nein, das ist eine rein technische Angelegenheit. 9D war nicht landesweit nutzbar. Und es gibt mit 8A in Oberschwaben ja sogar einen dritten Kanal. Ausserdem ist die Aufteilung nicht identisch mit der ehemaligen SWF/SDR-Grenze. Ulm sendet z.B. auf 8D, Baden-Baden und Murgtal sind auf 9D.
 
Ich möchte der Aussage widersprechen, dass keine wirtschaftlichen Erwägungen bei der Fusion ein Rolle spielten. Das SWF Sendegebiet bestand im Gegensatz zum SDR Gebiet aus sehr vielen wirtschaftsschwachen, ländlichen Regionen mit starker Abwanderung in Ballungszentren. Davon profitierte der SDR mit seinen vielen Großstädten und sehr wirtschaftsstarken Räumen in Nordbaden und Nordwürttemberg (Filetstückchen: KA, HD, MA, HN und vor allem der mittlere Neckarraum rund um S). Dieses Ungleichgewicht zwischen dem starken Sendegebiet des SDR und einem vergleichsweise schwach aufgestellten SWF Gebiet hatte natürlich Auswirkungen auf den Ertrag aus Rundfunkgebühren und damit auf die Leistungsfähigkeit der beiden Rundfunkanstalten. Insofern war eine Fusion dringend notwendig.
 
Das kann man so sehen oder auch nicht. Vor allem waren aber zwei Rundfunkanstalten politisch schwer in den Griff zu bekommen. Den SWF hatte man in den 90ern schon gefügig und auf Linie gebracht, der SDR war da noch deutlich unabhängiger und kritischer.
 
Der SWF war schon immer gefügiger. Intendant Willibald Hilf wechselte 1977 direkt aus der rheinland-pfälzischen Politik, wo er u.a. Leiter der Staatskanzlei unter Ministerpräsident Helmut Kohl gewesen war (und als solcher in den 70ern die Einführung des Privatrundfunks in Deutschland gefordert hatte), auf den Intendantensessel.

Nebenan in Stuttgart war Intendant Hans Bausch, der den SDR einunddreißigeinhalb Jahre regierte, zwar auch CDU-Mitglied, aber kritisierte als solcher ständig die Medienpolitik seiner eigenen Partei.
 
Soweit bekannt saßen beim SDR satzungsgemäß im Vergleich zu anderen Anstalten recht wenige Pateienvertreter im Rundfunkrat.
 
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